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2007 | Buch

Risikomanagement in Projekten

Internationale Wagnisse identifizieren und minimieren

verfasst von: James R. Pinnells, Eleanor Pinnells

Verlag: Gabler Verlag

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Über dieses Buch

Es kommt selten vor, dass ein Vater-Tochter-Team ein Fachbuch schreibt. Auf einem Gebiet wie dem Risikomanagement ist der Versuch vielleicht sogar einmalig. Als Mitautoren haben wir aber die Erfahrung gemacht, dass aus der Kombination von jugendlicher Bereitschaft, alles in Frage zu stellen, und der vorsichtigeren Stimme der Erfahrung eine kreative Spannung entsteht. Das daraus resultierende Buch stellt für den Praktiker eine wertvolle Fallsammlung dar: eine Situation wird geschildert, Fragen werden formuliert und Antworten vorgeschlagen. Ein theoretischer Rahmen wird natürlich auch vorgestellt. Risikomanagement ist aber keine exakte Wissenschaft; nach angelsächsischem Verständnis ist die Theorie durchweg an der Praxis orientiert. Viele Personen, die meisten davon Projektmanager, haben einen Beitrag zu diesem Buch geleistet. Wenn man die einzelnen Fälle liest, ist uns aber immer noch unklar, ob wir eher unsere Dankbarkeit für die Beiträge oder mehr unser Mitleid mit dem Erlebten ausdrücken sollten. Am besten ist wohl beides. Besonders verpflichtet sind wir Anna Deppenkemper. Von Anfang an hat sie mit Enthusiasmus, Treffsicherheit und Humor unsere Bestrebungen, Projektrisiken zu identifizieren und risikobegrenzende Strategien zu entwickeln, begleitet. Sie hat jedes Wort, das wir geschrieben haben, zweimal (mindestens) gelesen und vielleicht die Hälfte davon scharf kommentiert. Anna hat selbst neulich eine wissenschaftliche Arbeit mit dem Titel Managing Project Risks in International Investment Projects geschrieben. Ohne ihre Hilfe wäre unser Werk viel ärmer.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Auszug
Ein Bauunternehmer und ein Kunde sitzen zusammen. Der Kunde beabsichtigt den Kauf eines Kühlhauses am Ende eines Eisenbahngleises in einer entfernten Gegend seines Landes. Der Unternehmer hat Erfahrung mit solchen Projekten. Obgleich die Unterhaltung Bezug auf vergangene Projekte nehmen wird, ist die Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die Zukunft gerichtet. Der Kunde stellt sich ein sichereres, effizienteres und profitableres Verteilungsnetzwerk für Lebensmittel vor. Das Kühlhaus ist Teil dieser Vision. Der Unternehmer denkt an das Design, den Standort, die Lieferung von Anlagen, die Errichtung und die Übergabe. Der erfolgreiche Bau des Kühlhauses könnte für den Unternehmer sogar weitere Aufträge mit sich bringen. Im Laufe der Verhandlungen nimmt das neue Lagerhaus Formen an, zumindest in den Köpfen der Beteiligten. Das Grunddesign wird vereinbart und ein Vertrag wird unterschrieben.
James R. Pinnells, Eleanor Pinnells
2. Unternehmensrisiko
Auszug
In seiner einfachsten Form erscheint das Kapazitätsrisiko, wenn ein Unternehmen bei fast vollständig ausgelasteter Kapazität zusätzliche Aufträge annimmt. Die gesamte Organisation platzt jetzt aus allen Nähten. Oft geht daran etwas — oder sogar jemand — zugrunde. Dies ist jedoch kaum ein Problem, mit dem deutsche Unternehmen in den letzten Jahren zu kämpfen hatten. Die im 21. Jahrhundert geläufigere Variante tritt auf, wenn ein Unternehmen die Anzahl seiner Arbeitskräfte zwecks Kosteneinsparung und bedingt durch Auftragsmangel reduziert. Dann aber, wenn die Häufigkeit von Aufträgen wieder zunimmt, muss sich das Unternehmen plötzlich wieder auf volle Kapazitätsauslastung umstellen. Erfahrene Arbeitskräfte mit seltenem Fachwissen, z. B. der Fähigkeit, eine komplexe Maschinenkonstruktion in Betrieb zu nehmen, sind oft in den Vorruhestand entlassen worden. Rentner können natürlich als Berater in das Unternehmen wieder eingebracht werden, oder es werden neue Arbeitskräfte eingestellt — das Problem ist selten unlösbar.
James R. Pinnells, Eleanor Pinnells
3. Länderrisiko
Auszug
