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2023 | Buch

Nachhaltiges Handeln in Wirtschaft und Gesellschaft

Orientierung für den Wandel

verfasst von: Malte Faber, Reiner Manstetten, Marco Rudolf, Marc Frick, Mi-Yong Becker

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Buchreihe : SDG - Forschung, Konzepte, Lösungsansätze zur Nachhaltigkeit

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Über dieses Buch

Klimawandel, Artensterben, Energie- und Rohstoffmangel sind globale Herausforderungen, die unmittelbar mit unserer Wirtschaftsweise verbunden sind. Sie betreffen unser Dasein im Kern und gefährden die Möglichkeiten, heute und in Zukunft, als Gesellschaft und individuell, ein gutes Leben zu führen.

Der Raum der Fragen, für die wir Antworten benötigen, erscheint grenzenlos und das Finden des „richtigen“ Pfades für den globalen Wandel zunehmend utopisch. Wie behalten wir angesichts hochkomplexer Zusammenhänge und Wechselwirkungen den Überblick? Wie können wir Wesentliches vom Unwesentlichen unterscheiden? Welche grundlegenden Beziehungen in der Natur müssen wir in Rechnung stellen? Welche Wirtschaftsweise ist angemessen? Was ist gerecht? Und unter welchen Bedingungen sind Menschen veränderungsbereit?

Dieses Buch bietet Orientierung. Es behandelt Konzepte aus den Natur-, den Wirtschaftswissenschaften und der Philosophie – u.a. Zeit, Thermodynamik, Knappheit, Verantwortung und Gerechtigkeit – die aus verschiedenen Blickwinkeln ein Verständnis der anstehenden Transformation zur Nachhaltigkeit ermöglichen. Idealerweise dienen sie als Leitlinien für wirksame Entscheidungen und zeigen auf, wie trotz immenser Herausforderungen Wandel möglich wird.

Das Buch richtet sich an alle, die am Wandel in Richtung Nachhaltigkeit mitwirken wollen - sei es in Politik, Wirtschaft, Verwaltung oder Zivilgesellschaft.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Ausgangspunkte

