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1991 | Buch | 5. Auflage

Rhetorik für den Ingenieur

verfasst von: Gerd Ammelburg

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Buchreihe : VDI-Buch

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Über dieses Buch

Rhetorik für den Ingenieur. - Diese Aussage impliziert eine Art Sonderbehandlung für eine spezielle Berufsgruppe. Unterscheidet sich denn deren Rhetorik, d.h. genaugenommen die Handhabung rhetorischer Ausdrucksformen und -mittel, so wesentlich von der Rhetorik anderer Berufe? Sehr generalisiert betrachtet sicher­ lich, wenn man die üblichen Kommunikationsgewohnheiten der I ngenieure analysiert. Ingenieure bedienen sich besonderer Symbole: Netzpläne, Tabel­ len, Grafiken, Zeichnungen u.a. Die Zeichnung ist die Sprache der Techniker! Unvergessen und verpflichtend ist für mich die­ ser Leitspruch aus meiner eigenen Ausbildung zum Ingenieur. Diese Art der Kommunikation mit Symbolen reduziert die verbale Kommunikation. Man versteht sich, ohne daß viel Worte gemacht werden. Aber Ingenieure, mit ihrer so ausgeprägten Fähigkeit zu abstrahieren, müssen sich als Manager, als Team­ mitglieder oder als Pädagogen auch auf Kommunikationspart­ ner einstellen, die andere Denkstrukturen repräsentieren, die z.B. die Gabe haben, in Analogien zu denken, die aber auch der Anschauung bedürfen. Wenn Ingenieure in ihrer Rhetorik keine Sprachbarrieren auf­ bauen wollen, werden sie sich zum Beispiel bemühen müssen, nicht nur Fachtermini zu vermeiden, sondern auch abstrakte Sachzusammenhänge anschaulich darzustellen. Ich selbst weiß, daß dies lernbar ist, und leite eine permanente Nutzanwendung aus dem ab, was ich einst in einem Rhetorik­ seminar bei Gerd Ammelburg gelernt habe. v Seit mehr als 20 Jahren kenne ich sein berufliches Wirken, mir ist sein gedankliches und instrumentales Konzept vertraut und ich bin - was mir noch wichtiger erscheint - von der erfolg­ reichen Umsetzbarkeit überzeugt.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Warum muß der Ingenieur reden lernen?
Zusammenfassung
Die Tatsache, daß der Mensch durchschnittlich 70% seines Tagesablaufes mit Kommunikation verbringt, ist eine wichtige Erkenntnis für die Verhaltensweise eines jeden. Kommunikation (von lat.: Gemeinsamkeit — Mitteilung) ist die Übermittlung von Informationen, entweder durch Zeichen jeglicher Art oder durch formalistische Verständigungssysteme. Diese lexikalische Begriffsdefinition enthält auch das Wort Verständigung das grundlegend dafür ist. Denn wenn Kommunikation zwischen verschiedenen Personen nur in einer Richtung — nämlich von einem „Sender“ zu einem „Empfänger“ — läuft, dann besteht die Gefahr, daß eine Verständigung im Sinne des gegenseitigen Verstehens nicht zustande kommt, weil der Zeichenvorrat der beiden Beteiligten unterschiedlich sein kann, Bild 1.
Gerd Ammelburg
2. Grundwissen über menschliche Verhaltensweisen
Zusammenfassung
Jedem dürfte es wohl schon einmal so ergangen sein: bei Inangriffnahme eines neuen Wissensgebietes überfällt einem zu irgendeinem Zeitpunkt eine Angst oder gar ein Entsetzen vor der Menge des zu bewältigenden Stoffes. So mag es auch dem Ingenieur ergehen, der im Zusammenhang mit der Rhetorik nun erfährt, daß er sich mit Psychologie, Pädagogik, Soziologie, Andragogik, Informationslehre, Didaktik, Semantik oder Dialektik befassen müsse, ganz zu schweigen von den Gebieten der Psychosomatik, der Kinesik und der modernen, auf den Erkenntnissen der Zellbiologie fußenden Gehirnforschung. Nun, all diese Wissenschaften, die auch noch in sich vielfach unterschiedliche Lehrmeinungen beherbergen, muß der Ingenieur nicht erlernen, wenn er sich der Rhetorik widmen will; dies wäre eine unrationelle Belastung und im übrigen menschenunmöglich.
Gerd Ammelburg
3. Vorbereitung der Rede
Zusammenfassung
