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1993 | OriginalPaper | Buchkapitel

Aufklärung über Arbeit

Bemerkungen und Reflexionen über Christian Jacob Kraus

verfasst von : Johannes Weiß

Erschienen in: Vernunft und Vernichtung

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ — so lautet die berühmte Antwort Immanuel Kants auf die Frage: Was ist Aufklärung? aus dem Jahre 1784. Im selben Jahr schreibt Johann Georg Hamann, der dunkelste und dialektischste aller Königsberger Aufklärer, an einen Freund, der ihm das Heft der

Berlinischen Monatsschrift

mit dem Kantschen Aufsatz zugeschickt hatte und den er mit „Clarissime Domine Politice!“ anredet u.a.:

„Worin besteht nun das

Unvermögen

oder die

Schuld

des fälschlich angeklagten Unmündigen? In seiner eigenen Faulheit und Feigheit? Nein, in der Blindheit seines Vormundes, der sich für sehend ausgibt, und eben deshalb alle Schuld verantworten muß. Mit was für Gewissen kann ein Raisonneur und Spekulant hinter den Ofen und in der Schlafmütze den Unmündigen ihre

Feigheit

vorwerfen, wenn ihr blinder Vormund ein wohldiszipliniertes zahlreiches Heer zum Bürgen seiner Infallibilität und Orthodoxie hat. Wie kann man über die

Faulheit

solcher Unmündigen spotten, wenn ihr unaufgeklärter und selbstdenkender Vormund, wofür ihn der eximierte Maulaffe des ganzen Schauspiels erklärt, sie nicht einmal für Maschinen, sondern für bloße Schatten seiner Riesengroße ansieht, vor denen er sich gar nicht fürchten darf, weil es seine dienstbaren

Geister

und die einzigen sind, deren Dasein er glaubt. ... Meine Verklärung der Kantschen Erklärung läuft also darauf hinaus, daß

wahre Aufklärung in

einem Anfinge des unmündigen Menschen aus einer allerhöchst

selbst verschuldeten Vormundschaft

bestehe“ (Hamann 1965, 290 ff.).

Metadaten
Titel
Aufklärung über Arbeit
verfasst von
Johannes Weiß
Copyright-Jahr
1993
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-94241-8_5