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2021 | Buch

Transdisziplinäre Begegnungen zwischen postdigitaler Kunst und Kultureller Bildung

Perspektiven aus Wissenschaft, Kunst und Vermittlung

herausgegeben von: Prof. Dr. Judith Ackermann, Benjamin Egger

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

Postdigitale Kunstpraktiken bergen große Potenziale für die Kulturelle Bildung, da sie kreative Aneignungsformen im Kontext digitaler Technologien hervorbringen, neue Rezeptionserfahrungen kreieren und eine kritisch informierte Betrachtung von Digitalisierungsprozessen befördern. Dennoch sind sie bislang wenig erforscht und nehmen nur vereinzelt Eingang in Bildung und Vermittlung. Der Sammelband kombiniert theoretische Betrachtungen postdigitaler Kunst mit Projektberichten aus der Praxis, um Leser*innen die Möglichkeit zu geben, das Feld besser zu verstehen und Anwendungsideen für die eigenen Tätigkeitsbereiche zu entwickeln.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Postdigitale Kulturelle Bildung: zur Einführung
Zusammenfassung
Der Beitrag führt in die Grundidee des Sammelbands zur Verschwisterung der Bereiche postdigitale Kunst und Kulturelle Bildung ein. Dazu wird ein Überblick über das Konzept des Postdigitalen und die damit einhergehenden Veränderungen der Kulturellen Bildung gegeben. Weiterhin werden die einzelnen Beiträge des Sammelbands und die thematischen Cluster vorgestellt sowie drei zentrale Thesen für Folge-Forschungs- und Bildungsaktivitäten in dem Bereich herausgearbeitet.
Judith Ackermann, Benjamin Egger

Postdigitale Kunst: Spezifitäten und Bildungspotenziale

Frontmatter
Postdigital Artistic Positionality and its Potentials for Cultural Education
Abstract
In 2002, in Culture in Bits, Gary Hall described challenges to the ‘identity’ of cultural studies, pointing to the debate between political economy and cultural studies. Rapid technological change has distracted us since, but these challenges remain. Furthermore, recent developments surrounding the Covid-19 pandemic have also revealed complex interconnections across viral biology and information science, with the global lockdown giving rise to related postdigital artistic activities. In Algorithmic Culture Ted Striphas discussed a delegation of the work of culture to computational processes which significantly alters the practice, experience, and understanding of culture. This article examines to what extent postdigital art practices offer a form of resistance to political economic ‘illusions’ of democratic forms of public culture found across the Internet, and at which price. If humans and technology are acknowledged as part of a collaborative artistic process, can this address issues pertaining to power, exploitation, and emancipation in our postdigital age? We conclude that when artists engage with their personal postdigital positionality, this brings such possibilities a little closer in these uncertain times.
Sarah Hayes, Petar Jandrić
Algorithm trouble oder das Unbehagen in einer Kultur der Algorithmen
Postdigitale Kunstpraktiken, Kulturelle Bildung und Widerständigkeit
Zusammenfassung
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage nach der Bedeutung von Algorithmen für Prozesse der Subjektivation und mit Möglichkeiten des widerständigen Handelns im Zusammenhang mit postdigitaler Kunst. Auf der Grundlage von Judith Butlers Konzept der Subjektivation und Widerständigkeit wird anhand von zwei künstlerischen Beispielen gezeigt, wie Subversion mit und im Angesicht von Algorithmen aussehen kann.
Lisa Unterberg, Benjamin Jörissen
Auditions for Audacity
Technologie, Körper und Raum bei der Young Girl Reading Group im Kontext von Post-Digital und Post-Internet
Zusammenfassung
Begriffe wie Post-Internet und Post-Digital können als Versuche verstanden werden, die digital durchdrungene Gegenwart in ihren soziokulturellen Verflechtungen zu beschreiben. Beide Termini werden im Text kurz erläutert und anschließend durch ein Beispiel künstlerischer Praxis der Young Girl Reading Group erweitert. An diesem verdeutlichen sich drei für die Kulturelle Bildung interessante Momente: der aktiv handelnde Umgang mit den Möglichkeiten digital vernetzter Devices, die Verräumlichung netzkultureller Prozesse und die kulturhistorische Beobachtung medientechnologischer Entwicklungen.
Kristin Klein

Postdigitale Kunst: Entstehungs- und Ausstellungszusammenhänge

Frontmatter
Digital – vom Konzept zur Oberfläche
Beobachtungen und Gedanken eines Galeristen
Zusammenfassung
Der Artikel gibt einen Überblick über die Entwicklungen in der Digitalen Kunst seit den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart. Er stellt zentrale Veränderungen in den künstlerischen Verfahrensweisen sowie in Bezug auf Rezeption und Akzeptanz auf dem Kunstmarkt vor und greift Veränderungen im Sammlungsund Ausstellungsverhalten auf. Die Ausführungen reichen von frühen Plotterzeichnungen und ersten experimentellen Arbeiten mit Grafikprogrammen über die künstlerische Aneignung der Spezifitäten von Internet und Sozialer Medien bis zum Einsatz von Machine Learning und Künstlicher Intelligenz in der (post)digitalen Kunst.
Wolf Lieser
un/natural surrogates
Abstract
The visual essay is an extension of the 2019 online exhibition un/natural surrogates which was created as part of the research project “Postdigital Art Practices in Cultural Education”. The essay contrasts thirteen artworks from that show with thirteen newly selected artworks from the last seventy years, based on aesthetic similarities, parallels in the subject matter, and other related characteristics of the works. In doing so, an ahistorical story without -isms is offered.
Benjamin Egger, Magdalena Kovarik, Ann-Katrin Bernhard, Daniele Maselli
Postdigitale Kunst ausstellen und erfahren
Gestaltung empathischer Feedbackschleifen als Ordnungsmoment für hybride Ausstellungskontexte
Zusammenfassung
Der Beitrag spürt der Frage nach, auf welche Weise sich künstlerische und kuratorische Prozesse sowie die Vermittlungsarbeit unter dem Einfluss postdigitaler Künste verändern. Auf Basis einer begriffstheoretischen Analyse, einer qualitativen Interviewstudie mit digital arbeitenden Künstler*innen und Kurator*innen sowie einer Clusteranalyse postdigitaler Kunstbeispiele wird eine Handreichung zu Bedarfen zeitgenössischer Kunst- und Ausstellungsproduktion entwickelt. Die analysierten Handlungsempfehlungen werden entlang des zentralen Arguments empathischer Feedbackschleifen im Ausstellen konzipiert.
Benjamin Egger, Judith Ackermann, Magdalena Kovarik
Feels ever Feals
Zusammenfassung
Der wachsende Einfluss von neuen Medien im Internet wirkt sich stark auf unsere Gesellschaft und die kulturelle Entwicklung der letzten Jahrzehnte aus. Dieses Phänomen wurde von Jean Baudrillard beschrieben, es wurde oft in Science-Fiction thematisiert und in der Kulturphilosophie von Mark Fisher kontextualisiert. Zuletzt wurde es in Subkulturen des Internets aufgegriffen, wo eine dazugehörige visuelle Sprache und dezentrale Gemeinschaft geschaffen wurden. Die Arbeiten von Hannah Neckel rezipieren diese und stellen eine neue Theorie zur Realitätswahrnehmung auf, bestehend aus Traum, Realität und Internet. Darin wird der Wunsch nach Singularität und dem ursprünglichen utopischen Potenzial des Internets geäußert.
Hannah Neckel

