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1982 | Buch

Petri-Netze

Eine anwendungsorientierte Einführung

verfasst von: Bernd Rosenstengel, Udo Winand

Verlag: Vieweg+Teubner Verlag

Buchreihe : Programm Angewandte Informatik

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einleitung

Petri-Netze: Keine Instrumente zum Fische-Fangen
Zusammenfassung
Dieser sarkastisch-skeptische Hinweis darauf, was Petri-Netze nicht sind, stammt von P. Stahlknecht. Er wirft ein kräftiges Schlaglicht auf Bekanntheits- und Verbreitungsgrad einer, so P. Mertens, “jener wenigen deutschen ‘Erfindungen’ …, die auch in der US-amerikanischen Fachöffentlichkeit registriert werden”. Allenfalls Informatik-Spezialisten haben die Petri-Netz-Theorie zur Kenntnis genommen; OR-Spezialisten oder gar Betriebswirtschaftler zucken im allgemeinen die Schultern, wenn sie mit dem Namen konfrontiert werden. Und selbst wenn ihre Neugierde angestachelt wird, werden sie sich schwer tun, in ihrer eigenen Fachliteratur hilfreiche Hinweise aufzutun. Selbst in Büchern über Graphentheorie und Netzwerktechniken finden Petri-Netze in aller Regel “nicht statt”.
Bernd Rosenstengel, Udo Winand

Anwendungsorientierte Darstellung der Elemente und Zusammenhänge der Petri-Netz-Theorie

1. Kurzcharakteristik der Petri-Netz-Theorie
Zusammenfassung
Formal entsprechen Petri-Netze spezifischen mathematischen Strukturen, die bestimmte Axiome erfüllen. Petri-Netze sind gerichtete Graphen.
Bernd Rosenstengel, Udo Winand
2. Die Elemente der Petri-Netz-Theorie
Zusammenfassung
Die Petri-Netz-Theorie unterstellt, daß die Elemente beliebiger Systeme und deren Zusammenwirken mit Hilfe von zwei Beschreibungskategorien darstellbar sind, und zwar durch
  • Zustände (oder Bedingungen oder Stellen oder Plätze genannt) und durch
  • Ereignisse (oder Transitionen oder Aktionen genannt).
Bernd Rosenstengel, Udo Winand
3. Strukturen und Markierungssituationen in Petri-Netzen
Zusammenfassung
Spätestens im Lagerbeispiel (Abb. 13) erweist sich die Schaltübung als problematisch. Die Markierung bei Zustand “Lager entnahmefähig” ist Vorbedingung gleich für mehrere Ereignisse. Da jedes Ereignis beim Schaltvorgang eine Marke löscht, der Zustandsknoten aber (vereinbarungsgemäß) nur eine einzige Marke aufweist, kann auch nur eines der Ereignisse stattfinden (schalten).
Bernd Rosenstengel, Udo Winand
4. Vergröberungen und Verfeinerungen von Petri-Netzen
Zusammenfassung
Die Beschreibung der in Petri-Netzen abgebildeten Phänomene durch Zustände und Ereignisse erzwingt die Beachtung der kausal-logischen Struktur der Phänomene im Hinblick auf die zur Beschreibung ausgewählten Zustände und Ereignisse. Die Petri-Netz-Theorie normiert jedoch nicht die Auswahl dieser Zustände und Ereignisse. Hier greift die Subjektivität und Expertise des Modellbauers. Es ist also durchaus denkbar und zulässig, daß ein gegebener Sachverhalt von verschiedenen Modellbauern (oder von einem Modellbauer unter verschiedenen Gesichtspunkten, Zwecksetzungen etc.) jeweils durch andere Zustands- und Ereignismengen beschrieben wird. “Andere” kann dabei zum Ausdruck bringen, daß inhaltlich andere Elemente aufgegriffen werden, wie im Galanen-Dilemma, oder aber — und das steht im folgenden zur Debatte — inhaltlich identische Elemente nur in einem anderen Detailierungsgrad (vergröbert oder verfeinert) verwendet werden.
Bernd Rosenstengel, Udo Winand
5. Petri-Netztypen
Zusammenfassung
Das Potential der Petri-Netz-Theorie zur mathematischen Analyse der dynamischen Eigenschaften und Verhaltensweisen gegebener Petri-Netze ist, wie bereits gesagt, stark abhängig von dem Typ des zu betrachtenden Netzes. Wir haben uns bereits zu Beginn auf die sogenannten Ein-Marken-Petri-Netze konzentriert. Innerhalb dieser Klasse von Petri-Netzen sind eine Vielzahl weiterer struktureller Spezifizierungen möglich.
Bernd Rosenstengel, Udo Winand
6. Dynamische Eigenschaften von Petri-Netzen
Zusammenfassung
Die Petri-Netz-Theorie erlaubt analytische aussagen darüber, ob eine Netzstruktur im Hinblick auf gegebene Markierungen (realisierte Systemzustände) in dynamischer Sicht
  • “lebendig”,
  • “deadlock”-frei und/oder
  • “sicher”
Bernd Rosenstengel, Udo Winand
7. Modellierungsstrategie für den Entwurf von Petri-Netzen
Zusammenfassung
Für die Abbildung eines realen Systems als Petri-Netz ist es zunächst notwendig,
  • festzulegen, welche Elemente des Realsystems als Zustände und welche als Ereignisse im Sinne der Petri-Netz-Theorie definiert werden sollen und,
  • darauf aufbauend, die Informationen über den (kausalen) Ereignis-Zustands-Zusammenhang zu einem Petri-Netz zu fügen.
Bernd Rosenstengel, Udo Winand
8. Petri-Netze und Netzplantechnik
Zusammenfassung
Im Anschluß an diese erste, weitgehend verbal-anschauliche Darstellung einiger zentraler Begriffe und Zusammenhänge der Petri-Netz-Theorie erscheint es, gerade für den anwendungsorientierten Modellbauer und Planer, notwendig, die Beziehungen zwischen der Petri-Netz-Theorie und der (viel bekannteren) Netzplantechnik zu präzisieren.
Bernd Rosenstengel, Udo Winand

