2008 | OriginalPaper | Buchkapitel
Netzwerke und Systeme. Zum Verhältnis von Vernetzung und Differenzierung
verfasst von : Boris Holzer
Erschienen in: Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Das Forschungsprogramm der Netzwerkanalyse hat sich lange Zeit im toten Winkel der Gesellschaftstheorie bewegt. Umgekehrt haben auch Netzwerkforscher nicht allzu intensiv versucht, ihre Konzepte und Ergebnisse gesellschaftstheoretisch zu reflektieren. Das hat sicherlich damit zu tun, dass einer der Ausgangspunkte der Netzwerkanalyse in der Unzufriedenheit mit dem maßgeblichen Versuch einer
Grand Theory
lag: der strukturfunktionalistischen Systemtheorie (und ihren Entsprechungen in der britischen
Social Anthropology
). Die daraus entstandene „Theorielücke“ der Netzwerkanalyse wurde immer wieder beklagt (
Granovetter 1979
) Um sie zu beheben, stehen verschiedene Möglichkeiten offen. Die meisten Netzwerkforscher bevorzugen es, auf handlungstheoretische Konzepte zurückzugreifen. Es stellt sich aber die Frage, ob es zu einem solchen Vorgehen nicht Alternativen gibt. Denkt man dabei etwa an die Systemtheorie, so wäre zu prüfen, inwiefern sich durch die von Luhmann vorgenommene Umstellung auf eine Kommunikationstheorie die Lage geändert haben könnte, so dass System- und Netzwerktheorie keinen Gegensatz mehr bilden müssten. Eine Verbindung dieser beiden Paradigmen scheint nicht zuletzt deshalb angezeigt, weil mathematische und naturwissenschaftliche Netzwerktheorien zunehmend in der Soziologie rezipiert und angewandt werden; als gemeinsamer Bezugspunkt dieser interdisziplinären Bemühungen wird oft das vor allem aus der Systemtheorie bekannte Stichwort „Komplexität“ angeführt (
Urry 2003
;
Watts 2004
).