Skip to main content

2019 | Buch

Postmonetär denken

Eröffnung eines Dialogs

herausgegeben von: Projektgruppe Die Gesellschaft nach dem Geld

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

​Alles dreht sich ums Geld. Keine irgendwie geartete individuelle oder kollektive Praxis, keine technologische oder wissenschaftliche Entwicklung scheint ohne Geld denkbar zu sein. Seit langer Zeit wird Geld aber auch kritisiert, doch der Gedanke an eine ‚Gesellschaft nach dem Geld‘ löst Widerstand und Befremden aus. In dem Sammelband treten zum einen heterogene Wissensbereiche in einen Dialog und beleuchten ihre Theorien und Kritiken des Geldes wechselseitig. Zum anderen wird ergebnisoffen über die Möglichkeit post-monetärer Organisations- und Produktionsformen nachgedacht.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Ein Vorwort
Projekt „Gesellschaft nach dem Geld“
Zusammenfassung
Alles dreht sich ums Geld. Keine irgendwie geartete individuelle oder kollektive Praxis, keine technologische oder wissenschaftliche Entwicklung scheint ohne Geld denkbar zu sein. Zwar wird Geld seit langer Zeit auch kritisiert, doch der Gedanke an eine ‚Gesellschaft nach dem Geld‘ löst Widerstand und Befremden aus. Dabei zeigen historische und anthropologische Studien (z. B. Le Goff 2011; Graeber 2012), dass Geld keineswegs immer die Rolle hatte, die es heute hat – und folglich auch wieder in andere Positionen treten kann. In dem 2015 beantragten und zum 1. Januar 2016 bewilligten Projekt „Die Gesellschaft nach dem Geld“ im Rahmen der VW-Förderlinie „Originalitätsverdacht/Konstellationen“ sollten erstens heterogene Wissensbereiche in einen Dialog treten und ihre Theorien und Kritiken des Geldes wechselseitig beleuchten.
Projektgruppe Die Gesellschaft nach dem Geld
Kapitel 2. Eine Gesellschaft nach dem Geld ?
Geschichtlicher Ort, Ausprägungen und Perspektiven gegenwärtiger Ansätze postmonetären Wirtschaftens
Zusammenfassung
Die gegenwärtige Phase gesellschaftlicher Entwicklung – das, was in den verschiedenen Selbstbeschreibungen der Gesellschaft etwa als „Postmoderne“, „Globalisierung“, „Informationsgesellschaft“, „Finanzmarkt-“ oder „Turbokapitalismus“ bezeichnet wird – ist gekennzeichnet durch vielschichtige Krisen. Festmachen lässt sich diese Krisenhaftigkeit einerseits an objektiven Sachverhalten wie ökonomischen Wachstumsraten oder Verschiebungen im Verhältnis von ökonomischen und politischen Institutionen, wie sie am dauerhaften „Frisches-Geld-indie-Märkte-Pumpen“ vieler Zentralbanken oder allgemeiner an der Macht „der“ Wirtschaft gegenüber „der“ Politik (und damit auch gegenüber „der“ Gesellschaft) abzulesen sind.
Lars Heitmann

