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02.05.2010 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

Berlin wird virtueller OEM

verfasst von: Markus Schöttle

3:30 Min. Lesedauer

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Der nationale Entwicklungsplan Elektromobilität hat mit dem Kanzlergipfel ein neues Stadium erreicht. Mit sieben Arbeitsgruppen unter Leitung von Ex-SAP-Chef Henning Kagermann (Bild) will man die konkrete Umsetzung starten. Die Kanzlerin hält trotz einer sich mehrenden Kritik seitens einiger Vertreter aus Industrie und Forschung an den Zielen fest: In zehn Jahren sollen eine Million Autos auf deutschen Straßen mit Strom fahren. Merkel sagte, die Mobilität der Zukunft müsse "ressourcenunabhängiger, umweltfreundlicher, nachhaltiger" sein und den Klimawandel begrenzen. Deutschland habe "sehr, sehr gute Voraussetzungen, mit den weltweiten Entwicklungen mitzuhalten". Ziel sei es, dass 2020 jeder 45. Wagen auf deutschen Straßen ein Elektroauto ist.

Die Nationale Plattform Elektromobilität setzt sich aus sieben Arbeitsgruppen mit insgesamt 150 Fachleuten zusammen, die konkrete Vorschläge für die Erreichung der Ziele des Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität erarbeiten. Für die Leitung der Arbeitsgruppe Antriebstechnologie ist Dr. Karl-Thomas Neumann im Gespräch, der bei Volkswagen als Generalbevollmächtigter und Konzernbeauftragter E-Traktion seit Dezember 2009 verantwortlich zeichnet. Nach noch unbestätigten Meldungen werden folgende Namen für die Leitung der Arbeitsgruppen genannt: Professor Herbert Kohler, Leiter der Forschungsdirektion Fahrzeugaufbau und Antrieb der Daimler AG teilt sich die Verantwortung bei Antriebstechnologien mit Dr. Neumann. Die Arbeitsgruppe Batterietechnologien führt Klaus Engel, der Vorstandsvorsitzende von Evonik, gemeinsam mit Dr. Thomas Weber, dem Entwicklungs- und Forschungsvorstand der Daimler AG. Die Arbeitsgruppe Infrastruktur leitet Klaus-Dieter Maubach, der Vorstandsvorsitzende von Eon Energie, gemeinsam mit Wolfgang Dehen, dem für die Sparte Energy zuständigen Vorstand der Siemens AG. Die Arbeitsgruppe Normung wird von Audi-Entwicklungsvorstand Michael Dick geführt, Stellvertreter sind Norbert Verweyen von RWE und Roland Bent von Phoenix Contact. Den Arbeitskreis Materialien und Recycling soll BASF-Vorstandsmitglied Andreas Kreimeyer übernehmen. Die Arbeitsgruppe Nachwuchs/ Qualifizierung leiten Burkhard Göschel (Magna International) und Karl Joachim Ebeling (Uni Ulm). Opel Entwicklungschefin Rita Frost übernimmt die Stellvertretung. Die Arbeitsgruppe "Rahmenbedingung" führt ein Vertreter der Bundesregierung gemeinsam mit Dr. Klaus Dräger, Entwicklungschef der BMW Group. Stellvertreter ist Reinhard Clemens von T-Systems.

Als Ergebnisse dieser Plattform werden Selbstverpflichtungen im Bereich der Standards und Normung oder Forschungs-Förderprogramme erwartet. Finanzielle Kaufanreize über die noch laufenden Steuererleichterungen und Konjunkturprogramme hinaus sind zunächst nicht geplant. Bisher schon zugesagte Forschungsmittel sollen bis 2013 gezielt in die Entwicklung des Elektroautos gesteckt werden. Erst nach einer Zwischenbilanz des Elektromobilitätskonzepts will die Kanzelerin "über den konkreten Umfang von Beiträgen zur Förderung von Forschung und Entwicklung entscheiden". Ein Insider berichtet, dass eine erste Zwischenbilanz bereits für den Herbst dieses Jahres geplant ist.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer lehnt Kaufprämien ab und setzt auf die Kräfte des Marktes: "Elektroautos müssten künftig so begehrt sein wie neue Handys." Auch Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle pflichtet ihm bei. "Eine künstliche Nachfrage zu entfachen, ist nicht die Lösung", meinte der FDP-Minister. Der Vorsitzende des Lenkungskreises, Kagermann, sagte, in den nächsten Jahren könne man nicht über den Preis Kunden für Elektroautos suchen. "Zunächst müssen Interessenten gefunden werden, die etwas für die Umwelt tun wollten und Spaß an Technologie haben."

Dagegen plädiert neben den Autoherstellern auch der Autoexperte Stefan Bratzel für eine staatliche Prämie für Elektroautos. Er lehne die "Subventionitis" zwar grundsätzlich ab. Aber um international mithalten zu können, sei eine Absatzförderung nötig, sagte der Leiter des Center of Automotive an der Fachhochschule Bergisch Gladbach der "Frankfurter Rundschau". "Weil dieses Instrument das wirksamste Mittel ist, um den Markt zu entwickeln, was die Autos letztlich billiger macht."

Bratzel hält eine Förderung von etwa 5000 Euro pro verkauftem E-Auto für sinnvoll, allerdings mit einer Deckelung - jedes Jahr solle nur eine bestimmte Summe zur Verfügung stehen. Zugleich macht sich Bratzel für eine starke Degression der Förderung stark, die sich an der Zahl der Zulassungen der Elektroautos orientiert: Werden Elektroautos billiger und damit populärer, solle die Förderung sukzessive schrumpfen.

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