Frontmatter
Kapitel 1. Einführung
Zusammenfassung
Bücher über Klima, Umwelt und Ressourcenprobleme liegen im Trend. In zahllosen Beiträgen wird das Oberthema «Nachhaltigkeit» aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet, es wird leidenschaftlich um zentrale Fragestellungen gestritten und Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen in Theorie und Praxis präsentieren selbstbewusst ihren jeweiligen Ansatz zur Lösung der vielleicht «größten gesellschaftlichen Herausforderung unserer Zeit». Es stellt sich die Frage, ob zu diesen Themen überhaupt noch etwas Neues gesagt werden kann. Auch wir als Autor/innen haben uns gefragt, ob es nötig sei, dieses Buch zu verfassen. Denn vieles von dem, was darin zu finden ist, ist da und dort von Anderen oder auch von uns, den Autoren selbst, bereits veröffentlicht worden. Dennoch hoffen wir, dass das Gesamtergebnis durchaus neu ist, insofern unter dem umfassenden Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit Perspektiven und Einsichten zusammengebracht werden, die zwar wesentlich zusammengehören, aber zumeist nur getrennt voneinander und verstreut an ganz unterschiedlichen Orten in diversen Publikationen zugänglich sind.
Malte Faber, Reiner Manstetten, Marco Rudolf, Marc Frick, Mi-Yong Becker
Kapitel 2. Das MINE-Projekt und die Heidelberger Schule der Ökologischen Ökonomik
Zusammenfassung
Die traditionellen Wirtschaftswissenschaften betrachten die Natur als ein Teilsystem der Wirtschaft, das Ressourcen bereitstellt und Emissionen, Abwässer und Abfälle aufnimmt. Dem gegenüber steht die Perspektive dieses Buches, die Wirtschaft in der Tradition der Ökologischen Ökonomik als Subsystem der Natur versteht. Nicht wenige umweltökonomische Ansätze bieten ein Verständnis der Natur, worin diese als ein Element im Regelsystem der Wirtschaft erscheint, sodass nur ihre Nutzung und Verwertung und allenfalls ihre Widerständigkeit thematisiert wird. Im Gegensatz dazu gehen wir davon aus, dass es die Wirtschaft ist, die fundamental abhängig von der Natur ist, indem sie deren Gesetzen unterworfen und in diese eingebettet ist. Natur interessiert uns in diesem Buch vor allem in ihrer Dynamik, weshalb wir Natur von vorneherein systematisch in Verbindung mit Zeit betrachten. Dieser Perspektivenwechsel gegenüber den traditionellen Wirtschaftswissenschaften verortet den Ansatz unseres Buches innerhalb einer wissenschaftlichen Denkrichtung, die unter dem Namen Ökologische Ökonomik bekannt geworden ist. Das Verständnis der Wirtschaft als Subsystem der Natur ist für diese Denkrichtung kennzeichnend, die mit ihrer Tradition auf den Ökonomen Kenneth Boulding und sein Essay „Spaceship Earth“ (1966) zurückgeführt werden kann.
Malte Faber, Reiner Manstetten, Marco Rudolf, Marc Frick, Mi-Yong Becker
Kapitel 3. Ökonomie, Ökologie und Philosophie
Zusammenfassung
Wozu braucht man Philosophie, wenn die Menschheit ihren Umgang mit ihren Lebensgrundlagen grundsätzlich verändern muss? „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt drauf an, sie zu verändern.“ Die Zeit drängt, so behauptete der junge Marx mit der elften der Thesen über Feuerbach von 1845 (Petersen & Faber, 2018). Die Philosophie mit ihren verschiedenen Interpretationen der Welt hatte ihre Berechtigung gehabt, als es nichts zu tun gab. Wenn aber Taten nötig sind, fördert das Abwägen der verschiedenen Interpretationen der Welt nur Bedenken aller Art und verzögert entschiedenes Handeln. Marx´ Worte passen zu einem Zeitgeist von 2023, der ungeduldig auf radikale und weitreichende Veränderungen drängt. Klimawandel, Artensterben, rapides Verschwinden von Naturräumen, Rückgang von Wasservorräten und verschmutze Gewässer, gefährdete Bodenfruchtbarkeit, unkontrollierter Flächenverbrauch, Plastikmüll in den Meeren, Schadstoffpartikel in der Nahrungskette – eine geradezu unüberschaubare Fülle von Indizien zeigt an, dass die Lebensgrundlagen und das Wohlergehen der Menschen dramatisch gefährdet sind. Ob man die Uhrzeiger des Weltlaufs auf fünf vor zwölf oder auf fünf nach zwölf stehen sieht – nicht nur Klima – und Umweltaktivisten, sondern auch viele Experten sind davon überzeugt, dass gehandelt werden muss. Bedenklichkeit erscheint angesichts drohender Katastrophen fehl am Platz.
Malte Faber, Reiner Manstetten, Marco Rudolf, Marc Frick, Mi-Yong Becker

