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14.05.2001 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

Opel und BASF entwickeln Bremsflüssigkeit für extreme Kälte

verfasst von: Thomas Jungmann

2:30 Min. Lesedauer

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BASF hat gemeinsam mit der Adam Opel AG eine neuartige Bremsflüssigkeit entwickelt, die auch bei Außentemperaturen um -25 ºC eine ausreichend niedrige Viskosität besitzt, um die optimale Funktion des ESP auch in diesen Temperaturbereichen zu garantieren. Der Vorteil der in mehr als zwei Jahren entwickelten Bremsflüssigkeit "Hydraulan 404" liegt darin, dass sie auch bei extrem niedrigen Temperaturen genügend fließfähig bleibt, und einen unvermindert schnellen Aufbau des Bremsdrucks ermöglicht. Die Wirkung von ESP-Systemen, die in extremen Fahrsituationen ein Unter- beziehungsweise Übersteuern des Fahrzeugs unter anderem durch gezieltes Abbremsen einzelner Räder des Fahrzeugs verhindern helfen, bleibt somit unbeeinträchtigt.

Trotz Ausrichtung auf optimale Viskosität hat Hydraulan 404 gleichzeitig einen hohen Nass-Siedepunkt von 173 ºC. Dies ist insofern wichtig, als selbst moderne Bremssysteme das Eindringen von Wasser nicht völlig ausschließen können. Bremsflüssigkeiten auf Polyglykoletherbasis, wie dieses, haben die positive Eigenschaft, eingedrungenes Wasser zu binden, so dass es bei tiefen Temperaturen nicht gefriert und das System blockiert. Genau diese Eigenschaft, die Hygroskopizität, verhindert gleichermaßen die Bildung von Dampfblasen bereits bei 100 ºC. Normalerweise bedinge eine Verbesserung der Viskosität einen niedrigeren Nass-Siedepunkt und umgekehrt. Mit Hydraulan 404 sei es den Entwicklern jedoch gelungen diese gegensätzlichen Eigenschaften in Einklang zu bringen. "Moderne Bremsflüssigkeiten sind ein Stück intelligente Chemie, die unterschiedliche Anforderungen in sich vereinigt," kommentierte Dr. Uwe Fidorra, Leiter des technischen Marketings für KFZ-Chemikalien der BASF.

Auf dem Opel-Prüfareal im nordschwedischen Arjeplog unweit des Polarkreises wurde Hydraulan 404 unter widrigen Bedingungen getestet. Dabei erstreckte sich das Testprogramm von provozierten Lastwechselreaktionen im Kurvengrenzbereich über beschleunigten und gebremsten Spurwechseln auf Eis und Schnee bis hin zu Fahrmanövern auf Untergrund mit verschiedenen Reibwerten. "Selbst Temperaturen von –40 ºC konnten die Funktionsfähigkeit des ESP nicht einschränken," fasst Herbert Riewoldt, Chassisentwickler bei Opel, das Ergebnis der Tests zusammen.

Bevor sich die Techniker beider Unternehmen jedoch zum Testen nach Arjeplog begaben, wurde die neue Bremsflüssigkeit ausgiebigen Prüfungen in den Labors der BASF AG und des Internationalen Technischen Entwicklungszentrums (ITEZ) von Opel in Rüsselsheim unterzogen. Auch bei diesen Labortests lag der Fokus auf dem Temperatur-Viskositätsverhalten von Hydraulan 404. Mit absinkenden Temperaturen steigt normalerweise die Viskosität, Bremsflüssigkeiten werden zähflüssig und damit Verbunden sinkt die Geschwindigkeit des Druckaufbaus im Zylinder. Bei –25 ºC beispielsweise verdoppelt sich die Zeitspanne für den Druckaufbau von 300 unter normalen Bedingungen auf 600 Millisekunden. Jede Verzögerung der Reaktionszeiten zwischen der Erkennung und der Korrektur kritischer Fahrsituationen hat negative Folgen für das Sicherheitspotenzial des ESP. Wie Opel mitteilte, blieben die Ansprechzeiten der neu entwickelten Bremsflüssigkeit auch bei –25 ºC unverändert.

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