Skip to main content

2017 | Buch

Verdachtsarbeit im Kinderschutz

Eine berufsbezogene Vergleichsstudie

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

Tobias Franzheld gibt einen Einblick in aktuelle Herausforderungen des bundesdeutschen Kinderschutzsystems. Auf der Basis einer Vergleichsstudie stellt er relevante Akteure sowie ihre besonderen Aufgabenschwerpunkte gegenüber. Der Verdacht bildet dabei ein Scharnier, um professionssoziologische Reflexionen, handlungsfeldspezifische Rahmenbedingungen und berufliche Besonderheiten in methodisch kontrollierter Form zu einem integrativen Konzept zu verbinden. Die Studie schließt die Forschungslücke beruflicher Quervergleiche und rekonstruiert interdisziplinäre Kooperationskontexte, die sich exemplarisch für Vertreter aus Medizin, Polizei und Sozialer Arbeit in der Bewältigung von Kindeswohlgefährdungen und ihrer neuen beruflichen Arbeitsanforderungen ergeben.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Chapter 1. Einleitung
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit ist ein berufssoziologischer Grenzgang. Sie nimmt sich zum Ziel, Unterschiede beruflicher Arbeitsweisen vergleichend gegenüber zu stellen und berufliche Besonderheiten im Rahmen rekonstruktiver Analysemethoden zugänglich zu machen. Dieses Ziel bleibt mit der Aufforderung verbunden, Berufsgrenzen, die nachweislich für Berufsangehörige identitätsstiftend wirken, zugunsten einer Vergleichsabsicht zu überwinden.
Tobias Franzheld
Chapter 2. Die Beziehungsarbeit aus Sicht der Professionssoziologie
Zusammenfassung
Für die angestrebte Berufsfeldanalyse wird zunächst ein Professionsbegriff expliziert, der unterschiedliche Berufsfelder theoretisch einschließt und anschlussfähig für die anvisierte Vergleichsstudie ist. Im Fachdiskurs lassen sich dazu vielfältige Systematisierungsvorschläge von Profession, Professionalisierung und Professionalität finden, auf deren Vorstellung und innere Plausibilitätsprüfung an dieser Stelle verzichtet werden kann (vgl. dazu Dewe u.a. 1992; Combe und Helsper 1996; Mieg 2003; kritisch zu Mieg Schmeiser 2006; für empirische Analysen vgl. auch Pfadenhauer 2003; Nadai u.a. 2005; Thieme 2013). Um nicht den bekannten Theorien der Professionssoziologie ohne Bezug zum eigenen Forschungsgegenstand zu folgen, fasse ich den Begriff Profession idealtypisch über zwei Beziehungsdimensionen zusammen: »Klientenbeziehung« und »Berufsbeziehung« bilden für die folgende Durchsicht den äußeren Rahmen eines integrativen Professionsbegriffs.
Tobias Franzheld
Chapter 3. Kinderschutz als Handlungsfeld und berufliche Herausforderung
Zusammenfassung
Während mit der theoretischen Rahmung im ersten Kapitel die Suche nach einem für den Berufsvergleich geeigneten Professionsbegriff im Zentrum stand und in diesem Zusammenhang eine theoretische Verortung der vorliegenden Arbeit vorgenommen werden konnte, konzentriert sich das folgende Kapitel darauf, das Handlungsfeld Kinderschutz näher zu bestimmen. Bisher habe ich schlichtweg behauptet, dass der Kinderschutz und die Bearbeitung von Fällen einer Kindeswohlgefährdung zu einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen benachbarten Berufsgruppen tendiere, ohne dafür die nötigen Nachweise zu liefern. Die Behauptung, dass der Kinderschutz ein berufliches Querschnittthema darstellt, gilt es im Folgenden sowohl begriffssystematisch als auch mit Blick auf theoretische Argumentationen sowie unter Heranziehung aktueller Forschungsarbeiten zu untermauern.
Tobias Franzheld
Chapter 4. Methodisches Vorgehen
Zusammenfassung
Mit der theoretischen Einführung konnte gezeigt werden, dass das Thema Kindeswohlgefährdung ein geeignetes Untersuchungsfeld professionssoziologische Reflexionen darstellt und inwiefern es sich als Gegenstand zur Analyse unterschiedlicher Berufsgruppen unter dem Blickwinkel eines systematischen Vergleichs eignet. Anschließend steht das konkrete Forschungsdesign der Untersuchung im Mittelpunkt. Methodologische Fundierungen, die Problematik der »Fallauswahl, die Logik äußerer und thematischer Feldbegrenzungen und die Wahl der Erhebungsund Analysemethoden werden hier separat angesprochen.