Der Mensch und sein Handeln

Frontmatter
Kapitel 4. Das Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung und der Begriff der Gerechtigkeit
Zusammenfassung
Die nachhaltige Entwicklung erscheint als das Leitbild der Stunde oder sogar des Jahrhunderts. Dieses Leitbild sollte der Orientierung für Politik und Gesellschaft bieten. Die Politik soll Gesetze, Gebote und Verbote, erlassen, die der Wirtschaft einen Handlungsrahmen geben, um der Menschheit langfristig das Überleben und die Chance für ein gutes Leben zu gewährleisten. In der Gesellschaft ist das Leitbild der Nachhaltigkeit, wenn auch nicht in Taten, so wenigstens in Worten bereits vielfach angekommen. Im öffentlichen Diskurs und am Arbeitsplatz ebenso wie auch im privaten Umfeld ist die Rede von nachhaltigen Lebensstilen, nachhaltiger Ernährung, von der Umstellung auf nachhaltige Mobilität, von berichtsfähigen Nachhaltigkeitsleistungen der Unternehmen etc. Aber meinen wir alle dasselbe oder zumindest Ähnliches, wenn wir über Nachhaltigkeit reden und versuchen unser Leben daran auszurichten? Ist das Leitbild in den Augen von jungen Studierenden in Deutschland dasselbe wie aus der Perspektive von Managerinnen eines indischen Großkonzerns? Während Nachhaltigkeit für einige Menschen die Bereitschaft zu weitgehenden Veränderungen bedeutet, die nicht nur Politik und Wirtschaft, sondern auch die persönliche Lebensweise betreffen, hat der Begriff für andere vor allem mit Marktpositionierung, politischer Taktik oder gesellschaftlicher Profilierung zu tun.
Malte Faber, Reiner Manstetten, Marco Rudolf, Marc Frick, Mi-Yong Becker
Kapitel 5. Homo Oeconomicus und Homo Politicus: Wie wir uns als Menschen sehen und warum das alles ändern kann
Zusammenfassung
Es geht um Menschenbilder. Was Menschsein ist, lässt sich nicht eindeutig definieren. Jedoch können in unterschiedlichen Menschenbildern bestimmte Dimensionen des Menschseins bestimmt werden – etwa die biologische, die wirtschaftliche, die kulturelle, die politische Dimension. Menschenbilder werden auch in den Wissenschaften verwendet. Es handelt sich dabei um Vereinfachungen, wie sie in den jeweiligen Disziplinen für analytische Zwecke vorgenommen werden. Hier geht es um zwei besondere Menschenbilder und ihre Bedeutung für den Umgang mit Nachhaltigkeitsproblemen. Den analytischen Kern der herkömmlichen Wirtschaftswissenschaften bildet das Menschenbild des wirtschaftenden Menschen (Homo oeconomicus), das den Menschen als egoistischen rationalen Nutzenmaximierer konzipiert. Als Grundlage für wirtschafts- und umweltpolitische Instrumente ist dieses Menschenbild für eine praxistaugliche Nachhaltigkeitspolitik unentbehrlich. Bedeutende Transformationen erfordern bei den Akteuren jedoch mehr als rationalen Egoismus. Dass es immer wieder Menschen gibt, die sich für ihre Mitmenschen und den langfristigen Erhalt unserer Lebensgrundlagen engagieren, setzt ein intrinsisches Interesse an Gerechtigkeit voraus – und die Fähigkeit, es im öffentlichen Disput zu vermitteln. Diese Dimension des Menschseins wird im Folgenden im Menschenbild des politischen Menschen (Homo politicus) beschrieben.
Malte Faber, Reiner Manstetten, Marco Rudolf, Marc Frick, Mi-Yong Becker
Kapitel 6. Verantwortung: Wer ist zuständig und was bedeutet es, wenn wir Verantwortung für Umweltprobleme übernehmen?
Zusammenfassung
Es geht um Verantwortung. Verantwortung ist für die Lösung von Umweltproblemen wesentlich. Dieses Kapitel stellt ein Konzept der Verantwortung vor, welches Verantwortung als ein Stellen von Fragen konzipiert, die erforderlich sind, um die Vielschichtigkeit von Umweltproblemen zu durchdringen und praktische Ansätze zur Lösung zu entwickeln.
Malte Faber, Reiner Manstetten, Marco Rudolf, Marc Frick, Mi-Yong Becker
Kapitel 7. Urteilskraft: Wie geht weiter, wenn wir an Grenzen unseres Wissens gelangen? Vom Wissen zum Können
Zusammenfassung
Umfassende Lösungen in Bereichen wie Klima, Abfallvermeidung, Schutz von Biodiversität oder Nutzung von natürlichen Ressourcen könnten, wie es scheint, zügig und entschieden vorangetrieben werden, wenn man nur den Empfehlungen der Wissenschaften folgen würde. Für das Klimaproblem scheint sich der folgende Lösungsweg anzubieten: Naturwissenschaftlerinnen liefern zuverlässige Informationen über die Quellen von Treibhausgasen und ihre Wirkungen in der Atmosphäre, Ingenieure konzipieren Technologien für klimafreundliche Produktionsprozesse. Ökonominnen, Sozialwissenschaftler und Juristinnen erarbeiten Vorschläge für Gebote und Verbote oder marktkonforme Abgaben und Zertifikate, die Politik führt aus, was die Experten aus den Wissenschaften fordern: Sollte das alles nicht in der Summe dazu führen, dass Klimaneutralität innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit erreicht wird?
Malte Faber, Reiner Manstetten, Marco Rudolf, Marc Frick, Mi-Yong Becker

