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2013 | Buch

Physik im Kalten Krieg

Beiträge zur Physikgeschichte während des Ost-West-Konflikts

herausgegeben von: Christian Forstner, Dieter Hoffmann

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

​Während des Kalten Krieges spielten die physikalischen Wissenschaften eine zentrale Rolle in den beiden Machtblöcken. Die Beiträge in diesem Sammelband nehmen zum einen das Extrem dieses Spannungsverhältnisses in den Blick, wie Ideologie und Politik die Entwicklung der Physik beeinflussten und deformierten oder wie diese Lebensläufe zerstört haben. Zum anderen bilden sie das Spannungsverhältnis Physik und Politik in ihren vielfältigen Nuancen ab. Die Breite der Beiträge reicht von der Kommunikation innerhalb der Physik, der Rolle der neutralen Staaten bis hin zur Geschichte spezifischer physikalischer Technologien und Methoden.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
0. Einleitung Der Kalte Krieg als physikhistorisches Forschungsfeld
Zusammenfassung
Der Kalte Krieg hat als neue „Epoche der Mitlebenden“ den Nationalsozialismus in der Zeithistorischen Forschung abgelöst. Angesichts der Bedeutung der Wissenschaften in dieser Epoche ist eine detaillierte Auseinandersetzung mit diesem Themenkomplex unabdingbar. Die atomare Bedrohung und Abschreckung als Sinnbild des Kalten Krieges unterstreicht dies und macht zugleich die hervorgehobene Stellung der Physik in diesem Kontext deutlich.
Christian Forstner, Dieter Hoffmann

Physik in inter- und transnationalen Beziehungen

Frontmatter
1. Kernschmelze Der nachhaltige Einfluss von Nuklearwaffen auf Politik und Wirtschaft
Zusammenfassung
„Was sollen wir von einer Kultur halten, der die Ethik stets als wesentliches Element des menschlichen Lebens galt, die aber – außer in fachlicher oder spieltheoretischer Terminologie – nicht in der Lage war, über die Möglichkeit zu sprechen, nahezu alle Menschen zu töten?“ Der Fragesteller gehört zu den berühmtesten Physikern des 20. Jahrhunderts und zu den nach wie vor Umstrittensten. über ihn wurde in den 1960er Jahren ein international viel beachtetes Theaterstück geschrieben, vor wenigen Jahren gar eine Oper.
Bernd Greiner
2. Kernspaltung und Westintegration Beispiel österreich
Zusammenfassung
Während des Kalten Krieges erreichte in Europa sowohl die Verflechtung physikalischer Forschung mit Staat, Politik und Industrie als auch deren öffentliche Verhandlung und Bewertung eine qualitativ neuartige Dimension. Dieser Aspekt tritt am schärfsten in der Geschichte der Kernphysik und Kerntechnik hervor.
Christian Forstner
3. Die physikalischen Umweltwissenschaften und das Militär Zur Erforschung Grönlands im Kalten Krieg
Zusammenfassung
Die modernen Umweltwissenschaften stehen heute im Mittelpunkt von Forschungsförderung und öffentlicher Aufmerksamkeit. Im Zuge des seit den 1970er Jahren erwachten Interesses am globalen Wandel der Umwelt und den damit verknüpften Problemen, ist ihre Bedeutung rasch gestiegen. Viele Wurzeln der modernen Umweltwissenschaften liegen jedoch im Kalten Krieg.
Matthias Heymann

