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2011 | Buch

Notfallpsychologie

Lehrbuch für die Praxis

herausgegeben von: Prof. Dr. Frank Lasogga, Prof. Dr. Bernd Gasch

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Ob es um das Überbringen einer Todesnachricht an Angehörige, psychiatrische Notfälle oder Großschadensereignisse mit Schwerverletzten und Toten geht - die Helfergruppen vor Ort stehen schwierigen Anforderungen gegenüber. Die Notfallpsychologie beschäftigt sich sowohl mit den Belastungen und Folgen für Notfallopfer, als auch mit den Belastungen und Interventionsmöglichkeiten bei Helfergruppen.

So umfassend wurde das Fachgebiet selten dargestellt: eine Vielzahl von Situationen und Personenkreisen (u.a. plötzlicher Kindstod, Notfälle bei Kindern und Jugendlichen, Verbrechensopfer, Drogennotfälle) werden ebenso aufgeführt wie die Notfall-Organisationspsychologie, die bei Großschadensereignissen und Katastrophen wichtig wird. Wie werden dort Entscheidungen gefällt, wer ist zuständig - wichtige Fragen, über die es sich im Vorfeld Gedanken zu machen gilt.

Mit Checklisten und Verhaltensanleitungen für verschiedene Helfergruppen (u.a. Richtlinien für Psychische Erste Hilfe). Geschrieben für: Psychologen, Klinische Psychologen, Notfallpsychologen, Notfallseelsorger, andere Berufsgruppen in der Notfallpsychologie und Krisenintervention.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Grundlagen

Frontmatter
1. Geschichte der Notfallpsychologie

Notfälle haben schon immer Betroffenheit bei den Beteiligten erzeugt, wenn auch die Menschen in früheren Zeiten wahrscheinlich derartige Ereignisse eher als »Normalität« betrachtetet haben. So wurde z. B. Wolfgang Amadeus Mozart als siebtes Kind seiner Eltern geboren, aber außer seiner älteren Schwester Nannerl waren zum Zeitpunkt der Geburt alle seine sonstigen Geschwister bereits verstorben. Er selbst hatte sechs Kinder, davon sind vier früh verstorben (Mozarts Leben 2006).

B. Gasch, F. Lasogga, E. Münker-Kramer
2. Definitionen

Im Gebiet der Notfallpsychologie werden Begriffe wie »Notfall«, »Trauma«, »Krise« etc. sehr uneinheitlich verwendet und bleiben deswegen oft unscharf. Sie werden im Folgenden definiert und voneinander abgegrenzt.

F. Lasogga, B. Gasch
3. Forschung

Forschung in der Psychologie kann in zwei Varianten betrieben werden:

hypothesengenerierend oder

hypothesenprüfend.

B. Gasch, F. Lasogga

Direkte und indirekte Notfallopfer

Frontmatter
4. Belastungen und Folgen

Jeder Mensch nimmt permanent aus seiner Umgebung Informationen auf, selegiert, bewertet und verarbeitet sie, um Körper und Psyche im Gleichgewicht zu seiner Umgebung zu halten (Prinzip der Homöostase). In Notfällen allerdings laufen sehr spezifische und »ungewöhnliche« physiologische und psychologische Gleichgewichts-Prozesse ab. Dabei konzentriert sich die folgende Darstellung auf die Reaktionen unmittelbarer Notfallopfer. Es ist jedoch anzunehmen, dass bei anderen Notfallbeteiligten (Angehörige, Augenzeugen, Helfer) ähnliche Abläufe vonstatten gehen.

B. Gasch
5. Interventionsformen

Bei den direkten und indirekten Notfallopfern ist abhängig von den Belastungen und den Moderatorvariablen ein unterschiedliches Ausmaß an Intervention erforderlich. Die Art der Intervention und das Ausmaß wird aus dem Schema in ◘ Abb. 5.1 deutlich.

F. Lasogga
6. Psychische Erste Hilfe (PEH)

Nicht jedes direkte und indirekte Notfallopfer ist körperlich verletzt, aber jedes Notfallopfer ist psychisch verletzt. Ein angemessener psychologischer Umgang ist nicht nur aus humanistischen Gründen notwendig, sondern auch weil durch einen frühen, adäquaten psychologischen Umgang mit Notfallopfern die Gefahr von Spätfolgen reduziert werden kann: Sie treten seltener auf und werden, wenn sie auftreten, seltener chronisch. Deshalb sollte mit jedem Notfallopfer psychologisch angemessen umgegangen werden, und zwar von jeder Personengruppe, die mit dem Unfallopfer Kontakt hat.

F. Lasogga
7. Psychische Erste Hilfe: Modifikationen bei speziellen Notfallopfern

Die im Vorkapitel entwickelten Regeln der Psychischen Ersten Hilfe gelten für sämtliche direkten und indirekten Notfallopfer, auch wenn individuelle Unterschiede bestehen. Für einige Personen und Gruppen sind jedoch spezielle Modifikationen bzw. zusätzliche Vorgehensweisen zu empfehlen.

F. Lasogga, B. Gasch
8. Psycho-soziale Notfallhilfe (PSNH)

Im Folgenden wird die konkrete Arbeit von Psycho-sozialen Notfallhelfern dargestellt; eine Definition von Psycho-sozialer Notfallhilfe etc. ist in ► Kap. 12 zu finden.

F. Lasogga
9. Psychotherapeutische Behandlung

Im Rahmen der notfallpsychologischen und psychotherapeutischen Versorgungskette nach extremen Belastungen und Traumata werden üblicherweise 3 Phasen unterschieden (► Übersicht; Bengel 2001; Hausmann 2003; Teegen 2004; ► Kap. 5).

J. Angenendt, J. Bengel

Helfer

Frontmatter
10. Belastungen, Moderatorvariablen und Folgen

Die Belastungen der Helfer wurden in den vergangenen Jahren stark thematisiert. Diese Belastungen müssen bei den Helfern jedoch nicht zu negativen, sondern können sogar zu postiven Folgeerscheinungen führen. Wie die Belastungen erlebt und verarbeitet werden, hängt im Wesentlichen von den Moderatorvariablen ab, die wiederum einerseits belastend sein können, andererseits aber auch eine schützende Funktion haben können.

F. Lasogga, H. Karutz
11. Intervention

Präventions-, Interventions- und Nachsorgemaßnahmen können in hohem Ausmaß dazu beitragen, dass Helfer keine negativen Folgeerscheinungen entwickeln. Prävention sollte immer für sämtliche Helfer erfolgen, Nachsorgemaßnahmen sind in weitaus geringerem Umfang notwendig.

F. Lasogga, H. Karutz
12. Psycho-soziale Notfallhelfer

Eine ganze Reihe von Personen und Organisationen kümmert sich um die psycho-soziale Betreuung von direkten und indirekten Notfallopfern. Sie traten zum ersten Mal in den 90-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in größerem Ausmaß in Erscheinung. In einer ersten Phase standen die Selbstorganisation und das praktische Handeln im Vordergrund. Die Gruppen mussten dafür Sorge tragen, dass Mitglieder rekrutiert, Ausbildungspläne erstellt, eine Ausbildung der Mitarbeiter vorgenommen und sie bei den zuständigen Organisationen bekannt wurden. Ein gewisser regionaler Bekanntheitsgrad wurde schnell durch Mund-zu-Mund-Propaganda erreicht sowie durch Berichte in den Medien über die Organisationen.

F. Lasogga
13. Gruppierungen

Gruppierungen, die sich um die psycho-soziale Betreuung von Notfallopfern und Helfern kümmern, gibt es in den unterschiedlichsten Zusammensetzungen und Organisationsformen. Die bedeutendsten werden ausführlicher in diesem Kapitel vorgestellt.

F. Lasogga

Spezielle Situationen und Personenkreise

Frontmatter
14. Plötzlicher Säuglingstod
Empfehlungen zum Umgang mit betroffenen Eltern und Geschwistern in der Akutsituation

Der Notfalleinsatz Plötzlicher Säuglingstod gehört zu den schwierigsten Aufgaben im Rettungsdienst und in der psycho-sozialen Notfallversorgung. Der plötzliche und unerwartete Tod eines Babys ruft bei den meisten Helfern Irritation, ein beklemmendes Gefühl und Ratlosigkeit hervor. Nicht selten kommt es unter Rettungsdienstmitarbeitern zu Selbstzweifel, weil bei einem Kindernotfall die Routine fehlt, und zu Verunsicherung, weil ein kleiner Mensch, der sein ganzes Leben noch vor sich hatte, plötzlich tot ist und man nicht erklären kann, warum.