Immersive Praktiken: Präsenz und (Des)Orientierung

Frontmatter
Venus Vapor
Abstract
The short paper presents an artistic perspective on postdigital art with a focus on immersive practices.
Mit Borrás
Inwelten
Von immersiven Verfahren und virtuellen Erfahrungsräumen
Zusammenfassung
Am Beispiel der VR-Installation Chalkroom von Laurie Anderson und Hsin-Chien Huang wird das Erleben, Erfahren und Verstehen einer Kunstform ergründet, die unsere gewohnte Realitätsvorstellung irritiert und befragt. Wenngleich das imaginierte Eintauchen in künstlich erzeugte Welten – etwa in der Bild- oder Theaterrezeption – kein unbekanntes Phänomen ist, geht das immersive Potenzial digital erzeugter Virtual Reality insofern darüber hinaus, als die interactive und sinnliche Ansprache des Mediums ein Präsenzerleben hervorruft, das der virtuellen Umgebung Anwesenheitscharakter zuweist.
Hanne Seitz
Theater, Performance und Digitalität
Posthumanisierung und die Ordnung der Ambivalenz
Zusammenfassung
Die untersuchungsleitende These dieses Textes ist, dass Theater und Performance im Kontext von Digitalität seit den 1960er-Jahren federführend daran beteiligt sind, mithilfe von Diskursen, Modellen und Praktiken der Posthumanisierung eine Reformulierung von u. a.Mensch, Weltordnungen, Subjekt, Technik, des Politischen oder der Sozialität vorzunehmen.Diese Überschreitung moderner Konzepte aus dem 18.Jahrhundert kann als Antwort auf die technohumane Konstitution digitaler Kulturen gelten, die auf eine nahtlose Ko-Operation von Mensch und Technik setzen.Posthumanisierung sowie die posthumanen Performances sind dabei als eine unauflösbare Ordnung der Ambivalenz zur Kenntnis zu nehmen, mit der es umzugehen gilt.Denn sie stellen auf der einen Seite Begriffe und Modelle für die Beschreibung und Analyse digitaler Kulturen sowie für Spekulationen über z. B.gleichberechtigte Gesellschaftsformen oder technologische Bedingungen zur Verfügung.Auf der anderen Seite generiert die in Theater und Performance vorgenommene Posthumanisierung eine technoide Faszinationsgeschichte, die eine freudvolle Unterwerfung unter ein Regime technischer Dinge befördert.
Martina Leeker
Die Verbindung von Theater und digitalen Realitäten in den Arbeiten der CyberRäuber
Zusammenfassung
Die CyberRäuber verbinden seit 2016 Theater und Virtuelle Realität. Dabei können sowohl digitale Plattformen eine neue Form der Bühne bilden, während auch digitale Mittel auf herkömmlichen Bühnen neue Sichtweisen eröffnen. Interessant sind in beiden Fällen Fragen nach Ko-Präsenz und dem Grad von Partizipation. Am Beispiel von sechs Arbeiten beschreiben sie eigene Konzepte und Vorgehensweisen und geben Aufschluss über ihre Sichtweise auf Theater und Digitalität.
Björn Lengers, Marcel Karnapke

Generative Praktiken: Kollaboration und (geplanter) Zufall

Frontmatter
Notation
Abstract
The short paper presents an artistic perspective on post digital art with a focus on generative practices.
Casey Reas
Computergestützte Zufallstechniken als generative Verfahren tänzerischer Gestaltung
Zusammenfassung
Der Beitrag setzt sich mit der Rolle des Zufalls für die Herausbildung von Gesetzmäßigkeiten auseinander, um einen kritischen Blick auf die normalisierende Wirkung der Verwendung von Zufallstechniken in künstlerischen Schaffensprozessen zu werfen. Anhand einer neu entwickelten Webanwendung für den Einsatz im Rahmen eines schulischen Tanzangebots – in Anlehnung an die Verwendung von generativer Software durch Choreografen wie Merce Cunningham und Wayne McGregor – werden Potenziale und Probleme der implementierten Zufallsverfahren für die kulturelle Bildung diskutiert.
David Rittershaus, Claudia Steinberg, Anton Koch, Florian Jenett
„THIS IS (NOT) A DRILL“
Gestaltung einer partizipativen Inszenierung mit emergenten Konflikten
Zusammenfassung
Der Text bespricht anhand des partizipativen Theaterstücks This Is Not A Drill die künstlerischen und technischen Entscheidungen während der Stückgestaltung und die daraus resultierenden emergenten Verhandlungsräumen für die Teilnehmenden. Das Zusammenspiel von technischen Systemen, künstlerischen Entscheidungen bei der Bestimmung von Rollenangeboten und Interaktionsvorgaben, sowie rollenbestimmte Aushandlungsprozesse der Teilnehmenden warden auf grundlegende soziologische und ethnografische Bezüge zurückgeführt.
Friedrich Kirschner
Being Machina
Überlegungen zum Da(zwischen)sein in Spielräumen, Schnittstellen und Spiralen
Zusammenfassung
Machina eX hat das Computerspiel vom Bildschirm auf die Bühne geholt und das Theater durch die Verbindung mit digitalen Technologien zum Spielraum erweitert. Ein flüchtiger Erlebnisraum, der gleichermaßen durch ein Interaktionsgeflecht aus Spieler*innen, Macher*innen sowie physischen wie digitalen Artefakten hervorgebracht wird, wie er auch diese hervorbringt. Gerade das Wechselspiel all seiner Elemente im Rahmen von Proben, Testläufen und Aufführungen kennzeichnet die gestalterische Arbeit von machina eX als ein spielerisches Ausloten von Zwischenräumen.
Robin Hädicke, Jan Philip Steimel

