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1994 | Buch

Gestaltung komplexer Austauschbeziehungen

Analyse zwischenbetrieblicher Kooperation

verfasst von: Dietmar Rößl

Verlag: Gabler Verlag

Buchreihe : neue betriebswirtschaftliche forschung (nbf)

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Über dieses Buch

GELEITWORT Die Betriebswirtschaftslehre steht vor einem Rätsel: Einerseits ist die Zahl der Publikationen über Kooperation, Synergiemanagement, Netzwerke und ähnliche Themen unüberschaubar und läßt erwarten, daß wir alles Wichtige bereits wissen. Andererseits bleiben naheHegende Kooperationen in der Realität allzu oft aus oder funktionieren schlecht. Was haben wir übersehen? Dietmar Rößl geht an diese Frage in seiner als Habilitationsschrift an der Wirt­ schaftsuniversität Wien vorgelegten Arbeit von verschiedenen Blickwinkeln heran. Mit Akribie untersucht er zunächst verschiedene theoretische Bausteine daraufhin, was sie zu einem Bezugsrahmen für die Evolution und Handhabung von zwischen­ betrieblichen Synergiesystemen zu leisten vermögen. Die Signale aus Spieltheorfe, Systemtheorie, politisch-behavioristischen und ökonomischen Ansätzen zeigen wenig Widersprüche und führen zu einem Erfolgsfaktor, der offensichtlich bisher unterschätzt wurde: der Selbstverpflichtung. Organisatorische Gestaltungsinstru­ mente - eine klassische Domäne der Betriebswirtschaftslehre - sind allein für erfolg­ reiches Synergiemanagement offenbar zu wenig, wenn der Überbau handlungs­ leitender Werte fehlt. Das Funktionieren von längerfristigen Austauschbeziehungen zwischen verbunde­ nen Partnern verlangt offenbar ein anderes Wertesystem, als es für die kurzfristige Ausnützung von Gelegenheiten zwischen autonomen Marktteilnehmern notwendig oder ausreichend ist. Durch die zunehmende Arbeitsteilung und Spezialisierung in immer längeren Wertschöpfungsketten wird die Handhabung von längerfristigen Austauschbeziehungen aber gegenüber der Organisation von kurzfristig reagieren­ den Märkten immer wichtiger. Viele Klein- und Mittelbetriebe stehen heute ebenso vor strategischen Entscheidungen über Kooperationen wie Großbetriebe auf der globalen Ebene.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Präambel

Präambel
Zusammenfassung
Aus Gründen der Sprachregelung wird das Untersuchungsobjekt dieser Arbeit als „interorganisationales Synergiesystem“ oder als „synergetische Relationen“ bezeichnet, obwohl sich diese Arbeit mit der zwischenbetrieblichen Kooperation im allgemeinen und einem Typus von zwischenbetrieblicher Kooperation im besonderen auseinandersetzt.
Dietmar Rößl

Die Arbeit

1. Zur Problemidentifikation
Zusammenfassung
Ausgangspunkt der Problemidentifikation ist die Annahme, daß Menschen einerseits dazu neigen, sich eigennützig zu verhalten2, daß aber andererseits gerade dieses eigennützige Verhalten Interaktionen und damit eine Begrenzung des Egoismus erzwingt. Da sich Interaktionen nach der von den Interaktionspartnern subjektiv eingeschätzten Anreiz-/Beitragsrelation gestalten, setzt die Evolution von Interaktionsbeziehungen die Akzeptanz des Nutzens des Austauschpartners voraus3. Wechselseitig eigennutzmotivierte Austauschbeziehungen von unterschiedlicher Intensität und Dauerhaftigkeit zu beiderseitigem Nutzen sind nicht die Ausnahmeerscheinung des Wirtschaftslebens, sondern seine zentrale Erscheinungsform4. Diese These wird durch Ergebnisse der Soziologie, der Politikwissenschaften und der Sozialanthropologie gestützt, die den Menschen als soziales Wesen mit einer Neigung bzw. einem Zwang zur Gruppenbildung darstellen5. Die Ausbildung von komplexen sozialen Strukturen ist Folge dieser sozialen Gesetzmäßigkeit:6
„Ich setze voraus, daß die Menschen an jenen Punkt angelangt sind, an dem die ihrer weiteren Erhaltung im Naturzustand feindlichen Hindernisse [...] den Sieg [...] davontragen [...].
[...]
Zu ihrer Erhaltung bleibt ihnen kein anderes Mittel übrig, als durch Zusammenschluß eine Summe von Kräften zu bilden [...].
[...]
Wenn sich jeder an alle übergibt, übergibt er sich letzten Endes an niemand. Da man über keinen Teilhaber ein anderes Recht erlangt, als man ihm selbst einräumt, gewinnt man den Gegenwert für alles, was man verliert, und ein Mehr an Kraft zur Erhaltung dessen, was man hat.“7
Dietmar Rößl
2. Zielsetzung der Arbeit
Zusammenfassung
Zielsetzung der Arbeit ist es,
1.
aus dem vielfältigen unternehmerischen Beziehungsgeflecht1 zwischenbetriebliche Synergiesysteme2 als eigenständiges Forschungsgebiet zu isolieren
 
2.
für die betriebswirtschaftliche Untersuchung der zwischenbetrieblichen kooperativen Synergierelationen einen heuristischen Bezugsrahmen zu generieren und
 
3.
auf dessen Basis Instrumentarien zur Gestaltung bzw. zur Handhabung und/oder Ermöglichung der zwischenbetrieblichen Austauschrelationen abzuleiten.
 
