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2022 | OriginalPaper | Buchkapitel

1. Corona und Medien: Analyse- und Reflexionslinien von Krisenjournalismus

verfasst von : Dennis Gräf, Martin Hennig

Erschienen in: Das Virus im Netz medialer Diskurse

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Der Beitrag analysiert aus einer medien- und kultursemiotischen Perspektive die Berichterstattung des Jahres 2020 zum Coronavirus exemplarisch anhand der Sondersendungen ARD extra – Die Coronalage und ZDF Spezial, um spezifische Inszenierungsstrategien und potenzielle Problemfelder von Krisenjournalismus zu diskutieren. Ein Fokus wird dabei auf der Krise als Erzählmodell, dem Verhältnis zur Politik und weiteren verhandelten gesellschaftlichen Ideologien, insbesondere den gerade auch in der Krise verstärkt zutage tretenden Ideologemen der Leistungsgesellschaft, liegen. Die Untersuchung wird flankiert von einer kursorischen Analyse von äquivalenten Tendenzen der Berichterstattung in weiteren medialen Formaten. Abschließend ziehen wir methodisch-theoretische Schlussfolgerungen aus dem medialen und gesellschaftlichen Umgang mit medienkritischen Studien im Krisenzeitraum und reflektieren in diesem Zusammenhang das krisenspezifische Verhältnis von Wissenschaft, Politik und Journalismus.

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Fußnoten
1
Dies wird auch aus der Perspektive der Medienethik so gesehen: „Medienberichte sind kunstvolle Aufbereitungen, sie stellen also immer spezielle Konstrukte von Wirklichkeit dar“ (Funiok 2011, S. 96).
 
2
Exemplarisch sei auf die ZDF-eigene Medienforschung ZDFscope verwiesen, nach der Tagesschau (ARD) und heute (ZDF) am 26.01.2021 zusammen ein Viertel des Marktanteils auf sich vereinen konnten und eine Gesamt-Einschaltquote von 6,33 % (Tagesschau) sowie 5,55 % (heute) hatten. Nur tagesaktuell abrufbar unter https://​medienforschung.​zdf.​de/​Portal/​Default.​aspx.
 
3
Vgl. exemplarisch die entsprechenden Bilder(-strecken) im ARD Extra vom 19.03., 25.03., 16.04., 23.06., 06.08., 27.08., 28.10. oder im ZDF Spezial vom 06.03., 15.04., 24.04., 06.05.
 
4
Im ARD Extra vom 16. April 2020 folgt diese Problematisierung in zwei Beiträgen unmittelbar aufeinander.
 
5
Öffnungen und Lockerungen bestehender Regelungen werden wiederum rhetorisch konstant auf Begriffe wie „Angst“ und „Unsicherheit“ zurückgeführt: „Ein Schulstart mit Freude, Frust und auch Angst“ (ARD Extra vom 06.08.2021, ab TC 01:07); „Ob’s hilft? Ich bin unsicher, wie so oft in diesen Tagen“ (ARD Extra vom 27.04.2021, ab TC 02:46).
 
6
Diese Rhetorik beschränkt sich nicht auf die besprochene Sendung vom 30.07., sondern lässt sich auch zu anderen Jahreszeitpunkten finden. Vgl. etwa die inhaltlich äquivalente Prognose im Off-Kommentar des ARD Extras vom 20.05.2020: „Urlaub in Corona-Zeiten. Er wird wohl möglich sein. Aber Garantien gibt es keine. Es ist eine Reise ins Ungewisse.“ (ab TC 03:11). Ähnlich im ARD Extra vom 30.09. sowie im ZDF Spezial vom 06.08.2020.
 
7
Vgl. etwa das ARD Extra vom 30.09., 20.10., 28.10. oder 11.12.
 
8
Vgl. das ARD Extra vom 08.10.2020.
 
9
Ganz ähnlich wird im ARD Extra vom 02.11.2020 von einem Bericht über die Probleme des Einzelhandels unmittelbar auf ein schweres Patientenschicksal geschnitten. Strukturell analog im ARD Extra vom 11.12.2020.
 