J. Helmerichs
15. Kinder und Jugendliche in Notfallsituationen

Bei Kindern und Jugendlichen, die eine Notfallsituation miterlebt haben, sind notfallpsychologische Strategien, die für die Hilfeleistung bei Erwachsenen entwickelt worden sind, entweder unangemessen, oder sie reichen nicht aus. Stattdessen sollte bei Kindern und Jugendlichen sowohl eine altersspezifisch differenzierte Psychische Erste Hilfe als auch eine spezielle Psycho-soziale Notfallhilfe geleistet werden.

H. Karutz
16. Vergewaltigung, Raubüberfall und Wohnungseinbruch

Während und unmittelbar nach einer Vergewaltigung, einem Raubüberfall oder einem Wohnungseinbruch kommt es zu Stressreaktionen und Belastungen. Neben körperlichen Wunden und materiellen Schädigungen können die späteren Folgen solcher Straftaten bei Opfern psychische Beschwerden bis hin zur Posttraumatischen Belastungsstörung auslösen. Wer Opfer einer Straftat geworden ist, weiß oft nicht, wie er das Erlebte verkraften kann. Studien zeigen, dass viele der Betroffenen auch längere Zeit nach einer Viktimisierung unter einer erheblichen posttraumatischen Symptomatik leiden (Schützwohl u. Maercker 1997).

M. Hermanutz
17. Drogennotfall

Suchtmitteleinnahmen und deren Folgen liegen rund 5–17% aller Notarzteinsätze bzw. über 80% aller RTW-Einsätze zugrunde (Arnold et al. 1999; Pajonk et al. 2001c). Ursachen für eine Notfallsituation können sowohl die psychischen Folgen eines aktuellen Konsums, eine Intoxikation, Entzugssymptome oder durch den fortgesetzten Konsum entstandene Folgeschäden sein.

F.-G.B. Pajonk, M. Kinn, R. Holzbach
18. Psychiatrische Notfälle

Der psychiatrische Notfall erfordert eine sofortige, an der akuten Symptomatik orientierte und gezielte Therapie, um eine Gefahr für die Gesundheit des Patienten und/oder anderer Personen abzuwenden (Pajonk 2000; Hewer 2005). Da psychische Symptome auch durch somatische Faktoren verursacht bzw. mitbedingt werden können, sollten psychiatrische Notfallpatienten immer einer somatischen (Zusatz-)Diagnostik unterzogen werden und ggf. auch somatomedizinisch therapiert werden.

R. D’Amelio, F.-G.B. Pajonk
19. Überbringen einer Todesnachricht

Eine der schwierigsten Aufgaben von Helfern ist das Überbringen einer Todesnachricht. Viele Helfer berichten, dass sie sich daran trotz jahrelanger Erfahrung nicht gewöhnt haben und auch nicht gewöhnen werden (Lasogga 2001b). Für die Empfänger stellt das Erhalten einer Todesnachricht eine zentrale und häufig sehr belastende Situation in ihrem Leben dar. Ein gemeinsamer Lebensabschnitt mit der verstorbenen Person ist beendet. Die Überbringer sollten sich der Bedeutung dieser Situation für den Empfänger bewusst sein, auch wenn sie durch jahrelange Erfahrung eine gewisse Routine erworben haben.

F. Lasogga
20. Zuschauer

Unterer dem Begriff »Zuschauer« werden mehrere Personengruppen beschrieben. Unter notfallpsychologischen Gesichtspunkten sind diese differenziert zu betrachten. Eine Untergruppe bilden die »Augenzeugen«. Sie sehen z. B. einen Verkehrsunfall oder einen Banküberfall direkt mit an. Bei ihnen dürfte die psychische Betroffenheit relativ stark sein. Eine andere Gruppe hat vom Notfallgeschehen erfahren und sich zum Ort des Geschehens begeben. In den Medien wird dann häufig von »Gaffern« gesprochen.

