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28.05.2013 | Bankausbildung | Interview | Online-Artikel

Boni: "Entlohnung reflektiert eine Knappheit an Managern"

3 Min. Lesedauer

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Professor Dalia Marin, Direktorin des Seminars für Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Ludwig-Maximilians-Universität München, hat gemeinsam mit ihrer Kollegin Francesca Fabbri die Gründe für den Gehaltsanstieg der CEOs in Deutschland zwischen 1977 und 2009 analysiert. Springer für Professionals sprach mit Marin über die Ergebnisse.

Springer für Professionals: Ist der beste Manager der mit dem höchsten Gehalt?

Marin: In der Regel ja, es gibt natürlich Ausnahmen. Das liegt daran, dass diese Manager ein größeres Unternehmen managen und vor allem, dass große Firmen versuchen, die besten Manager einzustellen. In einem großen Betrieb wirkt sich die Qualität des Managers stärker auf den Unternehmenserfolg aus als in kleineren. Wenn der Manager die richtigen Entscheidungen trifft, multipliziert sich das in einem großen Unternehmen aufgrund von Skaleneffekten. Managementfehler multiplizieren sich allerdings auch.

Was sind die Auswirkungen des internationalen Wettbewerbs?

Aufgrund der stärkeren Integration Deutschlands in die Weltwirtschaft treten neue Firmen in den deutschen Markt ein und konkurrieren mit den vorhandenen deutschen Firmen um die am deutschsprachigen Markt (Deutschland, Österreich, Schweiz) verfügbaren Manager. Dieser durch den internationalen Handel ausgelöste lokale „Kampf um die Managertalente“ treibt deren Entlohnung in die Höhe und hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Managergehälter in Deutschland im Zeitraum von 1977 bis 2009 um das 3,5-Fache gestiegen sind.

Können Sie Gründe nennen, warum die öffentliche Diskussion zu diesem Thema die Gemüter in Deutschland so erhitzt?

Das hängt mit der Ungleichheit in Deutschland zusammen, die im letzten Jahrzehnt stark zugenommen hat. Interessanterweise ist es in Deutschland vor allem die Mittelschicht, die mit der Globalisierung verliert. Historisch einmalig ist, dass man nun mit dem Gehalt als Manager reich werden kann. In der Vergangenheit baute Reichtum exklusiv auf Unternehmertum basierend auf materiellen Vermögenswerten auf.

Welche Kriterien sind für die Höhe des Manager-Gehalts relevant?

Wir haben festgestellt, dass die Entlohnung der Manager oft hoch ist, wenn es der Branche insgesamt etwa wegen einer guten Konjunktur gut geht. Das ist dann nicht der Verdienst des Managers und sollte nicht extra entlohnt werden. Bei dem Managergehalt sollte man deshalb auf den Erfolg des Unternehmens relativ zur Branche achten, weil nur dieser tatsächlich auf den Manager zurückzuführen ist. Sinnvoll ist außerdem, wenn Unternehmen eine Gehaltskommission einrichten, die für die Managerentlohnung zuständig ist, die unter anderem mit „Outsidern“ des Unternehmens besetzt ist. Von der von der Europäischen Kommission jüngst verabschiedeten Richtlinie für die Managerentlohnung, dass der Bonus das Fixgehalt nicht übersteigen soll, halte ich allerdings nicht viel.

Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um Manager-Gehälter besser zu steuern?

Wenn die Gesellschaft die Managerentlohnung als vielfach überzogen ansieht – wofür ich Verständnis habe –, dann wäre das beste Mittel zur Eindämmung der Vorstandsvergütung die „Internationalisierung“ und „Feminisierung“ der Vorstandsetage. Unter 2 Prozent der Vorstände sind Ausländer und unter 2 Prozent sind Frauen. Die Managerentlohnung reflektiert eine Knappheit an Managern, die mit dem internationalen Handel verschärft wurde. Die Politik muss an dieser Knappheit ansetzen. Am besten mit der Vergrößerung des Pools von verfügbaren Managern, indem man Ausländer und Frauen in den Vorstandsetagen willkommen heißt. Die jüngste Einstellung des Inders Anshu Jain als Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank ist ein Schritt in die richtige Richtung.

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