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2005 | Buch

Unternehmungsnachfolge durch Unternehmungsverkauf

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Über dieses Buch

Die Unternehmungsnachfolge ist eine Problemstellung aus dem Kembereich der Be­ triebswirtschaftslehre, denn sie tritt regelmäßig im Lebenszyklus einer jeden Unter­ nehmung auf. Es überrascht, daß sich in der Literatur trotz dieser allgemeinen Bedeu­ tung des Nachfolgevorgangs dennoch vergleichsweise wenige Arbeiten finden, die sich auf wissenschaftlichem Niveau mit der Thematik auseinandersetzen. Abgesehen von der betriebswirtschaftlichen Steuerlehre, die sich seit langem ausführlich mit der theoretischen Bewältigung steuerlicher Nachfolgefragen beschäftigt, finden sich im Schrifttum bislang fast ausschließlich empirische Arbeiten, die einzelne Aspekte des Generationenwechsels in Familienunternehmungen untersuchen. Aus der Bedeutung der Nachfolgeproblematik für die Betriebswirtschaftslehre einerseits und ihrer bis­ lang nur vergleichsweise schmalen theoretischen Durchdringung andererseits ergibt sich die Zielsetzung der Habilitationsschrift des Verfassers. Er stellt sich die Aufga­ be, die Unternehmungsnachfolge einer allgemeinen, theoretisch-konzeptionellen Analyse und Strukturierung zu unterziehen, um auf diesem Wege einen Beitrag zur Grundlagenforschung im Bereich der entscheidungs orientierten Betriebswirtschafts­ lehre zu leisten. Um den Umfang der Arbeit nicht zu sprengen, konzentriert sich der Verfasser nach einführenden, alle Nachfolgeformen betreffenden Untersuchungs­ schritten bei seiner weiteren Analyse auf die Nachfolgeform des Verkaufs. Sinnvoll ist eine Fokussierung auf diese entgeltliche Form des Übergangs von Eigentum und Leitungsmacht einerseits, da die übrigen, unentgeltlichen Nachfolgeformen abstrakt als Spezial fälle des Verkaufs (im Sinne eines Verkaufs zu einem Preis von null Geld­ einheiten) gedeutet werden können.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
I. Die Unternehmungsnachfolge in Form des Unternehmungsverkaufs
Zusammenfassung
Nach Gutenberg stellt eine Unternehmung ein System von Produktionsfaktoren dar, das durch die Prinzipien der Wirtschaftlichkeit, Autonomie, Alleinbestimmung, Erwerbswirtschaft und des finanziellen Gleichgewichts geprägt ist.1 Neben dem bereits seit Mitte der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts zu beobachtenden wachsenden Interesse an Fragen der Gründung der Unternehmung tritt seit jüngster Zeit auch die Thematik der Unternehmungsnachfolge zunehmend in das Bewußtsein von Wissenschaft und Praxis. Auslöser hierfür ist in erster Linie die große Zahl an Betriebene2, die derzeit oder in naher Zukunft eine Nachfolge durchführen müssen: Schätzungen gehen davon aus, daß sich in Deutschland jährlich circa 70.000 Familienunternehmungen — also Gesellschaften, die in der Hand natürlicher, durch Verwandtschaft oder Heirat miteinander verbundener Personen liegen3 — diesem Problem in den nächsten fünf bis zehn Jahren gegenübersehen werden.4 Die im Rahmen der Abschätzungen des Ausmaßes der anstehenden Nachfolgen zu konstatierende Konzentration auf den Bereich der Familienunternehmung schlägt sich auch in den wenigen bislang im Schrifttum anzutreffenden Definitionen dieses Begriffes nieder. Eine erste terminologische Einordnung erfährt die Nachfolge — fast beiläufig — bei Spielmann, der den Begriff des „Generationenwechsels“ als „Prozeß des Übergangs von führungs- und kapitalmäßiger Verantwortung auf die nachfolgende Unternehmergeneration“5 interpretiert. Ohne eine eindeutige Definition zu liefern, bringt er die Nachfolge damit begrifflich mit dem Übergang von (Eigen-)Kapital und Führung im Rahmen eines Familienkontextes zusammen.