Kernphysik

Frontmatter
4. „Überholen ohne einzuholen“ Die Entwicklung von Technologien für übermorgen in Kernenergie und Mikroelektronik der DDR
Zusammenfassung
Dem nuklearen Patt zwischen Ostblock und westlichem Staatenbündnis ist es nach weitgehend übereinstimmender Auffassung von Politik und Wissenschaft zu danken, dass der „Kalte Krieg“ in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht zum weltumfassenden Flächenbrand eskalierte. An der raschen Herstellung dieses Patts waren zwei Dresdner Physiker maßgeblich beteiligt, deren einer im Manhattan-Projekt in den USA gearbeitet hatte und später in England der Spionage für die Sowjetunion und des Verrats des Know-how der Atombombe überführt wurde.
Gerhard Barkleit
5. Teilchen ohne Grenzen
Zusammenfassung
Das Europäische Zentrum für Kernforschung CERN wurde 1954 von 11 westeuropäischen Staaten in Genf gegründet. Es hat sich seitdem zu einer der erfolgreichsten Institutionen der Grundlagenforschung und zum Mekka der Teilchenphysiker aus aller Welt entwickelt.
Thomas Naumann
6. Der Kalte Krieg in der Peripherie Griechische Physiker und Atomenergie nach dem Zweiten Weltkrieg
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit analysiert Ansichten griechischer Physiker zur Atomenergie und deren mögliche Anwendung nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere während des Kalten Kriegs. Einerseits werden Ansichten von Physik- Professoren griechischer Universitäten präsentiert – beispielsweise von Dimitrios Hondros, der Student von Arnold Sommerfeld und Mitarbeiter von Peter Debye in München war, und andererseits wird die Politik der griechischen Regierung für die Etablierung eines Forschungsinstitutes diskutiert, das der Entwicklung der Atomenergie dienen sollte; ebenfalls wird eine öffentliche Meinungsumfrage zu diesen Thema, die in den Tageszeitungen der damaligen Zeit präsentiert wurde, diskutiert.
George N. Vlahakis
7. Die nuklearen Anlagen von Hanford (1943-1987) Eine Fallstudie über die Schnittstellen von Physik, Biologie und die US-amerikanische Gesellschaft zur Zeit des Kalten Krieges
Zusammenfassung
Die Geschichte des Kalten Krieges eröffnet viele Möglichkeiten, sich näher mit den Schnittstellen von Physik und Biologie während des 20. Jahrhunderts zu befassen. Nicht nur das Unglück in Tschernobyl aus dem Jahr 1986, auch das Beispiel der nuklearen Anlagen in Hanford in den Vereinigten Staaten zeigt die biologischen Folgen von nuklearer Physik.
Daniele Macuglia

Festkörperphysik

8. Elektronenröhrenforschung nach 1945 Telefunkenforscher in Ost und West und das Scheitern des Konzepts der „Gnom–Röhren“ in Erfurt
Zusammenfassung
Elektronenröhren standen wegen ihrer Rüstungsrelevanz nach Kriegsende unter dem Vorbehalt der Besatzungsmächte. Unter dem Druck eigener materieller Defizite erlaubte und initiierte die sowjetische Besatzungsmacht Entwicklungen dazu eher als die westlichen Alliierten. Daraus resultierten bemerkenswerte Innovationen und Vorsprünge im Gebiet von Miniaturröhren.
Günter Dörfel, Renate Tobies
9. Matthias Falter und die frühe Halbleitertechnik in der DDR
Zusammenfassung
Nach einer ganzen Reihe von Vorarbeiten weltweit1 konnten im Dezember 1947 die amerikanischen Physiker Walter H. Brattain, John Bardeen und William Shockley in den Bell Laboratories den Transistoreffekt demonstrieren. Damit legten sie den Grundstein für die Mikroelektronik als Basistechnologie des Informationszeitalters.
Frank Dittmann
10. Europäisches Organ der Festkörperforschung und DDR–Devisenbringer Die Zeitschrift Physica Status Solidi im Kalten Krieg
Zusammenfassung
Mit dem Ziele, ein einheitliches internationales Organ der Festkörperphysik für den europäischen Raum zu schaffen, das eine rasche Publikation der für das Festkörpergebiet repräsentative Arbeiten ermöglicht, wird durch ein internationales Herausgebergremium eine neue wissenschaftliche Zeitschrift gegründet.
Dieter Hoffmann

Personen und Institutionen

Frontmatter
11. „From Russia with Love“: Die Pontecorvo-Affäre
Zusammenfassung
Inmitten eines Urlaubs in Italien, am 30. August 1950, verließ der Physiker Bruno Pontecorvo plötzlich Rom und reiste mit seiner Ehefrau und seinen drei Söhnen nach Stockholm, anscheinend ohne jegliche Spur zu hinterlassen. Dabei wurde er wenige Wochen später zurück in England erwartet, wo er im Januar 1951 den Lehrstuhl für Experimentalphysik an der Universität Liverpool antreten sollte.
Stefano Salvia
12. Franz Xaver Eder (1914 – 2009) Wanderer zwischen den Welten
Zusammenfassung
In seinem Essay „Die Struktur des historischen Universums“ vergleicht Siegfried Kracauer die Mikrogeschichte mit den Großaufnahmen etwa von der Hand einer Figur, wie sie in Spielfilmen zwischengeschnitten werden.
Sigrid Lindner, Dieter Hoffmann
13. Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und das Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) (1948-1981)
Zusammenfassung
Es soll hier die Frage beantwortet werden, warum die Max-Planck-Gesellschaft nach etwa drei Jahrzehnten des Zögerns erst in Zeiten des abflauenden Kalten Krieges mit dem Centre Nationale de la Recherche Scientifique (CNRS) 1981 eine Kooperationsvereinbarung eingegangen ist.
Manfred Heinemann
14. Lenin und Kuhn zum Verhältnis von Krise und Revolution
Zusammenfassung
In seinem Exil im schweizerischen Gebirgsdörfchen Sörenberg verfasste Lenin, der intellektuelle Kopf der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (Bolschewiki), im Mai/Juni 1915 seine wohl umfangreichste theoretische Abhandlung über die Ursachen des Zusammenbruchs der Zweiten Internationale. Den konkreten Anlass dafür lieferten die Ansichten führender sozialdemokratischer Arbeiterparteien seit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914.
Fynn Ole Engler

