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1999 | Buch

Betriebliches Umweltmanagement in Deutschland

Eine Positionsbestimmung aus Sicht von Politik, Wissenschaft und Praxis

herausgegeben von: Prof. Dr. Klaus Bellmann

Verlag: Deutscher Universitätsverlag

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einführung in die Thematik

Frontmatter
Betriebliches Umweltmanagement im Spannungsfeld von Politik, Wissenschaft und unternehmerischer Praxis
Zusammenfassung
Unternehmen in Deutschland (ähnlich auch in Österreich und in der Schweiz) sind in der Gestaltung ihres umweltpolitischen Handlungsraums keineswegs autark. Nationale und supranationale Gesetze, Rechtsverordnungen, Verwaltungsvorschriften und rechtlich übernommene technische Normen und Regelwerke aber auch politische Parteien, Bürgerinitiativen, Lobbies und anderen Interessengruppen nehmen direkt oder indirekt nachhaltig Einfluß auf unternehmerische Entscheidungen. Ein hohes Ausmaß an Fremdsteuerung durch ein fein ziseliertes Ordnungsrecht in Verbindung mit Umwelthaftungsrecht, Umweltstrafrecht und Forderungen von Anspruchsgruppen begrenzt oder verhindert die potentielle Selbststeuerung aus Selbstverpflichtung und in Eigenverantwortung.
Klaus Bellmann

Betriebliches Umweltmanagement in Sicht von Politik und Wissenschaft

Frontmatter
Umweltmanagement aus politischer Sicht
Zusammenfassung
Wer die Umweltpolitik und die Umweltgesetzgebung der letzten 25 Jahre beobachtet, wird insgesamt einen erheblichen Fortschritt und auch eine Fortentwicklung des Umweltrechtes feststellen. Dies kommt in der gewaltig angewachsenen Stofffülle des Umweltrechtes, das ohnedies ständiger Gesetzesänderungen unterliegt und sich in einer nicht mehr überschaubaren Fülle rechtwissenschaftlichen Schrifttums1 sowie bereits in rechtswissenschaftlichen Studienangeboten niederschlägt, sinnfällig zum Ausdruck. Dominantes Grundprinzip des Umweltrechtes war hierbei das sog. ordnungsrechtliche Regelungsschema, das einerseits in staatlicher Normsetzung und entsprechender Verwaltungskontrolle und andererseits in unternehmerischer Planungsund Investitionsfreiheit nach Maßgabe der öffentlich-rechtlichen Standards besteht. Insoweit haftete dem Umweltrecht noch seine historische und sachliche Herkunft aus dem Polizei- und Gewerberecht an.2 Das ordnungsrechtliche Regelungsschema ist jedoch von Anfang an teils von praktischer Seite her, teils aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht auf Kritik gestossen oder zumindest als unzulänglich im Hinblick auf die verfolgten Ziele bewertet worden. Vom Ordnungsrecht gehe weder ein Innovationsimpuls noch ein Anreiz für die Unternehmen zur selbständigen Erfüllung und Weiterentwicklung von Umweltstandards aus. Dies mag zwar etwa im Hinblick auf die geradezu epochale Bedeutung der Technischen Anleitung Luft zum Teil zweifelhaft erscheinen, die gleichsam leisere Stimme der Ökonomie, das Umweltrecht sollte um “Ökonomische Instrumente” ergänzt werden, hat die Umweltpolitik aber von Anfang an immer begleitet.3 Diese Stimme ist vernehmbarer und wirksamer geworden und hat durch die zunehmende Ökonomisierung aller Lebensbereiche an Lautstärke gewonnen. Es dürfte heute anerkannt sein, dass in der Schaffung “Ökonomischer Instrumente” ein wirkungsvoller Beitrag zur Erreichung umweltpolitischer Ziele liegt.4
Frank Hennecke
Kooperationslösungen aus umweltökonomischer Sicht
Zusammenfassung
Die Suche nach Konsens- bzw. Konfliktlösungen und die Rufe nach konzertierten Aktionen, Runden Tischen, Mediation, Selbstverpflichtungen und allgemein diskursiven Verfahren gewinnt im Bereich der Umweltpolitik nach langen und intensiven Diskussionen über vielfältige Instrumente, wie ordnungsrechtliche Regelungen, Abgaben, Öko-Steuern, Zertifikate, Kompensationsregelungen und Umwelthaftungsrecht seit einigen Jahren zunehmend an Bedeutung. Von manchen wird ein neuer Königsweg vermutet. Ist kooperatives Handeln ein Ausweg aus vermeintlichen oder tatsächlichen Dilemmasituationen oder ist der Ruf nach Kooperation und Freiwilligkeit nur eine Verschiebung der Lasten auf nicht am Verfahren teilnehmende Dritte bzw. noch nicht vorhandene Betroffene (z.B. zukünftige Generationen), handelt es sich gar um eine Verzögerungstaktik, oder sind Kooperationslösungen in begrenzten Situationen eine effiziente Ergänzung eines umweltpolitischen Instrumentenmix? Bevor im ersten Abschnitt die verschiedenen Formen von Kooperation skizziert werden, soll hier einleitend noch über einige Gründe für die Kooperationsvorliebe spekuliert werden, die bei der späteren Beurteilung von Konsenslösungen unter Umständen eine gewichtige Rolle spielen. Es sind u. a.
Hermann Bartmann
Anforderungen an Umwelterklärungen aus wissenschaftlicher und politischer Sicht
Zusammenfassung
Seit dem November 1995 können sich Unternehmensstandorte am Gemeinschaftssystem der EMAS-Verordnung1 beteiligen. Hierfür ist neben der Festlegung der Umweltpolitik und des Umweltprogramms, der Durchführung einer Umweltprüfung und dem Aufbau eines Umweltmanagementsystems auch die Erstellung einer Umwelterklärung erforderlich. Die einzelnen Bausteine werden abschließend von einem unabhängigen, zugelassenen Umweltgutachter geprüft und die Umwelterklärung für gültig erklärt. Insgesamt sollen durch die EMAS-Verordnung kontinuierliche Verbesserungen des betrieblichen Umweltschutzes gefördert, die eigenverantwortliche Bewältigung von Umweltfolgen gestärkt und die Transparenz umweltschutzbezogener Unternehmensleistungen erhöht werden (vgl. Wagner [1997], S. 224ff.).
Marion Steven, Peter Letmathe

