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2012 | Buch

Bankrott der Bildungsgesellschaft

Pädagogik in politökonomischen Kontexten

verfasst von: Iwan Pasuchin

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Über dieses Buch

Die Vision von einer Bildungsgesellschaft, in der das durch Lernen akkumulierte Wissen die zentrale ökonomische Ressource darstellen sollte, wurde im Zuge des Crashs des entfesselten Kapitalismus endgültig ad absurdum geführt. Immer mehr Menschen, die an das Versprechen glaubten, auf Basis einer höheren Qualifizierung Wohlstand oder wenigstens einen sicheren Arbeitsplatz zu erlangen, sehen sich um die Früchte ihrer Anstrengungen betrogen. Im Endeffekt erwiesen sich die Proklamation der Informations- bzw. Wissensgesellschaft und mit ihr die Verheißung einer Wirtschaftsform, in der Investitionen in den eigenen Kompetenzzuwachs reichlich belohnt würden, als Hebel zur sukzessiven Rückeroberung der Macht sowie zur Vervielfachung des Vermögens finanzieller Eliten seit Mitte der 1970er Jahre. Das Buch untersucht den Einfluss von Politik sowie (Medien-) Soziologie auf diesen Prozess und richtet den Fokus auf seine Implikationen für das pädagogische Denken und Handeln. Abschließend erfolgt das Aufzeigen möglicher Wege, wie Bildungsverfahren unter Berücksichtigung politökonomischer Kontexte sinnvoll gestaltet werden können.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Politischen Sonntagsreden zufolge stellt in der Informationsgesellschaft (in der wir angeblich längst leben) das durch Bildung akkumulierte Wissen den wichtigsten Rohstoff, die zentrale ökonomische Ressource dar. Nur allzu gerne würden wir, Pädagog/innen, den Regierenden in diesem Punkt Glauben schenken. Schließlich mühen wir uns ein Leben lang ab, um ein solches Kapital zu lukrieren und ihn an die nächsten Generationen weiter zu reichen. Ein wenig Anerkennung tut da gut. Doch unsere Alltagserfahrungen belehren uns eines Besseren. Wenn das, was wir machen, tatsächlich – rein wirtschaftlich betrachtet – so viel Wert sein soll, warum sind dann unsere soziale Stellung, die Rahmenbedingungen unserer Arbeit und (um einmal beim Thema zu bleiben) unsere Bezahlung so, wie sie sind? Wir wollen ja nicht klagen – alleine schon weil wir wissen, dass das nichts bringt –, aber die Diskrepanz lässt sich beim besten Willen nicht sonntags-weg-reden.
Iwan Pasuchin
2. Theorien der Informationsgesellschaft
Zusammenfassung
Gerade einer solchen und weiteren analogen Perspektivenverkürzungen soll in der vorliegenden Arbeit massiv entgegengewirkt werden. Dafür ist es zunächst notwendig, der Genese gerade dargestellter Gedankenkonstrukte nachzugehen. D. h. die Frage zu beantworten, woher die Idee der Informationsgesellschaft stammt, auf der jene der Bildungsgesellschaft aufbaut. V.a. gilt e zu untersuchen, wie sie sich bis zum Höhepunkt des Informationalismus entfaltete, als das darauf basierende Gesellschaftskonzept zur alles beherrschenden (Meta-) Ideologie avancierte.
Iwan Pasuchin
3. Bildungsrelevante Theorieansätze
Zusammenfassung
Die Darstellung der Zugänge innerhalb aller bisher besprochenen Theorien, die hinsichtlich Bildung bzw. Pädagogik relevant – und damit auch für das Hauptthema der vorliegenden Arbeit von besonderem Interesse – sind, wurde bisher bewusst ausgespart, um sie an dieser Stelle gemeinsam behandeln und vergleichen zu können. Einer Explikation des Konzepts der „Wissensgesellschaft“, bei der es v. a. um die Darlegung des Gedankenkonstruktes von Peter Drucker geht, folgt hier das Aufzeigen der jeweiligen Positionierungen innerhalb im vorangehenden Kapitel behandelter Ansätze zur Bedeutung des Wissens und zur Rolle von „Wissensarbeiter/innen“ sowie das Präsentieren entsprechender Visionen in Hinblick auf das Bildungssystem und der daraus resultierenden Appelle an die Bildungspolitik.
Iwan Pasuchin
4. Kritik und „Apologie“ dargestellter Theorien
Zusammenfassung
