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2020 | OriginalPaper | Buchkapitel

§ 10. Erwerb vom Nichtberechtigten

verfasst von : Professor em. Dr. Dr. h.c. Hans Josef Wieling, Professor Dr. Thomas Finkenauer

Erschienen in: Sachenrecht

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

Das Eigentum gibt dem Eigentümer einen Anspruch auf Herausgabe, § 985. Hat er die Sache aus seinem Besitz verloren, so kann er sie von jedem, der sie besitzt, herausverlangen: Man spricht vom Vindikationsprinzip. Dieser Anspruch macht die Stärke des Eigentums aus, gefährdet aber auf der anderen Seite die Sicherheit des Rechtsverkehrs: Wer eine Sache erworben hat, muss jederzeit damit rechnen, dass ein Dritter sich als Eigentümer legitimiert und ihm die Sache wegnimmt. Das BGB hat die Schärfe des Vindikationsprinzips dadurch erheblich abgeschwächt, dass der Erwerber auch von einem Nichteigentümer Eigentum erwerben kann, wenn er gutgläubig ist (§§ 932–934, 936), es sei denn, dass die Sache abhanden gekommen ist, § 935. Die Möglichkeit des gutgläubigen Erwerbs stärkt die Verkehrssicherheit, schwächt aber andererseits die absolute, potentiell gegen jedermann gerichtete Geltung des Eigentums. Dieser vermittelnden Lösung des BGB geht in einer langen geschichtlichen Entwicklung eine Vielzahl von Versuchen voraus, die Interessen des Eigentümers und die der Verkehrssicherheit zufriedenstellend zu regeln. Gegen die Möglichkeit des gutgläubigen Erwerbs kann man nicht geltend machen, sie verstoße gegen die Logik, weil niemand etwas geben könne, was er nicht habe. Wer dergleichen behauptet, hat den Unterschied zwischen allgemeingültiger Logik und interessenbewertender Jurisprudenz nicht beachtet. Wer meint, ein solcher Erwerb sei ungerecht, mag sich in die Situation versetzen, dass er in gutem Glauben eine Sache von einem unbekannten Händler auf dem Trödelmarkt gekauft und bezahlt hat und nun vom Eigentümer in Anspruch genommen wird.

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Fußnoten
1
Der gutgläubige Erwerb bedeutet aber keine Enteignung, sondern stellt eine Inhalts- und Schrankenbestimmung i. S. v. Art. 14 I 2 GG dar, vgl. dazu Hager, Verkehrsschutz durch redlichen Erwerb, 1990, 52, 59 f., 75, 79; Leuschner, AcP 205 (2005), 205 ff. und oben § 8 Rn. 7.
 
2
Zur Geschichte des gutgläubigen Erwerbs ausf. Wieling § 10 I. Zur Deutung des gutgläubigen Erwerbs als Ersitzung Stagl, AcP 211 (2011), 530 ff.
 
3
Der Satz nemo plus iuris transferre potest quam ipse haberet („keiner kann mehr Rechte übertragen, als er selbst hat“) bezog sich ursprünglich auf den Erwerb des Erben vom Erblasser und war im römischen Recht auf jeden Fall richtig, weil es auch einen gutgläubigen Erwerb nicht kannte. Logische Allgemeingültigkeit ihrer Rechtssprichwörter zu behaupten wäre den römischen Juristen aber nicht in den Sinn gekommen.
 
4
Wie alle Dogmen ist auch dieses nicht schematisch, sondern mit Verstand anzuwenden, vgl. die Ausnahmen in § 15 Rn. 47, § 22 Rn. 17, § 27 Rn. 22.
 
5
BGHZ 173, 71 Rn. 22; BeckOGK/Klinck § 932 Rn. 20.
 
6
H. M., vgl. BGHZ 78, 325; 173, 71 Rn. 23; Gursky, AcP 191 (1991), 368 ff.; gegen die Lehre vom Verkehrsgeschäft vgl. Wittkowski, Die Lehre vom Verkehrsgeschäft, 1990; MünchKomm/Oechsler § 932 Rn. 36.
 