Kulturelle Bildung Konkret

Frontmatter
#wirwarenhier
Kreative Inszenierungen im analog-digitalen Raum
Zusammenfassung
Projekte wie „One Day on Earth“ oder Künstler wie Aram Bartholl verhandeln Vernetzungen zwischen analogen und digitalen Welten und gestalten aktiv Eingriffe in die Zwischenräume des eigenen und geteilten Lebensraums. Auch soziale Medien wie die Bilderplattform Instagram bieten hier Interaktionsspielräume. Das Einbeziehen dieser Netzwerke unter der Orientierung an postdigitalen Kunststrategien birgt Potenziale für Projekte der Kulturellen Bildung mit Jugendlichen im Rahmen aktiver Medienarbeit. Im Projekt #wirwarenhier setzten sich Jugendliche selbst mit digitalen sowie analogen Inszenierungen auseinander. Dabei gestalteten sie eigene temporäre, non-destruktive Eingriffe im Münchner Stadtraum, welche fotografisch dokumentiert und im sozialen Medium kommuniziert wurden. Die Bilderplattform Instagram wurde aktiv und kreativ dazu genutzt, die eigenen gestalterischen Aktionen im Stadtbild online zu dokumentieren, zu kommunizieren und die Ideen zu verbreiten. Im Beitrag werden der Ablauf, die Prozesse und Ergebnisse des Projekts vorgestellt sowie kritisch eingeordnet.
Anja Gebauer, Annette Hartmann
Post-digital Fairy Tales
Crafting Interactive Digital Narratives to Reflect on Post-digital Challenges
Abstract
How can Interactive Digital Narratives (IDNs) be employed to reflect on and understand post-digital society and its challenges? To discuss such a complex matter, object of our investigation through the years, we rely on the results of an experimentation that used fairy tales as a starting point for opening up imagination and increasing the distance to everyday life and typical media usage behavior. The activity “Postdigital Fairy Tales” was conducted at Politecnico di Milano, bringing together 45 students in Communication Design for five full days of intensive experimentation. We explored the practice of crafting and developing interactive narratives that analyze societal twists and shifts due to digitalization by remixing traditional fairy tale narratives with aspects of our post-digital era. For this reason we chose to focus on Instagram and to exploit its affordances. The results show how IDNs can be used to question digital media usage with regard to patterns of aesthetics and interaction modes, and to analyse the wicked problems associated with digitalization.
Ilaria Mariani, Judith Ackermann
„What if“
Zum Potenzial von Games und gamifizierten digitalen Formaten für die Vermittlung in Museen und Sammlungen
Zusammenfassung
Insbesondere für die Vermittlung von außereuropäischen, ethnologischen Sammlungen werden aktuell viele gamifizierte Formate entwickelt. Im Text werden Beispiele anhand ihrer Bias, Ausschlüsse, Legitimationen und Bedingungen diskutiert und ein Vorschlag für eine gelingende digitale und gamifizierte Kunst- und Kulturvermittlung vorgestellt.
Yvonne Zindel
Body Buddies – digitale Körper im physischen Raum
Ein Praxisbeispiel, wie Augmented Reality zu aktiver Rezeptionshaltung und multiperspektivischer Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst beitragen kann
Zusammenfassung
Anhand des Projekts Body Buddies zeigen wir, wie Augmented Reality zu aktiver Rezeptionshaltung und multiperspektivischer Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst beitragen kann. Das Projekt entstand im Rahmen der Kunstvermittlung der Kunsthalle Basel. Im besprochenen AR-Rundgang erschienen Avatare der sechs Projektteilnehmenden, die durch die Ausstellung führten, ihre individuellen Gedanken, Interpretationen und Kommentare zur Disposition stellten und sie in direkter Relation zu den Kunstwerken der Ausstellung A Tooth for an Eye im Rahmen der Regionale 19 präsentierten.
Sarah Buser, Franziska Baumgartner
Backmatter
Metadaten
Titel
Transdisziplinäre Begegnungen zwischen postdigitaler Kunst und Kultureller Bildung
herausgegeben von
Prof. Dr. Judith Ackermann
Benjamin Egger
Copyright-Jahr
2021
Electronic ISBN
978-3-658-32079-9
Print ISBN
978-3-658-32078-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-32079-9