Tobias Franzheld
Chapter 5. Die Verdachtsarbeit der Polizei
Zusammenfassung
In den folgenden empirischen Auseinandersetzungen gehe ich zunächst auf eine berufsspezifische Spurensuche kinderschutzbezogener Verdachtsbearbeitungen. Polizei, Medizin und Soziale Arbeit werden daher nachfolgend separat als Berufswelten im Kinderschutz angesprochen und vorgestellt bzw. auf ihre Sprachpraktiken hin analysiert. Die empirischen Rekonstruktionen setzen bei der Polizei und ihren Berufsvertretern an und eröffnen von dort aus einen Analyse- und Vergleichsrahmen zur Sichtung beruflicher Kontrastierungen.
Tobias Franzheld
Chapter 6. Die ärztliche Verdachtsarbeit
Zusammenfassung
Im zweiten Teil der empirischen Rekonstruktionen beschäftige ich mich mit der ärztlichen Verdachtsbearbeitung in der gleichen gedanklichen Bewegung von Verdachtsbildung zur Verdachtsabklärung. Methodisch begründet sich das Vorgehen durch die Annahme maximaler Kontrastierungen zwischen polizeilichen und ärztlichen Arbeitskonzeptionen. Wie bereits im Methodenkapitel reflektiert wurde, stehen Medizinsystem und Polizeiorganisation für weit voneinander entfernte Berufskulturen, was die Vermutung unterschiedlich organisierter Arbeitsweisen auch in Kinderschutzfragen nahe legt.
Tobias Franzheld
Chapter 7. Die Verdachtsarbeit der Sozialen Arbeit
Zusammenfassung
Der empirische Blick auf die Verdachtsarbeit der Sozialen Arbeit soll den Berufsvergleich abschließen und auf weitere Differenzierungen des Verdachtskonzepts hinarbeiten. Während die Gegenüberstellung von Polizei und Medizin die Vermutung maximaler Kontrastierungen in der Schrittfolge der Verdachtsarbeit weitgehend bestätigen konnte (siehe abschließende Fallkontrastierung in Kapitel 7), folgt dem Einbezug der Sozialen Arbeit die Überlegung einer zu beiden Berufswelten minimalen Kontrastierung.
Tobias Franzheld
Chapter 8. »Fallkontrastierung«: die Verdachtsarbeit im Berufsvergleich
Zusammenfassung
Im folgenden Kapitel werden die aus den empirischen Rekonstruktionen gewonnenen Kontraste beruflicher Verdachtsarbeit vergleichend gegenübergestellt. Das Kapitel zielt darauf ab, die hintergründig mitgedachte Komparation der analysierten Berufsgruppen nun explizit auszubreiten. Die Darstellung folgt dabei dem Handlungsschema der Verdachtsarbeit als Bewegung zwischen Verdachtsbildung, Verdachtsartikulation und Verdachtsabklärung und den im jeweiligen Handlungsschritt herausgearbeiteten Kontrastdimensionen.
Tobias Franzheld
Chapter 9. Ergebnissicherung und professionssoziologische Reflexionen
Zusammenfassung
Der vorangegangene Berufsvergleich soll mit professionssoziologischen Überlegungen an ein vorläufiges Ende kommen. In den abschließenden Betrachtungen werden die gewonnenen Befunde auf der Basis professionssoziologischer Reflexionen gesichert und über den Handlungskontext Kinderschutz hinaus eingeordnet. Erst am Ende empirischer Forschungsabsichten zeigt sich der Ertrag rekonstruktiver Mühen.
Tobias Franzheld
Chapter 10. Schlussbetrachtung: theoretische und empirische Texturen der Verdachtsarbeit
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, den Bedeutungshorizont des Begriffs Kindeswohlgefährdung in angrenzenden beruflichen Feldern freizulegen, seine semantischen Texturen zu dechiffrieren und seinen spezifisch beruflich organisierten Gebrauch aufzuklären. Auf der Basis empirisch-analytischer Feld- und Methodenzugänge eröffnet das Konzept der Verdachtsbearbeitung einen Vergleichshorizont, der sowohl Prinzipien des Handlungsfeldes als auch die Eigenlogik beruflicher Aneignungen und Auseinandersetzungen herausstellen kann: Das Allgemeine und Besondere beruflicher Kinderschutzarbeit lässt sich auf dem Hintergrund beruflich organisierter »Verdachtsarbeit« zum Vorschein bringen.
Tobias Franzheld
Backmatter
Metadaten
Titel
Verdachtsarbeit im Kinderschutz
verfasst von
Tobias Franzheld
Copyright-Jahr
2017
Electronic ISBN
978-3-658-18047-8
Print ISBN
978-3-658-18046-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-18047-8