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27.02.2014 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

Die Embedded World 2014 nimmt Fahrerassistenz ins Visier

verfasst von: Markus Schöttle

5 Min. Lesedauer

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Zwei Trends machen die Messe Embedded World in Nürnberg für die Automobilindustrie noch interessanter als zuvor: einerseits das Zusammenwachsen der Automobil- und der Consumer-Elektronik-Welt und andererseits die Entwicklungen in den Themenfeldern Car-to-X, mit dem Ausbau von Fahrerassistenzsystemen hin zum autonomen Fahren. Vom 25. bis 27. Februar 2014 präsentieren 856 Aussteller aus 35 Ländern alles rund um das Thema Embedded-System-Technik.

Fahrerassistenzsysteme sind Komfortsysteme, sie sollen aber in erster Linie den Fahrer unterstützen, um Unfälle zu vermeiden. Hackerangriffe beispielsweise könnten die sicherheitskritischen Systeme stören. Dies ist nur ein Teil der Diskussionen in Nürnberg auf der Messe, die das autonom fahrende Fahrzeug kritisch betrachtet. Denn ein weiterer Aspekt ruft Datenschützer auf den Plan. Jacob Appelbaum wird am heutigen Donnerstag, 27. Februar 2014, in seiner Keynote auf dem Studententag der Embedded World sensibilisieren. Appelbaum, seines Zeichens US-amerikanischer Internetaktivist, Journalist, Experte für Verschlüsselungsmethoden und IT-Sicherheit, war Sprecher der Enthüllungsplattform Wikileaks. Beispielsweise führte er ein Interview mit dem Ex-NSA-Mitarbeiter Edward Snowden. Appelbaum ist ein vehementer Mahner, der immer wieder eindringlich an die Verantwortung jedes einzelnen Menschen zur Wahrung der Bürgerrechte appelliert.

Informatiker und Elektroniker

Das Internet der Dinge sowie Sicherheit sind die Schwerpunktthemen der zur Messe Embedded World parallel stattfindenden Embedded World Conference 2014. David Kleidermacher, Fachmann auf dem Sektor Systemsoftware und -sicherheit greift das Thema Sicherheit im Internet auf. Ebenso bestimmt das Thema einige Diskussionen während des Messebesuchs, beispielsweise im Gespräch mit Friedhelm Pickhard, dem Vorsitzenden der ETAS-Geschäftsführung und Dr. Thomas Wollinger, Geschäftsführer der 100-prozentigen-Tochter Escrypt, ein IT-Start-up, das ETAS 2012 kaufte.

Im Zuge der immer komplexeren Systemvernetzung bei Fahrerassistenzsystemen in Richtung des autonomen Fahrens will ETAS das klassische Geschäft der Hardware- und Software-in-the-Loop-Dienstleistungen in Richtung kompletter Systementwicklungen mittelfristig ausbauen. Systems Engineering sowie die Einbindung von IT-Know-how wird in der Automobilindustrie immer noch unterschätzt, sagen die Geschäftsführer. "Elektronik- und IT-Ingenieure müssen lernen, miteinander zu arbeiten", betont Pickard. Das sei umso wichtiger, weil das Auto Teil des Internet der Dinge werde. Somit seien Verschlüsselungstechniken, wie sie Escrypt mit ETAS in den wachsenden Geschäftsfeldern abdeckt, "überlebenswichtig".

Enabler von Fahrerassistenzsystemen

Fernab von gesellschaftspolitischen wie auch sicherheitskritischen Diskussionen taucht man auf der Embedded World ebenso in die Welt der technischen Lösungen ein, die dem Wunsch nach mehr vernetzten Assistenzsystemen eine realistischere und zeitnahe Sicht geben. Und welche Techniken ermöglichen nun überhaupt diese enorm steigende Komplexität und dafür notwendigen Rechnerleistungen? So verkündete Infineon auf der Messe in Nürnberg den Serienstart seines Aurix-Microontrollers. Damit soll der Übergang von der 8-bit- auf die 32-bit-Architektur gelingen, von Single-Core zu MultiCore, um in Zukunft mehr Funktionsumfänge abdecken zu können.

