Skip to main content

2012 | OriginalPaper | Buchkapitel

9. Rechtliche Regelung systemischer Risiken von GVO: (Ökologische) Modellierung und ihre juristische Verwertbarkeit

verfasst von : Jantje Struß, Gerd Winter

Erschienen in: GeneRisk

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
loading …

Zusammenfassung

Die Gentechnologie ist eine hoch komplexe und vergleichsweise junge Technologie, die – jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt – mit vielen Unsicherheiten behaftet ist. Das Transgen lässt sich bei landwirtschaftlicher Verwendung (Grüne Gentechnik) nicht räumlich begrenzen, sondern findet Eingang in die natürliche Umwelt und wechselwirkt mit der gesellschaftlichen Sphäre. Aufgrund der vielfältigen Beziehungen innerhalb gesellschaftlicher und ökologischer Systeme sind die Risiken, die mit einer großflächigen Ausbringung von GVO verbunden sind, bislang kaum abschließend geklärt und somit entsprechend schwer eindämmbar.1

Sie haben noch keine Lizenz? Dann Informieren Sie sich jetzt über unsere Produkte:

Springer Professional "Wirtschaft+Technik"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft+Technik" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 102.000 Bücher
  • über 537 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Automobil + Motoren
  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Elektrotechnik + Elektronik
  • Energie + Nachhaltigkeit
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Maschinenbau + Werkstoffe
  • Versicherung + Risiko

Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Springer Professional "Technik"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Technik" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 67.000 Bücher
  • über 390 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Automobil + Motoren
  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Elektrotechnik + Elektronik
  • Energie + Nachhaltigkeit
  • Maschinenbau + Werkstoffe




 

Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Fußnoten
1
Im Rahmen des juristischen Teilprojekts von „GeneRisk“ ist eine umfassende systematische Darstellung der aktuellen Rechtslage für Freisetzungen und das Inverkehrbringen von GVO entstanden, in der u.a. auch die Frage der juristischen Verwertbarkeit ökologischer Modelle behandelt wurde: Struß: Die großflächige Ausbringung von GVO in die Umwelt (2010).
 
2
Insbesondere in den USA werden Modelle bereits vielfach in ökologischen Zusammenhängen eingesetzt. Siehe hierzu z. B. Wagner/Fisher/Pascual: Misunderstanding models in environmental and public health regulation. In: N.Y.U. Environmental Law Journal 2010, 293.
 
3
Vgl. Brockhaus, 10 Bände (2005), Band 6 (Lit-Norc), Stichwort „Modell“.
 
4
Vgl. Jopp/Reuter/Breckling 2011: Modelling complex ecological dynamics. Springer, Heidelberg.
 
5
Vgl. Leemans: Computer Models for synthesis of pattern and process in the boreal forest. In: Shugart/Leemans/Bonan, A Systems Analysis of the Global Boreal Forest (1992), S 308.
 
6
Dies ist zum Beispiel im Zusammenhang mit ökologischen Prozessen der Fall, bei denen irreversible Auswirkungen auf der Landschaftsebene zu befürchten sind.
 
7
Wagner/Fisher/Pascual: Misunderstanding models in environmental and public health regulation. In: N.Y.U. Environmental Law Journal 2010, 293 ff. weisen in diesem Zusammenhang mehrfach darauf hin, dass Modelle jedoch keine “answer machines” bzw. “truth machines” sind.
 
8
Zentrum für Umweltforschung und Umwelttechnologie (UFT), Universität Bremen (Projektleitung Prof. Dr. Juliane Filser), siehe Kap.​ 4 und 5.
 
9
Das bedeutet, dass das Modell einen Kausalitätsnachweis über die konkrete Herkunft des transgenen Pollens auf einem konventionellen Maisfeld, wie er in haftungsrechtlichen Zusammenhängen gefordert wird, nicht erbringen kann und soll. Ein solcher Nachweis ließe sich wohl allein empirisch erbringen, beispielsweise mit einer molekularen Analyse auf Sortenanteile und der Kenntnis, wo in dem fraglichen Raum diese Sorten angebaut werden. Mithilfe des Modells lässt sich jedoch zeigen, dass unter den angenommenen Bedingungen bestimmte Wahrscheinlichkeiten für entsprechende Einkreuzungsereignisse bestehen. Somit ist das Maiseinkreuzungsmodell hilfreich für die prospektive Betrachtung im Rahmen der Risikoanalyse. Mit seiner Hilfe können die (großräumigen) Wirkungen der Zulassung von gentechnisch verändertem Mais innerhalb bestimmter Regionen abgeschätzt werden.
 
