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02.11.2015 | Bilanz | Schwerpunkt | Online-Artikel

Von bilanziellen Wertberichtigungen zu Milliardenverlusten

verfasst von: Sylvia Meier

2:30 Min. Lesedauer

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Die Deutsche Bank hat einen Rekordverlust von sechs Milliarden Euro erlitten. Grund dafür waren bilanzielle Wertberichtigungen. Die Folge: Tausende Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz.

Rund sechs Milliarden Euro Minus. Noch nie hat die Deutsche Bank in einem Dreimonatszeitraum einen so hohen Verlust erzielt. Und die Konsequenzen sind hart: Keine Dividendenausschüttung, Filalschließungen, allein in Deutschland werden 4000 Stellen gestrichen. Und die Konsequenzen für Privat- und Firmenkunden bleibt es abzuwarten.

Spiegel berichtet, dass vor allem riesige Wertberichtigungen in der Bilanz für die roten Zahlen verantwortlich wären. Allein auf den Geschäfts- und Firmenwert im Privatkundengeschäft sowie im Investmentbanking hätte der Konzern im dritten Quartal rund 5,8 Milliarden Euro abgeschrieben.

Was versteht man unter einem Firmenwert?

Die Springer-Autoren Dionysios Botsis, Stephan Hansknecht, Christoph Hauke, Nils Janssen, Björn Kaiser und Thomas Rock beschreiben in ihrem Buchkapitel "Bestandteile, Grundlagen und Methodik der Jahresabschlussanalyse von Kreditinstituten": "Geschäfts- oder Firmenwert (GoF) ist ein immaterieller Vermögenswert des Anlagevermögens. Dieser ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Gesamtwert des Unternehmens und der Summe der Werte aller bilanzierungsfähigen Einzelgüter."

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Die Deutsche Bank beziffert die Wertminderung für den Firmenwert im Privatkundengeschäft im 3. Quartal 2015 mit 4,933 Millarden Euro. Die Wertminderung selbst ist das Ergebnis der Werthaltigkeitsprüfung. Und diese bezieht die geplante Umstrukturierung der Deutschen Bank mit ein. Lesen Sie hierzu auch: Wie die renovierte Deutsche Bank aussieht.

Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten

Ein weiterer Bilanzposten, der zu dem hohen Verlust im 3. Quartal beitrug, ist der Posten "Rückstellungen". Die Autoren beschreiben Rückstellungen als Verbindlichkeiten, die in ihrer Höhe oder Fälligkeit unbestimmt sind und daher geschätzt werden müssen. Gerade Rechtsstreitigkeiten sind ein typisches Beispiel für solche Verbindlichkeiten. Gerade bei laufenden Verfahren ist der Ausgang noch ungewiss. Welche Zahlungsverpflichtungen können auf die Bank zukommen? Die Deutsche Bank berücksichtigte deshalb Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten im Zeitraum vom Juni bis September von rund einer Milliarde Euro. 

Von der Strategie zum Verlust

Die Deutsche Bank stellt sich neu auf - und muss für diese neue Strategieausrichtung nun erst einmal hohe Verluste hinnehmen. Der Fall zeigt jedoch einmal mehr: Unternehmen müssen in strategische Entscheidungen auch bilanzielle Folgen miteinbeziehen. War der Deutschen Bank bewußt, welche hohe Wertminderungen die neue Ausrichtung ihrer Geschäftsbereiche auf den Firemenwert vorzunehmen sind? In Medien wird auch diskutiert, ob die Deutsche Bank ihre Geschäftsaussichten zu rosig eingeschätzt hat. Hatte man gehofft, durch einen lukrativen Verkauf der Postbank die Verluste kompensieren zu können? Viele Fragen bleiben offen. Klar ist jedoch: Der hohe Verlust hat in diesem Fall zur Folge, dass Aktionäre keine Dividendenausschüttung erhalten, Kunden verunsichert, Arbeitnehmer entlassen und Filialen geschlossen werden.

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