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24.08.2012 | Innovationsmanagement | Schwerpunkt | Online-Artikel

Unser Denken ist meist zu "deutsch"

verfasst von: Andreas Nölting

2:30 Min. Lesedauer

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Wie können Konzerne kreativer werden, wie innovativ sind deutsche Manager? Der Innovations-Vordenker Jens-Uwe Meyer erklärt im Interview, welchen Einfluss Struktur und Führungsstil auf die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens haben.

Springer für Professionals: Wie innovativ sind deutsche Manager im internationalen Vergleich?

Jens-Uwe Meyer: Innovation hat verschiedene Facetten. Wir sind als Deutsche traditionell recht innovativ, wenn es die Technik betrifft. Wir sind eher weniger kreativ, wenn es darum geht, neue Dienstleistungen, neue Geschäftsmodelle und wirklich bahnbrechende neue Produkte zu generieren. Es macht sicherlich ein Teil des deutschen Erfolgs aus, dass wir eben so sind wie wir sind. In bestimmten Disziplinen zählen wir häufig zu den Besten. In sehr schnellen Märkten wie dem Mobilfunk oder der High Tech rangieren wir allerdings oft weit hinten, weil wir in unserem Denken meist zu „deutsch“ sind. Wir denken eben eher in geordneten, qualitativ hochwertigen  Prozessen, als in guten Ideen, die wir schnell an den Markt bringen.

Was sind die Erfolgsfaktoren für Innovationen?

Wichtig ist, dass man eine solide Marktkenntnis in Richtung Zukunft transferiert. Viele Manager verlassen sich auf Hinweise der Marktforschung, welche Produkte sie entwickeln sollten. Mit dem Wissen von heute ist es aber schwer, Produkte von morgen zu schaffen. Ferner sollten hochwertige Ideen entwickelt werden, statt Ideen in der Masse. Wir haben die Vorstellung, dass man 1000 Ideen braucht, um auf eine gute zu kommen. Das ist Unsinn. Ideen lassen sich systematisch entwickeln. Drittens muss man an eine gute Idee glauben und zulassen, dass sich die Idee im Prozess der Markteinführung stark verändert. Gerade in deutschen Unternehmen neigen wir dazu, solange zu analysieren, bis der letzte Funke Mut erloschen ist.

Sind kleine Firmen innovativer als Kolosse?

Ja, das sind sie. Daher gehen immer mehr Kolosse dazu über, Innovationen in kleinen, unternehmerisch denkenden Einheiten voranzutreiben. Ein Innovator unterscheidet sich eben von einem Menschen, der Bestehendes verwaltet und optimiert. Die Innovatoren fühlen sich in kleinen Unternehmen wohler. Dort wird schnell entschieden. Dort können Menschen aus verschiedenen Bereichen zusammengebracht werden. Adaptoren bevorzugen große, gesicherte Unternehmen, in denen Dinge optimiert und zur Perfektion getrieben werden können. Kleine  Firmen sind häufig innovativer, die großen haben die Marktmacht. Die ideale Unternehmensform ist eine Mischung aus beiden.

Wie kann Kreativität in Unternehmen gefördert werden?

Häufig sind Strukturen und der Führungsstil entscheidend. Top-Manager haben sicherlich einen der größten Einflüsse auf Kreativität. Führungskräfte können Freiräume für Kreativität einräumen. Sie können entsprechende Ressourcen zur Verfügung stellen. Wichtig sind auch die richtigen Anreizsysteme. Die dürfen eben nicht allein regelkonformes Verhalten belohnen. Auch die Menschentypen, die eingestellt werden, sind wichtig. Achte ich auf homogene Teams, die wunderbar effektiv die Dinge abarbeiten? Oder lasse ich in den Teams Verschiedenartigkeit zu? Das sind wichtige Einflussfaktoren für Kreativität in Unternehmen.

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