Betriebliches Umweltmanagement als Instrument der Unternehmensführung

Frontmatter
Ein Integrationsrahmen für das betriebliche Umweltmanagement
Zusammenfassung
Angesichts hoher Arbeitslosenquoten und eines harten internationalen Wettbewerbs ist der Stellenwert des Umweltschutzes in Deutschland in den neunziger Jahre zurückgegangen. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß die bislang erreichten Erfolge im Umweltschutz, so erheblich sie im einzelnen sein mögen, auf Dauer nicht ausreichen. Der wirtschaftliche Nachholbedarf der unterentwickelten Länder sowie das immer noch starke Bevölkerungswachstum in vielen Regionen werden die Belastungsgrenzen des Öko-Systems Erde so weit strapazieren, daß die technologisch fortgeschrittenen Länder ihr bisheriges Niveau der Umweltbelastung nicht aufrecht erhalten werden können. Der Umweltschutz wird deshalb zu einem zentralen Thema des 21. Jahrhunderts werden.
Harald Dyckhoff
Vom Umweltmanagement zur auch ökologischen Entwicklungsfähigkeit von Unternehmen — Die zweite Phase ökologischer Unternehmenspolitik
Zusammenfassung
Bei jedem Problem lohnt ein Blick auf seine Geschichte. In unserem Fall (der Frage nach dem Stand und den Perspektiven des häufig so bezeichneten Umweltmanagements) ist das Problem erst durch seine Geschichte wirklich verstehbar.
Reinhard Pfriem
Integratives Öko-Marketing
Erfolgreiche Vermarktung von ökologischen Produkten im Konsumgüterbereich
Zusammenfassung
Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft, Kleidung aus Bio-Baumwolle, Energiesparlampen und Öko-Computer sind ausgewählte Beispiele für ökologische Produkte, die am Markt erhältlich sind. Unter “ökologischen Produkten” sollen solche Produkte verstanden werden, die geringere Umweltbelastungen als vergleichbare Produkte entlang des gesamten Produktlebens “von der Wiege bis zur Bahre” verursachen (vgl. Türck [1990], S. 23). Demnach sind ökologische Produkte als relative Grösse zu betrachten. Da jede wirtschaftliche Tätigkeit mehr oder weniger grosse Umweltbelastungen hervorruft, kann es ex defmitione keine “umweltfreundlichen” Produkte geben. Das Angebot von ökologischen Produkten lässt jedoch nicht auf eine entsprechende Nachfrage schliessen: Vielfach verharren ökologische Produkte in Nischen; eine Ökologisierung des gesamten Marktes steht in vielen Fällen aus (vgl. Belz et al. [1997]). Warum werden ökologische Produkte nicht gekauft? Welche Barrieren stehen dem Kauf und der Verwendung von ökologischen Produkten im Konsumgüterbereich entgegen? Wie kann man diese Barrieren überwinden und ökologische Produkte im Konsumgüterbereich erfolgreicher vermarkten?
Frank Martin Belz
Perspektiven eines ökologisch nachhaltigen Managements
Zusammenfassung
“SD (Sustainable Development; d.V.] is a ‘metafix’ that will unite everybody from the profit-minded industrialist and risk-minimizing subsistence farmer to the equity-seeking social worker, the pollution-concerned or wildlife-loving First Worlder, the growth-maximizing policy maker, the goal-oriented bureaucrat, and therefore, the vote-counting politician” (Lélé [1991], S. 613). Diese pointierte Aussage Lélés macht deutlich, warum sich das “Konzept der nachhaltigen Entwicklung” in Umweltpolitik, -Ökonomie und -management derzeit einer großen Beliebtheit erfreut. Aber auch kritische Stimmen finden sich in dem zitierten Tatbestand bestätigt, wenn sie auf die aus ihrer Sicht bestehende Unschärfe und Beliebigkeit dieses Leitbildes verweisen, das auf eine Harmonisierung ökonomischer, ökologischer und sozialer Entwicklung gerichtet ist und eine grundlegende Abkehr von einer Wirtschaftsweise getreu dem Motto “Weiter wie bisher” impliziert.
Uwe Schmid

