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2002 | Buch

Ökologie der Biozönosen

verfasst von: Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Konrad Martin

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Buchreihe : Springer-Lehrbuch

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Über dieses Buch

Ökologie der Biozönosen behandelt die vielfältigen Wechselbeziehungen der Arten in ökologischen Gemeinschaften und deren Bedeutung für die Struktur und Organisation von Ökosystemen. Unter Berücksichtigung aktueller Forschungsergebnisse werden Formen und Wirkungen der Interaktionen (Tier-Pflanze-Beziehungen, Prädation, Konkurrenz, Mutualismus) zunächst einzeln, dann integriert im komplexen Gefüge von Biozönosen dargestellt. Dabei wird im Wesentlichen einer zentralen Frage der Ökologie nachgegangen: Welche Prozesse bestimmen das Vorkommen der Arten und ihre Abundanzen in Lebensgemeinschaften? In diesem Zusammenhang werden auch neue Aspekte zu angewandten Bereichen (Agrarökologie, Ökosystem-Management, Arten- und Naturschutz) geliefert. Das Wissen wird unter Verwendung vieler Fallbeispiele sowie rund 140 Zeichnungen und Graphiken auch für Einsteiger in die Ökologie gut verständlich und anschaulich vermittelt.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einführung
Zusammenfassung
Welche Faktoren bestimmen das Vorkommen von Arten und die Größe ihrer Populationen? Vor dem Hintergrund dieser zentralen Frage der Ökologie werden wohl letztlich alle Untersuchungen durchgeführt, die sich mit den Existenzansprüchen von Organismen und deren Beziehungen zueinander befassen. In einem ersten Ansatz ihrer Beantwortung lassen sich dabei zunächst zwei Aspekte unterscheiden.
Konrad Martin
2. Phytophagie
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird der Frage nachgegangen, welche Bedeutung die von Phytophagen verursachten Schäden für die Lebens- und Reproduktionsfähigkeit der Pflanzen haben. Dabei geht es zum einen um die Fresstätigkeit von Herbivoren, die indirekt auf die Bildungsrate von Samen oder anderen Vermehrungseinheiten Einfluss nehmen, zum anderen um die von Granivoren, die als direkte Konsumenten von Samen in Erscheinung treten. Dass Tiere mit diesen Ernährungsformen in terrestrischen Biozönosen bedeutend sind, lässt sich anhand der Schätzung von Strong (1983) vermuten, wonach allein schon die phytophagen Insekten ¼ aller makroskopischen Organismenarten der Erde ausmachen.
Konrad Martin
3. Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und Phytophagen
Zusammenfassung
Die bisher dargestellten Ergebnisse zur Wirkung von Phytophagen auf Pflanzen könnten zu der Ansicht verleiten, dass Pflanzen eine weitgehend passive Rolle bei den Tier-Pflanze-Interaktionen spielen und ihren Fressfeinden schutzlos ausgeliefert sind, weil sie nicht die Möglichkeit haben, sich zu verstecken, sich zu tarnen oder zu fliehen. Dieser Vorstellung widersprechen jedoch zahlreiche Erkenntnisse, nach denen Pflanzen durchaus in der Lage sein können, Phytophagen abzuwehren und zu schädigen. In diesem Kapitel wird gezeigt, auf welche Weise dies geschehen kann.
Konrad Martin
4. Prädation
Zusammenfassung
Anders als die meisten Herbivoren töten Prädatoren die Organismen, von denen sie sich ernähren. Die direkte Folge für eine Beutepopulation ist daher eine Verringerung ihrer Individuendichte. Der Anteil der in einem bestimmten Zeitraum erbeuteten Tiere eines Bestandes ist die Prädationsrate. Sie lässt sich in vielen Fällen experimentell bestimmen, wie die folgenden Beispiele zeigen.
Konrad Martin
5. Interspezifische Konkurrenz
Zusammenfassung