Michael Olbrich
II. Ein allgemeines Prozeßmodell der Unternehmungsnachfolge
Zusammenfassung
Die eingehende Analyse des Prozesses der Nachfolge — also des Ablaufs der Übertragung des Eigentums an einem Betrieb und der damit verbundenen Leitungsmacht — ist für die weitere Untersuchung aus zwei Gründen von erheblicher Bedeutung: Zum einen dient sie dazu, den Verkauf in den betriebswirtschaftlichen Gesamtrahmen der Entscheidung für den Vollzug einer Nachfolge und der Wahl zwischen den alternativen Nachfolgeformen einzubetten. Zum anderen ermöglicht sie es, die dem Eigner offenstehenden Gestaltungsmöglichkeiten im Zuge des Nachfolgeablaufs zu identifizieren und damit nach zeitlichen und inhaltlichen Aspekten zu differenzieren. Zu beachten ist bei der Analyse des Prozesses der Unternehmungsnachfolge zunächst, daß dieser im Schrifttum keineswegs einheitlich interpretiert wird. Gemeinsam ist den einzelnen Phasenkonzepten der Literatur lediglich die Konzentration auf die Betrachtung des Nachfolgeablaufs im Falle der Familienunternehmung und damit die Vernachlässigung der Übertragungen nicht in Familienhand liegender Betriebe.
Michael Olbrich
III. Die Dimensionen der Nachfolgegestaltung
Zusammenfassung
Im vorangegangenen Kapitel II wurde vor dem Hintergrund des individuellen Zieles und Entscheidungsfeldes des Unternehmungseigners im Rahmen eines allgemeinen Prozeßmodells herausgearbeitet, warum dieser sowohl die Entscheidung zum Vollzug einer Nachfolge trifft als auch sich dazu entschließt, die Übereignung nicht in Form der Basisvorgehensweisen Vererbung, Schenkung, Stiftung oder etwaiger Kombinativvorgehensweisen, sondern ausschließlich im Wege einer Veräußerung zu vollziehen. Darüber hinaus wurde gezeigt, daß sich der Wahl der Alternative des Verkaufs eine komplexe Gestaltungsentscheidung anschließt, in deren Kontext der abgebende Eigentümer klären muß, auf welche Art und Weise er die von ihm avisierte entgeltliche Abgabe des Betriebes verwirklichen will, um sein Gewinnmaximierungsziel möglichst weitgehend zu erreichen. Zur Lösung dieser Gestaltungsfrage ist es zunächst notwendig, das Spektrum der Dimensionen der Nachfolgegestaltung eingehender zu analysieren: Sie stellen die einzelnen Grundelemente der Aktivitäten des abgebenden Eigentümers dar, über deren jeweilige Ausprägung er eine Entscheidung treffen muß, um die angestrebte Übertragung zu realisieren. Im einzelnen können vier derartige Ansatzpunkte der Gestaltung in diesem Zusammenhang unterschieden werden, und zwar die Nachfolgeumsetzung, die Nachfolgeparteien, das Nachfolgeobjekt und die Nachfolgeführung; sie werden in diesem und den anschließenden Abschnitten III.2 bis III.4 analysiert.