B. Gasch, F. Lasogga
21. Weitere Notfälle

Der Notfallquader (►Kap. 2, ◘ Abb. 2.1) beschreibt ein Strukturmodell der Notfallpsychologie. Er lässt sich in eine Vielzahl von »Kleinquadern« aufteilen, die spezifische Notfallsituationen darstellen. Nicht alle können in ihren Eigenheiten und Problemen beschrieben werden. Auch kümmert sich die notfallpsychologische Literatur um manche Notfalltypen intensiver, um andere weniger. Trotzdem »leiden« alle Beteiligten, und man könnte ihnen helfen.

B. Gasch

Notfall-Organisationspsychologie

Frontmatter
22. Psycho-soziale Notfallversorgung im Großschadensfall und bei Katastrophen

»Durch eine gute Organisation werden mehr Leben gerettet als mit dem Skalpell« (Zitat von Pirogoff in Domres 2006).

J. Helmerichs
23. Die Bund-Länder-Kompetenz

In der Bundesrepublik Deutschland sind einige Aufgaben einheitlich zentral geregelt (wie die Landesverteidigung), andere, wie das Bildungssystem, die Polizei, oder auch der Rettungsdienst länderspezifisch. Wenn man diesen Sachverhalt abstrakt betrachtet, ist die Frage zu stellen, wo in unserer Gesellschaft Heterogenität Nutzen verspricht und wo nicht. In einigen Bereichen sind Varianten eindeutig angenehm, nützlich und von Vorteil: Bei Volksmusik, Trachten, Weinen und Bieren, Landschaften, Denkmälern, Dialekten, Sitten und Gebräuchen und vielem mehr. Hier schätzen und genießen wir Unterschiede. Wie würden wir uns wehren gegen ein Einheitsbier oder den Kölner Karneval bundesweit.

B. Gasch
24. Struktur des Rettungswesens in Deutschland

In Deutschland sind eine Reihe unterschiedlicher Personen und Instanzen mit der Rettung in medizinischen Notfällen beschäftigt.

B. Gasch
25. Organisationspsychologische Probleme bei Großunfällen

Dieses Kapitel behandelt Situationen mit zahlreichen Verletzten oder Erkrankten innerhalb kurzer Zeit. Über die einzelnen Typen, die Terminologie ( Großunfall, Großschadenslage, Massenanfall von Verletzten/Erkrankten, Katastrophe etc.) und die daraus resultierenden rechtlichen Unterschiede gibt ► Kap. 22 Auskunft. Dass sich die Bundesländer auch hier unterscheiden, wird nicht überraschen.

B. Gasch
26. Kooperationen

Das »Rettungsteam« das nach dem Rendez-vous-System zwischen Rettungsassistent und Notarzt entsteht, funktioniert erwartungsgemäß manchmal gut, manchmal schlecht.

B. Gasch
27. Umgang mit Medien

Die Medien haben in letzten Jahren in unserer Gesellschaft stark an Bedeutung gewonnen. Sie spielen bei Notfällen eine wichtige, wenn auch ambivalente Rolle. Der Umgang mit ihnen, sei es in der Rolle als Notfallopfer, Angehöriger, Augenzeuge oder Helfer, ist nicht ohne Probleme.

B. Gasch
28. Organisationspsychologie innerhalb der Organisationen

Ein relevanter Terminus in allen Organisationen ist der der »

Organisationsentwicklung

«. Danach sollten Veränderungen in einer Organisation aktiv, d. h. in Eigeninitiative der Beteiligten kontinuierlich betrieben werden, um sich den wandelnden Bedingungen anzupassen. Dazu sollten die eigenen Stärken und Schwächen der Organisationseinheit, auch in der Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, analysiert, daraus Ziele für die Zukunft entwickelt und Methoden kreiert werden, mit denen sie erreicht werden können. Dabei zeigt sich meistens, dass die Schwierigkeiten häufig nicht in den Finanzen, nicht in den rechtlichen Bestimmungen, nicht in der technischen Ausstattung, sondern in den psychologischen Barrieren, Eitelkeiten, Machtansprüchen und Insuffizienzgefühlen der beteiligten Personen liegen.