7
Baur/Stürner § 23 Rn. 26; Wolff/Raiser § 45 I 4.
 
8
BGHZ 30, 256; Prütting Rn. 224.
 
9
So aber BGHZ 30, 256; Wolff/Raiser § 45 I 4.
 
10
So zutreffend RG JW 1929, 1387, 1388; v. Tuhr I 354; BeckOGK/Klinck § 932 Rn. 20.
 
11
Wolff/Raiser § 45 I 4.
 
12
BGHZ 173, 71 Rn. 20 ff.
 
13
Vgl. § 9 Rn. 54.
 
14
Vgl. § 9 Rn. 55.
 
15
Wolff/Raiser § 69 II 1; Westermann/Gursky § 46 Rn. 5; Müller/Gruber Rn. 1437 ff.; Palandt/Herrler § 932 Rn. 8.
 
16
S. § 1 Rn. 32.
 
17
Protokolle der 1. Kommission, in: Jakobs/Schubert, Sachenrecht I, 603.
 
18
Vgl. Röhl, JZ 1974, 521 ff.
 
19
So schon Ulpian D. 50, 16, 213, 2.
 
20
Vgl. RGZ 166, 101; BGHZ 10, 16; BGH NJW 1981, 1272.
 
21
Vgl. Larenz, Schuldrecht, Allgemeiner Teil, 14. Aufl. 1987, § 20 V.
 
22
BGH NJW 1994, 2093, 2094; RGZ 143, 14, 18 f.; MünchKomm/Oechsler § 932 Rn. 41; BeckOGK/Klinck § 932 Rn. 35.1; dagegen für bloße Obliegenheit Soergel/Stadler § 932 Rn. 18.
 
23
H. M., vgl. etwa Jauernig/Berger § 932 Rn. 15; Prütting Rn. 426; Westermann/Gursky § 46 Rn. 6 f.; BGHZ 77, 277; Musielak, JuS 1992, 713, 715.
 
24
So auch Erman/Bayer § 932 Rn. 12.
 
25
Vgl. BGH LM § 932 Nr. 22; BGH DB 1970, 248.
 
26
Das gilt wohl auch für Kulturgut, das verfolgungsbedingt in nationalsozialistischer Zeit entzogen wurde, vgl. BeckOGK/Klinck § 932 Rn. 42.1.
 
27
BeckOGK/Klinck § 932 Rn. 41.
 
28
Ein angeblicher Polizist kann die einfachsten Wörter nicht schreiben, vgl. OLG Koblenz NJW-RR 2011, 555 Rn. 13: „Fierundzwanzieg“ für 24; Person des Veräußerers eines Gemäldes von Tiepolo ist im Kunsthandel unbekannt, OLG Celle NJW 2011, 791.
 
29
OLG München NJW 2003, 673.
 
30
BGH NJW 2013, 1946 Rn. 13; NJW 2006, 3488 Rn. 17.
 
31
Vgl. BeckOGK/Klinck § 932 Rn. 47; auch noch BGH NJW 1967, 1022, 1024.
 
32
BGHZ 30, 380; OLG Düsseldorf NJW-RR 1992, 381; BGH NJW 1996, 314; OLG Frankfurt NJW-RR 1999, 927 und JuS 1999, 1234 f.
 
33
Handelt der Vertreter nach Anweisungen des Erwerbers, müssen beide gutgläubig sein, § 166 II.
 
34
H. M., vgl. Motive III, 212; Wolf § 5 B I b 12; Hager, Verkehrsschutz (Fn. 1), 328 f.; Bartels, AcP 205 (2005), 687 ff.; a. A. Wiegand, JuS 1978, 148 f.
 
35
Ebenso OLG Saarbrücken NJW 1968, 1936 f.; Mormann, WM 1966, 9; Jauernig/Berger § 932 Rn. 15; AlternKomm/Reich § 932 Rn. 13; Müller/Gruber Rn. 1447; BeckOGK/Klinck § 932 Rn. 43.
 
36
Vgl. z. B. § 9 Rn. 4.
 
37
Vgl. Baur/Stürner § 52 Rn. 15; BGHZ 10, 72 f.; 30, 377; Westermann/Gursky § 46 Rn. 20; BeckOGK/Klinck § 932 Rn. 55.
 
38
Vgl. § 9 Rn. 5 ff.
 
39
Vgl. § 9 Rn. 6.
 
40
Vgl. dazu Rn. 26.
 
41
Vgl. Heck § 59, 1; BeckOGK/Klinck § 932 Rn. 7; vgl. zur Besitzverschaffungsmacht Rn. 26.
 
42
Vgl. § 9 Rn. 8; dort auch weitere Konstellationen.
 
43
Vgl. § 9 Rn. 9 ff.
 
44
Westermann/Gursky § 47 Rn. 10.
 
45
Vgl. Motive III, 345; Wolff/Raiser § 69 II 2 c; ausf. Wieling § 10 IV 3 b; krit. zu dieser Begründung BeckOGK/Klinck § 933 Rn. 5.2.
 