Der Redner sollte sich, ehe er an die eigentlichen Vorbereitungen für die Rede geht, die geringe Mühe machen, seine Zielvorstellung — also das, was er erreichen möchte — sowie die Zielgruppe — also den Empfängerkreis, bei dem er dieses Ziel erreichen möchte — ganz eindeutig zu definieren und sich auf einen Zettel zu schreiben. Dies gilt gleichermaßen für einen kurzen Trinkspruch wie für einen Lehrvortrag, für eine große Festrede wie für einen Sachbericht oder einen ProblemlösungsVorschlag. Und der kleine Trick, sich diese Ziele vorab aufzuschreiben, wird den Redner bei der gesamten weiteren Arbeit dazu bringen, diese Ziele nicht aus den Augen zu lassen und alle Wahl der Mittel an ihnen zu orientieren. Denn je mehr sich der Redner mit seiner Einstellung zu diesen Zielen befaßt, desto sicherer kann er auch sein, bei der Vorbereitung und Darbietung der Rede das „relativ richtige Maß“ zu treffen und die Chance zu haben, eine optimale Wirkung zu erreichen.
Gerd Ammelburg
4. Vorbereitung des Redners
Zusammenfassung
Auch in diesem Abschnitt wird es sich zwangläufig nicht vermeiden lassen, auf rednerische Verhaltensweisen einzugehen, die abzuhandeln erst dem Abschn. 5 (Auftreten des Redners) vorbehalten bleiben sollten. Aber so wie sich ein Theaterstück nicht ohne Proben denken läßt und umgekehrt die Proben nicht ohne die eigentliche Aufführung, so gehören diese Dinge eben zusammen. Bei diesem Vergleich sollte jedoch ein Aberglaube aus dem Theaterleben vom Redner keineswegs übernommen werden: Je katastrophaler die Hauptprobe, desto besser wird die Premiere! Der Redner sollte sich statt dessen an den auch dem Ingenieur und dessen Arbeit viel besser entsprechenden Satz halten: Je besser die Arbeitsvorbereitung, desto besser auch der Produktionsablauf!
Gerd Ammelburg
5. Auftreten des Redners
Zusammenfassung
Wenn nun ausführlich das eigentliche Auftreten des Redners abgehandelt werden soll, muß man sich klar darüber sein, daß viele Gesichtspunkte bereits bei den Abschnitten der Vorbereitung (Abschn. 3 und 4) behandelt wurden. Denn je besser die Vorbereitungen — insbesondere die Vorübungen — betrieben wurden, desto sicherer kann der Vortragende sein, daß sein eigentlicher Auftritt gelingt. Diese Grundeinstellung wird dem Redner, der von Redeangst und Lampenfieber geplagt ist, auch ein gewisses Maß an Selbstsicherheit geben, indem er sich sagen kann, daß er alles getan habe, um das rednerische Auftreten zu einem Erfolg zu gestalten. Wenn dann doch noch — was unvermeidbar ist — Fehler und Pannen auftreten, dann sollte der Redner sie nicht schwer nehmen, sondern für die Zukunft daraus lernen. Denn wer glaubt schon daran, daß er fehlerfrei sei und alles so hundertprozentig gelingen werde, wie dies geplant ist? Auch der Ingenieur muß sich diese Einstellung zur Redeleistung zu eigen machen: im psychologischen Bereich läßt sich eben nicht alles exakt messen und im voraus berechnen wie bei einer Konstruktion oder einem technischen Bau. Hier wirken zuviel Imponderabilien und Unberechenbares der menschlichen Seele mit, was dazu zwingt, mit Schätzwerten über menschliche Verhaltensweisen zu arbeiten.
Gerd Ammelburg
6. Beispiele aus der Praxis
Zusammenfassung
Es mag dem Ingenieur, der sich nun mit dem Studium der Rhetorik befaßt hat, ebenso gehen wie vielen Lernenden in anderen Bereichen: Nach Durcharbeiten des Stoffes kommt er zu der Überzeugung, daß dies zwar alles sehr schön — theoretisch — sei, daß jedoch die Praxis anders aussehe. „Bei mir ist das alles ganz anders — das geht bei mir ja gar nicht so!“ lautet dann die gängige Formulierung, die — psychologisch gesehen — einerseits dem Geltungstrieb, die eigene Tätigkeit überzubewerten, entspricht, zum anderen der Trägheit, die erlernten Erkenntnisse nun auch maßstabgerecht auf die eigenen Aufgaben zu übertragen.
Gerd Ammelburg
Nachwort
Zusammenfassung
Kurz vor Abschluß des Manuskriptes für das vorliegende Buch fiel mir ein Artikel aus den VDI-Nachrichten in die Hand, in dem über eine vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) veranstaltete Tagung berichtet wurde, die sich unter dem Thema „Aufgaben der Sprache in unserer Zeit“ mit der technischen und naturwissenschaftlichen Kommunikation in Ausbildung und Beruf befaßte.
Gerd Ammelburg
Backmatter
Metadaten
Titel
Rhetorik für den Ingenieur
verfasst von
Gerd Ammelburg
Copyright-Jahr
1991
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-00872-0
Print ISBN
978-3-540-62139-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-00872-0