Der Blick von Außen offenbart nicht alles: Doch das Dach eines allseitig verglasten Pavillons an der RWTH Aachen besteht aus vier großformatigen Textilbetonschalen.
Die hyperbolischen Einzelschalen des Pavillons haben Abmessungen von sieben mal sieben Metern und eine Dicke von lediglich sechs Zentimetern. Als Bewehrungsmaterial kamen technische Textilien aus hochfesten Carbonfasern zum Einsatz. In ihrer Mitte lagern die Betonschalen jeweils auf einer einzelnen Stahlbetonstütze auf und überspannen eine Nutzfläche von etwa 200 Quadratmetern.
Die Herstellung der rund 50 Quadratmetern großen Textilbetonschalen erfolgte in einem Fertigungszelt in unmittelbarer Nähe zum Bauplatz. Die flexible Bewehrung wurde hierbei lagenweise im Spritzbetonverfahren von einem Arbeitsgerüst aus eingebaut.
Nach dem Aushärten wurden die großformatigen Fertigteile mit einem Autokran auf die vormontierten Stahlbetonstützen aufgesetzt und anschließend untereinander verschraubt. Die fertige Tragstruktur wurde anschließend durch die umlaufende Glasfassade geschlossen. Lasten aus Wind und Schnee werden direkt von der Textilbeton-Dachkonstruktion abgetragen.
Leistungsfähigkeit von Textilbeton wird demonstriert
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Die RWTH demonstriert mit dem Bau des Pavillons die Leistungsfähigkeit des innovativen Kompositwerkstoffs „Textilbeton“. Primär soll das Gebäude den Studierenden der Fakultät für Bauingenieurwesen als Lernraum zur Verfügung stehen.
Die Universität forscht bereits seit zwölf Jahren interdisziplinär an der Technologie: Daran beteiligt sind neben dem Lehrstuhl und Institut für Massivbau noch zehn weitere RWTH-Institute aus den Fachbereichen Bauingenieurwesen, Maschinenbau, Naturwissenschaften und Architektur. Textilbewehrter Beton ist ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderter Sonderforschungsbereich (SFB) 532 „Textilbewehrter Beton – Entwicklung einer neuartigen Technologie“.
Eine nicht-rostende und flexible Bewehrung
Textilbeton eröffnet hier laut den RWTH-Wissenschaftlern durch seine nicht-rostende und flexible Bewehrung die Möglichkeit, solche Tragstrukturen wieder effizient zu realisieren.