46
Eventuell kann sie in eine Sicherungsübertragung des Anwartschaftsrechts umgedeutet werden, s. § 17 Rn. 18.
 
47
Ernst, Eigenbesitz und Mobiliarerwerb, 1992, 266 ff., 272; Stagl, AcP 211 (2011), 530, 572.
 
48
Lohsse, AcP 206 (2006), 527, 534 f., 538, 550 f.; BeckOGK/Klinck § 933 Rn. 6.
 
49
BeckOGK/Klinck § 933 Rn. 9; anders MünchKomm/Oechsler § 933 Rn. 3.
 
50
Vgl. Protokolle der 2. Kommission, in: Mugdan III, 633, es sei denn die Einigung folgte der Übergabe ausnahmsweise nach; dann ist guter Glaube zum Zeitpunkt der Einigung notwendig.
 
51
Zum Geheißerwerb vgl. Rn. 26.
 
52
BeckOGK/Klinck § 933 Rn. 13.
 
53
Beispiel: Der nichtberechtigte Veräußerer V, der die Sache dem X zur Verwahrung gegeben hat, veräußert sie gemäß § 930. Der Erwerber hat gemäß § 933 kein Eigentum erworben, da V noch Besitzer ist: V ist mittelbarer Besitzer 1. Stufe, der dem Erwerber den Besitz vermittelt. Überträgt nun V gemäß § 870 seinen Besitz an den Erwerber, so wird dieser Eigentümer; V hat keinen Besitz mehr.
 
54
Beispiel: V weist den Verwahrer aus Fn. 53 an, nunmehr für den Erwerber zu besitzen, was geschieht. Damit hat V jeden Besitz verloren, der Erwerber ist Eigentümer geworden.
 
55
Ganz h. M., s. nur BeckOGK/Klinck § 933 Rn. 22 m. w. N.
 
56
Vgl. RGRK/Pikart § 933 Rn. 5; Soergel/Henssler § 933 Rn. 8; BeckOGK/Klinck § 933 Rn. 18.
 
57
BGH BeckRS 2015, 18837 Rn. 16.
 
58
Vgl. § 9 Rn. 25; BeckOGK/Klinck § 934 Rn. 13.
 
59
Vgl. § 9 Rn. 22.
 
60
Vgl. Protokolle der 2. Kommission, in: Mugdan III, 632 f.
 
61
Entscheidend ist, dass der Besitzmittler dem Veräußerer im Zeitpunkt, in dem dieser dem Erwerber den Besitz abtritt, den Besitz mitteln will, vgl. BGHZ 161, 90 Rn. 69 (FlowTex). Hat der Veräußerer keinen mittelbaren Besitz, kommt nur ein Erwerb nach § 934 (2) in Betracht.
 
62
Vgl. den Fall BGH JuS 1978, 131 f. Mit Beginn der Veräußerungshandlung tritt der Veräußerer als Eigenbesitzer auf, verwandelt also seinen mittelbaren Fremd- in Eigenbesitz.
 
63
Vgl. etwa Wiegand, JuS 1974, 203; Picker, AcP 188 (1988), 511 ff.; Kindl, Rechtsscheintatbestände und ihre rückwirkende Beseitigung, 1999, 317 f.; Wilhelm Rn. 987; Voigt, Die Funktion mittelbaren Besitzes beim Mobiliarerwerb, 2012, 196 ff., 208; Lohsse, AcP 206 (2006), 527 ff.; Weber I § 9 Rn. 21.
 
64
BGHZ 50, 45 Rn. 20 („Fräsmaschinenfall“); Wieling § 10 IV 4 a; Michalski, AcP 181 (1981), 417 ff.; Jauernig/Berger § 934 Rn. 2; Baur/Stürner § 52 Rn. 20; BeckOGK/Klinck § 934 Rn. 4; MünchKomm/Oechsler § 934 Rn. 2.
 
65
Vgl. § 9 Rn. 26.
 
66
Vgl. § 9 Rn. 27.
 
67
RGZ 138, 265, 267; Palandt/Herrler § 934 Rn. 4; Weber I § 9 Rn. 23.
 
68
Vgl. die Formulierung in § 936 I 3; BeckOGK/Klinck § 934 Rn. 20.
 
69
Dass der Erwerb mittelbaren Besitzes für § 934 (2) ausreicht, entspricht zu Recht der h. M., vgl. etwa Protokolle der 2. Kommission, in: Mugdan III, 632; RGZ 89, 349; 135, 77; 138, 267; Soergel/Henssler § 934 Rn. 5.
 