10
Dabei gilt es aus unserer Sicht, die damit entwickelten Rhetoriken – gerade weil sie implizit bleiben – sichtbar und mögliche Probleme diskutierbar zu machen, was nicht automatisch bedeutet, dass derlei Hierarchisierungen im Sinne eines gesellschaftlichen Wertekonsens nicht explizit diskursiv ausgehandelt werden könnten. Eine weitere zu diskutierende Frage wäre allerdings, inwiefern es die Aufgabe von Nachrichtenformaten (selbst mit Magazincharakter) ist, einen solchen gesellschaftlichen Wertekonsens auszudrücken und darüber hinaus muss an dieser Stelle auch die Frage nach wünschenswerten alternativen Strukturen der Berichterstattung offen bleiben.
 
11
Vgl. zu diesem Subjektmodell aus soziologischer Sicht Bröckling (2007).
 
12
Vgl. das ARD Extra vom 20.05.2020 sowie das ZDF Spezial vom 01.04.2020.
 
13
„Bevor die Kinder aus der Schule kommen, noch schnell eine E-Mail fertig machen. […] Sie haben sich arrangiert.“ (ARD Extra vom 11.12.2020, ab TC: 00:44); demgegenüber thematisiert die Kamerahandlung im ARD Extra vom 16. April 2020 (ab 00:50) explizit den im Kontext von Homeoffice und Kinderbetreuung liegen gebliebenen Abwasch.
 
14
„Wir gucken eben, dass wir das hier weiterhin gut hinbekommen“ (ARD Extra vom 27.03.2020, TC 18:58).
 
15
Als gesellschaftliche (nicht: mediale) Tendenz wird dies in einem essayistischen Einzelbeitrag im ARD Extra vom 22.05.2020 (ab TC 13:58) explizit thematisiert: „Sind wir bald schon wieder ständig unterwegs und immer auf Achse? Für eine Wirtschaft, die boomen muss – in der Rekorde und Wachstum alles sind, Menschen effizient sein und immer liefern müssen? Ist das das Wichtigste für unser Glück? Corona kann eine Zäsur sein. Klar, wir können einfach so weiter machen, aber wir haben die Chance auf einen echten Neuanfang.“
 
16
So etwa im ARD Extra vom 16.04., 20.05. oder 25.05.2020. Auch nehmen die Sendungen weitere Hierarchisierungen vor: So sitzen im ARD Extra vom 08.12. zwar beide Eltern beim Home-Schooling am Tisch, interviewt zum Thema wird jedoch die Mutter allein.
 
17
Siehe das ZDF Spezial vom 21.03. oder das ARD Extra vom 14.12.2020.
 
18
Vgl. zu den Merkmalen von Heldennarrativen exemplarisch: Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur (2010); Immer und van Marwyck (2013).
 
19
Vgl. etwa die Reihe „Held*innen des Alltags“ der Tagesschau (https://​www.​tagesschau.​de/​inland/​helden-des-alltags-101.​html) oder den Spot „Heldinnen des Alltags“ der Parfümeriekette Douglas, der für den Muttertag 2020 produziert wurde (https://​www.​youtube.​com/​watch?​v=​XzVl5nmOWK0).
 
20
Vgl. das Interview mit Arbeitsminister Hubertus Heil im ARD Extra vom 18.06.2020.
 
21
Dies zeigt sich schon daran, dass sich der Berufsgruppen-Fokus abhängig vom Krisenverlauf bereits wandelte und zum Beispiel ab Herbst 2020 verstärkt die Mitarbeiter*innen der Gesundheitsämter in den Blick nahm.
 
22
Eine ähnliche Rhetorik findet sich in Bezug auf die Thematisierung der russischen und chinesischen Impfstoffe im ARD Extra vom 08.12.2020.
 
23
Siehe dazu auch das ZDF Spezial vom 21.07.2020, in dem die deutsche Wirtschaft und der deutsche Sozialstaat als robuster und leistungsfähiger als die Systeme der südlichen Nachbarländer bezeichnet werden.
 