Eine Premiere präsentierte QNX in Nürnberg auf der Messe: das neue 6.6-Betriebssystem mit neuen Sicherheitsfunktionen, leistungsfähigeren Grafik- und Multimediafunktionen und einem verbesserten Energiemanagement. Fast jedes Embedded-System ist heutzutage mit einem Netzwerk verbunden und wird damit potenziell zu einem Ziel für Angriffe. QNX OS 6.6 führt nach eigenen Angaben verschiedene fortschrittliche Sicherheitsfunktionen ein, die Schadsoftware aussperren sollen.

Embedded-Awards 2014

Jedoch präsentierte QNX nicht nur neue Technik auf der Messe. Gleichzeitig wurde das US-amerikanische Unternehmen auch für seine Arbeit ausgezeichnet. So erhielt QNX den diesjährigen Embedded-World-Award in der Kategorie Software. Verliehen wurden die Awards am ersten Tag der Messe. Mit dem Embedded-Award ausgezeichnet werden Produkte und Lösungen, die in besonderer Weise zukünftige Entwicklungen unterstützen und so nachhaltig helfen die Innovationskraft der Branche zu sichern. Die Auszeichnung wurde in den Kategorien Hardware, Software und Tools vergeben. Neben QNX in der Kategorie Software, durften sich ARM in der Kategorie Hardware und Solvertec in der Kategorie Tools über die Auszeichnungen freuen. Die Fachjury 2014 bestand aus Professor Dr. Steve Furber von der Universität Manchester, Professor Dr.-Ing. Albert Heuberger, Institutsleiter Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen, Dr. Erich Biermann, Bereichsleiter Engineering bei Bosch-Automobilelektronik, Professor Dr.-Ing. Matthias Sturm, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig und Vorsitzender des Fachbeirates Embedded World.

Die Ingenieure von QNX acoustics konnten den folgenden Vorgang softwaretechisch optimieren, wofür sie schließlich mit dem Preis bedacht wurden: Um die ablenkenden Motorengeräusche zu reduzieren, benutzen Autohersteller aktive Geräuschkompensationstechnik, die gegenphasigen Schall über die Lautsprecheranlage abspielen. Mit der softwarebasierten Lösung QNX Acoustics for Active Noise Control haben die Ingenieure eine Möglichkeit entwickelt, die über existierenden Prozessoren des Infotainmentsystems die Lautsprecher ansteuert. Dadurch entstehen geringere Kosten und ein größerer Spielraum bezüglich des Designs. Die Lösung bietet für sämtliche Fahrzeug-Konfigurationen eine höhere Leistungsfähigkeit bei gleichzeitig verkürzter Entwicklungszeit.

ARM, Sieger in der Kategorie Hardware, überzeugte die Jury mit dem folgenden Produkt: Die dem ARMv8-R zu Grunde liegende Architektur mit dem "bare metal" Hypervisor erlaubt das simultane Arbeiten unterschiedlicher Betriebssysteme, Anwendungen oder Echtzeitaufgaben auf einem Prozessor. Dabei sind die einzelnen Softwarekomponenten strikt getrennt. Mit dieser neuen, innovativen Architektur eröffnet ARM vielen Embedded-System-Ingenieuren neue Möglichkeiten bei der Entwicklung sicherheitskritischer Systeme im Automotive und Industrial Bereich. Durch die neue Architektur werden laut Jury nicht nur Kosten und Entwicklungszeiten reduziert. Sie soll sich auch hervorragend für modelbasierte automatische Codeerzeugung eignen, wodurch sich die Softwarequalität der Produkte verbessern lässt.

Im Bereich Tools überzeugte Solvertec: Das Start-Up der Universität Bremen hat das weltweit erste skalierbare Elektronik-Design-Automation(EDA)-Tool entwickelt, das die Fehlerbehebung von komplexen Register-Transfer-Level-Designs automatisiert. Die Fehlererkennung in Hardware-Description-Language(HDL)-Designs ist bis heute eine schwierige Aufgabe, die mehr als 35 Prozent der Entwicklungszeit in Anspruch nimmt. Hier setzt die Lösung von Solvertec an. Das Tool namens Debug!t führt eine vollautomatische Analyse des HDL-Codes durch, generiert potenzielle Fehlerorte und verweist nur auf die HDL-Statements, die für die Fehlerbehebung in Frage kommen. Damit reduziert sich die Debugzeit von bisher Tagen auf wenige Minuten, wie an prototypischen Beispiellösungen belegt werden konnte. Die Entwicklung von Debug!t wurde durch das Start-Up-Programm "Exist Transfer of Research" zum Teil vom BMWI finanziert.

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