70
Vgl. Protokolle der 2. Kommission, in: Mugdan III, 632. Zum gutgläubigen Geheißerwerb vgl. auch Wieling, Jura 1980, 322 ff., 326 f.
 
71
Vgl. § 9 Rn. 27.
 
72
Vgl. zum Nebenbesitz („Zuckerfall“) § 6 Rn. 14, zum Erwerb vom Berechtigten durch Übertragung des Nebenbesitzes § 9 Rn. 23.
 
73
Medicus/Petersen Rn. 561. Anders, wenn nicht der Eigentümer, sondern ein Dritter Nebenbesitzer mit dem Erwerber ist.
 
74
Vgl. auch Wolff/Raiser § 69 II Fn. 22; Baur/Stürner § 52 Rn. 24; Medicus/Petersen Rn. 558. Bei dieser Frage zeigen sich auch die Schwierigkeiten, welche bei der Leugnung des Nebenbesitzes entstehen können, vgl. Kindl, AcP 201 (2001), 391 ff.
 
75
So auch Tiedtke, Jura 1983, 475.
 
76
Zum Geheißerwerb vgl. § 9 Rn. 49 ff.
 
77
So auch BGH NJW 1973, 141 f. Allerdings ist dies nicht zu konstruieren, aber wegen der Gleichstellung von Geheiß und Übergabe richtig, vgl. Wieling § 10 IV 6 Fn. 104.
 
78
So gut wie unstreitig, vgl. schon die Protokolle der 2. Kommission, in: Mugdan III, 632 für den gleichgelagerten Fall des § 934 (2); Westermann/Gursky § 47 Rn. 2; Baur/Stürner § 52 Rn. 13; Wellenhofer § 8 Rn. 7.
 
79
BGHZ 36, 56 ff.; BGH NJW 1974, 1132; Soergel/Henssler § 932 Rn. 14; Westermann/Gursky § 47 Rn. 3; Wieling, JZ 1977, 291, 295 f.; BeckOGK/Klinck § 932 Rn. 83 f.; Musielak, JuS 1992, 713, 716 ff.; Hager, Verkehrsschutz (Fn. 1), 286 ff.; Kindl, Rechtsscheintatbestände (Fn. 63), 344; Müller/Gruber Rn. 1462; Gomille, Jura 2013, 711, 716; Stagl, AcP 211 (2011), 530, 559.
 
80
Vgl. etwa Palandt/Herrler § 932 Rn. 4; Jauernig/Berger § 932 Rn. 13; Medicus/Petersen Rn. 564; Baur/Stürner § 52 Rn. 13; Wilhelm Rn. 930; Ernst, Eigenbesitz (Fn. 47), 92 f.; Picker, NJW 1974, 1790, 1794 f.
 
81
Vgl. die Protokolle der 2. Kommission, in: Mugdan III, 632 f. Dass er sich darauf verlassen hat, d. h. dass zwischen dem Rechtsschein und dem guten Glauben Kausalität bestehen müsste, ist hier wie überall nicht erforderlich, vgl. Rn. 12.
 
82
S. auch die Klausur von Wieling, Jura 1980, 322 („Wachtmeister-Fall“).
 
83
Vgl. § 9 Rn. 53.
 
84
Abhanden gekommen i. S. v. § 935 I; der Ausdruck „irgendwie abhanden gekommen“ in Art. 16 II WG, Art. 21 ScheckG meint dagegen jeden Besitzverlust, den freiwilligen sowie den unfreiwilligen.
 