24
Vgl. zu dieser Sendung ausführlich Gräf und Hennig (2020).
 
25
Vgl. exemplarisch das Interview mit ZDF-Chefredakteur Peter Frey bei Niemeier (2020). Frey spricht hier von einem „Zirkelschluss“, da unsere Studie Corona-Sondersendungen untersucht hätte, um dann ein Übermaß an Corona-Berichterstattung zu kritisieren. Ohne uns gegen Kritik immunisieren zu wollen (die Ausführungen dieses Abschnitts entspringen gerade einem Lernprozess unsererseits in der Forschungskommunikation): Hier zeigt sich aus unserer Sicht eine immer wieder anzutreffende Tendenz, wissenschaftliche Medienkritik in den Medien selbst extrem zu simplifizieren und auf dieser Ebene dann argumentativ zu kontern. Selbstverständlich hatten wir nicht kritisiert, dass überhaupt über Corona berichtet wird, sondern die Verengung von Diskurskorridoren innerhalb dieser Berichterstattung anvisiert. Daneben stellte sich für uns die Frage, inwiefern die Informationslage im Frühjahr 2020 eine zum Teil tägliche Ausstrahlung von Sondersendungen und damit die über das Format ausgedrückte Normalisierung des gesellschaftlichen Ausnahmezustands tatsächlich rechtfertigte.
 
26
Lehming (2021): „Eine freie und unabhängige Presse zeigt die Bilder der Pandemie. Dazu gehören erschöpfte Pfleger, überfüllte Krankenhäuser, verzweifelte Eltern, arbeitslose Künstler. Unterschlagen wird nichts. Wer etwas anderes behauptet, bildet Legenden. Deren Funktion besteht darin, ein Sich-nicht-abfinden-wollen mit den Einschränkungen, die der Kampf gegen das Virus mit sich bringt, zu rationalisieren.“
 