Betriebliches Umweltmanagement in Sicht der Unternehmenspraxis

Frontmatter
Umweltschutzschwerpunkte bei Schott Glas
Zusammenfassung
Die Schott Gruppe ist eine vom Stiftungsunternehmen Schott Glas mit Sitz in Mainz gerührte Unternehmensgruppe mit internationalen Aktivitäten. Im Stammhaus der Schott Gruppe, dem Hauptwerk Schott Glas in Mainz, werden mit ca. 5.000 Mitarbeitern eine Vielzahl von Spezialgläsern und Glaskeramiken in unterschiedlichen Wannentypen erschmolzen.
Thomas Hünlich
Integriertes Managementsystem Sicherheit und Umweltschutz
Zusammenfassung
Geschäftspartner und Besucher von Schott Glas bescheinigen unserem Unternehmen einen überdurchschnittlich hohen Standard der Technik und des Umweltschutzes (zu den Leistungen von Schott siehe voranstehender Beitrag). Ein Industrieunternehmen, welches wie Schott Glas inmitten eines dicht besiedelten Wohnbaugebietes liegt und mit mehr als 4.000 Mitarbeitern Hochtechnologie betreibt, hat eine besondere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, Nachbarn und Mitarbeitern. Im Rahmen der Neuausrichtung der Schott Gruppe, die in den letzten sieben Jahren intensiv gestaltet wurde, wurde dieser Aspekt zum strategischen Ziel der Schott Gruppe erklärt und im Schott Leitbild verankert. Zur Bekräftigung dessen baut Schott im Rahmen eines Unternehmensprojektes ein “Integriertes Managementsystem Sicherheit und Umweltschutz” (IMSU) auf. Mit Inkraftsetzung der IMSU-Leitlinie im Oktober 1995 wurde die entsprechende Zielsetzung verbindlich festgelegt. Diese Leitlinie gilt nicht nur für Schott Glas in Mainz, sondern in der Schott Gruppe weltweit.
Helmut Tietze, Hans-Joachim Jung
Umweltmanagementsysteme im Urteil der Unternehmenspraxis
Ergebnisse einer empirischen Untersuchung
Zusammenfassung
“Deutschland, ‘EMAS-Land’,” schrieb der Schweizer Kollege Thomas Dyllick in seinem Editorial zum UWF 1/98 und charakterisierte damit die im europäischen Vergleich überdurchschnittliche Beteiligung deutscher Unternehmensstandorte am EG-Öko-Audit-System. Diese Einschätzung reflektiert die geradezu imperialistische Dominanz des Themas “Umweltmanagementsysteme” in der Debatte um den betrieblichen Umweltschutz ebenso wie die von ihr ausgehende umweltpolitische Breitenwirkung, die weit über die relativ kleine Schar der vielbeforschten “Öko-Pioniere” hinaus freiwilligen unternehmerischen Umweltschutz-Bemühungen einen gewachsenen Stellenwert verschafft hat und seit Etablierung des ISO Standards 14.001 auch weltweit zahlreiche Unternehmen veranlaßt hat, Umweltmanagementsysteme (UMS) einzurichten. Sie übersieht allerdings großzügig, daß sich hierzulande bisher weniger als 1% der validierungsfähigen Standorte am EMAS beteiligt haben, noch weniger am ISO-14.001-System. Tatsächlich ist die EMAS-Beteiligung von Unternehmen in den meisten anderen EU-Ländern noch geringer. Aber auch in Deutschland erreicht sie derzeit nur ein Hundertstel derjenigen, die noch 1995 in einer Befragung ihre Mitwirkungsabsicht erklärt hatten (vgl. Gerling [1995], S. 25).
Jürgen Freimann
Backmatter
Metadaten
Titel
Betriebliches Umweltmanagement in Deutschland
herausgegeben von
Prof. Dr. Klaus Bellmann
Copyright-Jahr
1999
Verlag
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-663-08283-5
Print ISBN
978-3-8244-0451-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-08283-5