Seit Darwin (1859) der Konkurrenz zwischen Individuen und Arten im „Kampf ums Dasein“ entscheidende Bedeutung für die Evolution und die Gestaltung von Tier- und Pflanzengemeinschaften beimaß, sehen viele Ökologen diese Interaktion als den Faktor an, der Populationsdichte, Entwicklung spezieller Ernährungsweisen, Koexistenz und Ausschluss von Arten am stärksten beeinflusst. Konkurrenz ist ein Prozess, der im Gegensatz zu Prädation nicht direkt beobachtet werden kann (außer bei Interferenz). Einzelne Nachweise reichen aus, um die eindeutige Aussage „Art A frisst Art B“ treffen zu können. Es ist dagegen in den meisten Fällen viel schwieriger zu belegen, dass Art X mit Art Y um eine gemeinsame Ressource konkurriert. Daher herrscht in vielen Fällen Unklarheit, ob und in welchem Maße interspezifische Konkurrenz die Zusammensetzung von Artengemeinschaften beeinflusst. Beispiele hierfür finden sich bei verschiedenen Gruppen von Tieren:
  • In vielen Untersuchungen wurde der Schluss gezogen, dass sich Artenpopulationen von herbivoren Insekten, welche sich auf denselben Wirtspflanzen von denselben Ressourcen ernähren, kaum gegenseitig beeinflussen und somit Konkurrenz zwischen den Arten unbedeutend ist (z. B. Radtcke 1976; Strong 1983; Jermy 1985; Damman 1993). Dem widersprechen z. B. Denno et al. (1995), die in einer ausführlichen Literaturstudie keine Hinweise darauf fanden, dass interspezifische Konkurrenz bei Herbivoren prinzipiell seltener zur Wirkung kommt als bei anderen Organismengruppen.
  • In verschiedenen Lebensräumen sind oft zahlreiche Arten der Laufkäfer (Carabidae) gemeinsam vertreten. In vielen Untersuchungen wird interspezifische Konkurrenz als der Mechanismus angesehen, der die Artenzahlen, Abundanzen und die räumliche Verteilung dieser Prädatoren bestimmt Andere kommen dagegen zu dem Schluss, dass dieser Prozess keine wesentliche Rolle bei der Gestaltung von Laufkäfergemeinschaften spielt (Übersicht und Analyse verschiedener Untersuchungen in Niemelä 1993).
Konrad Martin
6. Mutualismus
Zusammenfassung
Mutualistische Beziehungen sind zwischen den unterschiedlichsten Gruppen von Organismen zu finden. Sie bestehen beispielsweise zwischen Blütenpflanzen und verschiedenen Tieren, die als Bestäuber oder Samenverbreiter dienen und dafür mit Nektar, Pollen oder anderen Produkten „belohnt“ werden. Weit verbreitet sind auch Mutualismen zwischen Kleinstlebewesen wie Bakterien, Pilzen oder Algen auf der einen und Tieren oder höheren Pflanzen auf der anderen Seite. Beispiele sind die verschiedenen Mikroorganismen im Verdauungstrakt von Phytophagen, die dort den Zelluloseabbau übernehmen. Andere Formen des Zusammenlebens finden sich zwischen Algen und Tieren, z. B. bei Korallenpolypen. Zahlreiche mutualistische Beziehungen bestehen zwischen Pilzen und Pflanzen. Zu nennen sind die Mykorrhiza (die Verbindung zwischen Pilzen und den Wurzeln bestimmter Arten), oder die Pilze im Gewebe verschiedener Gräser, Sträucher oder Bäume, die Endophyten. Darüber hinaus existieren unzählige weitere, mehr oder weniger enge oder spezifische positive Interaktionen zwischen verschiedenartigen Lebewesen, die meist mit dem Nahrungserwerb, der Fortpflanzung oder dem Schutz vor Feinden in Zusammenhang stehen.
Konrad Martin
7. Intraspezifische Interaktionen
Zusammenfassung
Die Beziehungen zwischen den Individuen einer Population umfassen ein ähnlich breites Spektrum an Prozessen und Wirkungen wie die zwischen verschiedenen Arten, zumindest bei Tieren. So gibt es auch auf Populationsebene Prädation (Kannibalismus), Konkurrenz sowie mutualistische Beziehungen, die sich in bestimmten Verhaltensweisen äußern. Auch hier ist zu prüfen, in welchem Maße solche Interaktionen für die Entwicklung von Populationen Bedeutung haben.
Konrad Martin
8. Die Struktur von Biozönosen
Zusammenfassung
In den vorangegangenen Kapiteln wurden die grundlegenden Formen der Interaktionen, die zwischen Arten, Populationen oder Individuen stattfinden können, dargestellt sowie ihre ein- oder wechselseitigen Wirkungen betrachtet. Diese repräsentierten jedoch, sowohl in Bezug auf die beteiligten Organismen als auch hinsichtlich der Effekte dieser Prozesse, lediglich Ausschnitte aus Biozönosen. In den noch folgenden Kapiteln wird gezeigt, in welcher Weise die verschiedenen Interaktionen in komplexere Assoziationen von Arten, nämlich in Biozönosen, integriert sein können. Es soll geprüft werden, ob und mit welchen Parametern sich die Struktur einer Biozönose beschreiben lässt. Die „Struktur“ bezieht sich hier auf Merkmale wie die taxonomische oder funktionelle Zusammensetzung, die Zahl der Arten oder ihre Beziehungen zueinander.
