Skip to main content

12.08.2015 | Ressource | Schwerpunkt | Online-Artikel

Seensanierung und -restaurierung – oft vergessen

2:30 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
loading …

Nährstoffeinträge belasten viele Seen. Im Zusammenhang mit der Wasserrahmenrichtlinie müssen auch diese Gewässer die Zielvorgabe "Guter Zustand" erreichen. Jochen Schaumburg, Bayerisches Landesamt für Umwelt, kommentiert.

Der ökologische Zustand der deutschen Seen größer 0,5 Quadratkilometer, wie er sich aus den Monitoringergebnissen zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtline darstellt, verfehlt in vielen Fällen die Zielvorgabe "Guter Zustand". Die Bewertung des ökologischen Zustands natürlicher Seen bzw. des ökologischen Potenzials von künstlichen und erheblich veränderten Seen ergab, dass in Deutschland rund 40 Prozent der Stillgewässer eine guten oder besseren Zustand haben, dagegen ca. 60 Prozent nur einen mäßigen oder schlechteren Zustand aufweisen. Dass es im Kontext der Wasserrahmenrichtlinie auch bei den Seen erheblichen Handlungsbedarf gibt, wird oft vergessen.

Nährstoffe belasten die Seen

Weitere Artikel zum Thema

Für alle Seen, die schlechter als gut sind, müssen Maßnahmen zur Verbesserung durch die zuständigen Bundesländer ergriffen werden. Vielfach ist eine übermäßige Nährstoffbelastung der Grund für die schlechten Seezustände. Vor allem Phosphor als der entscheidende das Pflanzenwachstum begrenzende Nährstoff spielt hierbei eine wichtige Rolle. Phosphor gelangt hauptsächlich aus zwei wichtigen Quellen in die Gewässer, zum einen punktuell aus Kläranlagen und zum anderen diffus aus der Nutzung der Landflächen in den See-Einzugsgebieten. Die letztgenannte Quelle gewinnt in zunehmendem Maß an Bedeutung, während die Phosphorbelastung aus Abwasser aufgrund abwassertechnischer Sanierung in den letzten Jahrzehnten stark rückläufig ist.

Planung zur Reduzierung von Nährstoffen

Relevant und effektiv für die Maßnahmenplanung zur Nährstoffreduzierung sind vor allem Sanierungsmaßnahmen in den See-Einzugsgebieten. Unter ungünstigen hydrologischen Verhältnissen oder wenn die Sanierung des Einzugsgebietes weit fortgeschritten ist, sind in dafür geeigneten Fällen flankierend seeinterne Restaurierungsmaßnahmen zielführend, vor allem um die Effizienz der Verbesserung der Verhältnisse zu steigern und Erfolge von Maßnahmen zu beschleunigen. Dazu gehören unter anderem Maßnahmen zur Entschlammung.

Wissenschaftliche Bewertung des ökologischen Zustandes

Die Länderarbeitsgemeinschaft Wasser hat in den vergangenen Jahren wissenschaftlich begründete Verfahren zur Bewertung des ökologischen Zustands der deutschen Seen nach den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie abgeleitet. Sie werden derzeit in der Praxis angewendet und bei Bedarf an den Fortschritt der Wissenschaft angepasst. Um den ökologischen Zustand der Seen in Deutschland nachhaltig zu verbessern, sind nunmehr in den See-Einzugsgebieten konkrete Maßnahmen zur weiteren Eindämmung der Nährstoffeinträge, insbesondere von Phosphor, erforderlich. Es bleibt zu hoffen, dass neben den konkreten Maßnahmen der Länder die geplanten Maßnahmen des Gesetzgebers z. B. im Bereich des Düngemitteleinsatzes einen wirksamen Beitrag dazu leisten werden, auch den Seen in Deutschland zu dem geforderten guten ökologischen Zustand zu verhelfen.

Dieser Kommentar ist in Ausgabe Juli/August 2015 der Fachzeitschrift Wasser und Abfall erschienen.

Zum Autor

Dr. Jochen Schaumburg leitet das Referat Ökologie der Seen im Bayerischen Landesamt für Umwelt.

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt