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1991 | Buch

Technikfolgenabschätzung in der Telekommunikation

herausgegeben von: Dr. Detlef Garbe, Dr. Klaus Lange

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Buchreihe : Schriftenreihe des Wissenschaftlichen Instituts für Kommunikationsdienste der Deutschen Bundespost

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Über dieses Buch

Die Relevanz der Telekommunikation für die gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Entwicklung ist unbestritten. Erstaunlicher erscheint das bisher auch international zu konstatierende Defizit an Technikfolgenabschätzung in diesem Sektor. Erst in jüngster Zeit nehmen entsprechende Aktivitäten auf nationaler und EG-Ebene zu. Der Sammelband wird eingeleitet durch einen Überblick über den Stand der Technikfolgenabschätzung in der Telekommunikation in der Bundesrepublik Deutschland und - exemplarisch - in den Niederlanden sowie durch einen Beitrag über die allgemeinen Wirkungen der Telekommunikation. Die Themen Datenschutz, Datensicherheit und Mobilfunk werden sowohl hinsichtlich der aktuell diskutierten Probleme als auch mit dem Blick auf künftige Forschungsprobleme jeweils in mehreren, auch kontrovers angelegten Beiträgen bearbeitet. In Beiträgen zum Einsatz von ISDN in Organisationen, zur Nutzung von Telekommunikationstechnik in Politik und Verwaltung sowie zu ihrer Bedeutung im Alltag älterer Menschen wird der Forschungsstand mit dem Blick auf Forschungsperspektiven referiert. Das Buch offeriert dem Leser damit einen Einblick in die laufende Forschung sowie in die Diskussion um künftige Forschungsthemen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einführung

Frontmatter
1. Zum Stand der Technikfolgenabschätzung in der Telekommunikation
Zusammenfassung
In der umfangreichen Literatur zur Technikfolgenabschätzung2 (TA) fehlt eine Konkretisierung für den Bereich der Telekommunikation.3 Deshalb sollen hier nach einem kurzen Verweis auf die Bedeutung von Telekommunikation für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik sowie einer knappen Erläuterung zentraler Definitionen und Ansätze von Technikfolgenabschätzung die spezifischen Themenfelder aufgerissen werden. Im Zentrum dieser Einführung steht eine detaillierte Auflistung und Beschreibung von TA-relevanten Aktivitäten internationaler und nationaler Akteure.
Detlef Garbe, Klaus Lange
2. Technologiefolgenabschätzung und Telekommunikation in den Niederlanden: Die Erfahrungen bei NOTA
Zusammenfassung
Als die Kommission Rathenau 1980 ihren Bericht über die gesellschaftlichen Auswirkungen der Mikroelektronik der niederländischen Regierung vorlegte, unterschied sie dabei deutlich zwischen Technik und Gesellschaft. Sie plädierte für eine Politik der Anpassung, wodurch die Niederlande in optimaler Weise die Möglichkeiten der Informationstechnologie nützen könnte. Die Kommission legte der Regierung jedoch nicht nur eine auf die Förderung der technischen Entwicklung gerichtete Politik nahe. Sie betonte auch mit großem Nachdruck die Verbreitung der entsprechenden Technik sowie Ausbildung, Training und Öffentlichkeitsarbeit Ihre erste Empfehlung betonte jedoch die Notwendigkeit einer umfassenden Technikfolgenabschätzung (TA) der Mikroelektronik, um für die als notwendig empfundene technologische Erneuerung eine möglichst breite gesellschaftliche Basis zu erzeugen.1
Pieter van Hoogstraten
3. Wirkungen der Telekommunikation
Zusammenfassung
Als sich vor mehr als 40 Jahren die renommierten Kommunikationswissenschaftler Paul F. Lazarsfeld und Robert K. Merton der Frage nach den Auswirkungen der Massenmedien durch deren bloße Existenz zuwandten1, betonten sie zugleich die historische Relativität des zu dieser Zeit zum öffentlichen Interesse gewordenen Gegenstandsbereiches, der eine Generation vorher ein völlig anderer gewesen wäre. Würden sie sich derzeit nach kommunikationswissenschaftlich aktuellen wie auch brisanten Themen umsehen, so würden sie zwangsläufig auch auf jene Phänomene stoßen, die eng mit der Entwicklung moderner Gesellschaften zu “Informationsgesellschaften” verbunden sind. Man könnte hinsichtlich dieser Entwicklung geradezu von einer Kommunikationsrevolution sprechen, so stark läßt sich der soziale Wandel charakterisieren, den die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien, vor allem im Zusammenhang mit dem Computer, auslösten. Viele der westlichen Nationen, wie z.B. die USA, Japan, Deutschland, England, Schweden, Frankreich, sind heute im Entwicklungsprozeß ursprünglich von der Agrargesellschaft, über die Industriegesellschaft, hin zur Dienstleistungs- und schließlich Informationsgesellschaft mutiert; auch einige Entwicklungsländer, insbesondere im asiatischen Raum, haben bereits nachgezogen.2 Kennzeichnend für solche Informationsgesellschaften ist u.a., daß der überwiegende Teil ihrer Beschäftigten als Informationsarbeiter bezeichnet werden kann, die während ihrer beruflichen Tätigkeit an einem durchschnittlichen Arbeitstag in hohem Maße Informationen produzieren, nutzen und verteilen.
Michael Schenk, Joachim R. Höflich

Privacy

Frontmatter
4. Privacy in der Telekommunikation: Trends und Probleme
Zusammenfassung
Technologische Fortschritte führen zu einer flexiblen, mobilen und persönlichen Kommunikation. Das zukünftige Telekommunikationssytem wird es seinen Nutzern ermöglichen, überall zu jeder Zeit und in jeder Form erreichbar zu sein. Neuartige Dienste werden u.a. den Zugang zu Supercomputern ermöglichen und zu Datenbanken erleichtern; dies wird mittels Bedienung weniger Tasten oder weniger mündlicher Befehle aus dem Büro, dem Flugzeug oder dem Auto möglich sein. Diese Netzwerkrevolution wirft einige Fragen hinsichtlich von Privacy2 auf, da nicht jeder wünscht, zu jeder Zeit für jeden erreichbar zu sein. Diese Entwicklungen führen auch zu einigen kritischen Fragen, wie man unter diesen Bedingungen persönliche Privacy bewahren und vergrößern kann. In diesem Aufsatz werden ausgewählte technologische Trends und Privacy-Probleme in den Bereichen Mobilkommunikation, Datenschutz und Datensicherheit aufgezeigt.
James E. Katz
5. ISDN, Privacy und Datenschutz
Anmerkungen zur aktuellen Diskussion in den USA und in der BRD
Zusammenfassung
Die Mitwirkung eines Kollegen aus den USA an diesem Workshop möchte ich zum Anlaß nehmen, einige vergleichende Anmerkungen zu der Diskussion über Datenschutzprobleme im ISDN oder bei vergleichbaren Techniken in der Bundesrepublik und in den USA zu machen. Meine Kenntnisse der Diskussion in den USA beruhen auf dem Studium einer Reihe von Aufsätzen, Zeitungsmeldungen, Gesetzen und Gesetzesentwürfen sowie Stellungnahmen in Anhörungen, von denen sich die meisten mit der Rufnummernanzeige befassen. Ich kann nicht den Anspruch erheben, vollständig über alle relevanten Aspekte der Diskussion in den USA informiert zu sein. Einige Anmerkungen haben daher eher den Charakter von Hypothesen, die durch die weitere Diskussion sowie gründliche Forschung erhärtet werden müssen. Dementsprechend geht es im folgenden auch nicht um abschließende Wertungen, sondern um Vorschläge für zukünftige Forschungsfragen und politische Handlungsoptionen.
Herbert Kubicek
6. Privacy und Gesellschaft: Eine spannungsvolle Beziehung
Zusammenfassung
Die öffentliche Debatte und auch die wissenschaftliche Diskussion haben sich bisher stark darauf konzentriert, welche Auswirkungen neue Telekommunikationstechniken wie die Digitalisierung der Vermittlungsstellen und die Integration der Fernmeldenetze im ISDN auf den Datenschutz haben. Die Beiträge von Katz und Kubicek1 zeigen, daß die nicht-intendierten Folgen der Technik ein quasi “natürliches” Recht auf Privacy bedrohen. Diese Bedrohung wird in einzelnen Staaten und sogar in einzelnen Bundesstaaten der USA (s. das Beispiel der Rufhummernanzeige) unterschiedlich eingeschätzt und in den einschlägigen Datenschutzverordnungen unterschiedlich geregelt.2 Interpretationsdifferenz und unterschiedliche Regelungspraxis führen zu der Annahme, daß die Einschätzung und die darauf basierenden Datenschutzvorschriften wesentlich von der in einer Gesellschaft gültigen Einordnung von “Privacy” und “Datenschutz” auf der Werteskala abhängen.3 Bevor allerdings nach spezifischen Differenzen dieser Art gefragt und gesucht werden kann, ist zunächst die analytische Durchdringung des Zusammenhangs von Privacy und Gesellschaft und anschließend die Analyse der potentiellen Reaktionsmuster des Handlungssystems “Gesellschaft” auf eine Veränderung der Balance von Privacy und Gesellschaft durch Implementation neuer Techniken notwendig.
Detlef Garbe

