Skip to main content
Erschienen in: Leviathan 4/2009

01.12.2009 | Positionen, Begriffe, Debatten

Demokratie und Wahrheit. Jürgen Habermas zum 80. Geburtstag

verfasst von: Prof. Dr. Hauke Brunkhorst

Erschienen in: Leviathan | Ausgabe 4/2009

Einloggen

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
loading …

Auszug

In einem seiner jüngsten Bücher, Zwischen Naturalismus und Freiheit, schreibt Jürgen Habermas, „eine ‚post-truth-democracy‘ (…) wäre keine Demokratie mehr“.1 Er erinnert damit noch einmal an einen Grundgedanken seines ganzen Werks und das zentrale Lehrstück seiner Rechts- und Demokratietheorie. Der Satz verbindet, indem er die Existenz der Demokratie an ihren Wahrheitsanspruch koppelt, die Kritik des wissenschaftlichen Positivismus mit der des politischen Liberalismus. Der Satz geht nicht nur zu Hayek, sondern auch zu Rawls auf Distanz. …

Sie haben noch keine Lizenz? Dann Informieren Sie sich jetzt über unsere Produkte:

Springer Professional "Wirtschaft+Technik"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft+Technik" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 102.000 Bücher
  • über 537 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Automobil + Motoren
  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Elektrotechnik + Elektronik
  • Energie + Nachhaltigkeit
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Maschinenbau + Werkstoffe
  • Versicherung + Risiko

Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Springer Professional "Wirtschaft"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 67.000 Bücher
  • über 340 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Versicherung + Risiko




Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Fußnoten
1
Jürgen Habermas, Religion in der Öffentlichkeit, in Zwischen Naturalismus und Religion, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2005, 119–154, hier: 150 f. Habermas reagierte mit dieser Bemerkung unmittelbar auf eine Formulierung aus der New York Times vom Herbst 2004, die in direktem Zusammenhang mit dem vorletzten Präsidentschaftswahlkampf in den USA stand (Kerry vs. Bush).
 
2
Karl-Otto Apel (Hrsg.). 1967. Charles Sanders Peirce, Schriften, Bd. I: Zur Entstehung des Pragmatismus. Frankfurt a. M.: Suhrkamp; ders. 1970. Charles Sanders Peirce, Schriften, Bd. II: Vom Pragmatismus zum Pragmatizismus. Frankfurt a. M.: Suhrkamp; ders.. 1973. Transformation der Philosophie. 2 Bde. Frankfurt a. M.: Suhrkamp; Jürgen Habermas. 1968. Erkenntnis und Interesse. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
 
3
Max Horkheimer 1937. Traditionelle und kritische Theorie, in Gesammelte Schriften, Bd. 4, Frankfurt a. M.: S. Fischer 1988.
 
4
Herbert Marcuse. 1962. Vernunft und Revolution. Neuwied: Luchterhand.
 
5
Richard Rorty. 1980. Philosophy and the mirror of nature. Princeton: Princeton University Press. Weiterentwickelt unter Einbeziehung stärkerer Wahrheits- und Vernunftbegriffe bei: Robert Brandom. 1994. Making it explicit. Reasoning, representing & discursive commitment. Cambridge, Mass.: Harvard University Press. Jürgen Habermas. 1997. Wahrheit und Rechtfertigung. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
 
6
Im Jargon der heute hegemonialen Systemtheorie heißt das, ohne an die Herrschaft der alten Spiegelmetapher auch nur zu rühren, „Selbstbeschreibung“ oder „Beobachtung zweiter Ordnung“. Zu den ihr selbst (als Beobachter 1. Ordnung) nicht erkennbaren alteuropäischen Voraussetzungen der Systemtheorie: Jürgen Habermas. 1985. Der philosophische Diskurs der Moderne. Zwölf Vorlesungen, Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
 
7
Habermas, Erkenntnis und Interesse, S. 9. Marcuse hat übrigens in seiner Schrift von 1941 gezeigt, dass sich die Wurzeln dieses Gedanken (die bei Habermas eher auf Schelling und die Dilthey-Heideggersche Hermeneutik seines philosophischen Lehrers Rothackers zurückgehen), sich bereits, wenn auch noch in metaphysischer Verpackung, bei Hegel nachweisen lassen. Hegels Philosophie, so Marcuse, beruhe „auf einer eigentümlichen Interpretation der Subjekt-Objekt-Beziehung“, denn Hegel war der erste, der „den traditionellen erkenntnistheoretischen Antagonismus von Sujekt (Bewusstsein) und Objekt (…) in die Reflexion eines (…) historischen Antagonismus verwandelt habe“, ohne indes – wie der zeitgleich entstehende Historismus – den Anspruch auf unverselle Wahrheit preiszugeben (Marcuse, Vernunft und Revolution, S. 230).
 
