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2019 | Buch

Star Trek: Discovery

Gesellschaftsvisionen für die Gegenwart

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Über dieses Buch

Die neue Star-Trek-Serie Discovery thematisiert die gegenwärtige Unsicherheit über die Zukunft der westlichen Gesellschaften. Die Beiträge des Bandes zeigen, welche Möglichkeiten die Serie durchspielt. Spiegeluniversen, Zeitreisen, Klingonen und Terraner halten der Gegenwart einen Spiegel vor, in dem Utopien und Dystopien sichtbar werden. Der InhaltStar Trek und die neue Unübersichtlichkeit. Eine Einführung.- Amerikanische Befindlichkeiten in Star Trek: Discovery.- Star Trek als das „einzig greifbare Beispiel“ einer gelingenden Zukunft? Zur semantischen Krise normativer Potentiale.- Star Trek und der Traum von der Allgegenwart. Technik und die Realisierung von Utopien.- Interstellare Gerechtigkeit. Star Treks Ideal einer speziespluralistischen Gesellschaft.- Zwischen Serenity undDiscovery: Female Warriors in Science Fiction. Zwischenräume von Klischee und Agency.- Star Trek: Discovery: Fremdsetzung, Serialität und der Star Trek-Kanon
Die ZielgruppenStudierende, Wissenschaftler*innen und Lehrende der Geistes-, Medien- und Sozialwissenschaften
Die Herausgeber*innenProf. Dr. Katja Kanzler ist Inhaberin des Lehrstuhls für amerikanische Literatur an der Universität Leipzig.Prof. Dr. Christian Schwarke ist Inhaber des Lehrstuhls für Systematische Theologie an der TU Dresden.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Star Trek und die neue Unübersichtlichkeit. Eine Einführung
Zusammenfassung
Star Trek: Discovery ist aus mehreren Gründen ein mutiges Unterfangen. Da ist zunächst die lange Tradition der Marke Star Trek. Die Erstausstrahlung der Originalserie fand immerhin ab 1966 statt.
Katja Kanzler, Christian Schwarke
Amerikanische Befindlichkeiten in Star Trek: Discovery
Zusammenfassung
Was fällt einer Amerikanistin, die bisher nur die Originalserie kannte und sich daran nur noch vage erinnern kann, an Star Trek: Discovery (2017–) auf? Da sind zunächst eine Reihe von zentralen amerikanischen Themen, welche die Serie beleuchtet: Der frontier-Topos, die Definition einer nationalen Identität, die Natur-Technik-Dichotomie, die Widersprüche einer Außenpolitik zwischen Altruismus und Herrschaftsinteressen sowie die Auseinandersetzung mit Konzepten von Führung, Autorität und Herrschaft, Gesellschaft und Gemeinschaft. Darüber hinaus fallen Bezüge zur Originalserie bzw. zum Star Trek-Franchise ins Auge. Der Beitrag diskutiert, wie die Serie auf amerikanische Befindlichkeiten Bezug nimmt, wie sie sich in eine Star Trek-Tradition einfügt und wie sie gleichzeitig, als Produkt ihrer Zeit, doch neue Akzente setzt.
Brigitte Georgi-Findlay
Star Trek als das „einzig greifbare Beispiel“ einer gelingenden Zukunft? Zur semantischen Krise normativer Potentiale
Zusammenfassung
Das Zeitalter der Digitalisierung erzählerischer Formate erzielt auf allen Ebenen, etwa in Gestalt realistischerer Kulissen, ausgefeilterer Erzähltechniken oder überzeugenderer Spezialeffekte, beträchtliche Fortschritte. Allein im Dargestellten selbst spielt „Fortschritt“ selten eine Rolle. Auch jenseits ästhetischer Auseinandersetzungen scheint nicht bloß ein bestimmter Deutungsbegriff in Schwierigkeiten geraten zu sein. Wer sich auf die Suche nach konkreten Vorstellungen einer gelingenden Zukunft oder eines guten Lebens begibt, wird, sei es im Feuilleton, in Alltags- oder Fachdiskursen, überhaupt sehr wenig finden. „To boldly go where no one has gone before“ meint vor diesem Hintergrund auch die Inbrunst im Geist der Aufklärung, mit der sich Star Trek vom semantischen Status Quo abhebt. Dabei ist es das eine, eine gelingende Zukunft zu behaupten. Sozialphilosophisch ist jedoch vielmehr von Interesse, wie der ästhetische Effekt als Zusammenwirken von formalen und inhaltlichen Aspekten die Überzeugung evozieren oder genauer das Urteil nahelegen kann, dass Fortschritt möglich sei.
Jan-Philipp Kruse
Star Trek und der Traum von der Allgegenwart. Technik und die Realisierung von Utopien
Zusammenfassung
