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2001 | Buch

Arbeitsmarktordnung und Arbeitsmarktentwicklung

verfasst von: Christian Jasperneite

Verlag: Deutscher Universitätsverlag

Buchreihe : DUV: Wirtschaftswissenschaft

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einleitende Überlegungen

Kapitel 1. Einführung: Aufgabenstellung und Aufbau
Zusammenfassung
Für einen Großteil der abendländischen Sozialphilosophien nimmt die menschliche Arbeit eine herausragende Rolle bei der Entfaltung und Entwicklung des Menschen ein. Diese Grundorientierung läßt sich vom ursprünglichen Marxismus über den sozial-liberalen Humanismus bis zur christlichen Soziallehre nachweisen. So ist beispielsweise im Verständnis der christlichen Soziallehre Arbeit nicht nur mit Mühe und dem entsprechenden Arbeitsleid verknüpft, sondern auch mit der daraus erwachsenden Würde des Menschen. Ein zentraler Gesichtspunkt ist dabei die Selbstverwirklichung des Menschen durch seine Arbeit.
Christian Jasperneite
Kapitel 2. Zur Notwendigkeit einer Arbeitsmarktordnung
Zusammenfassung
Bei einem internationalen Vergleich von Volkswirtschaften fallt auf, daß sämtliche nationalen Arbeitsmärkte selbst dann „Regulierungen“ unterworfen sind, wenn auf den nationalen Gütermärkten eine starke Bewegung hin zu einer „Deregulierung“ auszumachen ist. Die Regulierung der Arbeitsmärkte manifestiert sich dabei in unterschiedlichen Arten von Institutionen, Regelungen zwischen Tarifparteien oder (gesetzlichen) Vorschriften, die in ihrer Gesamtheit die Ordnung des Arbeitsmarktes definieren. Auch wenn das Denken in Ordnungen vielleicht eine eher deutsche Besonderheit ist, so läßt sich de facto ein weltweites Bestreben feststellen, Arbeitsmarktordnungen als Subsysteme von Wirtschaftsordnungen1 derart zu gestalten, daß sie recht wenig mit vollkommen wettbewerblich gestalteten Märkten gemein haben. Offensichtlich scheinen Gründe dafür vorzuliegen, Arbeitsmärkte zumindest einem Minimum an Regulierung zu unterwerfen. In dem folgenden Kapitel werden sowohl distributive als auch allokative Gründe genannt, mit denen prinzipiell die Existenz einer besonderen Arbeitsmarktordnung gerechtfertigt werden kann. Die Gründe sagen dabei noch nichts darüber aus, wie eine optimale Regulierung aussehen könnte, zumal eine solche Frage fundiert kaum beantwortet werden kann. Hier geht es demnach zunächst nur darum zu zeigen, daß eine „Nullregulierung“ im Sinne eines sich selbst überlassenen Arbeitsmarktes unter volkswirtschaftlichen Aspekten suboptimal ist.
Christian Jasperneite

