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08.05.2014 | Journalismus | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie TV-Journalisten Wissen vermitteln

verfasst von: Sibylle Haberstumpf

2:30 Min. Lesedauer

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Wissenschaftsfernsehen soll seriös informieren und nie die Zuschauer langweilen. Doch wie gelingt TV-Journalisten der Spagat zwischen Information und Unterhaltung?

Wieso ist der Himmel blau? Warum werden wir krank? Wenn der derzeit bekannteste Wissenschaftsjournalist im deutschen Fernsehen, Ranga Yogeshwar, solche Fragen erklärt, schalten mitunter Millionen Zuschauer ein. Seine Sendungen "Wissen vor acht" oder "Quarks & Co." vermitteln schwere Inhalte auf leichte Art. Ob Krebsforschung oder Kernschmelze, ob Mikrobiologie oder Mars-Mission: Ranga Yogeshwar erzählt Geschichten auf Augenhöhe mit dem Zuschauer. Gleichzeitig stillt er damit den Hunger des Publikums nach Neuigkeiten aus Technik, Medizin oder Naturwissenschaft.

Wissenschaft und Fernsehen arbeiten anders

Aber Wissenschaft vermittelt Themen ganz anders als das Fernsehen. Das ist eine echte Herausforderung für TV-Journalisten, schreiben die Springer-Autoren Olaf Jacobs und Theresa Lorenz im Buchkapitel "Wissenschaft und Fernsehen - zwei grundverschiedene Arbeitsweisen". Die Wissenschaft arbeitet mit Fachlogik, Präzision, Systematik und viel Text. Ganz anders das Fernsehen: Hier steht über allem die Story. Trockene Themen mutieren zu spannenden Geschichten, die einer Dramaturgie folgen. Gesetzt wird dabei auf die Verbindung von Emotion und Information. "Das führt zu einer radikalen Vereinfachung und vor allem zur Weglassung zahlreicher Nebenaspekte", bemerken Jacobs und Lorenz. (Seite 4)

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Aber "um dokumentarischen Sendungen eine Chance im TV-Programm zu geben, muss das Kriterium der Unterhaltung erfüllt werden." (Seite 32) Denn die Erwartungen der Zuschauer an die Präsentationsleistung des Wissenschaftsfernsehens haben sich verändert: Laut Publikumsbefragungen müssen Wissenschaftsformate heute modern erzählt und gestaltet sein. Im Trend liegen Berichte über "die Grenzen des Machbaren und Möglichen." (Seite 7)

Zukunftsthemen spielen die zentrale Rolle

Speziell die Faszination für Zukunftsfragen steigt. Mit Blick auf drohende Probleme wie Klimawandel oder Ressourcenknappheit sind wissenschaftliche Antworten mehr denn je gefragt. Der TV-Journalist vermittelt sie nicht mehr als nüchternes Bildungsfernsehen, sondern als spannende Story. "Das Publikum wünscht noch nie Dagewesenes zu sehen, das mit der tatsächlichen Forschungsarbeit nur noch wenig zu tun hat", meinen Jacobs und Lorenz. (Seite 6)

Gerade bei Themen wie Atom- oder Weltraumforschung kommen Journalisten nicht mehr ohne fiktive Schaubilder, Animationen oder Grafiken aus, Visualisierungshilfen, die im Sinne der Wissenschaft oft nicht als authentische Belege gelten. Im Interesse des Publikums aber sehen Jacobs und Lorenz in den generierten Bildern viel Potenzial: "Der Einsatz von Animationen und Grafiken eröffnet dem Dokumentarischen ganz neue Möglichkeiten" heißt es im Kapitel "Besondere Gestaltungsweisen des Wissenschaftsfernsehen". (Seite 158)

Das richtige Interview führen

Darüber hinaus spielen Interviews im Wissenschaftsfernsehen eine große Rolle. Denn fachkundige Forscheraussagen schätzt das Publikum als glaubwürdig ein. Jacobs und Lorenz empfehlen drei Interviewtechniken:

  • Das gegenstandsbezogene Interview: Es ist objektiv, bezieht sich auf einen konkreten Sachverhalt und auf die Information.

  • Das verschränkte Interview: Hier wird die Einstellung des Interviewten zu bestimmten Fakten aufgezeigt.

  • Das persönliche Interview: Beleuchtet ein Thema aus der Sicht des Interviewten selbst, seine persönliche Meinung, Erfahrung, Interpretation.

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Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2014 | OriginalPaper | Buchkapitel

Einführung

Quelle:
Wissenschaft fürs Fernsehen