Das Kritisieren der vorhin besprochenen Theorien stellt ein in sich höchst widersprüchliches Unterfangen dar. Auf den ersten Blick ist nichts einfacher als das. Schließlich handelt es sich dabei um die bekanntesten, am meisten diskutierten und folglich natürlich auch um die am heftigsten kritisierten Konzeptionen auf einem Gebiet, das zahlreiche soziale Bereiche und damit ebenso Wissenschaftsdisziplinen tangiert. Hinzu kommt, dass ihre Verfasser/innen – wenigstens bis zu einem gewissen Grad – mit einem Gesellschaftssystem sympathisieren, welches sich gerade im Untergang befindet und dessen Grundideen sowie mit ihnen zusammenhängende Zugangsweisen davon ausgehend allgemein in „Ungnade“ fallen. Als Autor eines Buches, wie des vorliegenden, hätte man also eigentlich ein leichtes Spiel – man bräuchte nur einige der unzähligen diesbezüglichen Aussagen renommierter Analytiker/innen anzuführen und „für sich sprechen“ zu lassen.
Iwan Pasuchin
5. Informationalistische Politik
Zusammenfassung
Aus den vorangehenden Darstellungen der Kritik sowie der Gegenkritik der Theorien der Informations- und Wissensgesellschaft ist deutlich geworden, dass ihre von praktischen Kontexten entkoppelte Bewertung wenig Erkenntnisgewinn verspricht. Eine soziale Konzeption ist in seltenen Fällen an sich gut oder schlecht.
Iwan Pasuchin
6. Bildung im Zeitalter des Informationalismus
Zusammenfassung
Bereits aus den bisherigen Ausführungen in der vorliegenden Arbeit wurde deutlich, dass die sozialwissenschaftliche und politökonomische Vorstellung, unsere gesamte Welt hätte sich im Zeitalter des Informationalismus in der Phase eines revolutionären Umbruchs befunden, den sämtliche Gesellschaftsbereiche nachzuvollziehen hatten, keinesfalls vor der Pädagogik Halt machte. Im Gegenteil wurde gerade vom Bildungssektor erwartet, sich nicht lediglich an der „informationstechnologischen Revolution“ zu beteiligen, sondern diese anzuführen. In einer derart konstruierten Bildungsgesellschaft war der Anspruch an die Pädagogik gewaltig: Sie musste die Menschheit mit all den Kompetenzen ausstatten, die ihr überhaupt erst ein Überleben in der Wissensgesellschaft ermöglichen sollen.
Iwan Pasuchin
7. Ende des Informationalismus und Bankrott der Bildungsgesellschaft
Zusammenfassung
Um – im besten kantschen Sinne – den Mut aufbringen zu können, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, ist es notwendig, so gut wie irgendwie möglich die Rahmenbedingungen der eigenen Existenz zu durchschauen. Die Vermittlung entsprechender Informationen im Kontext des Diskurses um die Bildungsgesellschaft stellte eines der Hauptziele aller vorangehenden Ausführungen dar. Dabei wurde jedoch absichtlich nicht auf die aktuellsten in Bezug auf dieses Thema relevanten Ereignisse eingegangen, um sie hier in komprimierter Form zu behandeln – auf die direkten Auslöser und v. a. Implikationen der derzeitigen Weltwirtschaftskrise. Letztere ist als Folge sämtlicher vorhin dargelegter Entwicklungen zu betrachten, weswegen ihre Untersuchung nicht unbedingt völlig neue Erkenntnisse zutage fördert. Jedoch lässt sie bisherige oft in einem neuen Licht erscheinen. Und zwar erstens, weil sich oben angesprochene Probleme erst vor ihrem Hintergrund in aller Deutlichkeit (und Hässlichkeit) offenbaren und zweitens, weil im Zuge ihrer Aufarbeitung der Zusammenhang zwischen dem Konzept des informationellen Kapitalismus und der Idee der Bildungsgesellschaft genauso offensichtlich wird, wie der Zusammenbruch beider Vorstellungen.
Iwan Pasuchin
8. Gesamtfazit und Ausblick
Zusammenfassung
Die Zielsetzung der Zerstörung des Informationalismus in all seinen negativen Ausprägungen kommt mehr oder weniger dem Anspruch der Weltverbesserung gleich. Solchermaßen hoch gesetzte Latten bergen die Gefahr der demotivierenden Wirkung: Wird die Aufgabe als übermächtig und darüber hinaus noch als abstrakt empfunden, ist man schnell dazu geneigt, sich als unfähig zu erachten, sie auszuführen, woraus resultieren kann, dass man aufhört, sich überhaupt darüber Gedanken zu machen, was man zu ihrer Bewältigung beitragen könnte.
Iwan Pasuchin
Backmatter
Metadaten
Titel
Bankrott der Bildungsgesellschaft
verfasst von
Iwan Pasuchin
Copyright-Jahr
2012
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-19638-1
Print ISBN
978-3-531-19637-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-19638-1