85
Zu ihnen § 9 Rn. 59 ff.
 
86
Vgl. § 9 Rn. 56.
 
87
Vgl. § 9 Rn. 57 f.
 
88
Vgl. § 9 Rn. 61 f.
 
89
Die §§ 932 ff., § 366 HGB sind daneben nicht anwendbar, vgl. BGH NJW 1990, 3209.
 
90
Vgl. § 9 Rn. 61.
 
91
Zum Besitzverlust juristischer Personen Brand, Der Organbesitz, 2015, 127 ff.; zu Raubgrabungen § 12 Rn. 108.
 
92
Dazu § 11 Rn. 1 ff.
 
93
Dazu § 12 Rn. 16.
 
94
Dazu Wieling § 10 I 1.
 
95
Vgl. § 4 Rn. 17.
 
96
Anders eine verbreitete Meinung, die bei einer Weggabe durch Geschäftsunfähige immer ein Abhandenkommen annehmen will, vgl. etwa Motive III, 348; Wolff/Raiser § 69 I 1; Palandt/Herrler § 935 Rn. 5; OLG München NJW 1991, 2571. – Flume II § 13, 11 d; Nietschke, JuS 1968, 542 f. und Kindl, Rechtsscheintatbestände (Fn. 63), 348 ff. wollen das sogar auf beschränkt Geschäftsfähige ausdehnen, BeckOGK/Klinck § 935 Rn. 11 will dagegen § 828 III anwenden.
 
97
So zutreffend Jauernig/Berger § 935 Rn. 4; Prütting Rn. 433; Baur/Stürner § 52 Rn. 42; Westermann/Gursky § 49 Rn. 5; Musielak, JuS 1992, 713, 723; Temming, Jus 2018, 108, 111.
 
98
Vgl. § 4 Rn. 13.
 
99
H. M., vgl. etwa Motive III, 348; BGH NJW 1953, 1506; BGHZ 4, 33 ff.; Musielak, JuS 1992, 713, 723; Prütting Rn. 434; Staudinger/Klinck, Eckpfeiler, Rn. U 46. Nach der Gegenauffassung soll jede Drohung zu einem Abhandenkommen führen, vgl. BeckOGK/Klinck § 935 Rn. 13.
 
100
BeckOGK/Klinck § 935 Rn. 16; dagegen bejaht die h. M. nur bei nichtigen Hoheitsakten ein Abhandenkommen, vgl. BGHZ 4, 10, 33; 4, 283, 285; Baur/Stürner § 52 Rn. 44; Palandt/Herrler § 935 Rn. 6.
 
101
BGHZ 199, 227 Rn. 17 ff.
 
102
Vgl. zum Folgenden auch Schlinker/Zickgraf, JuS 2013, 876 ff.
 
103
Vgl. § 4 Rn. 31 ff.
 
104
So richtig die h. M., vgl. Medicus/Petersen Rn. 569; anders Harke/Meier, JR 2010, 282, 283.
 
105
So zutreffend die h. M., vgl. Wolff/Raiser § 69 I 2; Westermann/Gursky § 49 Rn. 9; RGRK/Pikart § 935 Rn. 29; Soergel/Henssler § 935 Rn. 1; a. A. (Analogie zu § 935 I 2) etwa Baur/Stürner § 52 Rn. 38; Braun, JZ 1993, 391 ff.; MünchKomm/Oechsler § 935 Rn. 4.
 
106
So etwa RGZ 106, 5, 6; Palandt/Herrler § 935 Rn. 8; Wolff/Raiser § 69 I 1; Baur/Stürner § 52 Rn. 39; Westermann/Gursky § 49 Rn. 11 ff.; Soergel/Henssler § 935 Rn. 8; Brehm/Berger § 27 Rn. 81; Musielak, JuS 1992, 713, 723; Temming, Jus 2018, 108, 112.
 
107
Hat der Besitzdiener Vertretungsmacht, so ist ein Abhandenkommen zu verneinen, vgl. Weber I § 9 Rn. 61.
 
108
Beispiel: Der beim Verleger E angestellte Außendienstmitarbeiter veräußert an den gutgläubigen X 10 ihm von E überlassenen Musterbücher und überdies ein Buch, das ihm E zur Lektüre geliehen hatte. Soll tatsächlich nur gutgläubiger Erwerb an dem verliehenen Buch möglich sein, nicht aber an den 10, die A als Besitzdiener in seiner Gewalt hatte?
 
109
So zutreffend etwa Westermann § 49 I 6; BeckOGK/Klinck § 935 Rn. 20; Staudinger/Wiegand, 2017, § 935 Rn. 14; AlternKomm/Reich § 935 Rn. 2; MünchKomm/Schäfer § 855 Rn. 24; K. Schmidt, FS H. H. Seiler, 1999, 579, 596 ff.; Neuner, JuS 2007, 401, 405; weitergehend Ernst, Eigenbesitz (Fn. 47), 32 ff.
 
110
S. oben § 3 Rn. 2 f.
 
111
Ausf. Klinck, FS Lindacher, 2017, 179.
 
112
Einen geschichtlichen Überblick gibt Imbusch, Der gutgläubige rechtsgeschäftliche Erwerb gestohlener Sachen im deutschen Recht, 1999.
 
