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1982 | Buch

Direkte Methoden der Variationsrechnung

Ein Lehrbuch

verfasst von: Prof. Dr. Philippe Blanchard, Priv.-Doz. Dr. Erwin Brüning

Verlag: Springer Vienna

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
0. Einige Bemerkungen zur Geschichte und zu den Zielen der Variationsrechnung
Zusammenfassung
Der Name „Variationsrechnung“ wurde zum ersten Mal von L. Euler im Jahre 1756 benutzt. Damit bezeichnete Euler die von J. L. Lagrange 1755 entwickelte neue Methode, aus der er selbst alle möglichen formalen Folgerungen zog. Heute wird der Begriff Variationsrechnung in einem breiteren Sinne verwendet. Gegenstand der Variationsrechnung sind die mathematisch formulierbaren menschlichen Vorstellungen, etwas zu
a)
minimieren,
 
b)
maximieren,
 
c)
„kritisieren“,
 
das heißt man will die Minima, die Maxima und die kritischen Punkte einer Funktion
$$\begin{array}{*{20}c} {f:M \to \mathbb{R},} & {\mathbb{R} = \{ {\text{reelle}}\,{\text{Zahlen}}\} } \\ \end{array} $$
bestimmen. In den Anwendungen ist M eine Menge von Zahlen, Funktionen, Wegen, Kurven, Flächen, Feldern ...
Philippe Blanchard, Erwin Brüning
I. Direkte Methoden der Variationsrechnung
Zusammenfassung
In der Einleitung hatten wir die Bestimmung von Extrema (etwa Minima) von Funktionen als eine zentrale Aufgabe der Variationsrechnung herausgestellt. In allgemeinster Form verstehen wir unter einem Extremal-Problem folgendes
Philippe Blanchard, Erwin Brüning
II. Differentialrechnung in Banach-Räumen
Zusammenfassung
Der vorige Abschnitt enthält die fundamentalen Existenz- und Eindeutigkeitssätze der Variationsrechnung in recht großer und für die Anwendungen angemessener Allgemeinheit. Jedoch enthalten diese Sätze keine praktische Information darüber, wie denn der minimierende (maximierende) Punkt in einer konkreten Situation zu berechnen ist.
Philippe Blanchard, Erwin Brüning
III. Extrema differenzierbarer Funktionale
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wollen wir untersuchen, wie man einen minimierenden Punkt eines Variationsproblems, dessen Existenz und eventuell auch dessen Eindeutigkeit nach Kapitel I garantiert ist, berechnen kann. Die im Kapitel I bewiesenen Sätze über die Existenz eines Extremums eines Funktionais f: M → ℝ (M bezeichnet eine offene Teilmenge eines Banach-Raumes E) ermöglichen es nicht, die Punkte zu finden, in denen das Funktional f zum Beispiel sein Minimum annimmt. Das geschieht mit Hilfe der im Kapitel II eingeführten Differentialrechnung in Banach-Räumen nach derselben Strategie wie im bekannten Fall der differenzierbaren Funktionen auf der reellen Achse.
Philippe Blanchard, Erwin Brüning
IV. Extrema unter Nebenbedingungen (Methode der Lagrange-Multiplikatoren)
Zusammenfassung
In vielen Anwendungen der Variationsrechnung ist nicht einfach das Minimum einer Funktion f auf einer offenen Menge U zu bestimmen, sondern es ist das Minimum von f unter gewissen Einschränkungen an die Punkte xU zu bestimmen. Als ein bekanntes Beispiel für diese Art von Problemen führen wir das folgende aus der klassischen Mechanik an: Es ist das Minimum des Wirkungsfunktionais unter der Einschränkung zu bestimmen, daß die Bewegung in einer vorgegebenen Fläche verläuft. In diesem Fall besteht die Einschränkung also darin, daß die Punkte xU eine Gleichung der Form g(x) = 0, nämlich die Gleichung für die vorgegebene Fläche, erfüllen.
Philippe Blanchard, Erwin Brüning
V. Klassische Variationsprobleme
Zusammenfassung
In vielen Anwendungen der Variationsrechnung hat man genaue Information über die Form des zu minimierenden Funktionais f. Praktisch heißt das, daß das zu minimierende Funktional f folgende Form hat:
$$\begin{array}{*{20}c} {f(\phi ) = \int\limits_I {{\text{F(}}t{\text{,}}\phi {\text{(t),}}\phi '(t),...,\phi ^{({\text{m}})} (t))dt,} } & {\phi ^{(p)} (t) = \frac{{d^p \phi }} {{dt^p }}(t),} \\ \end{array} $$
, mit einer gewissen Funktion F: I × ℝ n+1 → ℝ, φ: I → ℝ und einem kompakten Intervall I = [a, b], bzw. die entsprechende Verallgemeinerung auf Funktionen φ von mehreren Veränderlichen und Funktionen φ mit Werten in ℝ p , p > 1.
Philippe Blanchard, Erwin Brüning
VI. Variationstheoretische Behandlung linearer Rand- und Eigenwert-Probleme
Zusammenfassung