Konzepte des Geldes

Frontmatter
Kapitel 3. Die allgemeine Ware und ihre Mysterien
Zur Bedeutung des Geldes in der Kritik der politischen Ökonomie
Zusammenfassung
Wer wissen will, was den Inhalt „unserer“ Wirtschaft ausmacht, und die Brockhaus Enzyklopädie aufschlägt, erfährt unter diesem Stichwort Folgendes: „Wirtschaft dient innerhalb des menschlichen Daseins der materiellen Erhaltung und Sicherung des Lebens des einzelnen oder einer Vielheit von Menschen. Ihre Aufgabe und ihr Ziel ist die dauernde Deckung des menschlichen Bedarfs an Gütern und Leistungen.“ Die moderne warenproduzierende Gesellschaft unterscheidet sich diesem landläufigen Verständnis zufolge von allen anderen Produktionsweisen in der Geschichte also nur insofern, als sie den vermeintlich überhistorischen Inhalt allen Wirtschaftens, die Versorgung der Menschen mit Gütern, besonders effektiv erledigt.
Ernst Lohoff
Kapitel 4. Monetäre Mechanismen
Entstehung, Dynamik und Krise
Zusammenfassung
Eine funktionierende Gesellschaft ohne Geld hat einigen Reiz. Die Zerstörung von Lebensraum, Ungleichheit bis hin zu himmelsschreiender Not und brutalster (organisierte) Gewalt hängen zum Großteil mit der Gier nach oder dem Mangel an Geld zusammen. Die Utopie von Sozialität ohne monetäre Beziehungen bei Erhaltung des westlichen Lebensstandards – bestenfalls mit einer prinzipiellen Totalinklusion aller Menschen in ein System mit bedingungsloser Möglichkeit zur Bedürfnisbefriedigung – erscheint umso attraktiver, als das aktuelle nahezu globale Wirtschaftssystem auf Basis von Geld eine – wie gezeigt werden wird – inhärente, nicht auflösbare Krisenhaftigkeit zeigt, die gleiche, die den Sturz monetärer Systeme in allen historischen Durchläufen lediglich zu einer Frage der Zeit machte.
Tobias Aufderheide-Kohl
Kapitel 5. Trialog: Geld als Medium oder als (ausgesonderte) Ware ?
Zusammenfassung
Wir wollen uns über die Frage „Geld als Medium oder als (ausgesonderte) Ware ?“ verständigen. Mein Eindruck ist, dass das auch eine Frage ist, die viele Missverständnisse und Uneindeutigkeiten hervorgerufen hat. Vielleicht können wir das durch die gewählte Form – eines Gesprächs, eines Trialogs – vermeiden und zu präziseren Klärungen bzw. Verhältnisbestimmungen gelangen.
Ernst Lohoff, Hanno Pahl, Jens Schröter
Kapitel 6. Über die Möglichkeit einer Gesellschaft nach dem Geld aus Sicht der evolutionären politischen Ökonomie, ihre Subjekte und die Rolle globaler Informationstechnologie
Zusammenfassung
Schon seit der ersten vormodernen städtischen Zivilisation der Sumerer in Mesopotamien spielen Gelder eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Leben der Menschen. Nichtsdestotrotz konnte sich Geld erst innerhalb der kapitalistischen Produktionsverhältnisse zum zentralen organisatorischen Prinzip der politischen Ökonomie entwickeln. Eine Bedingung für die Metamorphose verschiedener Geldformen ist dabei die Kommodifizierung.
Ernest Aigner, Manuel Scholz-Wäckerle

Imaginationen postmonetärer Ökonomie

Frontmatter
Kapitel 7. Das Geld als Alien
Postmonetäres in der utopischen Literatur und Science-Fiction
Zusammenfassung
Wirtschaften mit Geld erscheint den meisten von uns alternativlos. Schlaraffenland ist ein Märchen. Vielleicht finden wir jedoch in fantastischen bzw. utopischen Romanen oder Science-Fiction-Werken etwas Ernsthafteres ? In ihnen ist Geld eine Mangelware, aber nicht, weil in all diesen fiktionalen Vorstellungen der Zukunft das Geld abgeschafft worden wäre, sondern weil es als Thema so gut wie keine Rolle spielt.
Annette Schlemm

