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2008 | Buch

Wettbewerb im Bankensektor

Eine Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung des Wettbewerbsverhaltens der Sparkassen

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Über dieses Buch

Ein wesentliches Merkmal marktwirtschaftlicher Systeme ist der möglichst unbehinderte Wettbewerb unter Anbietern und Nachfragern. Die theoretisch gestützte Vorstellung effizienter, preisgeräumter Märkte steht in einem engen Zusammenhang mit der simultanen Realisierung größtmöglicher gesamtwirtschaftlicher Wohlfahrt. Gleichwohl räumen Ö- nomen ein, dass es einzelne Bereiche einer Volkswirtschaft geben kann, in denen das wohlfeile „freie Spiel der Kräfte“ aus unterschiedlichen Gründen nicht zum gewünschten Ergebnis führt. Ein derartiges Marktversagen erfordert begleitende oder korrigierende Maßnahmen, beispielsweise über staatliche Regulierung oder rechtliche Sonderregelungen. Der volkswirtschaftlichen Bedeutung des Kreditsektors wird in zahlreichen Industrieländern durch eine explizite Bankenaufsicht Rechnung getragen, nicht selten ergänzt durch umfa- reiche Einzelvorschriften analog zum Gesetz über das Kreditwesen (KWG) in Deutschland. Zudem sind auch die institutionellen Akteure auf den nationalen oder internationalen Kred- märkten nicht homogen, sondern unterscheiden sich z.B. durch ihre spezifische Eigentüm- struktur. Dies gilt im Besonderen für die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute in Deutschland. Ihre im internationalen Vergleich außergewöhnliche Rechtsform führt regelmäßig zu Fe- interpretationen ihrer Stellung auf dem inländischen Bankenmarkt. Nicht selten wird das Regionalprinzip der deutschen Sparkassen mit einer monopolähnlichen Marktposition glei- gesetzt, ohne zu berücksichtigen, dass alle einschlägigen Vorschriften von Kreditwesen- und Kartellgesetz auch für die öffentlich-rechtlichen Institute gelten.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Auszug
Unter den ökonomischen Themen, die auch in der Politik und der breiteren Öffentlichkeit eine erhöhte Aufmerksamkeit genießen, nehmen Fragestellungen des Wettbewerbs auf Märkten einen prominenten Platz ein. So bieten etwa die spezifischen Situationen in der Energieversorgung und der Mineralölwirtschaft vielfältige Anlässe zu Diskussionen, in denen Wettbewerbsargumente eine zentrale Rolle spielen. Aktuell steht mit dem Gesundheitswesen ein weiterer Bereich im Fokus, bei dem man sich durch stärkeren Wettbewerb positive Effekte erhofft. Es fällt auf, dass allenthalben zwar die segensreichen Wirkungen des Wettbewerbs beschworen und deshalb seine Intensivierung gefordert wird (erinnert sei nur daran, dass die Gesundheitsreform 2007 den Gesetzgebungsprozess unter dem Titel „Wettbewerbsstärkungsgesetz“ durchlaufen hat), aber wie Wettbewerb konkret gemessen werden soll, bleibt regelmäßig unklar.
2. Existenz und Funktionen von Banken im Wirtschaftssystem
Auszug
Moderne Volkswirtschaften sind ohne das reibungslose Funktionieren eines Bankensektors undenkbar. Private Haushalte, Staat und Unternehmen nutzen auf vielfältige Weise die von Banken angebotenen Leistungen, als Beispiele seien hier nur die Abwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs und die Kreditvergabe genannt. Die folgenden Ausführungen sollen verdeutlichen, warum Banken existieren und welche Funktionen sie in einer Volkswirtschaft erfüllen. Die Diskussion konzentriert sich auf die finanzwirtschaftliche Bedeutung dieser Institutionen. Von monetären Aspekten, etwa der Rolle der Banken im Rahmen der geldpolitischen Transmission, wird abgesehen4.
3. Der deutsche Bankenmarkt
Auszug
Nach der relativen Bedeutung der an Finanzierungstransaktionen beteiligten Institutionen lassen sich nationale Finanzsysteme in bank- und marktbasierte Systeme einteilen. Das deutsche Finanzsystem entspricht traditionell einem bankbasierten System, in dem sich Unternehmen und private Haushalte überwiegend durch Bankkredite finanzieren. Dies äußert sich in einem beträchtlichen Bestand an Aktiva bei den Banken. Die Bilanzsumme aller deutschen Banken entspricht etwa dem Dreifachen des Bruttoinlandsprodukts. Dies ist im europäischen Vergleich ein hoher Wert. Die Bedeutung der Finanzierung über Kapitalmärkte (Aktien- oder Anleihenmarkt) ist dagegen relativ gering46. Entgegen einer verbreiteten Meinung spricht einige empirische Evidenz dafür, dass die erhebliche Bedeutung der Banken innerhalb des deutschen Finanzsystems im Zeitablauf relativ stabil ist. Ein allgemeiner Trend der Disintermediation, verbunden mit einem Wechsel zu einem marktbasierten System, ist nicht zu beobachten47.
