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08.04.2013 | Bankenaufsicht | Schwerpunkt | Online-Artikel

Die expansive Geldpolitik der Notenbanken und ihre Folgen

verfasst von: Barbara Bocks

2:30 Min. Lesedauer

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Entscheidungen der Notenbanken werden derzeit mit Spannung erwartet. So auch in der vergangenen Woche: Während die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins bei 0,75 Prozent belässt, startet Haruhiko Kuroda, Gouverneur der Bank of Japan, mit einem Paukenschlag.

Bis Ende 2014 will Kuroda, neuer Chef der japanischen Zentralbank, die Geldmenge auf 270.000 Milliarden Yen (circa 2,1 Mrd. Euro) verdoppeln, wie das Handelsblatt berichtete. Die japanische Notenbank hatte laut Reuters, angekündigt, dass sie bis Ende des kommenden Jahres die Geldbasis, also das Bargeld sowie die Einlagen der Banken bei der Notenbank, verdoppeln will, um die Konjunktur zu fördern.

Uneinigkeit hinsichtlich der japanischen Geldpolitik

Das Echo auf diesen geldpolitischen Schritt fällt unterschiedlich aus. Während Christine Lagarde, Chefin Internationalen Währungsfonds, laut Angaben von Reuters, die Geldpolitik Japans „als willkommenen Schritt zur Ankurbelung der Weltwirtschaft“ ansieht, kritisiert unter anderem Jens Weidmann, Präsident der Bundesbank, die Entscheidung. Man sei sich einig gewesen, zur Lösung der Probleme nicht mit einem Abwertungswettlauf zu beginnen, der nur Verlierer kenne, sagte Weidmann im Deutschlandfunk. Die Probleme des Landes lägen nicht in einer mangelnden Versorgung mit Liquidität, sondern in der demografischen Entwicklung und hohen Staatsverschuldung.

Auch im Nachgang der Lehman-Pleite im Jahr 2007 kam der EZB eine der Schlüsselrollen beim Eindämmen der Krise zu. So hat die europäische Zentralbank im Oktober 2008 bei den Hauptrefinanzierungsgeschäften und Refinanzierungsgeschäften mit Laufzeit von bis zu sechs Monaten sowie den US-Dollar-Auktionen mit Laufzeit von bis zu drei Monaten den Zinstender gegen den Mengentender eingetauscht, um die Refinanzierung der Banken zu verbessern, wie die Autoren Adalbert Polonis und Firat Göcmen ausführen.

Moderner Goldstandard…

Doch was passiert, wenn das Vertrauen in die Zentralbank durch zu expansive Geldpolitik schwindet? Laut Thomas Mayer, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, haben die Notenbanken weltweit mit einer Ausweitung ihrer Bilanzen auf das Scheitern der Kreditwirtschaft in der Finanz- und Schuldenkrise reagiert. Um das Vertrauen in das internationale Finanzsystem wiederherzustellen, müssten diese nun zu einem tragfähigen Modell zurückkehren. Hierzu schlägt er einen möglichen neuen Standard für ein globales Geldsystem vor: die chinesischen Währung, die an die Entwicklung von Gold oder eines Rohstoffkorbs gekoppelt ist. Bisher gebe jedoch keine klaren Anzeichen dafür, dass bald mit einem Vertrauensverlust in das Zentralbankgeldregime zu rechnen sei, so Mayer in seinem Beitrag im Wirtschaftsdienst.

...oder mehr Transparenz gegen den Vertrauensverlust

Sollte es dennoch zu einem Vertrauensverlust kommen, empfiehlt Autor Christoph S. Weber in seinem Artikel im Wirtschaftsdienst den Zentralbanken unter anderem die Veröffentlichung ihrer Abstimmungsergebnissen. Diese Maßnahme würde nicht nur dem Vertrauensverlust entgegenwirken, sondern durch die Vorhersehbarkeit die gesamtwirtschaftlichen Ergebnisse verbessern. „Durch die Veröffentlichung von Abstimmungsergebnissen lässt sich Geldpolitik vorhersehbarer machen. Dies erhöht ihre Wirksamkeit und hilft dabei, Schwankungen zu reduzieren. Außerdem kann durch die Veröffentlichung von Abstimmungsergebnissen und Sitzungsprotokollen der Eindruck vermieden werden, dass die Entscheidungen einmütig getroffen wurden. Wenn Sitzungsbeiträge nicht anonymisiert, sondern direkt den einzelnen Mitgliedern zugeordnet würden, könnten diese stärker gegenüber der Öffentlichkeit rechenschaftspflichtig gemacht werden“, argumentiert Weber.

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