10
In einem Vorgängerprojekt (“GenEERA”), welches ebenfalls vom BMBF gefördert wurde, ist ein entsprechendes Modell für die großräumige Abschätzung der Wirkungen des transgenen Rapsanbaus entwickelt worden. Für dieses Modell gilt Entsprechendes. Siehe Breckling B, Reuter H, Middelhoff U, Glemnitz M, Wurbs A, Schmidt G, Schröder W, Windhorst W (2011) Risk indication of genetically modified organisms (GVO): modelling environmental exposure and dispersal across different scales. Oilseed rape in Northern Germany as an integrated case study. Ecological Indicators 11(4):936–941. doi:http://​dx.​doi.​org/​10.​1016/​j.​ecolind.​2009.​03.​002
 
11
Vgl. Leemans: Computer Models for synthesis of pattern and process in the boreal forest. In: Shugart/Leemans/Bonan, A Systems Analysis of the Global Boreal Forest (1992), S 308; Grimm/Berger/Bastiansen et al.: A standard protocol for describing individual based and agent-based models. In: Ecological Modelling 2006, 115, 116 m.w.N.
 
12
Modelle können in dieser Hinsicht mit Straßenkarten verglichen werden. Diese bilden auch lediglich bestimmte Aspekte der Realität (Straßen ab einer bestimmten Größe) ab, andere Aspekte hingegen nicht (Abwasserleitungen, Stromleitungen, Gebäude etc.). Siehe den Bericht des amerikanischen National Research Council: „Environmental effects of transgenic plants“ (2002), S 458.
 
13
Vgl. Levin: Models in Ecotoxicology, in: Levin/Hallam/Gross, Applied Mathematical Ecology (1990), S 315 f.; Becker/Schütte/Geib et al.: Grundsätze ordnungsgemäßer Modellierung – Abschlussbericht (1999), S 14; Manderscheid: Modellentwicklung zum Wasser- und Stoffhaushalt (1992), S 11.
 
14
Auch in anderen Ländern ist ein abgestimmter Umgang mit Modellen in juristischen Kontexten noch nicht erkennbar. Vgl. Hierzu Wagner/Fisher/Pascual: Misunderstanding models in environmental and public health regulation. In: N.Y.U. Environmental Law Journal 2010, 293, 296 (dort Fn. 11) und 313 ff.
 
15
S. aber zu ökonomischen Modellen Seehafer: Die Verwendung ökonomischer Modelle in der Fusionskontrollverordnung aus juristischer Perspektive. In: WuW 2009, 728 ff.
 
16
Siehe Moody: Theoretical and practical issues in evaluating the quality of conceptual models. In: Data & Knowledge Engineering 2005, 243, 245 m.w.N; siehe auch bereits Moody/Shanks: What Makes a Good Data Model? In: The Australian Computer Journal 1998, 97 ff.
 
17
So z. B. Becker/Schütte/Geib et al.: Grundsätze ordnungsgemäßer Modellierung – Abschlussbericht (1999); vgl. auch Grimm/Berger/Bastiansen et al.: A standard protocol for describing individual based and agent-based models. In: Ecological Modelling 2006, 115 ff.; Frank: Evaluation of Reference Models, in: Fettke/Loos, Reference Modeling for Business Systems Analysis (2006), S 118 ff.; Bericht des Committee on Models in the Regulatory Decision Process (National Research Council): Models in environmental Regulatory Decision Making (2007). Für Software Systeme besteht hingegen ein international anerkannter Standard: ISO/IEC Standard 9126: Software Product Quality, International Standard Organisation (ISO), International Electrotechnical Commission (IEC), 2001.
 
18
Siehe Bericht des amerikanischen National Research Council: „Environmental effects of transgenic plants“ (2002), S 76 ff.
 
19
Vgl. hierzu Ranson/Darrel: Remote sensing technology for forest ecosystem analysis. In: Shugart/Leemans/Bonan, A Systems Analysis of the Global Boreal Forest (1992), S 267; Batini/Scannapieco: Data Quality – Concepts, Methodologies and Techniques (2006), S 19 ff.
 
