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1999 | Buch

Öffentlichkeit und Volksvertretung

Theorie und Praxis der Public Relations von Parlamenten

verfasst von: Stefan Marschall

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

Buchreihe : Studien zur Kommunikationswissenschaft

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einleitung
Zusammenfassung
Public Relations der Parlamente — diese Begriffskombination mag auf den ersten Blick befremden und doch gibt es zwischen den Konzepten Parlamentarismus und Public Relations (PR) Berührungspunkte, die ihre Verknüpfung nahelegen. PR als — wörtlich übersetzt — „öffentliche Beziehungen“ oder als — konzeptionell übertragen — „Öffentlichkeitsarbeit“ beinhaltet mit dem Begriff des Öffentlichen eine Kategorie, die höchst politisch ist, denn „nur im Kontext mit Öffentlichkeit werden Konflikte und Konsens, Macht und Interessen zu politischen, nicht mehr nur privaten Begriffen“(von Alemann 1994a: 147).1 So spannt sich zwischen der zentralen politischen Größe Macht und dem öffentlichkeitskonzept eine essentielle, wenn auch ambivalente Verbindung (vgl. Göhler 1995b: 9–12): Öffentlichkeit beschränkt einerseits durch die Einforderung von Transparenz die Machtspielräume der Herrschenden. Andererseits ist sie die Voraussetzung von Elitenmacht, denn mit ihrer Hilfe können die Durchsetzungschancen für politische Interessen und die Wahloder Wiederwahlchancen der Akteure gesteigert werden. Macht in diesem zweiten, von Hannah Arendt geprägten Sinn wird durch Öffentlichkeit erst erzeugt.
Stefan Marschall
Teil I. Parlament und Öffentlichkeit: Funktionen — Strukturen — Beziehungen
Zusammenfassung
Die vielfache Verwendung des Begriffs „Öffentlichkeit“ hat diesen zu einem Universalbegriff geformt, dessen konnotative und denotative Konturen verschwimmen. Auf der Suche nach einem Verständnis von Öffentlichkeit, das ein operationalisierbares Konzept bietet und mit welchem Ist- und Sollwerte in Beziehung gesetzt werden können, lassen sich folgende Annäherungen unterscheiden (vgl. zum folgenden Habermas 1990; Hölscher 1979, 1984; Martens 1969; Bernhard Peters 1994; Rehberg 1995):
1.
Bestimmt sich Öffentlichkeit als Gegensatz zum Privaten, werden zwei Bereiche menschlich-sozialen Handelns analytisch geschieden, deren Trennung sich schon in der aristotelischen Dichotomie von „oikos“, dem privaten Haushalt, und „politikos“ (die allgemeinen Angelegenheiten betreffend) findet. Die private Sphäre umschreibt einen Handlungsraum, „in der die Gesellschaftsmitglieder ihre Ziele und Lebensprojekte verfolgen können, ohne sich kollektiven Entscheidungen zu unterwerfen“ (Bernhard Peters 1994: 43). Im öffentlichen (politischen) Bereich sind hingegen Regelungen zu treffen, die für die Mitglieder des Gesellschaftsverbands Verbindlichkeit entfalten. Der Begriff „öffentlich“ beschreibt einen Handlungsbereich, der durch Rollen und Strukturen wie das „öffentliche Amt“ oder die „öffentliche Gewalt“ geprägt wird (Hölscher 1979: 75). Ist von der Privatisierung der Öffentlichkeit, dem Trend zur Veröffentlichung des Privaten oder von der „tendenzielle[n] Verschränkung der öffentlichen Sphäre mit dem privaten Bereich“ (Habermas 1990: 225) die Rede, wird deutlich, daß eine Abgrenzung beider Sektoren und damit die Trennschärfe der Kategorien in modernen Kommunikationsgesellschaften in Frage gestellt sind.
 