Konrad Martin
9. Interaktionen in Biozönosen
Zusammenfassung
Wie im vorangegangenen Kapitel deutlich wurde, ist die Aufzeichnung von Nahrungsnetzen in erster Linie ein deskriptives Verfahren, das nur ein bestimmtes Merkmal von Biozönosen, nämlich die trophischen Beziehungen zwischen den Organismen, offenlegt. Die Wechselwirkungen zwischen den Mitgliedern einer Gemeinschaft sind jedoch komplexer als in dieser Form der Wiedergabe erkannt werden kann. Über andere Prozesse, die das Vorkommen und die Häufigkeit von Arten auf Grund ihrer Beziehungen zueinander bestimmen, liefern Nahrungsnetze keine Informationen.
Konrad Martin
10. Kontrolle der trophischen Ebenen: Modelle und die Wirklichkeit
Zusammenfassung
Bisher wurden die Interaktionen vor allem unter dem Aspekt ihrer Effekte auf die Populationsdichte und die Präsenz bestimmter Arten oder Artengruppen betrachtet. Dieses Kapitel befasst sich mit Ansätzen, die darüber hinaus Aussagen über die Wirkungen solcher Prozesse auf die gesamte Biozönose machen wollen. Bei diesen wird aber nicht versucht, ein möglichst genaues Abbild ihrer Zusammensetzung zu bekommen, wie dies beim Nahrungsnetz-Ansatz angestrebt wurde. Vielmehr wird dabei von einer stärker abstrahierten Betrachtungsweise ausgegangen, der die verschiedenen trophischen Ebenen zu Grunde liegen. Sie werden repräsentiert durch Produzenten, Phytophagen, Prädatoren 1. und ggf. 2. Ordnung sowie den Destruenten (s. Abschn. 8.2). Konkret geht es um die Frage, wodurch Individuendichte bzw. Biomasse der einzelnen trophischen Ebenen begrenzt, d. h. kontrolliert werden. Von den Klima- und Witterungsbedingungen abgesehen, kommen hierfür grundsätzlich zwei Faktoren in Betracht: zum einen das Ressourcenangebot und zum anderen die Konsumenten, die sich von den entsprechenden trophischen Ebenen ernähren Für die Kontrolle durch die Ressourcen, also „von unten nach oben“, wurde in der englischsprachigen Literatur der Begriff „bottom-up“ geprägt. Die Kontrolle durch die Konsumenten („von oben nach unten“), wird entsprechend als „top-down“ bezeichnet. Da sich diese Begriffe auch in der deutschsprachigen Literatur etabliert haben, werden sie im Folgenden so übernommen Um die relative Bedeutung dieser beiden Wirkungen auf die einzelnen trophischen Ebenen erkennen und bewerten zu können, müssen die wechselseitigen Einflüsse und Abhängigkeiten über alle Ernährungsstufen der Biozönose hinweg verfolgt werden. Basierend auf diesem Ansatz wurden verschiedene Modelle zur Erklärung der Bedeutung von top-down- und bottom-up-Wirkungen in Biozönosen entwickelt. Solche werden in den folgenden Abschnitten vorgestellt, anhand von Untersuchungsbeispielen geprüft und diskutiert.
Konrad Martin
11. Resümee
Zusammenfassung
Die einzelnen Kapitel dieses Buches befassten sich mit den Interaktionen zwischen Organismen sowie den Faktoren, die ihre Wirkungen beeinflussen. Prozesse, die grundlegende Bedeutung für die Zusammensetzung von Biozönosen haben, wurden unter Berücksichtigung zunehmend komplexer Zusammenhänge im Prinzip auf 3 Ebenen behandelt: (a) Die verschiedenen Interaktionen und ihre Einflüsse auf die beteiligten Artenpopulationen, (b) die Effekte multipler und kombinierter Interaktionen auf die Zahl der Arten und Individuen in Gemeinschaften und (c) die Interaktionen und ihre Wirkungen im Kontext verschiedener Modelle zur Kontrolle von Biozönosen. Wichtige Aspekte dieser Punkte werden abschließend und zusammenfassend in diesem Kapitel wiedergegeben.
Konrad Martin
Backmatter
Metadaten
Titel
Ökologie der Biozönosen
verfasst von
Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Konrad Martin
Copyright-Jahr
2002
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-09050-3
Print ISBN
978-3-540-42769-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-09050-3