Vermittlung nach dem Geld

Frontmatter
Kapitel 8. Kritisches zur Geldkritik
Zusammenfassung
Die Idee einer Welt ganz ohne Geld ist zweifellos reizvoll, gerade weil eine solche Welt in einem völligen Widerspruch zu unseren Alltagserfahrungen stehen würde. Im Folgenden werde ich diese Idee einer kritischen Prüfung unterziehen. Ich beginne mit einer knappen Betrachtung der Rolle des Geldes in früheren, nichtkapitalistischen Gesellschaften.
Christian Siefkes
Kapitel 9. Kategoriale Grundlagen einer postmonetären Gesellschaft
Zusammenfassung
Geld stellt im Kapitalismus den gesellschaftlichen Zusammenhang her. Es sorgt dafür, dass Bedürfnisse und Befriedigungsmittel zusammenkommen, und es ermöglicht eine tiefgestaffelte gesellschaftliche Arbeitsteilung. Geld ist ein wesentlicher Faktor gesellschaftlicher Kohärenz, und die beginnenden globalen Finanzkrisen deuten an, was passiert, wenn Kohärenzbildung nicht mehr funktioniert. Postmonetäre Ansätze stehen vor der Aufgabe, eben für diese gesellschaftlichen Funktionen Alternativen zu formulieren, wenn möglich gar solche, die eine größere soziale Stabilität und bessere Lebenschancen für alle Menschen versprechen.
Stefan Meretz
Kapitel 10. Der postkapitalistische Feminismuskeks
Das Hauptgericht: Eine commonsschaffende Peer-Produktion als mögliche Zukunft
Zusammenfassung
Wie so oft, wenn es um Wirtschaft geht, versammeln sich im vorliegenden Buch überwiegend Theorieansätze von Männern, während feministische Ökonomie-Diskurse oder solche unter dem Label 'Care' fast ausschließlich unter Frauen stattfinden. Ähnlich wie in ihrem Buch Ecommony. UmCare zum Miteinander (2016) führt Friederike Habermann Debattenstränge aus beidem zusammen. In diesem Beitrag speziell stellt sie darüber hinaus feministische Vorläuferinnen der Perspektive einer Gesellschaft nach dem Geld dar und gibt einen Abriss dieser in Deutschland recht intensiv geführten Debatte bis heute. Mit ihrem eigenen Ansatz einer commonsbasierten und commonsschaffenden Peerproduktion – sie spricht vonEcommony – zieht sie Verbindungen zwischen all diesen Aspekten, und erweitert sie hierdurch. Empirische Grundlage bilden dabei für sie sowohl derzeitige Entwicklungen der Produktionsverhältnisse als auch Ansätze anderen Wirtschaftens im Alltag sowie in sozialen Bewegungen.
Friederike Habermann
Kapitel 11. Trialog: Implizite und explizite Menschenbilder
Zusammenfassung
Wer darüber spricht oder nachdenkt, wie die Gesellschaft organisiert sein könnte oder sollte, beschäftigt sich dabei zwangsläufig damit, wie sich Menschen unter anderen Umständen mutmaßlich verhalten würden. Sofern man sich dabei nicht auf den heutigen Zustand oder auf früher oder anderswo existierende Verhältnisse beschränken will, kommt man mit empirischen Beobachtungen nicht weit. Man braucht stattdessen ein theoretisches Modell menschlichen Verhaltens, das es ermöglicht, erwartbare Verhaltensweisen auch unter heute nicht beobachtbaren Umständen vorherzusagen.
Friederike Habermann, Stefan Meretz, Christian Siefkes

Medialität nach dem Geld

Frontmatter
Kapitel 12. Nähern wir uns einer Gesellschaft ohne Geld ?
Zusammenfassung
Zehn Jahre nach dem Beginn der ersten Weltwirtschaftskrise im 21. Jahrhundert sind die durch sie hervorgerufenen Probleme noch immer nicht überwunden. Immer neue Krisenfelder lösen die alten ab. Die Immobilienkrise verwandelte sich in eine Bankenkrise und eine Wirtschaftskrise.
Peter Fleissner
Kapitel 13. Geld
Für eine non-monetäre Ökonomie
Zusammenfassung
Die Aufgabe der Ökonomie besteht darin, Güter und Dienstleistungen zu verteilen. Diese Verteilung läuft derzeit über Märkte und Preise. Vermutlich in nicht allzu ferner Zukunft werden intelligente Maschinen bessere Lösungen finden. An die Stelle der der Märkte treten dann Matching-Verfahren. Der Preis wird durch ein Wertkontinuum im Netzwerk ersetzt. Arbeit verschwindet, stattdessen werden Tätigkeiten nach ihren Relationen im Netzwerk bewertet. Der Übergang zu einer Wirtschaft jenseits des Geldes findet bereits statt. Wenn Preise aus Daten errechnet werden, beginnt das Geld seine Wirkung auf unser Verhalten zu verlieren.
Stefan Heidenreich
Kapitel 14. Das Geld und die digitalen Medien
Zusammenfassung
Wenn man über eine Gesellschaft nach dem Geld spricht, gibt es gute Gründe, diese Frage mit jener nach digitalen Technologien bzw. – insofern solche Technologien immer informationsverarbeitende Systeme sind – mit digitalen Medien in Zusammenhang zu bringen.
Jasmin Kathöfer, Jens Schröter
Backmatter
Metadaten
Titel
Postmonetär denken
herausgegeben von
Projektgruppe Die Gesellschaft nach dem Geld
Copyright-Jahr
2019
Electronic ISBN
978-3-658-21706-8
Print ISBN
978-3-658-21705-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-21706-8