Datensicherheit

Frontmatter
7. TeleSec: Technische Grundlagen und organisatorische Umsetzung
Zusammenfassung
Die fortschreitende Abkehr von konventionellen Kommunikationsformen wie z.B. dem Telefonieren und die zunehmende Entwicklung der Kommunikationstechniken bis hin zur vielfältigen Vernetzung von Systemen mit Informationsverarbeitungscharakter kennzeichnen die heutige Telekommunikationslandschaft. Jedoch werden im gleichem Maße, wie sich die Kommunikationsinfrastruktur den Bedürfnissen eines modernen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems anpaßt, die Anforderungen dieser Systeme an die Verfügbarkeit und Verläßlichkeit bzw. Vertrauenswürdigkeit wachsen. So sollen etwa Unversehrtheit oder Vertraulichkeit der übertragenen Information auch über heterogene Netze bzw. unterschiedliche Übertragungsmedien hindurch gewährleistet sein. Aber auch subtileren Bedrohungen, die sich z.B. gegen die Kompromittierung der Verbindungsinformationen richten, muß künftig wirksam begegnet werden können.
Klaus-Dieter Wolfenstetter
8. Verletzlichkeit und Verfassungsverträglichkeit technischer Verfahren zur Datensicherung
Zusammenfassung
Software ist fehlerhaft, informationstechnische Systeme sind anfällig für Betriebsstörungen, Programme können manipuliert oder ganze Softwarebestände mit Viren “verseucht” werden. Mit diesen Fragen der technischen Unsicherheit und den Manipulationsmöglichkeiten der Programmierer, Benutzer oder unbefugter Eindringlinglinge sind alle Betreiber von Datenverarbeitungssystemen konfrontiert. Dies gilt auch für die moderne elektronische Betriebs- und Vermittlungstechnik in Telekommunikationsnetzen wie im öffentlichen ISDN oder privaten Telekommunikationsanlagen. So fiel 1988 gleich zweimal eine softwaregesteuerte Fernvermittlungsstelle in Frankfurt durch einen Software-Fehler aus.2 In einem anderen Fall wird berichtet, die Mafia habe einen Systementwickler beauftragt, in der Software für ein arabisches Bankennetz eine “Falltür” zu installieren.3
Volker Hammer

Mobilfunk

Frontmatter
9. Entwicklungstrends bei den Mobilfunktechnologien
Zusammenfassung
Schon seit Beginn der Telekommunikation war es der Wunsch der Nutzanwender von Telekommunikationseinrichtungen, die Endgeräte möglichst mobil zu nutzen. Dies kann man in der Wohnung mit Hilfe einer langen Anschlußschnur oder aber “schnurlos” über den Mobilfunk realisieren.
Josef Kedaj
10. Zur Ambivalenz des Mobiltelefons
Zusammenfassung
Wohl keine andere moderne Technologie liegt noch so im gesellschaftlichen Trend wie das Mobiltelefon;2 man spricht von der mobilen Generation bzw. der mobilen Gesellschaft. Attali prognostiziert sogar eine Entwicklung zu einer “nomadischen” Gesellschaft, in der die Menschen ohne feste Adresse ständig unterwegs und in Bewegung sind; das Mobiltelefon würde dabei zum wichtigsten Kulturgut (“objets nomades”).3
Klaus Lange
11. Technik folgen des Mobilfunks in der Arbeitswelt
Zusammenfassung
“Daß meine vorsintflutliche Elektronikschreibmaschine für brauchbare Geschichten taugt, zeigt dieser Text. Auch wenn die Redaktion ihn gestern schon per Fax verlangte, weil sie ihn vorgestern gebraucht hätte. Immerhin lag er jetzt fast drei Monate rum, bis er heute im Blatt ist.
Peter Zoche