Statische Analyse

Kapitel 3. Herleitung eines arbeitsmarkttheoretischen Referenzrahmens
Zusammenfassung
Im Kapitel 2 wurde gezeigt, wie eine Institutionalisierung des Arbeitsmarktes im Vergleich zu einem unregulierten Arbeitsmarkt wohlfahrtsökonomisch paretosuperior sein kann, solange ein schwer zu bestimmendes Regulierungsoptimum nicht überschritten wird. Jenseits dieses schwer zu definierenden Regulierungsoptimums kann allerdings davon ausgegangen werden, daß neben allgemeinen wohlfahrtsmindernden Wirkungen auch und vor allem negative Wirkungen in bezug auf die Funktionsweise des Arbeitsmarktes induziert werden.
Christian Jasperneite
Kapitel 4. Arbeitsmarktordnung und Arbeitsmarktentwicklung: Hypothesen
Zusammenfassung
Im Rahmen der Darstellung des Konsensmodells wurden Begründungen aufgezeigt, mit denen eine persistente Hochlohnarbeitslosigkeit erklärt werden kann. Es ist anzunehmen, daß die Existenz derartiger Mechanismen prinzipiell für alle Volkswirtschaften allgemeingültig ist. Trotzdem befinden sich in unterschiedlichen Volkswirtschaften Arbeitslosenquoten auf verschiedenen Niveaus, und verschiedene Volkswirtschaften reagieren unterschiedlich auf gleiche oder ähnliche exogene Schocks. Diese Unterschiede dürften auf unterschiedliche Ausprägungen und Realisierungen verschiedener Institutionen zurückzuführen sein. Es kann davon ausgegangen werden, daß spezifische Ausgestaltungsmerkmale von arbeitsmarktordnungsrelevanten Institutionen am Arbeitsmarkt Anpassungsprozesse beeinflussen oder oben aufgezeigte Mechanismen in ihren Auswirkungen stärken oder schwächen. Bisher wurden erst allgemeine Aussagen darüber getroffen, inwieweit Institutionen hier eine Rolle spielen könnten. Im folgenden soll nun eine größere Anzahl von Institutionen am Arbeitsmarkt daraufhin untersucht werden, welchen potentiellen Einfluß sie auf die Funktionsweise des Arbeitsmarktes vor dem Hintergrund der geschilderten Theorien haben könnten. Eine derartige Analyse stellt Anforderungen an die Auswahl der zu untersuchenden institutionellen Merkmale. Vor allem im Hinblick auf eine spätere empirische Überprüfung müssen institutionelle Merkmale operationalisierbar sein. Die größte Anforderung ergibt sich allerdings daraus, daß für eine große Anzahl von Ländern — in diesem Fall die 20 wichtigsten OECD-Länder — Daten vorliegen müssen, um empirische Analysen vornehmen zu können.
Christian Jasperneite
Kapitel 5. Die Bestimmung der strukturellen Arbeitslosenquote: Alternative Methoden
Zusammenfassung
Im Kapitel 4 wurden in einer graphischen Analyse die Mechanismen bestimmt, welche das Niveau der strukturellen Arbeitslosenquote beeinflussen; die gewählte graphische Analyse war allerdings nicht in der Lage, quantitative Aussagen über das exakte Niveau der strukturellen Arbeitslosenquote zu machen. Es muß daher nach einem alternativen Verfahren gesucht werden, das eine quantitative Bestimmung der strukturellen Arbeitslosenquote zuläßt. Dazu werden in diesem Kapitel zunächst Modelle besprochen, die sich zumindest prinzipiell für eine derartige Bestimmung eignen könnten. Diese Modelle werden im Rahmen des Kapitels auf ihre Eignung hinsichtlich der exakten Bestimmung einer strukturellen Komponente der Arbeitslosigkeit geprüft; neben ökonometrischen Kriterien steht die grundsätzliche theoretische Eignung sowie die Frage nach der Kompatibilität mit dem graphischen Konsen-modell aus Kapitel 3 im Vordergund.
Christian Jasperneite
Kapitel 6. Die ökonometrische Bestimmung der strukturellen Arbeitslosenquote: Das Konzept der inflationsstabilen Arbeitslosenquote (NAIRU)
Zusammenfassung
Das Konzept der NAIRU (Non Accelerating Inflation Rate of Unemployment) basiert auf einem Modell, mit dem ein langfristiges Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt bestimmt werden kann.1 In der Praxis wird dieses Konzept häufig dazu eingesetzt, den Inflationsdruck in einer Volkswirtschaft zu bestimmen und die Geldmengensteuerung daran auszurichten.2 In seinen Eigenschaften und vor allem seinen wirtschaftspolitischen Implikationen hat es eine deutliche Ähnlichkeit mit dem Konzept der Unterscheidung zwischen einer kurzfristigen und langfristigen Phillipskurve nach Friedman — einem Konzept, das auf der Kritik an dem „klassischen“Phillipskurvenmodell aufbaute.3 Es erscheint in diesem Zusammenhang sinnvoll, die Herleitung der Phillipskurve und die daran anknüpfende Kritik zunächst kurz zu skizzieren, bevor dann ausführlich auf Aspekte des NAIRU-Modells eingegangen wird.
Christian Jasperneite
Kapitel 7. Arbeitsmarktordnung und Arbeitsmarktentwicklung: Empirische Überprüfung im Rahmen der statischen Analyse
Zusammenfassung
Im Kapitel 5 und 6 wurden Überlegungen angestellt, wie sich die strukturelle Arbeitslosenquote auf einem qualitativ hohen Niveau bestimmen ließe. Dabei zeigte sich, daß das Konzept der NAIRU aufgrund theoretischer Erwägungen als das Konzept gelten kann, mit dem sich im Rahmen der hier vorgestellten Methoden die strukturelle Arbeitslosenquote am besten bestimmen läßt.
Christian Jasperneite

