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12.02.2014 | Fahrzeugtechnik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Politik hemmt Wachstum von Carsharing

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

4 Min. Lesedauer

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Das Carsharing-Angebot wächst stark. Jedoch werden die Anbieter von der Politik im Wachstum gehemmt. Eine Interview-Reihe mit Carsharingbetreibern zeigt, was die Anbieter beschäftigt.

Deutschland ist bereit zum Autoteilen. Betrachtet man die Nutzerzahlen, so konnten die Carsharing-Anbieter in den vergangenen Monaten ein deutliches Wachstum hinlegen. Die Gesamtzahl der Carsharing-Nutzer in Deutschland ist von circa 500.000 auf rund 800.000 im Jahr 2013 angestiegen. Die Carsharing-Anbieter erwarten in den kommenden zwölf Monaten ein ähnlich starkes Wachstum. Das sind die Ergebnisse einer Interviewreihe, die vom Informations- und Vergleichsportal carsharing-experten.de durchgeführt worden ist. Im Rahmen der Interviewreihe "Macher der modernen Mobilität" sind Geschäftsführer und Leiter der einzelnen Carsharing-Unternehmen zu ihren Zielen und Herausforderungen in den kommenden zwölf Monaten befragt worden.

Anbieter optimistisch, aber Gesetzgebung bremst

Aus den Interviews geht weiterhin hervor, dass die Anbieter ihr Angebot auf weitere Städte ausdehnen wollen. Der Low-Cost-Carsharing-Anbieter CiteeCar plane beispielsweise in 2014 das CiteeCar-Konzept in sechs weiteren Städten auszurollen. Auch stadtmobil planen ihre Flotten aufzustocken. In diesem Jahr soll der Fuhrpark um etwa 20 Prozent ausgebaut werden. Zudem setzten sie auf Kooperationen, um zum Beispiel Carsharing intelligent mit anderen Verkehrsmitteln wie dem ÖPNV oder Leihfahrrädern zu vernetzen. Allerdings sehen die meisten Anbieter ihr Wachstum durch die aktuellen politischen Rahmenbedingungen gehemmt - zum Beispiel bei Themen wie Elektromobilität und Parkplatzsituation oder Carsharing-Stationen im urbanen Umfeld.

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Die steigende verkehrs- und umweltpolitische Bedeutung des Carsharing in deutschen Großstädten werde zurzeit noch unzureichend in der Gesetzgebung reflektiert, wie carsharing-experten.de erläutert. Die Anbieter würden die aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen als Herausforderung empfinden, was sich eher wachstumshemmend auswirke. Hier gehe es insbesondere um die Parkplatzproblematik und die rechtssichere Einrichtung von Carsharing-Stellplätzen im öffentlichen Raum. Die Carsharing-Anbieter seien auf die Zusammenarbeit mit den Städten und Kommunen angewiesen, die sich in der Zukunft stärker zum Carsharing-Modell bekennen müssten.

Fehlende Ladeinfrastruktur für Elektroautos

Die fehlende Ladeinfrastruktur für Elektroautos sei eine weitere Herausforderung, mit der sich Carsharing-Anbieter konfrontiert sehen. Die Betreiber von Carsharing-Systemen würden noch mehr auf Elektromobilität setzen, wenn es genügend Ladestationen in den jeweiligen Stadtgebieten gäbe, gehe aus den Interviews hervor. Das Anmieten eines Elektrofahrzeugs müsse für den Kunden als praktisch und komfortabel gelten. Dies könne nur erfüllt werden, wenn flächendeckende Ladestationsnetze vorhanden sind. Hier seine auch die Städte in der Pflicht, diese Entwicklung voranzutreiben. Gerade für die Städte besteht ein hohes Interesse an einer effizienten Netzbildung von Ladeinfrastruktur, schreiben auch die Springer-Autoren Rennhak und Benad im Kapitel "Potenzielle Geschäftsmodelle für Automobilhersteller und Energiewirtschaft" (Seite 165) aus dem Buch Energie für nachhaltige Mobilität. Da ein Auto im Carsharing-Bereich bis zu acht private Pkw ersetzen kann, würde damit eine massive Entlastung der Städte erreicht werden.

Zum Beispiel unterhält der französische Automobilhersteller Citroën mit Multicity-Carsharing in Berlin Deutschlands erstes zu 100 Prozent elektrisch betriebenes Carsharing-Netz. Die Ladeinfrastruktur ist dabei von großer Bedeutung. "Derzeit gibt es in Berlin circa 200 öffentliche Ladesäulen, die durch Multicity-Kunden genutzt werden können. Jedoch ist die Anzahl noch viel zu gering. Viele unserer Kunden wünschen sich mehr Ladesäulen für eine flexiblere Nutzung. Betrachtet man dieses Problem in Hinblick auf den Ausbau von Multicity in Berlin - zum Beispiel durch die Geschäftsgebietserweiterung - stellt dies in einigen Augen ein enormes Hemmnis dar", sagt Stephan Lützenkirchen, Direktor Presse und Öffentlichkeitsarbeit bei Citroën Deutschland.

Befindet sich die Share Economy in der gesetzlichen Grauzone?

Die Peer-to-Peer-Carsharing-Anbieter stehen hingegen zum Teil vor anderen Herausforderungen, wie carsharing-experten.de erklärt. Marktplätze für privates Carsharing wie Autonetzer, Nachbarschaftsauto oder Tamyca hätten mittlerweile eine sichtbare Relevanz in der öffentlichen Wahrnehmung erreicht und würden von etablierten Marktteilnehmern zum Teil als Bedrohung angesehen. Der Bundesverband der Autovermieter hat zum Beispiel im Oktober 2013 eine Klage gegen Autonetzer erhoben, wie carsharing-experten.de erläutert. Die Autovermieter sehen sich durch strengere Regeln, die sie als gewerbliche Anbieter erfüllen müssen, benachteiligt.

Die Share-Economy-Akteure bewegen sich in gewisser Weise in einer rechtlichen Grauzone. Es ist nicht immer eindeutig geregelt, was die Betreiber von solchen Plattformen ihren Nutzern als Pflicht auferlegen müssen und wo die Grenzen liegen. Auch hier wird der Gesetzgeber gefragt sein, mehr Rechtssicherheit zu geben.

Die komplette Interviewreihe mit den einzelnen Machern der modernen Mobilität ist hier zu finden und wird laufend ergänzt und aktualisiert.

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