Zeit und Natur

Frontmatter
Kapitel 8. Drei Begriffe von Zeit: Wieso uns eine Uhr nicht alles über die Zeit verrät und wieso man die Zeit verpassen kann
Zusammenfassung
Trotz zahlreicher Veröffentlichungen über Zeit, die so allgegenwärtig ist im Leben der Menschen, ist es nicht einfach zu sagen, was Zeit ist. Sie ist eine ständige Begleiterin, sie ist immer da, sogar vor und nach unserem Leben, sogar vor oder nach der Existenz der Menschheit. Zeit ist auf der einen Seite intuitiv, wir alle haben irgendein Gefühl für Zeit, auf der anderen Seite ist sie so komplex, dass es schwerfällt, Zeit greifbar zu machen, darüber zu reden oder zu schreiben. Schon der römische Bischof Augustinus von Hippo (354 – 430 n Chr.) drückte seine Schwierigkeiten im Umgang mit dem Begriff der Zeit aus: „Was ist also die Zeit? Wenn mich niemand darüber fragt, so weiß ich es; will ich es aber einem Fragenden erklären, so weiß ich es nicht“ (Augustinus, 1980, S. 629). Auch wir werden die Zeit in ihrer Gesamtheit in diesem Kapitel nicht greifbar machen können. Allerdings ist es im Umgang mit Umweltproblemen erforderlich, über Zeit nachzudenken bzw. ein Gefühl für Zeit zu entwickeln. Jedes unserer Klimaziele bezieht sich auf Zeit, die Ausarbeitung von (Umwelt)Gesetzen nimmt eine gewisse Zeit in Anspruch, der häufig geforderte industrielle, gesellschaftliche und politische Wandel geschieht nicht von heute auf morgen und auch der Erfolg oder Misserfolg von Bewegungen wie Fridays for Future ist – zumindest in Teilen – abhängig vom Zeitpunkt des Protests. Wir führen drei Dimensionen der Zeit ein, die es im Umgang mit Umweltproblemen besonders zu beachten gilt. Diese sind 1. der Chronos, 2. die inhärente Zeit und 3. der Kairos.
Malte Faber, Reiner Manstetten, Marco Rudolf, Marc Frick, Mi-Yong Becker
Kapitel 9. Thermodynamik: Fundamentales zum Wesen von Umweltproblemen
Zusammenfassung
Um den notwendigen Zusammenhang zwischen menschlichem Handeln und seinen Auswirkungen auf die Umwelt systematisch verstehen zu können, wollen wir überlegen, ob es nicht möglich ist, einen Einfluss zu finden, der nicht nur bei allen wirtschaftlichen Handlungen, sondern sogar bei allen natürlichen Prozessen von Bedeutung ist. Könnte es vielleicht sein, dass ein solcher Einfluss existiert und zudem eine wesentliche Ursache für die Entstehung von Umweltproblemen ist? Tatsächlich gibt es einen solchen Einfluss, nämlich die Energie. Es ist leicht einsehbar, dass es ohne Verwendung von Energie nicht möglich ist, irgendetwas zu bewirken, geschweige denn eine nützliche wirtschaftliche Handlung durchzuführen. Die grundlegende Betrachtung des Einflusses der Energie auf menschliche Tätigkeiten wird uns helfen, ökologische und ökonomische Grundlagen zu finden, die eine umfassende Sicht auf Umwelt und Wirtschaft ermöglichen. Sie erlaubt es uns, unter Einbezug der folgenden Überlegungen, angemessene Lösungen für Umweltprobleme zu finden.
Malte Faber, Reiner Manstetten, Marco Rudolf, Marc Frick, Mi-Yong Becker
Kapitel 10. Irreversibilität: Warum aus einem Spiegelei nie ein Ei werden kann und was das mit Artensterben zu tun hat
Zusammenfassung
Es geht um Unumkehrbarkeit bzw. um Irreversibilität. Wenn wir es mit Umweltproblemen zu tun haben, dann gilt es zu beachten, dass bestimmte Entwicklungen sich nicht oder nur mit enormem Aufwand rückgängig machen lassen. So wie uns intuitiv klar ist, dass wir die Zeit nicht zurückdrehen können, so sollten wir uns auch darüber bewusst sein, dass genau dies auch für viele Prozesse in der Umwelt gilt. Unsere Bemühungen, unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten, werden erfolgreicher, wenn wir die Irreversibilität von Umweltschäden, wie etwa des Artensterbens, berücksichtigen. Das Bewusstsein über Irreversibilität ist in Politik und Wirtschaft häufig nicht genügend ausgeprägt. In den Wirtschaftswissenschaften, deren Vertreterinnen bis heute großen Einfluss auf Politik und Gesellschaft ausüben, hat Irreversibilität lange keine oder nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Das führt bis heute zu bedeutsamen Schwächen im Umgang mit Umweltproblemen.
Malte Faber, Reiner Manstetten, Marco Rudolf, Marc Frick, Mi-Yong Becker
Kapitel 11. Evolution: Alles entwickelt sich – Möglichkeiten und Grenzen unseres Blicks in die Zukunft
Zusammenfassung
Es geht um Evolution. Wie wird sich die Wirtschaft in der Zukunft entwickeln? Wird es möglich sein, die fortschreitende Umweltzerstörung aufzuhalten, oder lassen die bestehenden Strukturen zu wenig Raum für Veränderung? Können wir Veränderungen aktiv beeinflussen. Wenn ja, wie? Diese und ähnliche Fragen versuchen wir, mit dem Konzept der Evolution zu beantworten. Dieses Kapitel zeigt das Potenzial des Evolutionskonzepts, mit dem vorhersehbare sowie unvorhersehbare Prozesse, Erfindungen und Innovationen, Neuartigkeit und Unwissenheit betrachtet werden. Das hilft uns, eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben, da wir mit der Kenntnis evolutorischer Verläufe gezielter Entwicklungen beeinflussen und gegebenenfalls kontrollieren können.
Malte Faber, Reiner Manstetten, Marco Rudolf, Marc Frick, Mi-Yong Becker

