2010 | OriginalPaper | Buchkapitel
Neue Realitäten und alte Geschichten in politischen Karikaturen
verfasst von : Beate Gödde-Baumann
Erschienen in: Frankreich Jahrbuch 2009
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich ein tiefgreifender Wandel in den deutsch-französischen Beziehungen vollzogen. Die enge politische Partnerschaft zwischen Frankreich und Deutschland, die sich seit 1950, aber vor allem auf der Basis des sogenannten „Freundschafts“- bzw. „Elysee“-Vertrages von 1963 über die deutschfranzösische Zusammenarbeit entwickelt hat, ist unter den großen Staaten Europas einzigartig. Es sind dafür anschauliche Denkfiguren entstanden: „le couple franco-allemand“, „das deutsch-französische Tandem“, und – mit Blick auf die Bedeutung der deutsch-französischen Zusammenarbeit im Prozess der europäischen Einigung – „der deutsch -französische Motor“. Ebenso einzigartig ist die unüberschaubare Fülle persönlicher Kontakte zwischen Franzosen und Deutschen auf allen Ebenen der Zivilgesellschaft und im Rahmen der militärischen Zusammenarbeit: von Schüleraustausch, Städtepartnerschaften und lokalen Deutsch-Französischen Gesellschaften über das Deutsch-Französische Jugendwerk und die Deutsch-Französische Hochschule, bis hin zu Universitätspartnerschaften, Deutsch-Französischen Forschungsinstituten, der Deutsch-Französischen Brigade und zahllosen wirtschaftlichen Verbindungen. Dieses dichte Netz vielfältigster Bande zwischen Franzosen und Deutschen – „le franco-allemand“ – ist im Kontext der nachfolgenden Betrachtung die wichtigste neue Realität. Hinzu kommen als weitere neue Realitäten die militärische und zivile Nutzung der Nuklearenergie und der fortschreitende Prozess der europäischen Einigung.