20
Vgl. z.B. Becker/Schütte/Geib et al.: Grundsätze ordnungsgemäßer Modellierung – Abschlussbericht (1999), S 14; vgl. Bart: Acceptance criteria for using individual-based models to make management decisions. In: Ecological Applications 1995, 411, 412 ff.; Conroy/Cohen/James et al.: Parameter estimation, reliability, and model improvement for spatially explicit models of animal populations. In: Ecological Applications 1995, 17 ff.; Batini/Ceri/Navathe: Conceptual Database Design – An Entity-Relationship Approach (1992), S 139 ff.; Frank: Möglichkeiten und Grenzen einer objektorientierten Modellierungslehre. In: Tagungsband STJIA (1997); ders.: Evaluation of Reference Models. In: Fettke/Loos, Reference Modeling for Business Systems Analysis (2006), S 118 ff. m.w.N.
 
21
Hierzu Grimm/Berger/Bastiansen et al.: A standard protocol for describing individual based and agent-based models. In: Ecological Modelling 2006, 115 ff.
 
22
Vgl. Moody: Theoretical and practical issues in evaluating the quality of conceptual models. In: Data & Knowledge Engineering 2005, 243, 247 ff., 261 ff. m.w.N.
 
23
Vgl. z.B. Bart: Acceptance criteria for using individual-based models to make management decisions. In: Ecological Applications 1995, 411 m.w.N.
 
24
Vgl. BVerwG, Beschl. v. 15.01.2008 – BVerwG 9 B 7.07, Rn. 4 des Umdrucks, bislang unveröffentlicht; BVerwGE 114, 364, 378 m.w.N.
 
25
BVerwG, Beschl. v. 15.01.2008 (Fn. 9), Rn. 4 des Umdrucks.
 
26
BVerwG, Beschl. v. 15.01.2008 – BVerwG 9 B 7.07 (Fn. 9), Rn. 7 des Umdrucks, bislang unveröffentlicht.
 
27
Bei einem gerichtlich bestellten Gutachter ergibt sich dies aus § 404 ZPO. Für Privatgutachten vgl. z. B. BGH, Urt. v. 16.09.1997 – X ZR 54/95, GRUR 1998, 366; BVerwG, Urt. v. 15.10.1985 – 9 C 3/85, unveröffentlicht; Hanseatisches OLG Hamburg, Urt. v. 07.12.2005 – 5 U 181/04, ZUM-RD 2007, 71.
 
28
Siehe Baumbach/Lauterbach: ZPO, 66. Auflage (2008), § 286, Rn. 50 ff.
 
29
Siehe z. B. BayObLG, Beschl. v. 14.01.1986 – Breg 1 Z 92/85, FamRZ 86, 727; Baumbach/Lauterbach: ZPO, 66. Auflage (2008), Übers § 402, Rn. 4.
 
30
Vgl. Gerhardt: § 114 VwGO in: Schoch/Schmidt-Aßmann/Pietzner, VwGO (2008), § 114, Rn. 62; vgl. z. B. auch OVG Berlin, Beschl. v. 09.07.1998 – OVG 2 S 9.97, abgedr. in Eberbach/Lange/Ronellenfitsch: Recht der Gentechnik und Biomedizin (2001), Entscheidungen (Bd. 4), Nr. 8 zu § 16.
 
31
So Seibel: Die allgemeine Anerkennung von technischen Regeln und ihre Feststellbarkeit, in: ZfBR 2008, 635, 636.
 
32
Seibel: Die allgemeine Anerkennung von technischen Regeln und ihre Feststellbarkeit, in: ZfBR 2008, 635, 636.
 
33
Vgl. RG, Urt. v. 11.10.1910 – IV 644/10, RGSt 44, 75, 78 ff.; Seibel: Die allgemeine Anerkennung von technischen Regeln und ihre Feststellbarkeit. In: ZfBR 2008, 635, 636.
 
34
Seibel: Die allgemeine Anerkennung von technischen Regeln und ihre Feststellbarkeit, in: ZfBR 2008, 635, 636; Kamphausen/Warmbrunn: Zur Feststellung anerkannter Regeln der Bautechnik. In: BauR 2008, 25, 28.
 
35
Vorbild für dieses Modell könnten die Verdingungsausschüsse nach Vergaberecht und die von ihnen erlassenen Verdingungsordnungen (VOL/A, VOB, VOF) oder auch der Verein Deutscher Ingenieure e.V. (VDI) und seine VDI-Richtlinien sein.
 
Metadaten
Titel
Rechtliche Regelung systemischer Risiken von GVO: (Ökologische) Modellierung und ihre juristische Verwertbarkeit
verfasst von
Jantje Struß
Gerd Winter
Copyright-Jahr
2012
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-23433-0_9