Methoden

Frontmatter
15. Die Gasultrazentrifuge als mediale Projektion des Kalten Krieges
Zusammenfassung
Studien der letzten Dekaden nach der Wiedervereinigung von BRD und DDR erweitern die Perspektive der Wissenschaftsgeschichte vom Fokus des Big Science und der technisch-militärisch-industriellen Auseinandersetzung zwischen den zwei Blöcken zu einer globalen Transformation im Konflikt der Supermächte geprägt durch lokale und auch interne Ausformungen.
Bernd Helmbold
16. “…how the right technique emerged at the right time” Zur Geschichte der fotografischen Methode im Kalten Krieg
Zusammenfassung
Die Frühgeschichte der fotografischen Methode, die als Nachweisinstrument kernphysikalischer und kosmischer Strahlung in den 1950er Jahren zur Blüte kam, hat das Interesse vieler Wissenschaftshistoriker gefunden. Peter Galison hat gezeigt, wie fragil das Experimentalsystem lange Zeit war, das sich um die Methode bildete, und wie prekär die mit ihr aufgezeichneten Ergebnisse.
Silke Fengler
17. Supraleitung und Interkontinentalraketen „On-line computing“ zwischen Militär, Industrie und Wissenschaft
Zusammenfassung
Der zweite Weltkrieg und der Kalte Krieg veränderten nicht nur das Verhältnis zwischen Militär, Industrie und Wissenschaft, sondern auch die wissenschaftliche Praxis von Physikern und anderen Wissenschaftlern. In den 1950er Jahren stellte die Entwicklung von Interkontinentalraketen die Auftragnehmer des Militärs in der Industrie vor komplexe Fragestellungen, zu deren Lösung sie auf die Expertise von Wissenschaftlern angewiesen waren. Industrieunternehmen gründeten eigene Forschungseinheiten zur Lösung technischer und wissenschaftlicher Probleme.
Johannes Knolle, Christian Joas

Gesellschaft und Ideologie

Frontmatter
18. Die Pugwash Conferences on Science and World Affairs Ein Beispiel für erfolgreiche „Track-II-Diplomacy“ der Naturwissenschaftler im Kalten Krieg
Zusammenfassung
„Kein Zeitalter der Geschichte ist stärker von den Naturwissenschaften durchdrungen und abhängiger von ihnen als das 20. Jahrhundert“ schreibt Eric Hobsbawn im Kapitel „Zauberer und Lehrlinge: Die Naturwissenschaften“ seines Buches „Zeitalter der Extreme“.
Götz Neuneck
19. Bereits nach Ablauf der Halbwertszeit droht der vollständige Zerfall Die britische Atomic Scientists’ Association, die Ideologie der „objektiven” Wissenschaft und die H-Bombe
Zusammenfassung
Präsident Harry Trumans Verlautbarung vom 31.1.1950, seine Regierung wolle die Entwicklung der Wasserstoffbombe vorantreiben, fand große Beachtung in den britischen Medien. Die illustrierte Zeitschrift Picture Post widmete der HBombe einen Artikel, der unter anderem kurze Stellungnahmen der britischen Atomwissenschaftler Eric Burhop, Kathleen Lonsdale, Harrie Massey, Rudolf Peierls und Maurice Pryce enthielt, die alle Mitglieder der Atomic Scientists’ Association (ASA) waren.
Christoph Laucht
20. Physikunterricht und Kalter Krieg
Zusammenfassung
Die Indienstnahme des Physikunterrichts für militaristische und politische Zwecke ist in Deutschland nichts Neues: Die Wurzeln liegen im Kaiserreich und im Faschismus („Wehrphysik“), und die Praxis im Kalten Krieg stellt hier nichts Außergewöhnliches, sondern lediglich eine auffällige Kontinuität dar.
Falk Rieß, Armin Kremer
Backmatter
Metadaten
Titel
Physik im Kalten Krieg
herausgegeben von
Christian Forstner
Dieter Hoffmann
Copyright-Jahr
2013
Verlag
Springer Fachmedien Wiesbaden
Electronic ISBN
978-3-658-01050-8
Print ISBN
978-3-658-01049-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-01050-8

    Marktübersichten

    Die im Laufe eines Jahres in der „adhäsion“ veröffentlichten Marktübersichten helfen Anwendern verschiedenster Branchen, sich einen gezielten Überblick über Lieferantenangebote zu verschaffen.