2001 | OriginalPaper | Buchkapitel
Staatsräson und Geschichtsdeutungen bei Radikalen und Extremisten von links und rechts
verfasst von : Steffen Kailitz
Erschienen in: Die politische Deutungskultur im Spiegel des „Historikerstreits“
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Die Spaltung Deutschlands war für Reinhard Kühnl von den Westmächten, besonders den USA, wie den durch diese eingesetzten alten Führungsschichten angestrebt und durchgesetzt worden. Die verbreitete Parole „Freiheit vor Einheit” habe im Klartext bedeutet: besser ein geteiltes, aber „kapitalistisches” Deutschland als ein geeintes mit neutralem Status und Entwicklungsmöglichkeiten in Richtung Sozialismus. Wegen der Zurückweisung sämdicher Angebote der DDR auf Wiederherstellung eines deutschen Nationalstaats durch die Bundesrepublik habe die DDR 1974 das Ziel eines vereinten Deutschlands notgedrungen aufgegeben. Dieser Aufgabe des Ziels der deutschen Einheit folgte Kühnl implizit, auch wenn zwischen den Zeilen seine andauernde Vorliebe für ein geeintes Deutschland unter sozialistischen Vorzeichen deutlich wurde.1 Lobte Kühnl das Einheitsstreben der DDR, galt ihm jenes der Bundesrepublik als „verlogen”.2 Als Motiv galt ihm nicht ein Gefühl nationaler Verbundenheit mit den Ostdeutschen, sondern der Haß auf das kommunistische System. Für Wolfgang Fritz Haug war aus dieser Perspektive jegliche Bestrebung, die „Geschichte seit 1917” zu revidieren, inklusive einer „Wiedervereinigung unter wesdich-kapitalistischen Vorzeichen” eine „bedrohliche Illusion der herrschenden Klassen”.3