Das Genre der Science-Fiction war schon immer davon bestimmt, über Technikvisionen soziale Problemkonstellationen zu verhandeln. Der Beitrag interpretiert die Behandlung des Sporenantriebs in Star Trek: Discovery als eine solche verdichtete Spiegelung ökologisch-technikethischer Debatten der Gegenwart. Als technische Annäherung an die ursprünglich dem Göttlichen vorbehaltene Eigenschaft der Allgegenwart beleuchtet der Erzählstrang um den neuen Antrieb der Discovery die Ambivalenz der Realisierung von Utopien: Denn einerseits stand hinter der Idee der Allgegenwart schon immer der Wunsch nach Macht. Wenn aber andererseits Allgegenwart erreicht wird und die Grenzen von Technik, Natur und Geist sich im Mycel auflösen, ist die „final frontier“ erreicht – mit der Folge, dass Probleme sich nicht mehr externalisieren lassen.
Christian Schwarke
Interstellare Gerechtigkeit – Star Treks Ideal einer speziespluralistischen Gesellschaft
Zusammenfassung
In diesem Beitrag frage ich, ob sich unser normativer Begriff von Gerechtigkeit ändern muss, wenn er auf „speziespluralistische“ Gesellschaften – soziale Konstellationen, die aus einer Vielzahl von Spezies konstituiert sind – angewandt wird. Ich arbeite drei Probleme heraus, die die Anwendung von Gerechtigkeit auf einen erweiterten und diverseren Kreis von Gerechtigkeitsempfängern verkomplizieren: das Problem der moralischen Asymmetrie, das Problem der Kommunikationshürden und das Problem der epistemischen Beschränktheit. Diese drei Probleme werden anhand der fiktiven Welt von Star Trek veranschaulicht. Sie zeigen, so mein Argument, dass aus einem speziespluralistischen Verständnis sozialer Relationen auch eine neue Architektur unserer Gerechtigkeitstheorien folgen muss.
Luise K. Müller
Zwischen Serenity und Discovery: Female Warriors in Science Fiction. Zwischenräume von Klischee und Agency
Zusammenfassung
Angeregt durch Studien der (feministischen) Medienforschung zu Verletzungseffekten von Medien (etwa zu Antifeminismus und Sexismus im Netz) und im Kontrast dazu geht der Beitrag der Frage nach den Möglichkeiten der Ermutigung von Rezipient*innen durch Medieninhalte nach. Am Gegenstand der Darstellung weiblicher Kämpferinnen in den Science Fiction-Serien Firefly und Star Trek: Discovery wird untersucht, welche Bedeutung die Repräsentation ‚gewalttätiger‘ Weiblichkeiten für die Rezeption entfalten kann. Hier wird der Anschluss an eine feministische Medienkritik gesucht, die sich nicht nur quantitativ mit Repräsentationen von Geschlecht befasst und etwa (relevante) Fragen stellt nach der Menge der Geschichten über Frauen*, sondern auch damit, wer in der Menge der Geschichten, die erzählt werden, handlungsmächtig erscheint. Das Erkenntnisinteresse fokussiert die allgemeinere Frage, welche kulturellen Narrationen zirkulieren, wer in ihnen handelt und damit auch das Soziale gestaltet und wie sie erzählt werden.
Britta Hoffarth
Star Trek: Discovery: Fremdsetzung, Serialität und der Star Trek-Kanon
Zusammenfassung
Der Beitrag nimmt seinen Ausgangspunkt in der Beobachtung, dass Star Trek: Discovery (STD) sich an der Frage nach dem Kern der utopischen Vision abarbeitet, die die Hyper-Serie Star Trek immer zu entwerfen versucht hat. Diese – scheinbar sehr skeptische – Auseinandersetzung mit dem Star Trek-eigenen Gesellschaftsutopismus, in die sich STD dabei begibt, will der Beitrag mithilfe des postkolonialen Kernkonzepts des othering, also der Fremdsetzung, näher beleuchten. Er zeichnet nach, wie STD in seiner ersten Staffel auf frühere Fremdheitserzählungen Star Treks zurückgreift, diese weiter oder neu schreibt und dabei ein Bewusstsein über formateigene Traditionen zur Schau stellt. Damit aktualisiert STD einerseits die gesellschaftsutopische Imaginationswelt der Hyper-Serie in der und für die US-amerikanische Kultur des frühen 21. Jahrhunderts und entwickelt andererseits ihre Serialitätsmuster weiter, hin zu einer rekursiven, selbstreflexiven Serialität.
Katja Kanzler
Metadaten
Titel
Star Trek: Discovery
herausgegeben von
Prof. Dr. Katja Kanzler
Prof. Dr. Christian Schwarke
Copyright-Jahr
2019
Electronic ISBN
978-3-658-27610-2
Print ISBN
978-3-658-27609-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-27610-2