B. Gasch
29. Management by Friendship

Zusammenfassend stellt sich angesichts der zitierten vielfältigen organisationspsychologischen Kritik die Frage, warum das deutsche Rettungswesen dennoch offensichtlich mit einer relativ hohen Qualität funktioniert. »Bei Organisationen und Institutionen, die bereits im Alltag relativ häufig kooperieren, treten kaum Problem im Zusammenwirken auf« (Heyde 2002).

B. Gasch

Notfälle als komplexe Problemsituationen

Frontmatter
30. Entscheidungsfindung in komplexen Situationen

Viele Notfälle stellen für die Helfer nur »Routineeinsätze « dar. Andere wiederum sind komplexe Problemsituationen. Damit ist gemeint, dass eine Vielzahl von unbekannten und unbekannt vernetzten Informationen und Dynamiken vorliegt, die vom menschlichen Gehirn adäquat verarbeitet werden müssen.

B. Gasch
31. Kommunikation in Notfallsituationen

Kommunikation ist ein Schlüsselwort in vielen Notfallsituationen. St. Pierre et al. (2005) zitieren Giraud et al. (1997), die z. B. behaupten, dass z. B. in der Intensivmedizin jeder dritte Fehler durch fehlerhafte Kommunikation bedingt sei.

B. Gasch
32. Panik

Panik ist eine der größten Horrorvisionen für Laien-, aber auch professionelle Helfer. Ein allgemeingültiges Rezept hierfür zu entwickeln wäre eine unrealistische Idealvision. Trotzdem können einige Hinweise aus theoretischen Überlegungen abgeleitet werden. Ausgeklammert werden dabei die individuellen Panikstörungen aus dem internistischen bzw. psychiatrischen Bereich oder sog. Panikattacken, z. B. bei Herzbeschwerden oder Phobien (Stepan 2001).

B. Gasch
33. Öffentlicher Suizid

Die Einstellung der Gesellschaft zum Suizid (dieser wertneutrale Begriff ist dem des »Selbstmordes« vorzuziehen, da ein Mord »niedrige Motive« voraussetzt, die in diesen Fällen kaum gegeben sind) war in der Geschichte der Menschheit unterschiedlich. Manche antiken Auffassungen sahen darin das Maximum an Freiheit eines Menschen bzw. die höchste Form menschlicher Würde (z. B. bei Sokrates), während z. B. die (katholische) Kirche eine derartige Handlung früher verurteilte. Auch in der heutigen Gesellschaft finden sich unterschiedliche Auffassungen: »Wenn er sich umbringen will, dann lasst ihn doch!« versus: »Jedes Leben ist lebenswert.«

B. Gasch
34. Großschadensereignisse

Die Anzahl von Großschadensereignissen hat in den letzten Jahren zugenommen (Dirks 2006). Seit 1945 kam es allein in Fußballstadien zu fast 30 schweren Großschadensereignissen mit ca. 1.000 Toten (Popp 2005). In der Zukunft wird mit Terrorakten gerechnet, bei denen es in bisher nicht gekanntem Ausmaß Opfer geben kann.

F. Lasogga, S. Roeder, M. Quellmelz
35. Amokläufe an Schulen

Amokläufe haben in den vergangenen Jahren ein derartig großes mediales Interesse gefunden wie kaum ein anderes Verbrechen. Es erscheint unfassbar, dass ein Schüler Lehrer und andere Schüler kaltblütig und gezielt ermordet und das Leiden von unzähligen Menschen beabsichtigt. Die betroffenen Lehrer und Schüler, die mit ansehen mussten, wie Klassenkameraden verbluteten, erschossen wurden oder die Schreie Sterbender anhörten, die Eltern, die ihre Kinder, Eheleute, die ihren Partner verloren haben, leiden teilweise ein ganzes Leben lang unter den Folgen.

F. Lasogga, M. Quellmelz, S. Roeder
Backmatter
Metadaten
Titel
Notfallpsychologie
herausgegeben von
Prof. Dr. Frank Lasogga
Prof. Dr. Bernd Gasch
Copyright-Jahr
2011
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-15308-2
Print ISBN
978-3-642-15307-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-15308-2