Dietmar Rößl
3. Die wissenschaftstheoretische Position
Zusammenfassung
Der Kern einer wissenschaftlichen Arbeit ist ein begründeter Erkenntnisfortschritts, womit die Erarbeitung eines neuen Inhalts und ein Gültigkeitsnachweis gefordert sind. Damit stellt sich grundsätzlich die Frage, wie Erkenntnis erzielt (Erkenntniszusammenhang) und die Gültigkeit (Begründungszusammenhang) nachgewiesen werden kann.
Dietmar Rößl
4. Gang Der Argumentation
Zusammenfassung
Teil A stellt die Arbeit, die ihr zugrundeliegende Problemstellung und Zielsetzung, den Erkenntniszusammenhang und den wissenschaftstheoretischen Forschungszutritt dar. Diese Ausführungen verstehen sich nicht als Rechtfertigung für ein bestimmtes methodisches Vorgehen, sondern entspringen der wissenschaftlichen Redlichkeit, unvermeidbare Werturteile im Basisbereich transparent zu machen.
Dietmar Rößl

Das Forschungsgebiet

5. Zur Morphologie von Kooperationen
Zusammenfassung
Aus den vielfältigen Definitionen für “Kooperation” kann man folgende Begriffselemente isolieren:1
a)
Gemeinsamkeit der Aufgabenerfüllung
 
b)
Selbständigkeit der Kooperationspartner
 
c)
Freiwilligkeit der Zusammenarbeit
 
d)
Koordination und Verhandlung/Abmachung
 
e)
Kooperationsziele
 
f)
Motivation zur Kooperation
 
Dietmar Rößl
6. Die Positionierung im Theorienspektrum
Zusammenfassung
In diesem Abschnitt zeigen wir die theoretischen Module zur Konstruktion des Bezugsrahmens auf und diskutieren die Zweckmäßigkeit ihrer Verwendung. Auf Basis unserer wissenschaftstheoretischen Position bietet die additive Verknüpfung und nachfolgende Verschränkung unterschiedlicher Ansätze zur Analyse von Austauschbeziehungen die höchste Gewähr, einen tragfähigen Bezugsrahmen zur Generierung von pragmatisch-normativen Aussagen entwickeln zu könnenl.
Dietmar Rößl

Der Erkenntniszusammenhang

7. Die theoretischen Module zur Generierung eines Bezugsrahmens
Zusammenfassung
Analysiert man die Auszahlungsmatrix des Gefangenendilemmas1 für eine einmalige Entscheidung, so ergibt sich unabhängig vom verwendeten Entscheidungskalkül2 defektives Verhalten als dominante Strategie3. Diese Entscheidungskalküle führen zu defektivem Verhalten der Spieler in der letzten Periode, und ihre Antizipation führt ebenso zu defektivem Verhalten in den jeweiligen Vorperioden im endlichen Gefangenendilemma (Induktionsargument)4.
Dietmar Rößl
8. Empirische Ergebnisse zur induktiven Ergänzung und zur Konsistenzprüfung der theoretischen Grundlagen zur Bezugsrahmengenerierung
Zusammenfassung
Wie bereits festgestellt, werden diese empirischen Ergebnisse im Erkenntniszusammenhang verwendet, da sie hinsichtlich ihres heuristischen Potentials, unseren Bezugsrahmen zu ergänzen bzw. zu konkretisieren oder zu relativieren ausgewählt werden. In diesem Kapitel werden empirische Ergebnisse daher nur referiert, wenn sie geeignet erscheinen, die theoretischen Implikationen ergänzen oder zur Plausibilitäts- und Konsistenzprüfung beitragen zu könnenl.
Dietmar Rößl

Der Bezugsrahmen und seine Implikationen auf das Synergiemanagement

9. Die Aggregation zu einem Bezugsrahmen der Evolution von Synergiesystemen
Zusammenfassung
Entsprechend unserer wissenschaftstheoretischen Position hatte die Frage, ob die verwendeten Ansätze geschlossene Theoriegebäude bilden, logisch widerspruchsfrei und empirisch wahr sind, für die Auswahl der Ansätze keine Relevanz.
Dietmar Rößl
10. Das Synergiesystemmanagement
Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund von entwickelten positivistischen Theorien stellen pragmatisch-normative Überlegungen nur Umformungen vorhandenen Verstehens ohne wissenschaftlichen Wert dar. Anders stellt sich diese Frage aus konstruktivistischer Sicht: Realitätsentwürfe sind ohne ihre Konsequenzen gar nicht vollständig zu beschreiben; darüber hinaus fordert das Nützlichkeitspostulat von Realitätsentwürfen zumindest umrißartig die Vorstellung von Konsequenzen.
Dietmar Rößl

Die Arbeit

11. Zusammenschau, Wertung der Ergebnisse und Forschungsausblick
Zusammenfassung
Für die Analyse von Synergiesystemen identifizierten wir doch deutlich unterschiedliche methodische und paradigmatische Zutrittsalternativen. Angesichts der bereits vorliegenden Ergebnisse dieser Zutritte in dieser oder in analogen Problemstellungen konnte keine weitergehende plausible Auswahl getroffen werden.
Dietmar Rößl
Backmatter
Metadaten
Titel
Gestaltung komplexer Austauschbeziehungen
verfasst von
Dietmar Rößl
Copyright-Jahr
1994
Verlag
Gabler Verlag
Electronic ISBN
978-3-663-10169-7
Print ISBN
978-3-409-13494-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-10169-7