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1990 | OriginalPaper | Buchkapitel

Der Briefwechsel zwischen Nietzsche und seiner Mutter 1850–58 und einige unveröffentlichte Geburtstagsgedichte Nietzsches für seine Mutter. Die verordnete Liebe

verfasst von : Jørgen Kjaer

Erschienen in: Friedrich Nietzsche

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Der erste überlieferte Brief von Nietzsche an seine Mutter ist vom 8. Aug. 1850 datiert. Die Mutter hielt sich damals in Eilenburg auf und Nietzsche war noch keine 6 Jahre alt:

“Meine liebe Mutter. Ich denke recht oft an Dich und möchte immer gern wissen wie Du Dich befindest; komm ja bald wieder zu uns. Ich bin gesund und munter, habe Dich sehr lieb und will seyn Dein gehorsamer Fritz”. (KGB I,1,1)

Man könnte von einem solchen konventionellen Brief, in dem genau das gesagt wird, was man zu dieser Zeit von einem Kind erwartete, und bei dem sogar aller Wahrscheinlichkeit nach Großmutter und Tanten behilflich gewesen sind, meinen, daß er gar nicht als Ausdruck von Nietzsches eigenen Gedanken und Gefühlen verstanden und analysiert werden könne. Häufig werden denn auch die schriftlichen Produkte nicht nur des ganz kleinen, sondern überhaupt des Kindes Nietzsche bis zu seiner vermeintlichen intellektuellen Selbständigkeit, etwa nach der Übersiedlung nach Schulpforta, abgefertigt als Ausdruck von Konventionalität in der Bedeutung von äußerlicher Anpassung. Daß sich das Kind Nietzsche extrem an die Erwartungen seiner sozialen Umwelt angepaßt hat, liegt auf der Hand, auch daß diese Anpassung sich vor allem durch seine Aneignung von den ihm zur Verfügung gestellten konventionellen, sprachlichen Ausdrücken manifestiert.

Metadaten
Titel
Der Briefwechsel zwischen Nietzsche und seiner Mutter 1850–58 und einige unveröffentlichte Geburtstagsgedichte Nietzsches für seine Mutter. Die verordnete Liebe
verfasst von
Jørgen Kjaer
Copyright-Jahr
1990
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-06748-1_3

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