113
BGH NJW 2013, 2888 Rn. 7, 10 f. (Krügerrand); dazu lesenswert Flume, JZ 2013, 1114; a. A. BeckOGK/Klinck § 935 Rn. 40.
 
114
Dazu § 9 Rn. 55.
 
115
Vgl. dazu Dorff, Der Versteigerungserwerb und seine Rechtmäßigkeit bei abhanden gekommenen Sachen, 1999.
 
116
BGH NJW 1990, 899 Rn. 19.
 
117
§ 15 Rn. 37.
 
118
Vgl. Planck/Brodmann § 935 Erl. 6 c; Soergel/Henssler § 935 Rn. 21; RGRK/Pikart § 935 Rn. 38; BeckOGK/Klinck § 935 Rn. 46; a. A. Wolff/Raiser § 69 I 4 b; vgl. auch Prütting Rn. 437.
 
119
Entgegen der ‚Makeltheorie‘ begeht der Veräußerer daher auch keinen Betrug gegenüber dem Erwerber; zu ihr Eisele, Strafrecht. Besonderer Teil II, 5. Aufl. 2019, Rn. 612.
 
120
Protokolle der 1. Kommission 4223, 4228, in: Jakobs/Schubert, Schuldverhältnisse III, 860, 863; BGHZ 36, 60; Westermann/Gursky § 47 Rn. 17; Wieling/Finkenauer, Bereicherungsrecht, § 4 Rn. 37.
 
121
Vgl. dazu BGH NJW 1960, 860; Palandt/Sprau § 816 Rn. 7; Berner, Jura 2019, 700.
 
122
Vgl. BGHZ 55, 179.
 
123
Vgl. zur Behandlung des Problems ausf. Wieling § 10 VI 2.
 
124
So wohl mittlerweile die h. L., vgl. Wiegand, JuS 1971, 62 f.; Habersack Rn. 165; MünchKomm/Oechsler § 932 Rn. 26; NK/Meller-Hannich § 932 Rn. 38; Palandt/Herrler § 932 Rn. 17; Erman/Bayer § 932 Rn. 26; Weber I § 9 Rn. 67; Musielak JuS 2010, 377 ff.
 
125
Vgl. etwa Wolff/Raiser § 69 IV; Baur/Stürner § 52 Rn. 34; Wilhelm Rn. 1019; Wellenhofer § 8 Rn. 37; Schapp/Schur Rn. 207; Prütting Rn. 438; Hoffmann, AcP 215 (2015), 794, 809 ff.; Braun, ZIP 1998, 1469 ff., der zu Recht die Konstruierbarkeit dieser Lösung betont, wenn man „Konstruieren“ in einem methodisch weiteren Sinne als Auslegung der Rechtsordnung versteht.
 
126
Ganz richtig BeckOGK/Klinck § 932 Rn. 75.
 
127
Dazu etwa Röthel, Jura 2009, 241 ff.; J. Werner, JA 2009, 411.
 
128
Vgl. RGRK/Pikart § 936 Rn. 17; Westermann/Gursky § 50 Rn. 3; Wolff/Raiser § 70 II.
 
129
Dazu Finkenauer, FS J. Schröder, 2013, 21, 33 und BeckOGK/Klinck § 936 Rn. 22 gegen Barthels/Nißing, Jura 2011, 252, 256, die sich nur auf die Motive der 1. BGB-Kommission beziehen.
 
130
Ebenso Wolff/Raiser § 70 I 2; BeckOGK/Klinck § 936 Rn. 21; Erman/Schmidt § 1208 Rn. 5; RGRK/Kregel § 1208 Rn. 5; Palandt/Wicke § 1208 Rn. 2; a. A. MünchKomm/Oechsler § 936 Rn. 11; Westermann/Gursky § 50 Rn. 2, die meinen, das volle Recht bleibe bestehen, wenn der Erwerber von einem geringeren Belastungsumfang ausgegangen ist.
 
131
So aber etwa Soergel/Habersack § 1208 Rn. 6; Soergel/Henssler § 936 Rn. 8.
 
132
Vgl. Rn. 39.
 
Metadaten
Titel
§ 10. Erwerb vom Nichtberechtigten
verfasst von
Professor em. Dr. Dr. h.c. Hans Josef Wieling
Professor Dr. Thomas Finkenauer
Copyright-Jahr
2020
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-61798-4_10

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