Mathematische Grundlagen der Petri-Netz-Theorie

1. Mathematische Propädeutik
Zusammenfassung
(1) Wie sehr die Ausdrucksweise der Literatur über Petri-Netze von Mathematik durchsetzt ist, zeigt schon das Wort Element. Der Begriff stammt aus der Mengenlehre und tritt dort in der Definition der Menge auf: Normalerweise betrachten wir Objekte, die Mengen genannt werden, von deren Elementen feststeht, ob sie zur Menge gehören oder nicht. Der letzte Nebensatz scheint auf den ersten Blick trivial und überflüssig, offenbart jedoch etwas von der Exaktheit der hier vorherrschenden Denkungsweise, da so Konstrukte ausgeschlossen werden wie etwa “Der Katalog aller Kataloge, die sich selbst nicht als Katalog enthalten”.
Bernd Rosenstengel, Udo Winand
2. Condition/Event-Netze (C/E-Netze) und Condition/Event-Systeme (C/E-Systeme
Zusammenfassung
Der Abschnitt B. 2 gilt der Modellierungsstrategie, die aufbauend auf die empirische Relation co — unter Beschränkung auf Bedingungen und Ereignisse — das Formalgebäude der Petri-Netz-Theorie zur Unterstützung der Entwicklung funktionsfähiger Systeme nutzt. Zunächst seien zur Definition und, um den Anschluß an die allgemeinen Aussagen des Abschnittes A. 7. anzuknüpfen, einige Begriffe eingeführt, die auch bei der Suche in der Literatur nützlich sind. Ereignisgraphen lassen eine direkte Anwendung allgemeiner Sätze zu, wenn sie als paare oder bipartite Graphen beschrieben werden. So ist der folgende Satz oft einfacher zu verifizieren als die Definition für bipartite Graphen: Ein Graph ist dann und nur dann paar (bipartit), wenn alle seine Kreise gerade Länge haben.
Bernd Rosenstengel, Udo Winand
3. Synchronisationsnetze
Zusammenfassung
Synchronisationsnetze entstehen fast automatisch bei der Modellierung von Systemen, die reale, zyklische Prozesse erlauben sollen. Ein Beispiel war bereits das System des Schachspiels. Dabei wurde bewußt der Übergang vom Prozeßzum Systemnetz nur kurz angesprochen, da an dieser Stelle ausführlicher auf System und Systemverhalten eingegangen werden soll. Vorher sei jedoch noch angemerkt, daß die begriffliche Unterscheidung “Netz-Graph” etwas verwischt wird, was sich schon aus der häufig benutzten Bezeichnung Synchronisationsgraph erklärt. Synchronisationsnetze wurden als Klasse zur Verdeutlichung der Auswertungsmöglichkeiten gewählt, weil hier mit relativ einfachem, mathematischen Instrumentarium recht brauchbare Ergebnisse erzielt werden können, die eine Einschätzung der Mächtigkeit erlauben.
Bernd Rosenstengel, Udo Winand
4. Ansätze der Allgemeinen Netztheorie
Zusammenfassung
Die Entwicklung von C/E-Systemen zeigte beispielhaft die Möglichkeit der Formalisierung im präformalen Raum. Bei der Modellbildung war zunächst nur die Festlegung von Bedingungen und Ereignissen notwendig. Über die Relationen co und F wurde das zusammenhängende Netz dann sozusagen “gemacht”. Es ist also möglich, eine Technik anlaufen zu lassen, ohne vorher Detaillierungsgrad oder ähnliches festlegen zu müssen: Die Technik verhindert das Zusammenfügen imkompatibler Teilmodelle. Das soll jedoch nicht bedeuten, daß grundsätzlich nur auf dieser Ebene bei der Beschreibung von Systemen angesetzt werden sollte. Dagegen erscheint die analoge Verwendung derartiger Formalismen anstrebenswert. C/E-Netze und -Systeme sind jedoch auch für betriebswirtschaftliche Modellbildungen selbst interessant, stehen doch hinter den meisten Fragen der Fertigung und Logistik reale Prozesse in dem hier definierten Sinn.
Bernd Rosenstengel, Udo Winand