Michael Olbrich
IV. Eine Heuristik zur Durchführung der Unternehmungsnachfolge
Zusammenfassung
Über den Begriff der Heuristik herrscht in der Literatur keine einheitliche Auffassung; es lassen sich vielmehr zwei unterschiedliche Interpretationsrichtungen ausmachen.1 So wird unter einer Heuristik einerseits eine Verfahrenstechnik im Sinne einer speziellen „Rechenvorschrift“ oder eines Algorithmus verstanden, die Anwendung bei der Bewältigung von Problemstellungen findet, fü die keine effizienten, optimierenden Lösungswege bekannt sind. Eine derartige verfahrenstechnische Sichtweise, die die Heuristik stets als ein zweitbestes Lösungsschema deutet, soll im weiteren nicht eingenommen werden. Statt dessen wird — der zweiten Interpretationsmöglichkeit folgend — die Heuristik hier als Strukturierungsregel verstanden, mit deren Hilfe ein schlechtstrukturiertes, zunächst nicht lösbares Ausgangsproblem schrittweise in wohlstrukturierte und damit lösbare Unterprobleme transformiert wird;2 diese Unterprobleme sind dabei dadurch charakterisiert, daß ihre Lösung eine als befriedigend angesehene Bewältigung des Ausgangsproblems verspricht. Das konkrete Procedere des Transformationsprozesses ist dabei mit davon abhängig, durch welche Strukturmängel sich das Ausgangsproblem auszeichnet. Derartige Ursachen einer Schlechtstrukturierung können in vier verschiedene Arten differenziert werden, und zwar in Wirkungs-, Bewertungs-, Zielsetzungs- und Lösungsdefekte. Um eine wirkungsdefekte Problemsituation handelt es sich dann, wenn die Art und Anzahl der zu beachtenden Variablen nicht bekannt sind oder unklar ist, welcher Zusammenhang zwischen dem Niveau der jeweiligen Variablen und den Ausprägungen der für das Problem relevanten Merkmale besteht.
Michael Olbrich
V. Die Zusammenfassung der Ergebnisse
Zusammenfassung
Weite Teile des Schrifttums verzichten auf eine definitorische Konkretisierung des Begriffs der Unternehmungsnachfolge; lediglich einige wenige Autoren deuten ihn als Übertragung des Eigentums an einem Betrieb und der daran geknüpften Leitungsmacht innerhalb eines Familienkontextes. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird dagegen eine weitergehende Abgrenzung vorgenommen: Der Terminus der Nachfolge erfährt hier eine Subsumtion aller Vorgänge, bei denen das Eigentum an einer Unternehmung oder einem Unternehmungsteil und die damit verbundene Leitungsmacht durch ein Wirtschaftssubjekt abgegeben werden, unabhängig davon, ob dieser Transfer zwischen Familienmitgliedern erfolgt oder nicht. Zweckmäßig ist eine derartige umfassendere inhaltliche Bestimmung des Nachfolgebegriffes erstens, weil die betriebswirtschaftlichen Ursachen des Eigentumsübergangs allgemeingültig und daher unabhängig davon sind, ob die Unternehmung hinsichtlich ihrer Eignerstruktur in einen Familienzusammenhang eingebettet ist. Zweitens sind die unterschiedlichen Formen oder Wege der Nachfolge — Vererbung, Schenkung, Stiftung, Verkauf — von allen Eignern in Gestalt natürlicher Personen nutzbar, seien sie nun alleinstehend oder Angehörige einer Familie. Gleiches gilt für institutionelle Eigentümer, wie eine Konzernmutter oder eine staatliche Einrichtung; lediglich die Vererbung und die Stiftung in ihrer Variante als Stiftung von Todes wegen sind derartigen Wirtschaftssubjekten als Übertragungsoptionen verwehrt. Die Beantwortung der mit der Beschreitung der einzelnen Nachfolgewege verknüpften ökonomischen Fragestellungen kann daher allgemeingültig vorgenommen werden, unabhängig davon, welcher Art der Eigentümer ist, der sich von seinem Betrieb zu trennen sucht.
Michael Olbrich
Backmatter
Metadaten
Titel
Unternehmungsnachfolge durch Unternehmungsverkauf
verfasst von
Michael Olbrich
Copyright-Jahr
2005
Verlag
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-322-99282-6
Print ISBN
978-3-8244-8349-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-99282-6