Literatur
Zurück zum Zitat Bröckling, U. (2007): Das unternehmerische Selbst: Soziologie einer Subjektivierungsform. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Bröckling, U. (2007): Das unternehmerische Selbst: Soziologie einer Subjektivierungsform. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Zurück zum Zitat Funiok, R. (2011): Medienethik. Verantwortung in der Mediengesellschaft. Stuttgart: Kohlhammer. Funiok, R. (2011): Medienethik. Verantwortung in der Mediengesellschaft. Stuttgart: Kohlhammer.
Zurück zum Zitat Gräf, D./Hennig, M. (2020): Die Verengung der Welt. Zur medialen Konstruktion Deutschlands unter Covid-19 anhand der Formate ARD Extra – Die Coronalage und ZDF Spezial. In: Privatheit und Digitalisierung 14, S. 14–22. Zeitschrift? Ort und Jahr? Gräf, D./Hennig, M. (2020): Die Verengung der Welt. Zur medialen Konstruktion Deutschlands unter Covid-19 anhand der Formate ARD Extra – Die Coronalage und ZDF Spezial. In: Privatheit und Digitalisierung 14, S. 14–22. Zeitschrift? Ort und Jahr?
Zurück zum Zitat Hennig, M. (im Erscheinen, 2021): Medien und Realität. Verfahren der Analyse von ‹Fake News› und hermetischer Weltmodelle. In: Decker, J.-O. et al.: Mediale Strukturen – strukturierte Medialität. Konzeptionen, Semantiken und Funktionen medialer Weltentwürfe in Literatur, Film und anderen Künsten. Kiel: Ludwig. Hennig, M. (im Erscheinen, 2021): Medien und Realität. Verfahren der Analyse von ‹Fake News› und hermetischer Weltmodelle. In: Decker, J.-O. et al.: Mediale Strukturen – strukturierte Medialität. Konzeptionen, Semantiken und Funktionen medialer Weltentwürfe in Literatur, Film und anderen Künsten. Kiel: Ludwig.
Zurück zum Zitat Herrmann, F. (2013): Vom Oberlehrer zum Kumpel. Das Beziehungsgeflecht journalistischer Texte im Medienvergleich. In: Renner, K. N./Von Hoff, D./Krings, M. (Hg.): Medien. Erzählen. Gesellschaft. Transmediales Erzählen im Zeitalter der Medienkonvergenz. Berlin: De Gruyter, S. 241–264. Herrmann, F. (2013): Vom Oberlehrer zum Kumpel. Das Beziehungsgeflecht journalistischer Texte im Medienvergleich. In: Renner, K. N./Von Hoff, D./Krings, M. (Hg.): Medien. Erzählen. Gesellschaft. Transmediales Erzählen im Zeitalter der Medienkonvergenz. Berlin: De Gruyter, S. 241–264.
Zurück zum Zitat Immer, N./van Marwyck, M. (Hg) (2013): Ästhetischer Heroismus. Konzeptionelle und figurative Paradigmen des Helden. Bielefeld: transcript. Immer, N./van Marwyck, M. (Hg) (2013): Ästhetischer Heroismus. Konzeptionelle und figurative Paradigmen des Helden. Bielefeld: transcript.
Zurück zum Zitat Luhmann, N. (2009): Die Realität der Massenmedien. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. Luhmann, N. (2009): Die Realität der Massenmedien. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Zurück zum Zitat Pörksen, B./Detel, H. (2012): Der entfesselte Skandal. Das Ende der Kontrolle im digitalen Zeitalter. Köln: Herbert von Halem. Pörksen, B./Detel, H. (2012): Der entfesselte Skandal. Das Ende der Kontrolle im digitalen Zeitalter. Köln: Herbert von Halem.
Zurück zum Zitat Pörksen, B. (2020): Journalismuskrise und Diskursverschiebung in Zeiten der Medienrevolution. In: Russ-Mohl, S. (Hg.): Streitlust und Streitkunst. Diskurs als Essenz der Demokratie. Köln: Herbert von Halem, S. 120–135. Pörksen, B. (2020): Journalismuskrise und Diskursverschiebung in Zeiten der Medienrevolution. In: Russ-Mohl, S. (Hg.): Streitlust und Streitkunst. Diskurs als Essenz der Demokratie. Köln: Herbert von Halem, S. 120–135.
Zurück zum Zitat Russ-Mohl, S. (2017): Die informierte Gesellschaft und ihre Feinde. Warum die Digitalisierung unsere Demokratie gefährdet. Köln: Herbert von Halem. Russ-Mohl, S. (2017): Die informierte Gesellschaft und ihre Feinde. Warum die Digitalisierung unsere Demokratie gefährdet. Köln: Herbert von Halem.
Zurück zum Zitat Spillmann, Markus (2020): Der Schutzwall bröckelt. Warum wir den Journalismus wieder als gesellschaftlichen Wert verankern sollten. In: Russ-Mohl, S. (Hg.): Streitlust und Streitkunst. Diskurs als Essenz der Demokratie. Köln: Herbert von Halem, S. 286–302. Spillmann, Markus (2020): Der Schutzwall bröckelt. Warum wir den Journalismus wieder als gesellschaftlichen Wert verankern sollten. In: Russ-Mohl, S. (Hg.): Streitlust und Streitkunst. Diskurs als Essenz der Demokratie. Köln: Herbert von Halem, S. 286–302.
Zurück zum Zitat Überall, F. (2018): Reale Wahrheitsinseln im Lügenmeer? Medien in Zeiten des digitalen Umbruchs und der gesellschaftlichen Generalkritik. In: Haarkötter, H./Nieland, J.-U. (Hg.): Nachrichten und Aufklärung. Medien- und Journalismuskritik heute: 20 Jahre Initiative Nachrichtenaufklärung. Wiesbaden: Springer VS, S. 239–247. Überall, F. (2018): Reale Wahrheitsinseln im Lügenmeer? Medien in Zeiten des digitalen Umbruchs und der gesellschaftlichen Generalkritik. In: Haarkötter, H./Nieland, J.-U. (Hg.): Nachrichten und Aufklärung. Medien- und Journalismuskritik heute: 20 Jahre Initiative Nachrichtenaufklärung. Wiesbaden: Springer VS, S. 239–247.
Zurück zum Zitat Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur (2010): Die Helden-Maschine. Zur Aktualität und Tradition von Heldenbildern. Essen: Klartext Verlag. Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur (2010): Die Helden-Maschine. Zur Aktualität und Tradition von Heldenbildern. Essen: Klartext Verlag.
Metadaten
Titel
Corona und Medien: Analyse- und Reflexionslinien von Krisenjournalismus
verfasst von
Dennis Gräf
Martin Hennig
Copyright-Jahr
2022
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-36312-3_1