4. Konzepte der Wettbewerbsmessung
Auszug
Wie kann die „Kompetitivität“ eines Marktes oder, jeweils synonym hierzu, der „Konkurrenzdruck“ oder die „Intensität des Wettbewerbs“ auf einem Markt gemessen werden? Mit der Struktur des Marktes, dem Ergebnis des Marktprozesses und dem Verhalten der Marktteilnehmer bestehen verschiedene Anknüpfungspunkte für die Wettbewerbsmessung. Das vorlie-gende Kapitel untersucht zunächst die klassischen, strukturorientierten Methoden der Wett-bewerbsmessung, bevor mit dem Lerner-Index ein ergebnisorientiertes Maß beleuchtet wird. Schließlich werden mit den Modellen der New Empirical Industrial Organization (NEIO) Methoden diskutiert, die am tatsächlich beobachteten Verhalten der Unternehmen ansetzen sollen.
5. Der Panzar-Rosse-Ansatz
Auszug
Im Ansatz von Panzar und Rosse werden mittels komparativ-statischer Analyse empirisch testbare Implikationen unterschiedlicher Marktformen gewonnen. Zentraler Punkt der Überlegungen ist die Überwälzung der von den Unternehmen zu zahlenden Preise für die Produktionsfaktoren auf die Nachfrager. Es zeigt sich, dass diese Überwälzung durch Monopolisten und Wettbewerbsunternehmen in unterschiedlichem Ausmaß erfolgt. Durch die Beobachtung des tatsächlichen Verhaltens von Unternehmen können somit Rückschlüsse auf die Wettbewerbsverhältnisse in einem Markt gezogen werden.
6. Methodische Vorüberlegungen zur Schätzung und Datengrundlagen
Auszug
Die Panzar-Rosse-Statistik ist definiert als die Summe der Faktorpreiselastizitäten der Erlöse eines Unternehmens. Für die empirische Ermittlung der gesuchten Elastizitäten erfolgt die Schätzung aufgrund logarithmierter Variablen.
7. Empirische Schätzung
Auszug
Gegenstand der Ausführungen dieses Kapitels ist die empirische Untersuchung der Wettbewerbssituation aus der Sicht des deutschen Sparkassensektors anhand des Panzar-Rosse-Ansatzes. Die nach wie vor sehr stark voneinander abweichenden wirtschaftlichen Verhältnisse in Ost- und Westdeutschland sowie die unterschiedliche Vorgeschichte des Bankensystems, deren strukturelle Auswirkungen auf den Bankenmarkt weit über den Zeitpunkt der deutschen Vereinigung hinaus anhielten und teilweise bis heute anhalten, legen eine getrennte Untersuchung für den westlichen und östlichen Teil Deutschlands nahe. Ferner werden auch die empirischen Ergebnisse zeigen, dass eine gesonderte Analyse der Wettbewerbsverhältnisse erforderlich ist. Nach den Auswertungen für West- und Ostdeutschland werden die Unterschiede zwischen den beiden Gebieten detailliert untersucht. Anschließend werden Differenzen in der Modellierung zwischen in anderen Studien verwendeten Spezifikationen und der hier gewählten eruiert. Eine Einordnung der Untersuchungsergebnisse in die Literatur beschließt das Kapitel.
8. Fazit
Auszug
Den Ausgangspunkt der Überlegungen bildete die Frage nach den Funktionen, die Banken im Wirtschaftsgeschehen wahrnehmen und den Grundlagen der Tätigkeit von Kreditinstituten im Kontext der modernen Banktheorie. Kern der Banktätigkeit ist die Finanzintermediation. Die unerlässliche Rolle der Banken für die Allokation von Kapital resultiert aus der Unvollkommenheit realer Kapitalmärkte. In den von Informationsasymmetrien geprägten Beziehungen von Kapitalanbietern und-nachfragern erscheint die Kreditvergabe durch Banken als effizientes Instrument der Unternehmensfinanzierung. Dabei stellt das bewusste Eingehen von Risiken in Form der Bildung eines diversifizierten Kreditportefeuilles den Schlüssel für die Vorteilhaftigkeit der Banktätigkeit dar.
Backmatter
Metadaten
Titel
Wettbewerb im Bankensektor
verfasst von
Mike Stiele
Copyright-Jahr
2008
Verlag
Gabler
Electronic ISBN
978-3-8349-9901-6
Print ISBN
978-3-8349-1214-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8349-9901-6