Das Zusammenspiel von Menschen und Natur

Frontmatter
Kapitel 12. Unwissen: Wie das Wissen über unser Unwissen bei Umweltproblemen hilft
Zusammenfassung
Es geht um Wissen. Was ist Wissen und was ist Unwissen? Wie definieren sich die Grenzen unseres Wissens und inwiefern ist Unwissen überhaupt reduzierbar? Was können Menschen wissen und was entzieht sich (systematisch) ihrem Wissen? Inwiefern überschätzt die Menschheit ihr Wissen und inwiefern unterschätzt sie zugleich ihr Unwissen, z. B. bezogen auf technische Lösungen oder spontane gesellschaftliche Entwicklungen? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Beherrschbarkeit von Technik, Natur und Gesellschaft? Und wie können die Menschen mit ihrem Unwissen in Bezug auf Umweltprobleme produktiv umgehen?
Malte Faber, Reiner Manstetten, Marco Rudolf, Marc Frick, Mi-Yong Becker
Kapitel 13. Kuppelproduktion: Wenn wir nicht nur das produzieren, was wir produzieren wollen
Zusammenfassung
Es geht um Kuppelproduktion. Jede Produktion eines materiellen Gutes führt zu einer gleichzeitigen Produktion sogenannter Kuppelprodukte, welche häufig umweltschädlich sind. Mit dem rasanten wirtschaftlichen Wachstum seit der industriellen Revolution hat auch die Menge der schädlichen Kuppelprodukte zugenommen, was bis heute starke Schäden an Mensch und Umwelt verursacht. Das war möglich, weil die Entstehung von Kuppelprodukten lange Zeit als nebensächlich betrachtet wurde. In den herkömmlichen Wirtschaftswissenschaften dachte man zwar über Kuppelproduktion nach, allerdings erst, nachdem sie bereits auftrat, also z. B. ein Fluss schon verschmutzt war. Der in diesem Kapitel vorgestellte Ansatz geht einen anderen Weg: Wir zeigen auf, dass Kuppelproduktion a) thermodynamisch bedingt ist und b) daher zwingend schon vor jeder Produktion beachtet werden muss, damit Umweltprobleme gar nicht erst entstehen.
Malte Faber, Reiner Manstetten, Marco Rudolf, Marc Frick, Mi-Yong Becker
Kapitel 14. Absolute und Relative Knappheit: There is no Planet B
Zusammenfassung
Es geht um Knappheit. Knappheit drückt aus, warum die Übernutzung von Rohstoffen, die Überbeanspruchung landwirtschaftlicher Flächen, verschmutzte Gewässer, die Entstehung von Müll oder die Abholzung von (Regen)Wald zu einem Problem die Menschheit werden. Die einfache Antwort ist: „There is no Planet B!“. Knappheit drückt also aus, dass die Menschheit durch ihre Wirtschafts- und Lebensweise weltweit ihre natürlichen Lebensgrundlagen zerstört. Wir, die Menschheit, tun dies, obwohl wir nicht unbegrenzte Möglichkeiten haben, auf alternative Flächen und Ressourcen zurückgreifen zu können, das heißt, obwohl wir mit Knappheit konfrontiert sind. Welche verschiedenen Formen der Knappheit es gibt, wie sie sich im Zuge fortlaufender Umweltzerstörung verändern und wie wir mit Knappheit umgehen können, darum geht es in diesem Kapitel.
Malte Faber, Reiner Manstetten, Marco Rudolf, Marc Frick, Mi-Yong Becker
Kapitel 15. Bestände: Transformation braucht Zeit
Zusammenfassung
Es geht um Veränderung. In diesem Kapitel geht es um das Verständnis über die Dynamik von Natur, Wirtschaft und Gesellschaft. Das hier vorgestellte Konzept der Bestände ermöglicht eine produktive Perspektive auf diese Zusammenhänge. Die Beständeperspektive zeigt auf, wie sich Dinge über die Zeit verändern und warum manche sehr langsam auf Veränderung reagieren, also beständig sind. Was zunächst nur wie eine Beschreibung klingt, hat eine große praktische Bedeutung: Nur indem wir verstehen, was sich wie und insbesondere wie schnell verändert, verstehen wir auch, welche Handlungsmöglichkeiten sich ergeben. Darüber hinaus ergibt sich aus einer Analyse von Beständen eine Orientierung mit Blick auf die Frage, wie viel Zeit wir für gewisse Veränderungen einplanen müssen. Das hilft uns auch zu verstehen, wo wir möglichst schnell tätig werden sollten, um die notwendigen Veränderungen rechtzeitig anzustoßen.
Malte Faber, Reiner Manstetten, Marco Rudolf, Marc Frick, Mi-Yong Becker