Dynamische Analyse

Kapitel 8. Die Arbeitsmarktordnung und die Anfälligkeit für Hysteresiseffekte
Zusammenfassung
In Kapitel 6 wurde versucht, Hysteresiseffekte mit dem NAIRU-Modell in Einklang zu bringen. In diesem Fall wäre die Gleichung (6–21) ein Modellierungsansatz dafür, das empirische Phänomen der Hysteresis mit dem theoretischen Konstrukt der NAIRU kompatibel zu machen. Die Gleichung (6–21) zusammen mit Gleichung (6–13) konnte aber auch so gedeutet werden, daß exogene Schocks das Niveau der gleichgewichtigen Arbeitslosenquote in Form der NAIRU anheben, so daß Hysteresiseffekte nur der Reflex einer neuen gleichgewichtigen Arbeitslosenquote auf einem höheren Niveau sind.1 Im folgenden soll diese Interpretation Ausgangspunkt für weitere Überlegungen sein, die im Rahmen der dynamischen Analyse angestellt werden. Es stellt sich dabei die Frage, welche Rolle bei einer solchen Interpretation noch die drei „klassischen“ und in der Literatur üblichen Theorien zur Hystere-sisbegründung spielen. Bei diesen drei Theorien handelt es sich um die Insider-Outsider-Theorie, den Humankapitalansatz sowie die Kapitalknappheitstheorie, (vgl. Kapitel 6).
Christian Jasperneite
Kapitel 9. Die Arbeitsmarktordnung und die Beschäftigungsschwelle des Wachstums
Zusammenfassung
Die Vermutung eines Zusammenhanges zwischen der spezifischen Ausgestaltung einer Arbeitsmarktordnung und der Entwicklung der Beschäftigung im Zeitablauf läge nahe, wenn verschiedene Länder unterschiedliche Erfahrungen in bezug auf die Entwicklung der Beschäftigung gemacht hätten. Eine Untersuchung dazu ist u.a. bei Erber zu finden,1 in der er für den Zeitraum von 1960–1993 die Wachstumsraten des BIP, der Beschäftigung und der Arbeitsproduktivität für 24 OECD-Länder bestimmt. Er kommt zu dem Ergebnis, daß die Länder mit einer hohen Wachstumsrate des BIP nicht notwendigerweise auch die Länder mit einer überdurchschnittlich positiven Beschäftigungsentwicklung sind.
Christian Jasperneite
Kapitel 10. Die Arbeitsmarktordnung und die Arbeitslosigkeitsschwelle des Wachstums
Zusammenfassung
Im Kapitel 9.3 wurde gezeigt, daß unterschiedliche Länder im Spannungsfeld von Produktivität, Wachstum und Beschäftigung unterschiedliche Ergebnisse erzielen und diese mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht unabhängig von Fragen der Arbeitsmarktordnung zu sehen sind. Im folgenden Kapitel wird eine analoge Untersuchung vor dem Hintergrund des Zusammenhanges von Wachstum und Arbeitslosigkeit durchgeführt. Auch hier wird gezeigt, daß die Erfahrungen von Land zu Land unterschiedlich waren. Während in einigen Ländern eher geringe durchschnittliche Wachstumsraten mit niedrigen durchschnittlichen Arbeitslosenquoten und im Zeitablauf sogar sinkenden Arbeitslosenquoten einhergingen, konnten in anderen Ländern selbst höhere Wachstumsraten eine ähnlich positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt nicht sicherstellen. Die Tab. 10.1 gibt einen Überblick über die unterschiedlichen Entwicklungen. Stützzeitraum ist in den folgenden Berechnungen der Zeitraum 1981–1999.
Christian Jasperneite
Kapitel 11. Schlußbetrachtung
Zusammenfassung
Sämtlichen Arbeitsmärkten ist grundsätzlich gemein, daß sie sich je nach konkreter Ausprägung der Ordnung des Arbeitsmarktes durch mehr oder weniger stark in reine Marktprozesse eingreifende Institutionen, Eigenschaften und Verhaltensweisen beschreiben lassen. Alle konstituierenden Faktoren einer Arbeitsmarktordnung führen daher bei ihrer Implementierung zu einem Markt, der in seiner Funktionsweise von wettbewerblichen Gütermärkten unterschiedlich ist.
Christian Jasperneite
Backmatter
Metadaten
Titel
Arbeitsmarktordnung und Arbeitsmarktentwicklung
verfasst von
Christian Jasperneite
Copyright-Jahr
2001
Verlag
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-322-90803-2
Print ISBN
978-3-8244-0544-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-90803-2