Fall-Beispiel: Die Interaktive Improvisation von Flugplänen

1. Ein Improvisationsproblem der Deutschen Lufthansa AG
Zusammenfassung
Ausgangspunkt des vorliegenden Falles ist ein konkretes Improvisationsproblem der Deutschen Lufthansa AG. Die Struktur des untersuchten Problems ist allerdings typisch für Luftverkehrsunternehmungen, die nach festen Flugplänen verkehren.
Bernd Rosenstengel, Udo Winand
2. Modellierung des Improvisationsproblems mit Hilfe der Petri-Netz-Theorie
Zusammenfassung
Die Komplexität der beschriebenen Problemstellung ist sicherlich zu gewaltig, als daß Optimierungskalküle bei vernünftigem Mittel- und Zeiteinsatz vertretbar wären. Die Fragestellung, die mit ihr verbundene Netzstruktur und die angestrebten “Zulässigkeitslösungen” vermitteln die Assoziation, daß eine erfolgreiche Analyse des Problems auf der Grundlage der Petri-Netz-Theorie erfolgen kann. Eine Petri-Netzmodellierung des Flugplanes gäbe dem Improvisierer ein Instrument an die Hand, mit dem dieser schnell und systematisch alternative Lösungsvarianten auf Aspekte ihrer Zulässigkeit (“Lebendigkeit” und “Sicherheit”) testen kann. Die im Improvisationsproblem hervorstechende Koordinationsnotwendigkeit stützt die Vermutung, daß zu seiner Handhabung insbesondere auch die Darstellungsmittel und Auswertungssätze spezieller Petri-Netzklassen, vor allem die der Klasse der Synchronisations- und Zustandsnetze, Verwendung finden können.
Bernd Rosenstengel, Udo Winand
3. Auswertung und Anwendung des Improvisationsmodells
Zusammenfassung
Größere Netze — und das Lufthansa-Netz zählt sicherlieh zu dieser Kategorie — sind graphisch nur unter unmäßigem Zeitaufwand handhabbar. Aber gerade Zeit ist etwas, woran es den Controllern im allgemeinen mangelt. Die Einführung des algebraischen Kalküls zu gegebenen Netzen ermöglicht deren schnelle Analyse durch einen Rechner.
Bernd Rosenstengel, Udo Winand
4. Ansätze zur Modellverbesserung
Zusammenfassung
Bei Netzvergröberungen, die über die Zusammenlegung von Wiederholungen hnausgehen, können Konfliktsituationen resultieren.
Bernd Rosenstengel, Udo Winand
5. Die Leistungsfähigkeit der Petri-Netzmodellierung
Zusammenfassung
(1) Unsere positive Beurteilung der Petri-Netz-Theorie generell und für die interaktive Unterstützung des Improvisationsproblems speziell basiert auf ihren Abbildungs- und auf ihren Auswertungscharakteristiken.
Bernd Rosenstengel, Udo Winand
Backmatter
Metadaten
Titel
Petri-Netze
verfasst von
Bernd Rosenstengel
Udo Winand
Copyright-Jahr
1982
Verlag
Vieweg+Teubner Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-86066-8
Print ISBN
978-3-528-03582-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-86066-8