2011 | OriginalPaper | Buchkapitel
CSR aus politikwissenschaftlicher Perspektive: Empirische Vorbedingungen und normative Bewertungen unternehmerischen Handelns
Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.
Wählen Sie Textabschnitte aus um mit Künstlicher Intelligenz passenden Patente zu finden. powered by
Markieren Sie Textabschnitte, um KI-gestützt weitere passende Inhalte zu finden. powered by
Der politikwissenschaftlichen Forschung zu Themen der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen („Corporate Social Responsibility“, kurz: CSR) wird häufig mit Skepsis begegnet, da sie von Beobachtern aus Theorie und Praxis zunächst als nicht hinreichend relevant zur Analyse von CSR-relevanten Fragen betrachtet wird. Im Gegensatz zur Wirtschaftswissenschaft (betriebswirtschaftliche Begründung des „Business Case“), zur Wirtschaftsethik (philosophische Begründung der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung) oder Rechtswissenschaft (rechtliche Stellung von transnationalen Unternehmen und Wirksamkeit von „Soft Law“
1
) wurden in der Politikwissenschaft von Beginn an andere Forschungsschwerpunkte gesetzt. Diese richten sich im Wesentlichen daran aus, ob und wie ehemals rein profitorientierte Wirtschaftsakteure mittels ihrer Kerngeschäftsaktivitäten einen direkten Beitrag zum Gemeinwohl, zum „Public Case“ leisten können. Untersucht wird, warum und wie die Privatwirtschaft tatsächlich (und bewusst) einen Beitrag zum Wohle der Allgemeinheit leistet oder Leistungen erbringt, die Eigenschaften sogenannter öffentlicher Güter aufweisen. Weiterhin stehen in der politikwissenschaftliche Forschung aus gesellschaftlicher Perspektive nicht nur die Fragen nach unternehmerischen Verfehlungen im Vordergrund, sondern auch, ob und in welchem Maße Unternehmen einen Beitrag zum Gemeinwohl bzw. zum Regieren jenseits des Staates leisten (Conzelmann & Wolf 2007a). Letztere stellt sich, da nationalstaatliche Formen der Regulierung an ihre Grenzen stoßen (Zürn 1998). Außerdem sind transnational agierende Akteure wie Unternehmen auf der internationalen Ebene, wo es kein adäquates Äquivalent in Form einer Weltregierung gibt, verstärkt gefragt, einen Beitrag zur Setzung von sozialen und ökologischen Standards in Bereichen zu leisten, die klassischerweise als öffentlicher Güter klassifiziert werden, die der Markt ehemals nicht zur Verfügung gestellt hat (Edwards & Zadek 2003). Als Konsequenz rücken nichtstaatliche Akteure und somit auch Unternehmen damit stärker in den Fokus der politischen Analyse. Staatliche Autorität wird durch Formen privater Autorität ergänzt und transnationale Beziehungen treten verstärkt in den Vordergrund (Beck 1997). Es wird dabei nicht nur gefragt, wie dies vor allem Ökonomen tun, ob ökonomische mit sozialen bzw. ökologischen Aspekte verknüpft werden können, so dass sogenannte „Win-Win-Situationen“ entstehen (Suchanek 2001), sondern ob Unternehmen nennenswert genuin politische Beiträge leisten, die eine klare Gemeinwohlorientierung aufweisen bzw. einen öffentlichen Nutzen erzeugen (Flohr et al. 2010a).