8
Habermas 1981. Die Philosophie als Platzhalter und Interpret, in Kant oder Hegel?, Hrsg. Dieter Henrich, S. 54. Stuttgart: Klett 1983.
 
9
Schon Hegels eigener Versuch, die Autonomie philosophischer Wesenserkenntnis gegen den anbrandenden Historismus der damals aufziehenden modernen Geschichtswissenschaften zu verteidigen, wirkt (schon in seiner Langatmigkeit) hilflos, ein Rückzugsgefecht, bei dem die letzten Reserven der polemischen Kraft der Dialektik in Feld geworfen und aufgerieben werden. Siehe nur: Georg Wilhelm Friedrich Hegel 1830. Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse, Paragraph 549.
 
10
Imre Lakatos. 1978. The Methodology of Scientific Research Programmes. Philosophical Papers 1. Cambridge, UK.
 
11
Habermas, Philosophie als Platzhalter…, 54.
 
12
Marcuse, Vernunft und Revolution, 224.
 
13
vgl. Marcuse. 1937. Kritische Theorie. Zeitschrift für Sozialforschung 6:625–647.
 
14
Knapp und exemplarisch: Hegel, Enzyklopädie, Paragraph 483–486.
 
15
Habermas. 1972. Bewusstmachende oder rettende Kritik – Die Aktualität Walter Benjamins, in Zur Aktualität Walter Benjamins, 173–224. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
 
16
Zu dieser Wende: Hauke Brunkhorst. 2006. Contemporary German social theory, in Handbook of contemporary European social theory, Hrsg. Gerald Delanty, 51–68, London, New York: Routledge.
 
17
Dazu die linkshegelianische Deutung bei Robert Brandom, Towards reconciling two heroes: Habermas and Hegel, Vortragsmanuskript, Pesc 2009.
 
18
Thomas McCarthy. 2009. Difference and Development. Cambridge: MA: MIT-Press.
 
19
Dazu jüngst: Ali Muhammad Rizvi. 2007. Habermas’ conception of „transcendence from within“: An interpretation. Dissertation, School of Communicative Action, Arts and Critical Enquiry, Faculty of Humanities and Social Science, La Trobe University, Bundoora, Victoria (Australia).
 
20
Karl Marx und Friedrich Engels. 1997. Das Manifest der kommunistischen Partei, Stuttgart: Reclam, 23.
 
21
Schon die Unterscheidung von einfacher und qualifizierter Mehrheit (etwa bei Verfassungsänderungen) hat nicht den sportlichen Sinn einer bloss quantitativ höheren Hürde, über den Carl Schmitt sich lustig gemacht hat, um die Weimarer Verfassung zu verhöhnen, sondern allein den Sinn, im volonté des tous die Unterscheidung von volonté des tous und volonté generale dadurch zur Geltung zu bringen, dass sie den Raum für neue Überlegungen und bessere Argumente offen hält, ihn zumindest nicht voreilig schließt. Die volonté generale ist nicht der Konsens, sondern die Wahrheit, die (auch in der Konsenstheorie der Wahrheit) jeden bestehenden Konsens sprengt oder doch jederzeit sprengen könnte.
 
22
Inge Maus. 1992. Zur Aufklärung der Demokratietheorie, Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
 
23
Brunkhorst. 2009. Torture and Democracy, in Torture: Moral Absolutes and Ambiguities, Hrsg. Bev Clucas, Gerry Johnstone, Tonny Ward, 73–83. Baden-Baden: Nomos.
 
24
Wenn nicht die Betroffenen selbst, sondern ein Verfassungsgericht solche Unerträglichkeit feststellt, wie jüngst das deutsche in seinem Urteil zum Lissabon-Vertrag, dann ist das ein Zeichen post- (oder in deutschen Fall eher eines noch prä-demokratischen) Denkens.
 
25
Letzteres dürfte für alle Formen unmittelbaren Zwangs zu gelten. Aber auf dieses komplizierte Problem kann ich hier nicht eingehen.
 
Metadaten
Titel
Demokratie und Wahrheit. Jürgen Habermas zum 80. Geburtstag
verfasst von
Prof. Dr. Hauke Brunkhorst
Publikationsdatum
01.12.2009
Verlag
VS-Verlag
Erschienen in
Leviathan / Ausgabe 4/2009
Print ISSN: 0340-0425
Elektronische ISSN: 1861-8588
DOI
https://doi.org/10.1007/s11578-009-0062-1

Weitere Artikel der Ausgabe 4/2009

Leviathan 4/2009 Zur Ausgabe

Positionen, Begriffe, Debatten

Warum herrscht Frieden in Europa?

Premium Partner