Ein altes Sprichwort besagt: „Andere Länder, andere Sitten“. Die Anwendung in der modernen Geschäftswelt ist klar — wie viele Kurse mit Titeln wie Doing Business in Thailand oder Erfolgreich in China werden angeboten? Wer die lokalen Traditionen und Verhaltensweisen nicht versteht oder missachtet, wird Kunden verlieren. Wer in Japan, wo Abstand zwischen Menschen wichtig ist, anderen auf die Schultern klopft, wird keine Freunde gewinnen. Wer sich weigert, ein paar Bier nach der Arbeit zu genießen, wird es in Ländern, in denen Alkohol Teil des Geschäftslebens ist, schwer haben. Die Risikoanalyse beginnt also mit dem Verhandlungs-Team: Die Rolle jedes Teammitgliedes muss vor der Abreise besprochen und entschieden werden. Ein junges Team ohne ein älteres Mitglied an Bord wird in Ländern wie z. B. Vietnam, wo Alter und Erfahrung geachtet werden, Respekt verspielen. Ein detaillierteres Beispiel: Ein niederländisches Unternehmen, EarthMoved, beabsichtigte den Verkauf einer schweren Ausgrabungsmaschine an ein Verteidigungsministerium in Vorderasien. Einer der besten Ingenieure von EarthMoved war eine junge, attraktive, blonde Frau. Sollte sie ins Team aufgenommen werden?
James R. Pinnells, Eleanor Pinnells
4. Kundenrisiko
Auszug
Vor 30 Jahren wurde ein Stahlwalzwerk in China auf der Basis eines Vertrags für geringwertige Importe von Verbraucherartikeln erbaut. Das Projekt war überraschenderweise erfolgreich: Das Stahlwerk war effizient und produzierte größtenteils störungsfrei, und der deutsche Unternehmer erwirtschaftete einen kleinen Gewinn. Das Projekt war deshalb erfolgreich, weil beide Parteien den fast nutzlosen Vertrag zur Seite legten, die Teams zusammenarbeiteten und weil Probleme, sobald sie auftraten, gemeinsam gelöst wurden. Es ist einfach, Gegenbeispiele zu finden: Projekte, die trotz eines vorsichtig entworfenen Vertrags scheitern. Viel — manchmal sogar alles — hängt von der Beziehung zwischen Unternehmer und Kunde ab. Leider muss der Unternehmer immer bereit sein, mit einem eventuell trotzigen Kunden, einem Quertreiber, zu arbeiten.
James R. Pinnells, Eleanor Pinnells
5. Projektrisiko
Auszug
Eine gesicherte Baseline ist des Projektmanagers wichtigstes Werkzeug. Die Baseline legt fest, was das Unternehmen für den Vertragspreis zu leisten hat. Wenn die Baseline-Spezifikation eindeutig festgelegt ist, kann kein Zweifel aufkommen, ob eine eventuelle Änderung schon im Preis enthalten ist oder eine Preiserhöhung verursacht. Steht das Baseline-Programm (der Zeitplan) fest, wird eine durch den Auftraggeber entstandene Verspätung fast automatisch zu einer Zeitverlängerung führen. Sind die Baseline-Vorgänge logisch und praktisch entwickelt, werden sich das Abnahmezertifikat oder Änderungsaufträge nicht zu Streitpunkten entwickeln. Mit einer gesicherten Baseline sind genaue Kalkulationen eines Claims möglich: Ist-Zustand — Baseline (oder Soll-Zustand) = Claim
James R. Pinnells, Eleanor Pinnells
6. Einführung des Risikomanagements in das Unternehmen
Auszug
Ein risikoscheues Unternehmen wird nur selten anhaltende, attraktive Gewinne machen. Ein Unternehmen, das zu hoch pokert, wird oft verschwinden. Das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) stellte in Deutschland einen beträchtlichen Ansporn zur Formulierung von Risikophilosophien dar. Ein Absatz dieses Gesetzes betrifft das Risikomanagement direkt: Der Vorstand hat geeignete Maßnahmen zu treffen, insbesondere ein Überwachungssystem einzurichten, damit den Fortbestand der Gesellschaft gefährdende Entwicklungen frühzeitig erkannt werden.1 Ein Beispiel: Eine typische Reaktion auf diese neuen Anforderungen war die schon erwähnte Liste mit den wesentlichen Kernpunkten zur Risikopolitik, die von einer großen deutschen Unternehmensgruppe entwickelt wurde:2
  • Gewinnstreben erfordert zwangsläufig das Eingehen von bestimmten Risiken.
  • Keine Entscheidung sollte ein Existenzrisiko darstellen.
  • Einkommensrisiken sollten durch einen angemessenen Ertrag entsprechend ausgeglichen werden.
  • Risiken sollten minimiert werden.
  • Unabdingbare Risiken sollten, soweit finanziell angemessen, versichert werden.
  • Verbleibende Risiken sollten mit Risikomanagementstrategien beschränkt werden.
James R. Pinnells, Eleanor Pinnells
Backmatter
Metadaten
Titel
Risikomanagement in Projekten
verfasst von
James R. Pinnells
Eleanor Pinnells
Copyright-Jahr
2007
Verlag
Gabler Verlag
Electronic ISBN
978-3-8349-9235-2
Print ISBN
978-3-8349-0125-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8349-9235-2

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