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20.06.2012 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

Künftige Mobilität benötigt neue Fahrwerkkonzepte

verfasst von: Richard Backhaus

3:30 Min. Lesedauer

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Das Chassis der Zukunft wird einen entscheidenden Anteil an der weiteren CO2-Einsparung haben. Das zeigte sich in der heutigen Plenarsektion der ATZlive-Tagung "Chassis.tech plus", die noch bis zum morgigen Freitag, 22. Juni 2012, in München stattfindet. Das Symposium hat sich in den vergangenen Jahren als internationaler Branchentreff der Fahrwerks-Community etabliert. Es gibt den immer wichtigeren Gesamtüberblick über alle für das Fahrwerk relevanten Systeme. In diesem Jahr besuchen mehr als 400 Teilnehmer aus 21 Ländern die Veranstaltung.

Professor Peter Pfeffer (links im Bild) von der Universität München stellte in seiner Eröffnung dar, dass künftige Mobilität auch neue Fahrwerkkonzepte benötigt. Doch wie sieht die Mobilität der Zukunft überhaupt aus? Auf diese Frage gab Luca Guglielmetto (zweiter von links), Fiat, eine Antwort. 2020 wird es demnach rund 1,2 Milliarden Fahrzeuge weltweit geben, allerdings von erheblich weniger OEM. Auch wird die Anzahl der Fahrzeugplattformen um 30 Prozent sinken. Die Wachstumsmärkte sind dann China und Indien. Speziell in Europa wird der Gedanke der "smart, green and safe mobility" die Fahrzeugentwicklung bestimmen. Dabei sind revolutionäre Entwicklungssprünge zu erwarten, denn "eine normale Weiterentwicklung wird nicht ausreichen, um das Ziel von 75 g CO2/km zu erreichen", so Guglielmetto. Während kurzfristig weitere Verbesserungen am konventionellen Antrieb erfolgen, wird aus seiner Sicht langfristig am Elektrofahrzeug kein Weg vorbei führen. In diesem Zusammenhang forderte Guglielmetto eine parallele und gemeinsame Entwicklung von Fahrzeugen und der entsprechenden Infrastruktur, um das Konzept rasch zum Erfolg zu führen.

Dr. Peter Rieth (Bildmitte), Senior Vice President Systems & Technology, Chassis & Safety, Member of the Management Board von Continental, arbeitete in seinem Vortrag die Rolle des Chassis in der Zukunft am Beispiel der Bremse heraus. Neben der CO2-Einsparung hat für Rieth das Thema Sicherheit nach wie vor Priorität. Die Bremse von morgen muss demnach eine Rekuperationsfunktion haben und noch schneller ansprechen. Wie Rieth vorrechnete, entfällt bei einem Fahrzeug mit Dreizylinder-Downsizingmotor statt konventionellem Vierzylindermotor alleine auf die rekuperatve Bremse eine Verbrauchseinsparung von 8 Prozent, zusätzlich zu den 13 Prozent durch das Motor-Downsizing. Dabei betrachtete er allerdings ein Fahrzeug mit Mildhybrid, der über die Rekuperation der Bremse mit Energie gespeist wird. Beim Thema Sicherheit nannte er als aktuelles Beispiel die automatische Notbremsfunktion von Continental, die den Anhalteweg aus 50 km/h um fünf Meter und bei 30 km/h um drei Meter verkürzen kann. Das System ist unter anderem im VW Up in Serie.

Auch Dr. Vincent Abadie (zweiter von rechts), Expert Leader, Controlled Chassis Systems, PSA Peugeot Citroën Automobiles, Frankreich, trug über den Einfluss des Fahrwerks auf die CO2-Reduktion vor. Waren in der Vergangenheit Chassis-Entwicklungen durch Komfort- und Performance-Ansprüche geprägt, sind es nun Verbrauch und Ressourcenschonung. Generell sieht er ein Einsparpotenzial bis zu 10 g CO2/km beim Fahrwerk, abhängig vom Fahrzeug und vom Startpunkt der Betrachtung. Maßnahmen sind dabei Reduzierung der Roll- und Reibwiderstände und Gewichtsreduzierungen, denn "das Chassis ist mit 20 Prozent an der Gesamtmasse des Fahrzeugs beteiligt", so Abadie. Da Aluminium aus Kostengründen nach wie vor problematisch sei, sieht er vor allem bei Composite-Werkstoffen Potenzial.

Wie sich Hyundai als erfolgreich aufstrebender Automobilhersteller auf den europäischen Markt fokussiert, zeigte Chang-Ky Kang (rechts im Bild), in seinem Plenarvortrag. Innerhalb von 14 Jahren konnte der Hersteller die Fahrzeugproduktion von 2,7 auf 6,4 Millionen Einheiten 2011 steigern. Beim neuen Hyundai i30 wurde das gesamte Chassis neu entwickelt und auf die europäischen Bedürfnisse abgestimmt. So konnten Agilität, Lenkgefühl und Fahrkomfort weiter verbessert und die Steifigkeit der Karosserie um 25 Prozent im Vergleich zum Vorgänger optimiert werden. Wie er zeigte, haben führende Automobilzeitschriften die hohe Leistungsfähigkeit des Hyundai i30 in ihren Tests bestätigt.

Einen ausführlichen Bericht zur Tagung wird es in ATZ 9/2012, die am 31. August 2012 erscheint, zu lesen geben. Die nächste Chassis.tech plus wird am 13. und 14. Juni 2013 stattfinden, wieder in München.

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