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2018 | OriginalPaper | Buchkapitel

3. Wirtschaftswachstum

verfasst von : Reiner Kümmel, Dietmar Lindenberger

Erschienen in: Energie, Entropie, Kreativität

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

In der Lehrbuchökonomie ist eines Produktionsfaktors ökonomisches Gewicht – fachökonomisch: seine Produktionselastizität – gleich seinem Anteil an der Summe aller Faktorkosten. Gemäß diesem Kostenanteil-Theorem besäßen die Produktionsfaktoren etwa die folgenden Gewichte: menschliche Arbeit 70 %, (Real-) Kapital 25 % und Energie nur 5 % , sofern sie überhaupt als echter Produktionsfaktor anerkannt wird. Mit dieser Faktorgewichtung können allerdings die Konjunktureinbrüche und -erholungen im Gefolge der Ölpreisschocks der 1970er- und frühen 1980er-Jahre wie auch der ersten Weltwirtschaftskrise des 21. Jahrhunderts nicht verstanden werden. Hinzu kommt, dass das für Industrieländer berechnete Wachstum der Wertschöpfung tief unter dem empirisch beobachteten liegt. Die große Differenz führt die orthodoxe Volkswirtschaftslehre auf etwas zurück, dessen physische Bestandteile man nicht kennt und das man „technischen Fortschritt“nennt. Berechnet man den Gleichgewichtszustand, in dem eine Volkswirtschaft voraussetzungsgemäß arbeitet, aus der Optimierung von Gewinn oder Wohlfahrt unter Berücksichtigung der technologischen Beschränkungen, denen die Kombinationen von Kapital, Arbeit und Energie unterworfen sind, findet man, dass das Kostenanteil-Theorem ein Spezialfall ist, der nicht diejenigen ökonomischen Systeme einschließt, die bei den bisherigen Faktorpreisverhältnissen produzieren. Eine für die gegenwärtigen, real existierenden Volkswirtschaften entwickelte alternative Methode zur Berechnung der Produktionselastizitäten beruht auf dem Gesetz vom abnehmenden Ertragszuwachs und der Abbildung des Trends zu wachsender Automation im Zuge der Digitalisierung. Damit erhält man für die BR Deutschland und die USA zwischen 1960 und 2013 gute Übereinstimmung zwischen empirisch beobachtetem und theoretisch berechnetem Wirtschaftswachstum und findet, dass das ökonomische Gewicht der menschlichen Arbeit viel kleiner und das der Energie viel größer ist als der jeweilige Kostenanteil dieser beiden Produktionsfaktoren. So zeigt sich auch ökonometrisch, in welchem Maße die Industrieländer ihren materiellen Wohlstand der Energie verdanken, die den Kapitalstock aktiviert.

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Fußnoten
1
Diese letzten Zeilen aus John Maynard Keynes’ 1936 geschriebenem Buch „The General Theory Of Employment, Interest and Money“ sind [33, Bd. I, S. 32] entnommen.
 
2
Der nicht mehr vermehrbare Boden spielt für die Fragen des industriellen Wirtschaftswachstums so gut wie keine Rolle.
 
3
Diese Schätzung aus den 1970er-Jahren geht auf die Klimaforscher Chen und Schneider vom National Center for Atmospheric Research in Boulder, Colorado, zurück.
 
4
Bei einem Diskontsatz von 7 %, was vor der Quasinullzinspolitik der Zentralbanken nach der ersten schweren Rezession des 21. Jahrhunderts durchaus dem Zinssatz bei langfristigen Geldanlagen entsprach, lägen die abdiskontierten Schäden noch mal um einen Faktor 75 darunter.
 
5
Warum Beckermann, Nordhaus und Schelling diese Unterscheidung gerade nicht getroffen haben, als sie die Folgen des Klimawandels abschätzten, gibt H. Daly Anlass zu Vermutungen über die Wirkung des „Dogmas“ von der Notwendigkeit ständigen Wirtschaftswachstum auf die wissenschaftliche Ratio.
 
6
Glaubwürdige Quellen sprechen davon, dass es nach den großen Anfangsverlusten Israels beinahe zum Kernwaffeneinsatz gekommen wäre, der nur durch massive Lieferungen von Kriegsmaterial seitens der USA verhindert worden sei.
 
7
Die von diesem Kapitalbegriff nicht erfassten, von reiner Muskelkraft bewegten Werkzeuge und Geräte machen nur einen vernachlässigbar kleinen Teil des Kapitals einer industriellen Volkswirtschaft aus.
 
8
Materialien erscheinen als Vorleistungen im Bruttoproduktionswert, aber nicht im Bruttoinlandsprodukt, oder dessen Teilen, um die es hier geht. Im deutschen Verarbeitenden Gewerbe betrug 1989 der Bruttoproduktionswert das 2,7-Fache des Beitrags dieses Wirtschaftssektors zum BIP [94].
 
9
Genetische Informationsspeicher werden mit weiterem biotechnologischem Fortschritt vielleicht auch eines Tages Teil des Kapitalstocks.
 
10
OECD Werte stehen in Abschn. 6.​1.​2.
 
11
Das Wachstum der Wertschöpfung im Sektor Industries der USA zwischen 1960 und 1978, einschließlich des Rückgangs von Energieeinsatz und Wertschöpfung zwischen 1973 und 1975, wird in [104] theoretisch reproduziert.
 
12
Im industriellen Sektor „Warenproduzierendes Gewerbe“der alten BRD beliefen sich die Faktorkosten in den Jahren 1970 bzw. 1981 für Kapital auf 81 bzw. 156 Mrd. DM, für Arbeit auf 213 bzw. 258 Mrd. DM, und für Primärenergie auf 11 bzw. 30 Mrd. DM; (DM-Angaben inflationsbereinigt, Wert 1970). Das bedeutet: 1970, als der Ölpreis sein langjähriges Minimum hatte, lag in Deutschland der Anteil der Energiekosten an der Summe der Faktorkosten bei 3,5 %, und 1981, im Ölpreismaximum des 20. Jahrhunderts, machten die industriellen Energiekosten 7 % der Gesamtkosten aus [88].
 
13
Das äußert sich auch im Sprachgebrauch der Börsennachrichten. Dort spricht man von Energie als dem „Schmierstoff“ – nicht Treibstoff – der Wirtschaft. Offenbar denkt niemand daran, dass der Autofahrer ohne regelmäßiges Tanken von Benzin oder Diesel nicht weit kommt, aber nur gelegentlich, und immer seltener, Getriebeöl nachfüllen muss. Bei Elektroautos werden die Unterschiede zwischen „Tanken“ und „Schmieren“ noch eindrucksvoller.
 
14
Der Mikroökonomik entstammen die Verhaltensannahmen, dass Firmen den Profit maximieren und Individuen den Nutzen. Diese Optimierungsannahmen werden auch auf die Makroökonomik übertragen [103, 125].
 
15
Der gewinnmaximierende Gleichgewichtszustand der Ökonomie entspricht dem Gleichgewichtszustand maximaler Entropie eines abgeschlossenen Systems in der Thermodynamik.
 
Metadaten
Titel
Wirtschaftswachstum
verfasst von
Reiner Kümmel
Dietmar Lindenberger
Copyright-Jahr
2018
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-57858-2_3

    Marktübersichten

    Die im Laufe eines Jahres in der „adhäsion“ veröffentlichten Marktübersichten helfen Anwendern verschiedenster Branchen, sich einen gezielten Überblick über Lieferantenangebote zu verschaffen.