2009 | OriginalPaper | Buchkapitel
Wohlfahrtsstaaten und Geschlechterungleichheit im Transformationsprozess
verfasst von : Dr. Christina Klenner, Dr. Simone Leiber
Erschienen in: Wohlfahrtsstaaten und Geschlechterungleichheit in Mittel- und Osteuropa
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Als 2004 und 2007 die Europäische Union (EU) um insgesamt zwölf Mitgliedsstaaten erweitert wurde, waren unter den neu Beigetretenen zehn Länder, die früher zum Ostblock gehörten. Diese Länder
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gehörten mit Ausnahme von Slowenien vor 1989 zum sowjetischen Einflussbereich und wiesen als staatssozialistische Länder
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einige Gemeinsamkeiten auf. Erstens waren die sozialen Unterschiede innerhalb des jeweiligen Landes abgeflacht, wozu neben der allgemeinen Teilnahme am Arbeitsleben, relativ geringen und wenig gespreizten Löhnen auch eine umverteilende Sozialpolitik beitrug. Soziale Sicherheit war auf einem im Vergleich zu einigen westlichen Staaten eher niedrigem Absicherungsniveau für die große Mehrheit der Bevölkerung gegeben, wobei viele Rechte an die Erwerbsarbeit (einzelne auch an den Familienzusammenhang) geknüpft waren. Die Sicherungssysteme waren also beschäftigungsbasiert, entfalteten auf Grund der hohen Arbeitskräftenachfrage und dem Ausbau zentralstaatlicher Regulierung jedoch auch eine starke universalistische Wirkung (
Keune
in diesem Band). So beruhte etwa die Alterssicherung in der Regel auf dem Sozialversicherungsprinzip. Die Rentenversicherung war Teil eines staatlichen Einheitsversicherungssystems, in dem alle Arbeitnehmer versichert waren (ausführlich
Müller
in diesem Band). Anders als häufig im Westen wurden die Beiträge des umlagefinanzierten Systems jedoch allein von den Betrieben aufgebracht. Und es fand eine starke interpersonelle Umverteilung — z.B. über eine Mindestrente — statt. Das Gesundheitswesen war dagegen rein staatlich organisiert und wurde aus Steuermitteln finanziert.