Skip to main content

2014 | Buch

Demokratieförderung von Europarat und OSZE

Ein Beitrag zur europäischen Integration

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

Europarat und OSZE werden in der öffentlichen und wissenschaftlichen Debatte selten als Akteure der europäischen Integration wahrgenommen. Dabei stellen sie eine bedeutende Brücke zwischen dem EU-Europa und dem erweiterten Europa sowie den Regionen der europäischen Nachbarschaft dar.

Zwar gilt das Demokratisierungspotential von Europarat und OSZE im Vergleich zur EU-Beitrittskonditionalität als gering, gleichzeitig mangelt es bislang jedoch an Analysen zu den Demokratisierungsbemühungen von Europarat und OSZE. Dieses Buch unternimmt vor diesem Hintergrund eine umfassende Analyse der Demokratieförderung des Europarats in seinen 47 Mitgliedsstaaten und der OSZE in ihren 57 teilnehmenden Staaten zwischen 1990 und 2012.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einführung
Zusammenfassung
Die Regionalorganisationen Europarat und OSZE stehen in der Analyse des europäischen Regionalismus vielfach im Schatten der EU. Auch ihre Demokratieförderstrategien sind bislang nur in Bezug auf Einzelfallstudien analysiert worden. Vor diesem Hintergrund unternimmt dieses Buch eine umfassende Analyse beider Organisationen mit Blick auf ihr Demokratieförderbemühen in ihren zahlreichen Mitglieds- oder teilnehmenden Staaten. Dieses Buch ist zudem inspiriert worden durch Forschungslücken in der Demokratieförderanalyse, für die bspw. Peter Burnell anmahnte „to do more comparative analysis of democracy promotion strategies“. Ähnliches trifft für die vergleichende Analyse von Regionalorganisationen zu, für die in den vergangenen Jahren „[a] lack of interest in systematic comparative work on regional institutions“ konstatiert wurde, was sich erst in jüngster Zeit mehr und mehr wandelt.
Andrea Gawrich
2. Der Forschungsansatz – Demokratieförderung durch schwach integrierte Internationale Organisationen
Zusammenfassung
Die Revolutionen von 1989 waren von Beginn an regime changes mit hoher internationale Aufmerksamkeit und internationaler Prägung. Denn schließlich wandelte sich auch gleichzeitig – anders als bei den Systemwechseln in Lateinamerika der 70er und 80er Jahre – die gesamte globale Ordnung. Erst seitdem ist es für westliche Akteure möglich, umfassenden Einfluss auf zahlreiche sich demokratisierende oder nichtdemokratische Staaten zu gewinnen, die bis dahin während der Block-Konfrontation für die westliche Staatenwelt unantastbar waren. Offene Strategien von Demokratieförderung erlebten deswegen nach 1989 ihren take off. In der Phase davor bestand Demokratieförderung insbesondere in postkolonialen Zusammenhängen. Externe Demokratieförderung hat also durch den zuweilen so bezeichneten „Sieg der Demokratie“ (Juan Linz) nach 1989 einen enormen Boom erfahren. Es handelt sich um ein quantitativ und qualitativ in den 90er Jahren stark gewandeltes Betätigungsfeld – nach Thomas Carothers eine Art Wachstumsindustrie, das internationale Diskurse erheblich prägt. Schätzungen gehen davon aus, dass nach 1989 ca. 80 Staaten weltweit explizit Zielländer von Demokratieförderung verschiedenster Art waren und – soweit sich das erfassen lässt – dafür jährlich zehn Milliarden Euro global investiert wurden – knapp ein Zehntel der jährlichen weltweiten Entwicklungshilfeaufwendungen. Trotz dieser weiten Verbreitung von Demokratieförderung bleiben ihre genauen Mechanismen vielfach ein Rätsel, es ist ein „remarkably extensive field of activity… [which] remains opaque to outsiders and poorly understood“.
Andrea Gawrich
3. „Building a Europe without dividing lines“ – die Fallstudie des Europarats
Zusammenfassung
Dieses Kapitel analysiert den Europarat, wobei der Fokus auf seine Demokratieförderaktivitäten gerichtet ist. Dazu werden jene Institutionen vorgestellt, die gemäß dem obigen Analyseraster Relevanz besitzen (der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte zählt bspw. nicht dazu). Gleiches gilt für die Analyse der Aktivitäten des Europarats, daraus ergibt sich, dass nicht näher auf die Bandbreite der policy-Themen eingegangen wird, die keine Bezüge zur Demokratieförderung haben, beispielsweise Bioethik oder Sozialpolitik.
Andrea Gawrich
4. Demokratieförderung als Strategie „East of Vienna“? – die Fallstudie der OSZE
Zusammenfassung
Das Demokratie-bezogene Agieren der OSZE findet primär im postsozialistischen Raum statt. Daraus leitete sich die wiederkehrend benutzte Formel von Aktivitäten „East of Vienna“ ab, bezogen auf die geographische Lage des OSZE-Sekretariats in Wien und den postsozialistischen Raum, der geographisch gesehen primär östlich von Österreich beginnt. Diese Formulierung ist jedoch gleichermaßen zur kritischen Formel geworden, in Bezug auf die asymmetrische Behandlung der OSZE-Staaten „westlich“ und „östlich“ von Wien, was die OSZE teilweise auszugleichen versucht hat, wie im Folgenden u. a. gezeigt wird.
Andrea Gawrich
5. Die Demokratieförderung von Europarat und OSZE im Vergleich
Zusammenfassung
In dieser Forschungsarbeit wurden Unterschiede in der Nutzung von Demokratieförderstrategien Internationaler Organisationen aus einem institutionalistischen Vergleichsdesign heraus analysiert und erklärt. Die entsprechende Forschungsfrage sei hier nochmals angeführt:
Andrea Gawrich
6. Fazit
Zusammenfassung
Diese Analyse hatte zum Ziel, zu einem vertieften Verständnis des demokratiefördernden Agierens flach integrierter intergouvernementaler Organisationen beizutragen. Europarat und OSZE eigneten sich hierfür besonders, da sie über sehr differenzierte Demokratie-Normen verfügen und diese mit einem differenzierten Set an Demokratieförderstrategien umzusetzen versuchen. Zweitens stehen sie im (Forschungs-) Schatten der EU, und drittens verfügen sie, wie eine Vielzahl anderer Regionalorganisationen weltweit auch, nicht über die materiellen Integrationsanreize, um ihre Mitgliedsstaaten durch Konditionalitätsmechanismen zu Normen-compliance zu bewegen. Somit verfügen sie nicht über „carrots“ oder „sticks“, welche als zentrale Anreizmechanismen zum Politikwandel im Kontext der EU-Erweiterungen gelten. Diese Analyse lässt vor diesem Hintergrund vergleichende Schlussfolgerungen zu, nämlich in Bezug auf Regionalorganisationen mit ähnlich flachem Integrationsniveau (bspw. durch das Fehlen einer Wirtschaftsunion, eines Binnenmarktes oder einer Zollunion) und fehlender Konditionalität. Ertragreich können hier weitere Forschungsarbeiten sein, bspw. zur Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) oder zur Afrikanischen Union (AU).
Andrea Gawrich
Backmatter
Metadaten
Titel
Demokratieförderung von Europarat und OSZE
verfasst von
Andrea Gawrich
Copyright-Jahr
2014
Electronic ISBN
978-3-531-19827-9
Print ISBN
978-3-531-19826-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-19827-9