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12.05.2012 | Baubetrieb | Schwerpunkt | Online-Artikel

Nachhaltigkeit zertifizieren – ein internationaler Vergleich

verfasst von: Annette Galinski

2:30 Min. Lesedauer

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Mit der zunehmenden Entwicklung von Nachhaltigkeitskriterien im Baubereich hat nicht nur Deutschland ein Zertifizierungssystem entwickelt. Weltweit existieren bereits rund 40 Green-Building-Labels. Im internationalen Vergleich der meist verbreiteten Zertifikate DGNB, LEED und BREEAM zeigt sich eine unterschiedliche Themengewichtung in Sachen Nachhaltiges Bauen.

LEED – Leadership in Enviromental & Energy Design

Das am meisten verbreitete LEED-Zertifikat wurde 1998 vom USGBC (US Green Building Coucil) entwickelt und kommt seitdem international zur Bewertung von Gebäuden zum Einsatz. Dabei unterscheidet es zwischen Neubau, bestehenden Gebäuden und Ausbaustandard. Basierend auf einem Punktesystem besteht es aktuell aus sieben Kategorien (z. B. Standort und Außenraum, Wasser- und Energiebedarf in der Nutzung, Baumaterialien, Komfort und Behaglichkeit) und vergibt Zusatzpunkte für regionale Schwerpunkte und Innovationen. Inzwischen liegt das LEED-System in der dritten Version vor.

 BREEAM – BRE’s Enviromental Assessment Method

Noch vor dem LEED-System wurde das britische BREEAM-System in den 1980er-Jahren entwickelt und bewertet ebenso je nach Gebäudetyp verschiedene Varianten. Grundsätzlich ähneln sich beide Systeme und bauen aufeinander auf. Die grundlegende Neuerung erfolgte 2008 als die Bewertung auf den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes, eine veränderte Gewichtung sowie Mindestkriterien eingeführt wurden. Auch wenn sich der überwiegende Teil der Varianten an das Herkunftsland Großbritannien richtet, stehen für internationale Projekte (derzeit für Europa und die Golfregion) regionale Anpassungsversionen zur Verfügung. Die Zertifizierung unterscheidet einerseits zwischen Neubau, Generalsanierung und Erweiterung sowie andererseits in Ausstattung und Nachrüstung.

 DGNB – Deutsches Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, bestehend seit 2007, hat ein nationales Bewertungssystem mit unterschiedlichen Zertifizierungsstufen (Gold, Silber und Bronze) entwickelt. Bei der Gesamtleistungsfähigkeit eines Gebäudes muss in jedem der Themenfelder ein Mindestniveau erreicht werden. In die Bewertung fließen, abhängig vom Nutzungsprofil des jeweiligen Gebäudes, umfassende Qualitätsaspekte ein. Konkret sind dies rund 50 Qualitätskriterien aus den Bereichen Ökologie, Ökonomie, Soziokultur, Funktionalität, Technik, Prozess sowie Standort. Alle Kriterien werden je nach Bedeutung unterschiedlich gewichtet und innerhalb der einzelnen Themenfelder zu einer Note zusammengefasst. Der sogenannte Kernkatalog wurde für einzelne Gebäude und für ganze Stadtquartiere angelegt. 

Drei Zertifizierungssysteme – ein Vergleich

Beim Vergleich der drei Systeme zeigt sich, dass die Zertifikate von LEED und BREEAM international eine höhere Anerkennung genießen, die DGNB-Zertifizierung allerdings die höchsten Ansprüche stellt – beispielsweise im Bereich der ökologischen Qualität, der Lebenszykluskosten, der Wertentwicklung eines Gebäudes sowie in Bezug auf die Qualität der technischen Ausführung im Brand- und Schallschutz. Außerdem ist das DGNB-Zertifikat momentan das vollständigste und ganzheitlichste Label. Bei allen drei Zertifikaten sollten zukünftig Aspekte in Bezug auf denkmalgeschützte Gebäude stärker integriert werden, da der Denkmalschutz eine wesentliche soziokulturelle Komponente darstellt.

Europaweiter Branchentreff

Am 19. und 20 Juni 2012 findet bereits zum fünften Mal die internationale Fachmesse mit Kongressprogramm für nachhaltiges Bauen, Investieren und Betreiben, die Consense, statt. Die DGNB veranstaltet die Consense gemeinsam mit der Messe Stuttgart.