2005 | OriginalPaper | Buchkapitel
Über die Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigkeit
Der Medienwandel in Lateinamerika im Lichte neuerer soziologischer und postkolonialer Theorieperspektiven
verfasst von : Christian Mihr
Erschienen in: Alte Medien — neue Medien
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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„Nicht alle sind im selben Jetzt da. Sie sind es nur äußerlich, dadurch, daß sie heute zu sehen sind. Damit aber leben sie noch nicht mit den anderen zugleich“ (Bloch 1985: 104). So beschreibt der Philosoph Ernst Bloch das von ihm Anfang der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts angesichts des aufkommenden Nationalsozialismus entwickelte Theorem über die
Gleichzeitigkeit des Ungleichseitigen
(vgl. Bloch 1985: 164). Der von Bloch in seinen geschichtsphilosophischen Auseinandersetzungen formulierte Ansatz ist fast schon zu einem Allgemeinplatz geworden — in der Regel jedoch aus dem Zusammenhang gerissen und ohne Hinweis auf Blochs Urheberschaft (vgl. Korngiebel 1999: 122). Bloch argumentiert hier gegen eine „isolierende Darstellung verschiedener Geschehensebenen der Geschichte“ (Diet-schy 1988: 124). Stattdessen plädiert er für einen Geschichtsbegriff, der diachrone Entwicklungslogiken zur Kenntnis nimmt und dadurch reale Disparitäten und Disparatheiten der Gesellschaft aufdeckt (vgl. Dietschy 1988: 284–287).