Forschungsperspektiven in exemplarischen Anwendungsfeldern

Frontmatter
12. Technikfolgenabschätzung in der Telekommunikation: Es geht um die Einbeziehung des Bürgers
Zusammenfassung
Für eine realistische Technikfolgenabschätzung, auch im Bereich der Telekommunikation, ist die Frage von erheblicher Bedeutung, und zwar unabhängig davon, ob dieses Kommunizieren in der Verwaltung, im Verkehrswesen, im Krankenhaus oder im privaten Alltag stattfinden soll: Wie können normale Erwachsene sinnvollerweise an der Technikfolgenabschätzung mitwirken?
Peter C. Dienet
13. Telekommunikation und ältere Menschen
Zusammenfassung
Die Nutzung von Telekommunikationsdiensten, der elektronische Transport von Nachrichten hat in den letzten Jahren immens zugenommen. Durch die revolutionären Entwicklungen in der Mikroelektronik der Computertechnologie ist die Grundlage für eine breite Skala neuer Telekommunikationsdienste ermöglicht worden. Das gilt vor allem für die Mobil- und Satellitenkommunikation, für Teletext und interaktive Formen wie Telebanking und Teleshopping sowie Alarmdienste. Das Vordringen moderner Technik in die Alltagswelt stellt die mit der Technik konfrontierten Menschen vor neue, komplexe und oftmals nur schwer zu lösende Anforderungen.
Renate Wald, Frank Stöckler
14. Telekommunikation in Politik und Verwaltung
Zusammenfassung
Bevor konkrete Thesen formuliert werden können, sollen einleitend einige Anmerkungen zum Begriff der Technikfolgenabschätzung und zum Gegenstandsbereich erfolgen. Dem schließen sich einige wenige Aussagen über Erscheinungsformen und Nutzenpotentiale der Telekommunikation im Bereich von politischer Führung und planender Verwaltung/ Ministerialbürokratie an. Etwas breiter und anhand von Beispielen will ich dann die Risiken und Gefährdungspotentiale der Telekommunikation in diesem Bereich behandeln. Den Abschluß bilden einige Überlegungen zu den möglichen Gegenständen und zur methodischen Vorgehensweise der Technikfolgenforschung im angegebenen Bereich.
Heribert Schatz
15. Telekommunikation in Verwaltungen
Zusammenfassung
Die Nutzung der Telekommunikation in öffentlichen Verwaltungen muß bestimmten Anforderungen genügen, welchen das Handeln öffentlicher Verwaltungen unterliegt. Gutartige oder bösartige Folgen des Technikeinsatzes sind danach zu bestimmen, inwieweit sie diese Anforderungen an Verwaltungshandeln fördern oder hemmen.
Klaus Grimmer
16. ISDN und Organisation
Zusammenfassung
Der ökonomische Erfolg der Unternehmung wird unter turbulenter werdenden Umweltbedingungen zunehmend in den Zusammenhang einer effizienten Realisierung der “Entscheidungs”-Infrastruktur für die Steuerung der Unternehmung gestellt. Diese — aus der organisatorischen Perspektive auf der strategischen und auf der operativen Ebene zu verortende — Leistungsfähigkeit wird mit der Anwendung informationstechnischer Systeme verbunden. Sie stellen das technische Basissystem für die organisatorische Neu-strukturierung der Informations- und Kommunikationsbeziehungen — als informatorische Infrastruktur — in der Unternehmung und zu ihrem Umfeld dar.
Kurt Mouse, Hans-Jürgen Bruns
17. Der TA-Bedarf bei ISDN
Zusammenfassung
Unter Digitalisierung der Kommunikationstechnik versteht man die Aufbereitung analoger Signale (z.B. durch ein Mikrophon modulierte Sprechströme oder die Bildsignale zur Ansteuerung eines Fernsehgerätes) in eine Folge von diskreten Signalen (von konstanter Amplitude und Dauer), denen informationstechnisch im einfachsten Fall eine Folge von Nullen und Einsen entspricht (sog. binäre Codierung — es gibt aber auch andere Codierungen, z.B. Pulscodemodulation u.a.).
Klaus Kornwachs
Backmatter
Metadaten
Titel
Technikfolgenabschätzung in der Telekommunikation
herausgegeben von
Dr. Detlef Garbe
Dr. Klaus Lange
Copyright-Jahr
1991
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-46748-6
Print ISBN
978-3-540-54175-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-46748-6