Kreditinstitute holen beim Geschäft mit Lebensversicherungen auf. Dagegen nimmt dank Internet die Bedeutung des angestammten Maklervertriebs für Versicherungsprodukte weiter ab. Das zeigt ein aktueller Blick auf die Vertriebskanäle.
Deutsche Banken haben ihren Marktanteil beim Vertrieb von Lebensversicherungen im vergangenen Jahr ausbauen können. Laut dem jährlichen Vertriebswege Survey von Towers Watson hatte der Bankvertrieb mit 28,5 Prozent den größten Marktanteil vor den Ausschließlichkeitsorganisationen (AO) mit 28,1 Prozent. Auf Platz drei folgen die unabhängigen Vermittler mit 26 Prozent. Teilnehmer an der Umfrage sind deutsche Unternehmen, die rund 82 Prozent des gesamten Neugeschäfts repräsentieren.
Wachstum kommt über Direktvertrieb und Web
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Die Bankenbranche hat nach Ergebnissen der Umfrage insbesondere vom deutlichen Rückgang bei laufenden Beiträgen und dem starkem Wachstum bei Einmalbeiträgen in der Versicherungsbranche von 14 Prozent profitiert. Mehr Wachstum sehen Unternehmen neben dem Bankkanal vor allem im Direktvertrieb und über Webvergleichsportale. Als Reaktion darauf planen die Lebensversicherer laut Frank Schepers, Geschäftsbereich Versicherungsberatung bei Towers Watson, "verstärkt den Ausbau des Bankvertriebs und die Nutzung digitaler Vertriebskanäle."
Marktrolle unabhängiger Vermittler nimmt weiter ab
Die Rolle der unabhängigen Vermittler als Vertriebskanal wird der Umfrage zufolge indes weiter geschwächt: Nur noch 23 Prozent der befragten Versicherer sehen in den kommenden fünf Jahren eine wachsende Bedeutung für den Maklervertrieb. Im Vorjahr waren es noch 41 Prozent.
Ein Hebel ist, dass immer mehr Lebensversicherer anscheinend zunehmende Teile ihres Produktportfolios zum Direktabschluss im Internet anbieten, was den klassischen Maklervertrieb langfristig zusätzlich aushöhlt. Vor dem Hintergrund der Einführung des Lebensversicherungsreformgesetzes (LVRG) Ende August dieses Jahres werden sich außerdem weitere Verschiebungen im Markt ergeben, die insbesondere den Altersvorsorgemarkt betreffen. "Das LVRG wird Versicherer und Vermittler teuer zu stehen kommen", schreibt Bernhard Rudolf, Chefredakteur des Versicherungsmagazins, in der November-Ausgabe der Fachzeitschrift. Vermittler müssten künftig mit weniger Provisionen im Lebengeschäft auskommen, so Rudolf in seinem Beitrag "LVRG mit großen Folgen" (Seite 3). Der sinkenden Attraktivität der Lebensversicherung aufgrund anhaltender Niedrigzinsen und gleichzeitig immer komplexeren Produkte werden sich Anbieter wie Vertriebspartner in den verschiedenen Vertriebskanälen stellen müssen.