Die Einheit und Unvereinbarkeit von Mensch und Natur

Frontmatter
Kapitel 16. Grundlagen des Lebens, Ordnungen des Lebendigen und Orientierungen der Menschen
Zusammenfassung
Vor dem Auftreten des Menschen hat das Leben auf der Erde sich als nachhaltig erwiesen, ohne dass es rationaler Planung bedurft hätte. Trotz massiver Störungen – z. B. mit massenhaftem Artensterben verbundene Meteoriteneinschläge – hat sich das Leben so reproduziert, dass im Verlaufe seiner Evolution (siehe Kap. 11 Evolution) eine Vielfalt von immer komplexeren Gestalten in Erscheinung treten konnte. Seine Grundlagen haben sich während mehrerer Milliarden Jahre kontinuierlich erhalten oder erneuert.
Malte Faber, Reiner Manstetten, Marco Rudolf, Marc Frick, Mi-Yong Becker
Kapitel 17. Resümee und Ausblick
Zusammenfassung
Unsere Überlegungen haben 14 Konzepte zusammengeführt, die uns für das Verständnis und die Lösung von Umweltproblemen besonders wichtig erscheinen. Allerdings wurde hier kein Handbuch der Umwelt- und Nachhaltigkeitsproblematik vorgelegt, aus dem sich so etwas wie ein vollständiges Gesamtbild ergeben könnte. Stattdessen behandeln wir einzelne Aspekte. Zwar könnte es scheinen, als sei die Auswahl beliebig, denn eines der Auswahlkriterien war die Tatsache, dass ein bestimmtes Thema eine Zeitlang oder permanent Gegenstand der Forschungen der Gruppe um Malte Faber war. Aber hinter dieser Auswahl, wie sie sich im Einzelnen zufällig ergeben mochte, stand stets der Antrieb, ein Umweltproblem – sei es Abwasser, Abfall, oder Klima, sei es die Organisation von Umweltpolitik, so umfassend und gründlich zu erfassen, dass nach Möglichkeit kein relevanter Aspekt übergangen wurde. Daraus ergab sich, dass die Untersuchungen stets interdisziplinär angelegt waren und die Herangehensweise, auch wenn sie bei einem Spezialproblem ansetzte, darauf ausgerichtet war, allgemeine Strukturen offenzulegen. Alle behandelten Fragen und Themen wurden in den Horizont möglicher Praxis gestellt, und die gewonnenen Erkenntnisse sind zu einem nicht geringen Teil auch direkt in die Politikberatung eingeflossen. Daher sind wir überzeugt, dass unsere Konzepte, zusammengenommen, prinzipiell geeignet sind, auf unterschiedliche Weise wesentliche und für praktische Entscheidungen nützliche Gesichtspunkte von Umweltproblemen hervorzuheben.
Malte Faber, Reiner Manstetten, Marco Rudolf, Marc Frick, Mi-Yong Becker
Metadaten
Titel
Nachhaltiges Handeln in Wirtschaft und Gesellschaft
verfasst von
Malte Faber
Reiner Manstetten
Marco Rudolf
Marc Frick
Mi-Yong Becker
Copyright-Jahr
2023
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-67889-3
Print ISBN
978-3-662-67888-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-67889-3