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22.05.2013 | Wasserwirtschaft | Schwerpunkt | Online-Artikel

Klimawandel als Innovationsfaktor in Berlin-Brandenburg

verfasst von: Matthias Schwincke

3 Min. Lesedauer

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Die Hauptstadtregion ist eine der gewässerreichsten, aber zugleich auch trockensten Gebiete in Deutschland. Aufgrund dieser naturräumlichen Besonderheit reagiert der Wasserhaushalt von Berlin-Brandenburg wesentlich empfindlicher als andere deutsche Landschaften auf den hier bereits spürbaren Klimawandel. Eine zentrale Rolle bei der Anpassung an die noch bevorstehenden Veränderungen spielt daher nicht zuletzt ein vorausschauendes und nachhaltiges Management der regionalen Wasserressourcen und damit verbunden auch eine innovative Neudefinition und Weiterentwicklung bestehender Infrastrukturen.

Aufgrund ihrer natürlichen Ausstattung und historischen Entwicklung gehört die Region Berlin-Brandenburg im innerdeutschen Vergleich bereits heute zu den wasserwirtschaftlichen Problemgebieten. Paradoxerweise kann die Region als "gewässerreich" und "wasserarm" zugleich charakterisiert werden. Mit 10.000 Seen und Fließgewässern von mehr als 33.000 Kilometern nehmen Oberflächengewässer aktuell 2,3 Prozent der Landesoberfläche ein. Damit zählen die zwei Bundesländer zu den gewässerreichsten Naturräumen Deutschlands. Auf der anderen Seite zählt die Hauptstadtregion aufgrund seiner geringen mittleren Jahresniederschläge von durchschnittlich nur rund 600 mm und einer hohen potenziellen Verdunstung zu den trockensten Landschaften Deutschlands. Zu den geringen Niederschlagsraten kommen häufige Trockenperioden im Winter und Frühjahr als weitere hydrologische Belastungsfaktoren dazu.

Mit dem fortschreitenden Klimawandel wird sich die Wasserverfügbarkeit in der Region vor allem während der Vegetationsperiode weiter verringern. Wie Eberhard Schaller im ersten Kapitel des Buches "Globaler Wandel und regionale Entwicklung" analysiert, könnte die jährliche Durchschnittstemperatur in Brandenburg bis zum Jahr 2055 zwischen 1,9 und 2,9 Grad Celsius steigen. Die Jahresniederschläge werden im gleichen Zeitraum nicht nur im Durchschnitt um 10 Prozent sinken, sondern vor allem während der Vegetationsperiode weiter abnehmen.

Eine absehbare Folge dieser Entwicklung ist eine Absenkung des Grundwasserspiegels, die eine große Belastung für den gesamten regionalen Wasserhaushalt darstellt. Diese dürfte sich in einem besonderen Maße auf die Land- und Forstwirtschaft auswirken, die mit einem Flächenanteil von rund 85 Prozent die Landnutzung der Region dominiert. Großflächig sinkende Grundwasserspiegel stellen zudem die kommunale Wasserver- und Abwasserentsorgung vor große Probleme. Aufgrund eines anhaltenden Bevölkerungsrückgangs kämpft diese in einigen peripheren Landesteilen bereits heute mit einer kritischen Unterauslastung, die die Endverbraucher mit immer höheren Wasser- und Abwasserkosten belastet. Eine nachhaltige Landnutzung sowie ein vorausschauendes und integratives Management der Wasserressourcen zählen somit zu den zentralen Herausforderungen für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit und den sozialen Zusammenhalt der Region.

Forschungsobjekt: Nachhaltige Infrastruktur

Zur nachhaltigen Anpassung von Berlin-Brandenburg an globale Veränderungen wurde bereits im Jahr 2008 eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe "Globaler Wandel - Regionale Entwicklung" der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften eingerichtet, deren umfangreiche Ergebnisse das Buch "Globaler Wandel und regionale Entwicklung - Anpassungsstrategien in der Region Berlin-Brandenburg" dokumentiert. Die Besonderheit der sowohl aus Akademiemitgliedern als auch aus externen Expertinnen und Expertin bestehenden Forschergruppe liegt dabei in einer ganzheitlichen Betrachtung von drei Bereichen des globalen Wandels in Berlin-Brandenburg: Umweltwandel, Wandel von Landnutzungen und Agrarmärkten sowie Wandel von Infrastrukturen.

Einen innovativen Beitrag von bundesweiter Tragweite im Rahmen der Diskussion um Anpassungsstrategien an den Klimawandel leistet dabei vor allem das Kapitel "Infrastrukturen neu denken: gesellschaftliche Funktionen und Weiterentwicklung". Dieses ist konzeptionell darauf angelegt, sich von der bisherigen Herangehensweise, bestehende Infrastukturen anzupassen, zu lösen und stattdessen zu einem neuen Verständnis von Infrastrukturen zu gelangen. Infrastrukturen "neu" zu denken, beinhaltet dabei, diese nicht nur von ihrer baulichen oder institutionellen Seite zu sehen, sondern von ihren zu erfüllenden gesellschaftlichen Funktionen. Der Gedanke zur Entwickung einer grundlegend neuen Sichtweise auf Infrastrukturen entstand aus den Ergebnissen eines von 2004 bis 2007 laufenden europäischen Großforschungs-Projekts mit dem Titel "LandInnovation", das unter anderem auch für die brandenburgischen Regionen Uckermark und Barnim innovative, nachhaltige Handlungsoptionen und Zukunftschancen unter besonderer Berücksichtigung einer auf die Regionen abgestimmten Weiterentwicklung der Infrastrukturen aufzeigt.

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