Eine recht frühe Anwendung der variationstheoretischen Grundkonzepte und Methoden stellt die Lösung großer und wichtiger Klassen linearer Rand- und Eigenwert-Probleme dar. Obwohl die hier diskutierten Resultate zum Teil aus den im übernächsten Kapitel besprochenen Ergebnissen über nicht-lineare Rand- und Eigenwert-Probleme folgen, geben wir bereits hier einen Beweis, um die Einfachheit und den elementaren Charakter des variationstheoretischen Zugangs zu betonen. Dazu beginnen wir mit einem variationstheoretischen Beweis des Spektralsatzes für kompakte selbstadjungierte Operatoren. Es folgt eine recht allgemeine Version des Projektionssatzes (für konvexe abgeschlossene Mengen).
Philippe Blanchard, Erwin Brüning
VII. Nicht-lineare elliptische Randwert-Probleme und monotone Operatoren
Zusammenfassung
Im vorigen Kapitel haben wir unter anderem lineare elliptische Randwert-Probleme mit variationstheoretischen Methoden gelöst. Ziel dieses Abschnittes ist es, einen Teil der von F. E. Browder [VIII.2] stammenden Verallgemeinerungen auf nicht-lineare, genauer auf quasi-lineare, elliptische Randwert-Probleme zu besprechen. Der Ansatz, Randwert-Probleme für die quasi-lineare Differentialgleichung „in Divergenzform“
$$A(u)(x) \equiv A_0 (x,u(x),\,\nabla u(x)) - \sum\limits_{j = 1}^n {} \partial _j A_j (x,u(x),\nabla u(x)) = f(x)$$
(7.1)
mit Hilfe der Variationsrechnung zu lösen, entspricht weitgehend unserem Ansatz im Falle linearer Differentialgleichungen.
Philippe Blanchard, Erwin Brüning
VIII. Nicht-lineare elliptische Eigenwert-Probleme
Zusammenfassung
Als weitere Anwendung der direkten Methode der Variationsrechnung soll eine spezielle Klasse von nicht-linearen Eigenwert-Problemen besprochen werden. Dabei verfahren wir bezüglich des technischen Rahmens wie bei der Behandlung der nicht-linearen Randwert-Probleme in Kapitel VII, das heißt, wenn wir Lösungen in einem Gebiet G ⊂ ℝ n suchen, so arbeiten wir in einem geeigneten Sobolev-Raum W m, p (G) = E. Ausgangspunkt dieses Lösungsweges ist die folgende einfache Anwendung des Satzes über Lagrange-Multiplikatoren [Satz IV.3]. Sind f und h zwei C1 -Funktionen auf E mit den Ableitungen Df = f′ und Dh = h′ so können wir die nicht-lineare Eigenwertgleichung
$$\begin{array}{*{20}c} {f'(u) = \,\lambda h'(u),} & {u \in E,} & {\lambda \in \mathbb{R}} \\ \end{array} $$
(8.1)
in einfacher Weise dadurch lösen, daß wir kritische Punkte der Funktion h auf geeigneten Niveauflächen f −1(c) von f oder umgekehrt kritische Punkte von f auf geeigneten Niveauflächen h −1(c) von h bestimmen. Dabei erscheint der Eigenwert λ als Lagrange-Multiplikator.
Philippe Blanchard, Erwin Brüning
IX. Thomas-Fermi-Theorie
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wollen wir diejenigen Probleme der Thomas-Fermi-Theorie besprechen, deren Lösung sich fast ausschließlich auf Methoden der Variationsrechnung stützt. Bezüglich Fragen der Gültigkeit und der physikalischen Interpretation verweisen wir auf W. Thirring [IX.1], E. Lieb und B. Simon [IX.2] und die dort zitierte Literatur. Hier nicht bewiesene Aussagen sind in [IX.1] und zum Teil in [IX.3] begründet. Ausgangspunkt der Thomas-Fermi-Theorie (TFT) ist das Problem, die Grundzustandsenergie quantenmechanischer Viel-Elektronensysteme zu bestimmen. In der TFT versucht man, dieses lineare Problem dadurch zu lösen, daß man ein die quantenmechanische Grundzustandsenergie approximierendes nicht-lineares Funktional ℰ, nämlich das Thomas-Fermi-Energie-Funktional
$$E(p) \equiv E(p,V) = K(p) - A_v (p) + R(p)$$
(9.1)
,
$$\begin{array}{*{20}c} {K(p) = \frac{3} {5}\,\int {p(x)^{5/3} \,d^3 x,} } \\ {Av(p) = \int {V(x)p(x)d^3 x,} } \\ {R(p) = \frac{1} {2}\int {p(x)p(y)} |x - y|^{ - 1} d^3 xd^3 y} \\ \end{array} $$
(9.1′)
unter der Nebenbedingung
$$\begin{array}{*{20}c} {\int {pd^3 x = N,} } & {p > 0} \\ \end{array} $$
zu minimieren versucht. In diesem Kapitel setzen wir ʃ = ʃℝ3. (In der Form (9.1) für ℰ ist unter Ausnutzung von Skaleneigenschaften eine bequeme Normierung gewählt worden.)
Philippe Blanchard, Erwin Brüning
Backmatter
Metadaten
Titel
Direkte Methoden der Variationsrechnung
verfasst von
Prof. Dr. Philippe Blanchard
Priv.-Doz. Dr. Erwin Brüning
Copyright-Jahr
1982
Verlag
Springer Vienna
Electronic ISBN
978-3-7091-2260-0
Print ISBN
978-3-7091-2261-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-7091-2260-0