Stefan Marschall
Teil II. Parlaments-PR als Lösung des parlamentarischen Kommunikationsdilemmas?
Zusammenfassung
Wie läßt sich das Konzept der Parlaments-PR im Spannungsfeld zwischen den systemnormativen Anforderungen an parlamentarische Außenkommunikation und den Strukturbedingungen modemer Öffentlichkeit einordnen? Der Handlungsbereich der Public Relations spannt sich in diesem Feld auf, bezeichnet „Öffentlichkeitsarbeit“ doch gemäß der ersten Begriffsbestimmung die planvolle Außenkommunikation von Organisationen mit ihren Umwelten. In der Annäherung an den PR-Begriff sind zwei funktionale Perspektiven unterschieden worden, eine gesamtgesellschaftliche und eine organisationsbezogene (s. Einleitung, Abschnitt 2.1.). Diesem Schema folgend frage ich kursorisch nach den Funktionen und Leistungen von PR für die Gesamtgesellschaft und das politische Teilsystem, bevor ich die Zielsetzung, die Aufgaben und das Instrumentarium von Parlaments-PR ableiten werde.
Stefan Marschall
Teil III. Öffentlichkeitsarbeit der Parlamente — Praxis
Zusammenfassung
Wie gestalten Parlamente ihr Kommunikationsmanagement tatsächlich? Mit Hilfe von Fallbeispielen will ich mich dieser Frage nähern. Besonderes Gewicht liegt auf der Untersuchung der Parlaments-PR des Deutschen Bundestages. Um die empirische Basis zu weiten, nehme ich zudem eine Bestandsaufnahme der Öffentlichkeitsarbeit des österreichischen Parlaments vor. Schließlich werden weitere Parlamente mit ihrer PR kursorisch eingebunden. Die Öffentlichkeitsarbeit wird bei den ausgewählten Volksvertretungen zunächst in Form ihres manifesten Output vermessen. Hierbei lege ich den zuvor erstellten Katalog von fönf Tätigkeitsfeldern als Untersuchungsschema an.1 In einem zweiten Schritt skizziere ich die jeweiligen organisatorischen Strukturen, aus denen heraus Public Relations betrieben wird.
Stefan Marschall
Teil IV. Parlaments-PR aus der Sicht der Verwaltungsakteure — Ergebnisse von Experteninterviews mit Akteuren der Bundestagsverwaltung
Zusammenfassung
Nach der eher breit angelegten Bestandsaufnahme der PR-Praxis diverser Parlamente werde ich ein Fallbeispiel durch die Einbindung der Mikrowelt-Perspektive der Öffentlichkeitsarbeiter vertiefen. Im folgenden Abschnitt werden Aussagen derjenigen Akteure präsentiert und interpretiert, die innerhalb der deutschen Bundestagsverwaltung für die Konzeption von Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich zeichnen. Hierfür habe ich die sieben Mitglieder der Arbeitsgruppe Kommunikationsplanung I, deren Aufgabe es ist, die Öffentlichkeitsarbeit des Bundestages konzeptionell zu revidieren und entsprechende Gestaltungsempfehlungen zu geben, mit Hilfe eines Leitfadens interviewt. Es handelt sich um die Leiter der Referate des Pressezentrums (inklusive PZL) und der Referate PI 1, PI 2, PI 3. 1
Stefan Marschall
Teil V. Parlaments-PR zwischen Programm, Leitbild und Praxis
Zusammenfassung
Parlaments-PR ist in einem ersten Schritt theoretisch abgeleitet worden; daran anschließend habe ich eine Bestandsaufnahme der PR-Praxis diverser parlamentarischen Versammlungen vorgenommen und ein ausgewähltes Fallbeispiel durch die Einbindung der Mikrowelt-Perspektive von PR-Akteuren vertieft. Theorie und Praxis — zwischen diesen beiden Perspektiven baut sich eine Spannung auf, die Gegenstand des abschließenden und resümierenden Kapitels sein soll.
Stefan Marschall
Schlußfolgerungen Parlaments-PR — ein Beitrag zu einer neoparlamentarischen Demokratie
Zusammenfassung
Parlaments-PR kann als kommunikatives System begriffen werden, das sich in einer ausdifferenzierten und stabilen Rollenstruktur sowie in einem umfangreichen Handlungsrepertoire manifestiert. Die Öffentlichkeitsarbeit von Volksvertretungen stellt einen von mehreren kommunikativen Kanälen zwischen Repräsentanten und Repräsentierten dar, deren Aufgabe es sein sollte, durch Verkopplung qua Kommunikation demokratische Repräsentation zu gewährleisten. Die Public Relations der Parlamente hat sich als Reaktion auf die gewandelten Strukturbedingungen von Öffentlichkeit institutionalisiert; parlamentarische Außenkommunikation findet in der modernen Öffentlichkeit nicht ohne weiteres statt. Vor allem die Dominanz der Massenmedien in der politischen Öffentlichkeit marginalisiert und verzerrt die Außenkommunikation des Parlaments. Kompensatorisch muß die Kommunikation mit der Umwelt aktiv organisiert, also „gemanagt“ werden.
Stefan Marschall
Backmatter
Metadaten
Titel
Öffentlichkeit und Volksvertretung
verfasst von
Stefan Marschall
Copyright-Jahr
1999
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-322-86887-9
Print ISBN
978-3-531-13327-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-86887-9