Skip to main content

18.04.2016 | Batterie | Schwerpunkt | Online-Artikel

NPE: Plädoyer für eine Zellproduktion

verfasst von: Stefan Schlott

3:30 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Trotz aktueller Überkapazitäten empfiehlt die Nationale Plattform Elektromobilität den Aufbau einer Zell- und Batterieproduktion in Deutschland. Vor allem, um Abhängigkeiten zu vermeiden.

In ihrer unlängst präsentierten Roadmap Zell- und Batterieproduktion in Deutschland nehmen die Autoren der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) kein Blatt vor den Mund: "Ohne den Neueinstieg eines weiteren Anbieters am europäischen Standort kann davon ausgegangen werden, dass auch bei der nachfolgenden Technologiegeneration die asiatischen Batteriezellhersteller den Markt dominieren werden", heißt es an einer zentralen Stelle des Papiers. Aktuell sei zwar ein funktionierender Wettbewerb zwischen den Batteriezellherstellern und somit keine Abhängigkeit von einzelnen Anbietern festzustellen. Bei einer zunehmenden Spezialisierung der Traktionsbatteriezellen, so die Autoren weiter, "könnte jedoch eine Abhängigkeit von asiatischen Herstellern eintreten, auch wenn diese voraussichtlich bereits in den nächsten Jahren in Europa produzieren werden". Derzeit noch mit großer Zurückhaltung geführte Betrachtungen zur Systemrelevanz würden deshalb in Zukunft an Bedeutung zunehmen.

Grund genug für die NPE, für den Aufbau einer Zellproduktion in Deutschland zu werben. Dies umso mehr, als bei wachsendem Markterfolg und Hochlauf an Elektrofahrzeugen die Nachfrage nach Traktionsbatteriezellen so deutlich ansteigen könnte, dass ein weiterer Ausbau der globalen Zellproduktion notwendig wird. "Auf dieser Basis kann der Betrieb einer Zellfabrik auch in Deutschland nachhaltig möglich sein", sind sich die Autoren sicher. Sie empfehlen einen stufenweisen Aufbau einer Zellfabrik mit Produktionsstart 2021 und einem Kapazitätshochlauf auf etwa 13 GWh/a bis 2025. Dies entspricht den erforderlichen Batteriezellen für rund 325.000 Elektrofahrzeuge pro Jahr. Bei dem Neueinstieg müsse die nächste Batteriezellgeneration 3a oder nachfolgende verwendet werden.

Erhalt der gesamten Wertschöpfungskette

Hintergrund: Die Technik der Gesamtbatterie und damit auch der Traktionsbatteriezellen gilt als Schlüsselelement für die individuelle Elektromobilität. Die Traktionsbatterie ist heute mit 30 bis 40 Prozent Wertschöpfungsanteil eine der wichtigsten Komponenten des Elektrofahrzeugs. Die Traktionsbatteriezelle hat mit einem Anteil von etwa 60 bis 70 Prozent eine hohe Bedeutung für die Wertschöpfung des Batteriepacks. Vor diesem Hintergrund spielt der Erhalt der gesamten Wertschöpfungskette am deutschen Standort für die NPE eine entscheidende Rolle.

Dabei müssen potenzielle Investoren nicht bei Null beginnen. Durch gezielte Forschung und Entwicklung von Traktionsbatteriezellen wurden in den letzten Jahren nach Beobachtungen bei der NPE erhebliche Fortschritte erzielt - vor allem in Bezug auf Technik und Leistungsfähigkeit. Allerdings gibt es seit Ende 2015 in Deutschland keine Fabrik für Traktionsbatteriezellen mehr, die signifikante Stückzahlen produziert.

Nachfrage- und Technikunsicherheiten hemmen

Aus gutem Grund. So schreibt Christian Huth im Kapitel Rahmenbedingungen und Strategien für die Fertigung von Traktionsbatterien des Fachbuchs Strategische Planung der Fertigungstiefe bei Unsicherheit und Dynamik: "Wesentliche Treiber des Unternehmensumfelds in der vorliegenden Entscheidungssituation sind die bestehenden Nachfrage- und Technologieunsicherheiten." Diese, so Huths Warnung, könnten zu kostenintensiven Fehlinvestitionen führen, falls die Mengenprognosen zu stark von der realisierten Nachfrage abweichen oder das Unternehmen den Fokus auf eine Technik gelegt hat, die sich nicht langfristig durchsetzen kann.

Empfehlung der Redaktion

2013 | OriginalPaper | Buchkapitel

Aufbau einer Fabrik zur Zellfertigung

In diesem Kapitel wird der Gesamtaufbau einer Batteriefabrik beschrieben. Ausgehend vom Fertigungsprozess und den Fertigungsanlagen wird die erforderliche Fertigungsumgebung (Reinraum, Trockenraum), die Versorgung und Entsorgung der notwendigen Medie

Dass ein neuerlicher Einstieg in die Zellfertigung mit Unwägbarkeiten verbunden sein kann, ergibt sich auch aus dem Kapitel Aufbau einer Fabrik zur Zellfertigung des Handbuchs Lithium-Ionen-Batterien. Dort schreibt Rudolf Simon: "Bei der Fabrikplanung spielt wegen der dynamischen Entwicklung der Batterie- und Fertigungstechnologie die Wandlungsfähigkeit der Fabriken eine große Rolle." Wandlungsfähigkeit der Fabriken bedeute die Fähigkeit, "sich an die Turbulenzen äußerer und innerer Einflüsse anzupassen und flexibel zu reagieren".

Ist das Rennen bereits verloren?

Noch drastischer formuliert Markus Schöttle in seinem Beitrag Die neue Welt des Automobils: Richtungsentscheidungen für 2025 für die ATZelektronik 7/2015: "Der Anspruch der Bundesregierung, eine Batteriezellfertigung in Deutschland aufzubauen, ist gescheitert. Die besten Zellen werden auch in der nächsten Dekade aus Japan und Korea kommen."

Wie deutlich das E-Mobilitätsziel der Bundesregierung aus dem Jahr 2011 bislang verfehlt wird, belegen für die Managementberatung Bain & Company die niedrigen Zulassungszahlen. In ihrer Analyse zur Elektromobilität nennen die Bain-Autoren auch gleich die Gründe. So seien die bereits Ende 2014 von der Nationalen Plattform Elektromobilität formulierten Maßnahmen aus Steuersubventionen und Forschungsförderung größtenteils nicht umgesetzt worden. Steuerliche Anreize, Sonderabschreibungen für elektrisch betriebene Dienstfahrzeuge und Kaufanreize für Privatkunden von bis zu 5000 Euro pro Fahrzeug würden zwar politisch diskutiert. Allerdings sei ihre Finanzierung weiterhin ungeklärt.

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

    Premium Partner